Vergangenes Wochenende ging es wieder in die (Ost-)Schweiz, bei dieser Tour suchte ich mir zu Chur passende Ziele, wo ich die alte VR102 fahren und mir das Skigebiet anschauen wollte. Um wenigstens noch eine Sesselbahn fahren zu können, entschied ich mich für einen Stopp an der gefühlt recht modernen Streiff-DSB am Kerenzerberg (war mir nicht bewusst, dass es noch eine Streiff-Sesselbahn mit Sommerbetrieb gibt).
Am Mittag waren inneralpin Schauer und Gewitter vorhergesagt, die sich dann im Laufe des Nachmittags ins Flachland ausbreiten sollten. Also brauchte ich weitere vormittagstaugliche Optionen. Ich entschied mich für eine Frühstücksfahrt mit der Standard-PB in Ennenda von Inauen-Schätti, wo man vor 9 Uhr keinen Zuschlag für Einzelfahrten verlangte. Auf dem Weg nach Chur wollte ich dann noch die Aelplibahn in Malans mitnehmen, die schon mit ihren Zahlen (knapp 3,5 km Länge mit fast 1.200 Hm) zu beeindrucken weiß. Ob sich dann am Nachmittag noch eine weitere Fahrt ausgehen würde, wollte ich spontan entscheiden.
Um kurz nach Acht stand ich an der Talstation in Ennenda, eigentlich viel zu früh für einen gemütlichen Sommertag. Der sehr nette Liftler war wohl froh, endlich Kundschaft zu bekommen, denn bisher war nicht allzu viel los.
Blick auf die Trasse, schöner Bodenabstand
Wird auch diese Bahn als Kompaktseilbahn geführt?
Schöne Aussichten
Blick ins Glanerland. Hatte überlegt, im Anschluss noch zum Schlattberg (
http://genossenschaft-schlattberg.ch/images/schlattberg1980.jpg) zu fahren, aber dort ist nach dem Umbau damals nichts mehr vom ehem. ESL vorhanden.
Die Trasse ist durch den hohen Bodenabstand durchaus interessant
An der Bergstation erwartete mich ein Hüttenwart und lud die Gondel mit den Kehricht der vergangengen Tage voll. Es erschien ihm etwas komisch, dass ich nicht noch ein wenig wandern wollte und nur für eine Fahrt mit der Bahn hier war. Ich versprach ihm am Ende, irgendwann auf seiner Hütte vorbeizuschauen.
Mit dem Heuseil unten wäre die Talfahrt sicher noch spannender gewesen
Auf der Talfahrt begleitete mich der Hüttenwart, der früher für Garaventa Seilbahnen gebaut hat und wir redeten noch ein wenig über die Lifte. Für Streiff und die GUB hatte er nicht viel übrig, da sei doch alles Käse. Aber auch das IS jetzt überall diese „Standardbahnen“ hinstellt, fand er nicht ganz so gut.
Am Kerenzerberg war auch kaum etwas los, der kostenlose Parkplatz noch fast leer. Die Liftler waren mit dem Hochdruckreiniger zugange, Hektik würde heute keine mehr aufkommen.
Bis zur Mittelstation geht es gemütlich dahin. Interessant auch, dass Streiff die Bahn regelrecht mit Schildern tapeziert hat (links unten, hinter der Hütte, etc.).
In der Ferne taucht der Skilift auf. Auch irgendwie seltsam, wenn man 1963 zwei Anlagen von Müller errichten lässt und dann nur drei Jahre später einen, wenn nicht sogar den ersten Streiff-SL baut.
Oberhalb der Bergstation konnte Müller noch eine weitere DSB realisieren, die allerdings mittlerweile abgebaut wurde. Trasse, Fundamente und die Talstation sind hier unten noch zu sehen.
Antrieb des Streiff-SL, dahinter die ehem. Piste des oberen Skilifts
Macht knapp 80 Höhenmeter, also nicht der Rede wert. Was hat eigentlich zur Einstellung der anderen beiden Anlagen geführt?
Hier startete früher der zweite Skilift von Müller.
Blick zurück zur LSAP-Talstation, der Bergstation und dem Übungslift
Der Skilift war schön steil und die Trasse wohl kaum ins Gelände gezwungen, schade drum
Zusammen mit der Talstation der DSB
Ich musste langsam los, da ich für 11 Uhr einen Platz bei der Aelplibahn reserviert hatte (was heute möglicherweise nicht notwendig war), aber der Liftler hatte sich zu einem Schnack mit der Familie auf eine nahegelegenes Grundstück verabschiedet. Ich wartete einige Minuten und wurde dabei gesehen, doch irgendwann wurde es mir zu blöd und ich nahm den nächsten Sessel ins Tal. Gab natürlich an der Talstation eine Ansage, aber das war mir dann egal.
Also weiter nach Malans. Auch hier war der Parkplatz relativ leer, im Reservierungsbuch nur am Morgen und am Abend einige Fahrten eingetragen. Auch hier war man wieder sehr freundlich. Drei ältere Herren kümmerten sich darum, dass man eine gute Zeit hatte (und waren mit dem Kreditkartenterminal mehr als beschäftigt). Den Fahrplan nahm man heute nicht ganz so genau, ich konnte direkt losfahren.
Die erste der alten Oehler?-Stützen steht mitten auf dem Parkplatz, das macht schon etwas her
Es zog schon zu, aber in Chur soll es noch sonnig bleiben
Auch hier ein netter Bodenabstand sowie ein Blick auf den (kleinen) Wasserfall. Die Fahrt dauert übrigens knapp 14 Minuten, wodurch die Bahn ganze 32 Personen pro Stunde und Richtung befördern kann. Daher sind am Wochenende Reservierungen normalerweise unabdingbar.
Weiter oben folgt eine ganze Reihe kleinerer Stützen, insgesamt sind es derer 13
Einen Nachteil hat die Bahn: durch die verbundenen Kabinen fühlt sich die Stützenüberfahrt immer etwas holprig an.
Noch hielt das Wetter - hier mit Blick auf die Portalstütze vor der Bergstation
Zeit für einen kleinen Snack... eine gute Bündner Gerstensuppe mit Brot, danach einen Rüeblikuchen.
Eigentlich wollte ich eine halbe Stunde später wieder ins Tal, doch der Liftler ratschte mit den Damen einer Reisegruppe und so verpassten wir die Abfahrt. So überbrückte ich die Zeit halt mit einer warmen Ovo.
Eine gute halbe Stunde später stand ich an der Talstation in Chur. Auch hier war das Parkieren beim Kauf eines Fahrscheins umsonst, man musste nur das Kennzeichen an der Kasse angeben. Wäre schön, wenn sich das mehr und mehr durchsetzen würde. Dafür fuhr man hier wieder stur nach Fahrplan, auch als schon nach 10 statt der 20 Minuten die Kabine voll war (größtenteils mit MTB, die Trails kommen gut an).
Ich saß eng grepresst an die Scheibe und konnte gerade so fotografieren, aber so eine Auffahrt direkt aus der Stadt hat was. Es ging direkt weiter in der EUB, jedoch saß ich wieder am Rand, während drei Mitfahrer auf dem Handy eine Hochzeit verfolgten.
Die dritte Sektion war heute nicht in Betrieb, zwei der Kollegen von eben nutzten aber den Schatten, um die Hochzeit weiter zu verfolgen. Im Winter würde man die Tschu-Tschu wohl kaum öfter am Tag nutzen, oder?
Links der stillgelegten Rückbringer-Skilift, am Ende des Weges geht es dann mit der vierten Sektion, einem Skilift, weiter
Macht nur knapp 100 Höhenmeter
Links unten ein Fundament mit einem Stützenrest, was dort wohl mal stand? Vielleicht die Halterung für den Notknopf?
Trotz der drohenden Gewitter bin ich noch schnell bis fast zur Talstation des Skilifts. Irgendwie sieht das hier alles nicht sehr überzeugend aus. Also wenigstens noch die VR102 in Ruhe anschauen.
Das Wetter hielt bis zum Ende, es tröpfelte nur leicht. Wenn auch etwas viel Fahrerei, aber die Bahnen waren durchaus interessant. Zur Selunbahn geht es dann einfach beim nächsten Mal.