ATV hat geschrieben:
Hier gibts ein Foto nicht von mir:
Danke für das Bild. War doch sicher nicht die einzige Anlage mit einer solchen Kabine!?
Aber erstmal weiter im Text. Dass ich in kurzer Zeit gleich 2x nach Braunwald kommen würde, hatte ich mir vorher auch nicht gedacht. Aber es ist a) einfach wirklich schön dort oben und b) kann man hier für günstige 36 CHF den ganzen Tag einen Seitwärtssessel fahren. Für Schweizer Verhältnisse ist das geradezu ein Schnäppchen.
Das erste Mal war ich vor ein paar Wochen dort, als zweites Ziel einer kleinen Tagestour. Die endete dann zwar im Krankenhaus, konnte mich nicht davon abhalten, zusammen mit der Regierung ein weiteres Mal in Braunwald vorbeizuschauen. Eigentlich hatte ich das Gebiet wegen der Streiff-GUB auf der Liste und dabei die moderne Kombibahn Gumen irgendwie übersehen. Dabei gehört diese, modern hin oder her, für mich mit zu einer der wirklich schönen Sommerbahnen in der Schweiz (bei meinem noch äußerst beschränkten eidgenössischen Horizont - und das trotz aktiver Hilfe durch ATV).
Eigentlich sind es 40,80 CHF für Linthal-Gumen retour (einmalig!), aber mit einer Tageskarte für fast 5 CHF weniger kann man die Bahnen so oft fahren wie man möchte. Dazu ist man hier so ehrlich und verkauft ungefragt die Tageskarte, selbst wenn der naive Deutsche noch mehr Geld ausgeben möchte.
Steil geht es mit der Standseilbahn nach oben, danach folgt ein zehnminütiger Fußmarsch durch das autofreie Dorf, bis nach einem kurzen Waldstück bereits die ersten Seile in Sichtweite kommen. Die kurze erste Sektion der GUB ist nach zwei oder drei Jahren diesen Sommer nicht in Betrieb und auch nicht wirklich notwendig.
Irgendwie wirkt die wuchtige GUB von Streiff, die 1990 eine Giovanola 2-EUB mit roten Kabinen (beim Schreiben fällt mir auf: die alte Gondel an der Talstation Haldigrat war doch aus Braunwald, oder nicht?!) auf verlängerter Trasse ersetzte, hier ein wenig deplatziert. Dieses Wochenende sollte ich dann auch erfahren, warum diese Bahn so eine seltsame Trassierung hat. Ich ließ die gelbe Wuchtbrumme für den Moment links liegen und steuerte auf die Gumenbahn zu. Hier ist die Veränderung noch tragischer, denn es hat vor etwas mehr als 10 Jahren eine VR101 erwischt.
Aber man hat aus dem Verlust wohl das Beste gemacht und der Nachfolgeanlage immerhin auch wieder Seitwärtssessel spendiert, damit man ein solches Alpenkitschpanorama perfekt genießen kann (wäre da nicht der Baukran
):
Die Rundumsicht hat das volle Klischee zu bieten: Berge, Gletscher (oder deren Reste), Kühe, Bäche, Wasserfälle, etc.
Nach einiger Zeit und letzten Fundamentresten verläuft die Trasse im Wald und steigt steil an. Auf der anderen Seite ist die Bergstation der zweiten GUB-Sektion zu sehen, inklusive Streiff-DSB und SL sowie einer verdächtigen Begradigung im Boden, die jedoch nur zu einem Seillift gehört.
Von weiter oben kann man nun die wirklich schöne Aussicht genießen, nur warten hier ohne weitere Anstrengungen nicht die großen Gipfelpanoramen.
Auf der anderen Seite der Bergstation steht noch ein älterer Skilift, der jedoch leider seit einigen Jahren nicht mehr in Betrieb ist. Die Modernisierung (u.a. Seilfänger/überwachung?) wäre zu teuer geworden und der Lift damit stillgelegt. Sehr schade, es sah nach einem schönen knackigen Skihang aus (der lt. dem Liftler sogar oft in der Sonne lag, wenn weiter unten der Nebel festhing).
Nach einer heißen Ovo auf der Gumenhütte ging es zurück in Richtung Braunwald.
Im unteren Teil sind im Wald gegenüber Fundamentreste zu sehen, auch die ehem. Talstation steht noch (wenn auch komplett umgebaut). Angeblich stand hier früher der Skilift vom Gumen, welcher auch gleichzeitig einer der ersten Lifte hier oben war (neben dem Funischlitten).
Die Talfahrt hat noch einen weiteren Vorteil: das Wasserfallpanorama.
Ein weiteres Mal Alpenkitsch, aber in schwarz-weiß:
Dazu etwas Alpenkunst:
Nun also weiter mit der wuchtigen GUB, die man so richtig schön an den Hang gezimmert hat. Die Liftlerin beim zweiten Besuch wusste ganz gut Bescheid und klärte mich auf, dass der Hotelier neben der, wenn man so will, Mittelstation der GUB, für die Trassierung verantwortlich sei. Ursprünglich wollte man die Bahn in einer Sektion bauen, aber der Hotelier ist auch gleichzeitiger Grundbesitzer und wollte dem Bau nur zustimmen, wenn die Bahn für vermeintlichen Umsatz in seiner Herberge sorgen würde. Im Nachhinein stellen sich mir zwei Fragen: wäre es wieder eine EUB geworden, hätte man die Trasse direkt gebaut, und gehört dem Hotelier das halbe Dorf - eine gerade Trasse hätte nicht an seinem Hotel vorbeigeführt?
Ich bekam auch noch die Info, dass es früher etwas unterhalb einen weiteren Skilift gab, dessen Bergstation in etwa bei dem Haus endete, das hier links oberhalb der Stütze zu sehen ist. Von dort musste man immer noch ein paar Meter zur damaligen Talstation der Bahn aufsteigen. Überreste sind leider keine mehr zu sehen.
Nun ist die Frage: Niederhorn auch mal mitnehmen, um dort das vermutlich noch schönere Panorama zu genießen? Ansonsten gebe ich mich für den Moment auch hiermit zufrieden:
Neben einem eher gewöhnungsbedürftigen SB-Betrieb, kann man an der Bergstation noch zwei weitere Anlagen von Streiff mit ihren doch recht markanten Stützen begutachten.
Ich hoffe, dass das Gebiet im Winter einen ähnlich guten Eindruck hinterlässt...
FF