Mainstream Retro Tour 2009 Teil 4: Via Lattea – Sestriere, Sansicario & Sauze D`Oulx (I) 22.03.2009
Der Vormittag Mein heutiges Ziel, am letzten Tag der Mainstrem Retro Tour, war die Via Lattea, westlich von Turin im Piemont und im angrenzenden Frankreich gelegen. Ein würdiger Abschluss für meine kleine Tour, da dieses Skigebiet mit über 400km Pisten und fast 100 Liften sicher als großes Mainstream Skigebiet durchgeht, andererseits aber auch noch viele alte Retro-Anlagen zu bieten haben sollte.
Die Via Lattea, in der 2006 viele olympische Wettbewerbe im Rahmen von Olympia 2006 in Turin stattfanden, besteht im Wesentlichen aus den folgenden 7 Orten und den dazugehörigen Skigebieten: Sestriere, Sauze D`Oulx, Sansicario, Cesana, Claviere, Montgenevre und Pragelato.
Sestriere, der auf 2035 Meter Seehöhe gelegene Hauptort der Via Lattea wurde Anfang der 1930er Jahre von Fiat Eigner Giovanni Agnelli durch den Bau von 2 Hotels und 2 PBs gegründet. Heute ist Sestriere der größte und zentralste Ort im Via Lattea Verbund. Das Ortsbild von Sestriere wird vor allem durch die runden Hoteltürme dominiert, die früher sogar mit den Stationen der heute nicht mehr existenten aber früher wichtigen PBs verbunden waren. Das Skigebiet von Sestriere wird vor allem durch den Monte Banchetta/Motta (2823m) und den Monte Sises (2658m) im Süden geprägt, jeweils die durch steile Schlepplifte erschlossen werden. Im Norden dominitert der Monte Fraiteve (2701m), über den die Verbindung nach Sauze D`Oulx und Sansicario verläuft, die Landschaft.
Sauze D`Oulx (1509m) ist der von Turin aus am einfachsten erreichbare Punkt der Via Lattea. Der Ort liegt im Nordosten der Via Lattea unweit der Autobahn A32 (Turin - Bardonecchia) und erschließt vor allem nord- und westseitige Hänge zwischen 1400 und 2700 Metern - oben weitläufige baumfreie Hänge, weiter unten durchsetzt mit lichtem Lärchenwald.
Sansicario (1700m) liegt südwestlich von Sestriere und westlich von Sauze D`Oulx und ist über den Monte Fraiteve mit den anderen beiden Teilgebieten verbunden. Das Skigebiet von Sansicario bietet vor allem West- und Nordhänge mit eher gleichmäßigem Gefälle. Sansicario dient auch als Durchgangsort, wenn man per Ski/Board von Sestriere Richtung Montgenevre oder zurück fahren will.
Cesana ist der tiefst gelegene Punkt der Via Lattea (1360m) und dient als reine Durchgangsstation zwischen Sansicario im Osten und Claviere im Westen.
Claviere auf 1760m gelegen, bildet mit Montgenevre zusammen den westlichen Teil der Via Lattea und wird im Norden von dem 3126m hohen Mont Chaberton dominiert. Auch wenn der Name es anders suggeriert, gehört Claviere noch zu Italien. Das Skigebiet von Claviere liegt vor allem im Bereich der Monti della Luna südlich von Claviere und bietet abwechslungsreiche Hänge aller Schwierigkeitsgrade in alle Himmelsrichtungen.
Montgenevre, mit 1854m auf der Col de Montgenevre Passhöhe gelegen, ist der westlichste und einzige französische Ort der Via Lattea. Sein Skigebiet unterteilt sich im Wesentlichen in den nördlichen Chalvet Bereich, der sehr sonnige vor allem südseitige aber auch einige westseitige und ostseitige ausgerichtete Pisten bietet, und den sehr vielseitigen südlichen Le Chenaillet Bereich. Sowohl über den nördlichen als auch den südlichen Montgenevre Sektor gibt es Verbindungen nach Claviere. Montgenevre bietet die vielfältigsten und von der Umgebung her interessantesten Off-Piste Möglichkeiten den ganzen Via Lattea.
Seit 2006 ist auch
Pragelato durch eine PB mit Sestriere und somit der Via Lattea verbunden. Obwohl Pragelato ein eigenes, wenn auch bereits teilweise stillgelegtes Skigebiet hat, hat man diesen Ort als bislang letzten in den Skigebietsverbund mit aufgenommen. Die PB ist allerdings eine reine Verbindungsbahn. Eine Piste vom Sestriere Sektor zurück in den östlichsten Via Lattea Ort gibt es bislang (noch) nicht.
Link zum Pistenplan der Via Lattea:
http://www.vialattea.it/get/16/117/cartina%20EDITUR%20al%2028_09_09.pdf Bei der Auffahrt von Cesana nach Sestriere sieht es nicht nach viel Schnee aus. Die auffälligen Hoteltürme sind das Erste was man von Sestriere sieht.
Da ich noch eine halbe Stunde Zeit habe bis die Lifte aufmachen, beschließe ich noch kurz in Pragelato vorbeizuschauen, das hinter Sestriere wieder im Tal unten liegt. Zu sehen ist die Strecke der Leitner 60PB die 2005 als Neuerschließung während der Olympiavorbereitungen gebaut wurde und als reiner Zubringer von Pragelato nach Sestriere fungiert. Die PB ist die erste PB die nach langer Zeit ohne PBs in der Via Lattea wieder gebaut wurde. Früher gab es hier mal mindestens 5 PBs.
Aufgrund der schattigen Lage der PB Strecke und des ansprechenden Gefälles könnte man hier sicher auch eine Piste bauen, allerdings müsste man dazu eine Schneise in den Wald holzen.
Was die PB langfristig für einen Zweck erfüllen soll, ist mit noch unklar. Entweder mal will die Gäste von Pragelato nach Sestriere holen, wenn das Gebiet in Pragelato wegen „vita tecnica“ in ein paar Jahren komplett geschlossen ist und kein Geld für neue Liftanlagen vorhanden ist, oder man integriert Pragelato mittelfristig in den Via Lattea Verbund und baut auch dort wieder neue Liftanlagen.
Aufgrund der momentanen Stillegungsmaßnahmen in der Via Lattea ist ersteres leider wahrscheinlicher.
Die erste Fahrt der PB an diesem Morgen. Nachdem die Bahn in der Saison 2007/08 einen schweren Unfall hatte, bei dem die Kabinen mit recht hoher Geschwindigkeit in die Stationen gekracht sind, hat man die Bahn wieder instandgesetzt und die weißen Kabinen gegen rote Kabinen ausgetaucht.
Ca. 150m von der PB Talstation entfernt startet diese seltene, alte 2SB von Piemont Funivie.
Ich habe mir noch überlegt, ob ich nicht auch noch kurz hier am Vormittag in Pragelato fahren soll, dies aber dann wieder verworfen, da die Zeit für eine Ausflug nach Montgenevre am Nachmittag dann nicht mehr gereicht hätte.
Talstation im Detail
Nach diesem kurzen Stop in Pragelato ging es wieder zurück nach Sestriere, wo ich mit der 4KSB Nouva Nube von Agudio POMA im Ortsteil Borgata Richtung Monte Motta starte. Im Hintergrund sieht man die 6EUB die in 2 Sektionen zum Col Basset führt und leider diesen Sommer ersatzlos stillgelegt wurde.
Etwa auf der Hälfte der Strecke der 4KSB wird diese vom SL Nube gekreuzt. Dieser Marchisio Lift, der unten eine extrem steile Lifttrasse hat, war an diesem Sonntag nicht in Betrieb. Vermutlich dürfte er nur noch sehr selten, wenn überhaupt noch als Entlastung der 4KSB in Betrieb sein.
4294
Blick nach Osten mit dem Skigebiet von Pragelato im Hintergrund. Links sieht man (leider etwas unscharf) die letzte Stütze und die Bergstation der Verbindungs-PB von Pragelato. Die 4SB Anfiteatro in der Mitte stellt die Verbindung zum Skigebiet nach Sestriere sicher. Hinter der 4SB steht noch ein sehr alter Marchisio SL (mit den dicken Stützen). Laut Pistenplan ist auch dieser Lift nur noch bei Bedarf in Betrieb. Schade eigentlich, erschließt er doch auf der Ostseite eine schwarze steile Piste, die man mit der Sesselbahn nicht erreicht.
Schön in die Landschaft integrierter Speicherteich unterhalb der 4KSB Nouva Nube.
Blick auf Sestriere und schön trassierte dem natürlichen Gelände folgende Piste im Vordergrund
Blick zum Monte Sises der früher durch eine PB, heute durch einen Schlepplift erschlossen wird.
Kurz vor der Bergstation der Nouva Nube 4KSB. Rechts ist die Bergstation der stillgelegten PB zu sehen, die früher von Sestriere hier herauf führte. Das Gebäude wird heute als Restaurant und Hotel genutzt.
Bergstation der POMA Agudio Bahn
Dann geht es weiter zum SL Motta der schon 1959 gebaut wurde, mittlerweile jedoch eine neue Talstation und Antrieb bekommen hat.
Die Schneisen im Hintergrund gehören zu den Hängen westlich von Cesana, die Schneeschüssel darüber ist der Übergang von Claviere nach Montegenevre. Die Bergkette im Hintergrund gehört zu den Serre Chevalier. Rechts hinten der hohe Berg ist die La Meije oberhalb von La Grave.
Marchisio Schlepplift La Motta mit kompletter Strecke. Dieser Lift verkörpert genau das, was in vielen italienischen Skigebieten in den letzten Jahren zunehmend verschwunden ist. Die Erschließung eines vom Hauptskigebiet abgelegenen Gipfels mit einfachen Mitteln ohne viel Schnickschnack und der dabei ein grandioses Panorama und tolle Abfahrten erschließt.
Nach oben wird er Lift immer steiler. Interessant auch die Gehänge die noch Stahlseilen haben.
Lift und Strecke von oben. Die Kombination aus abgelegenem altem stylischen Gipfellift mit den steilen anspruchsvollen Pisten ist genial.
Bergstation dieses schönen Marchisio Lifts. Der Lift erschließt zwei Pisten: Die rechts vom Lift (von oben gesehen) verlaufende steile Weltcup- und Olympia-Herrenabfahrtspiste und die noch steilere links vom Lift verlaufende Piste die ich zuerst fahren will. Die linke Piste ist sehr griffig, der Schnee hart, lässt sich aber hervorragend fahren.
Nach dieser tollen Abfahrt ist klar, dass ich den Lift noch mal fahren muss und auch die Weltcup/Olympia Piste testen muss. Auch diese anspruchsvolle Abfahrt ist heute sehr hart und griffig präpariert und macht auch, wie schon die erste Piste, mächtig Spaß.
Dann komm ich nochmal an der alten PB Bergstation vorbei, dieses mal allerdings auf der anderen Seite. Davor ist die zweite 4KSB die den Monte Motta von Sestriere aus erschließt zu sehen.
Weiter geht’s Richtung Sestriere vorbei an der Bergstation eines stillgelegten Liftes (war vermutlich eine Sesselbahn). Darüber ist der Monte Motta Schlepplift zu sehen. Die Eisenmasten hinter dem Gebäude dienen dazu die Strecke bei Weltcup Rennen mit Netzen zu sichern. Die Weltcup/Olympia Herren Abfahrtspiste startet links oben am Motta Lift.
Etwas unterhalb der stillgelegten Sesselliftbergstation steht dann diese Talstation eines Marchisio Schleppliftes mit runden dicken Stützen. Da ich vom Monte Fraiteve später gesehen habe, dass die Station genau in der Linie der Liftspur des Motta Schlepplifts stand, vermute ich, dass dies die ursprüngliche Talstation des Motta Lifts von 1959 war. Später als die 4KSB weiter hoch gebaut wurde als die alte stillgelegte Sesselbahn, hat man den Motta Lift wohl verkürzt und die neue Talstation weiter oben neu gebaut.
Erster Blick auf den Monte Sises Sektor. Deutlich zu sehen ist rechts die Mittelstation der stillgelegten PB und links auf dem Berg die dazugehörige Bergstation. Heute wird der Berg nurmehr von einem steilen Kurvenschlepplift erschlossen der am Grat entlang geht.
Breite, stark modellierte Abfahrt nach Sestriere. Allerdings gibt es in der der ganzen Via Lattea für ein Skigebiet dieser Größe vergleichsweise wenige großflächig eingeebnete und modellierte Pisten dieser Art. Mir fällt nur eine weitere ähnliche stark modellierte Piste in der Via Lattea in Montgenevre ein. Sonst sind die Pisten wenn überhaupt nur maßvoll modelliert.
Zwischen der Piste und dem Ort ist der Verbindungsbereich zwischen dem Motta und dem Sises Sektor zu sehen der durch ein 4KSB und eine 4SB erschlossen wird. Die 4KSB ist laut Pistenplan immer in Betrieb die 4SB nur bei Bedarf (vor allem am Wochenende und in den Ferienzeiten).
Wieder eine LSAP Talstation mit Trasse zwischen Motta und Sises Sektor. In diesem Bereich gibt es heute keinen Lift mehr. Allerdings machen das Gebäude und vor allem das Dach noch einen sehr neuen Eindruck. Bin etwas ratlos was das mal war. Im Hintergrund am Berg oben wieder die Ruine der Monte Sises PB Bergstation. Hier will ich nun als nächstes hinfahren.
Weiter geht es mit der 4KSB Trebials, eine der zwei Verbindungsbahnen zwischen Motta und Sises Sektor. Nett ist auch die inoffizielle schmale Buckelpiste die unter der Bahn durch den Lärchenwald führt.
Waren die Pisten und Lifte bisher recht leer, erwartet mich nun direkt oberhalb von Sestriere ein Gewusel aus Skischulgruppen und anderen Skifahrern auf einem unendlich breiten Hang durchzogen von Liften, Flutlichtmasten, Schneilanzen etc. An diesem Hang finden übrigens die Weltcup Slalom (Nacht-) Rennen statt und auch bei Olympia wurde hier um Medaillen gefahren. Hinter Sestriere ist gut die eckig in den Hang hinein geholzte Talabfahrt vom Monte Fraiteve nach Sestriere zu erkennen die mitten im Dorf endet. Die Piste war zwischenzeitlich einige Jahre aus dem Pistenplan verschwunden und sieht auch schon ein wenig zugewachsen aus.
Dieser Bereich hat mir im ganzen Skigebiet am wenigsten gefallen, weil alles ziemlich verbaut war und zu viele Leute auf der Piste waren. Andererseits muss man wiederum auch sagen, dass sich fast alle Anfänger und Skischulgruppen hier ausgetobt haben und die anderen Pisten recht leer waren und vor allem keine überforderten Anfänger auf den anspruchsvollen Pisten anzutreffen waren. Das steht ganz klar im Gegensatz zu Österreich wo alle Anfänger am zweiten Tag denken sie kämen überall runter und aufgrund der oft alles erschließenden KSBs und EUBs auch überall hoch kommen. Hier ist es ein wenig anders. An vielen anspruchsvollen Pisten findet die Selektion schon über die steilen Schlepplifte statt.
Weiter geht es mit einer weiteren Agudio POMA 4KSB auf den Monte Sises. Interessante Station…
Daten der Bahn mit seltener Herstellerangabe
Blick aus der 4KSB Cit Roc auf den verbauten zentralen Bereich südlich von Sestriere. Dahinter der Monte Motta mit seinen genialen Abfahrten. Aus dieser Perspektive kann man ansatzweise ahnen wie steil die Pisten wirklich sind. Die rechte Piste ist noch ein wenig steiler als die linke Weltcup-Piste.
Im oberen Streckenteil kreuzt die 4KSB Cit Roc die 4SB Garnel. Dahinter der Monte Sises mit dem Kurvenlift und der dazugehörigen schwarzen Piste.
Im Leitner Kurverschlepper Monte Sises. Die Fangnetze links sollen den Schnee zusammenhalten der hier oft vom Wind weggeweht wird. Links oben die Ruine der einspurigen stillgelegten PB.
Zwei Kurven direkt nacheinander. Der Lift ist übrigens nur in den Weihnachts- und Osterferien und an Wochenenden außerhalb dieser Zeiten im Betrieb. Am Anfang der Saison ist der Lift zudem häufig wegen Schneemangel nicht in Betrieb.
An der Bergstation mit Blick nach Südwesten. Hier gäbe es noch viele Hänge die man erschließen könnte…
Direkt neben der Bergstation steht dieses Monument der Seilbahngeschichte. Ich find es genial das diese Ruine hier noch steht und die gelbe Bemalung hat sooo viel Style.
Ruine von schräg unten. Vermutlich war früher oben in der Station ein Panoramarestaurant drin.
Dann fahre ich die steile Piste neben dem Schlepper Richtung Tal hinunter und genieße dabei den genialen Blick von oben auf Sestriere. Leider habe ich keine Zeit für eine Wiederholungsfahrt.
Kurvenstützen und Sestriere im Hintergrund
Die Mittelstation der Monte Sises PB dient heute als Bar und Restaurant.
Nach einer weiteren Abfahrt endet meine Monte Sises Erkundung am westlichen Ende von Sestriere. Im Vordergrund ist die 4SB Garnel zurück Richtung Monte Sises zu sehen, dahinter die 2005 für Olympia gebaute 8EUB Sestriere-Fraiteve auf den Monte Fraiteve, mit der ich nun in den Sansicario/Sauze D`Oulx Sektor wechseln will.
Direkt neben der Bahn ein Teil des olympischen Dorfes und das Pressezentrum von 2006, dahinter einer der typischen Sestriere Hoteltürme. Die Gebäude des olympischen Dorfes sind alte Bauten die man für Olympia renoviert und neu angestrichen hat. Allerdings mit einer schlechten Farbe die jetzt schon wieder abblättert und das olympische Dorf schon nach wenigen Jahren sehr heruntergekommen aussehen lässt.
Noch mal ein Blick zurück auf den Monte Sises (rechts) und den Monte Motta (links). Auf diesem Bild kann man am besten sehen wie steil die oberen Abfahrten sind.
Oberer Streckenteil der ersten Sektion der Sestriere-Fraiteve EUB. Dahinter ist die 2. Sektion auf den Monte Fraiteve zu sehen. Der Berg wurde früher durch eine PB von der Ortsmitte von Sestriere aus erschlossen. Nach deren Stilllegung gab es lange Jahre keine Liftverbindung mehr auf dieser Achse, bis man 2005 die EUB errichtete.
Sektion 2 der Sestriere-Fraiteve EUB und alte PB Bergstation am Monte Fraiteve die noch komplett erhalten ist.
Dann entscheide ich mich zunächst ein Stück weit Richtung Sansicario abzufahren. Auf breiten, baumlosen, vollbeschneiten Pisten geht es Richtung Westen. Allerdings fahre ich aus Zeitgründen nicht bis nach Sansicario ab, sondern kehre mit dem ersten Lift wieder zum Monte Fraiteve zurück. Die Liftverbindung nach Claviere und Montegnevre würde hier über Sansicario und Cesana weiterführen.
Der Rückbringer zum Monte Fraiteve ist dieser noch relativ neue gedoppelte CCM Schlepper von 2004 der eine der Hauptverbindungen im Schigebiet darstellt. Wenn nicht gerade Ferien oder Wochenende ist läuft meist nur einer der Schlepper. Je nach Bedarf wird auch der Zweite in Betrieb genommen.
Oberer Streckenteil der Doppelschlepper Fraiteve 1&2 mit Monte Fraiteve im Hintergrund.
Komischerweise hat man sowohl den Schlepplift als auch die EUB nicht bis ganz nach oben auf den Berg gebaut (vermutlich weil da noch die alte PB Bergstation steht), so dass man, wenn man nach Sauze D`Oulx wechseln will noch ein Förderband für die letzten 15 Hm nutzen muss.
Hinten runter entscheide ich mich für eine unpräparierte steile schwarze Piste die toll trassiert Richtung Sauze D`Oulx führt. Weiter unten mündet sie in die flacher und breiter auslaufende Piste am Kurvenschlepper Rio Nero Sansicario. Dieser Lift diente bisher als einziger direkter Rückbringer von D`Oulx nach Sansicario und führte über einen nördlich dem Monte Fraiteve vorgelagerten Bergkamm.
Selten habe ich einen so verwinkelten Schlepplift gesehen, der fast im Kreis verläuft. Im Vordergrund ist das nach links verlaufende Seil kurz nach der Talstation zusehen, links hinten geht das Seil nach 3 Kurven wieder in die andere Richtung, bevor es mittig wieder geradeaus von der Bergstation zur Talstation zurückgeführt wird.
Schlepplift Rio Nero Sauze mit Kurve 1, 2, und 3. Der Lift wird nach jeder Kurve steiler und ist im letzten Abschnitt extrem steil. Zu sehen ist auch die tolle schwarze Piste in der leichten Mulde, die ich gerade von Monte Fraiteve herunter gefahren bin.
Kurvenschlepper im oberen Bereich. Die Schneeschüssel im Bildmitte und der bewaldete Teil im Hintergrund bilden den oberen Teil des Sauze D`Oulx Gebietes. Der Ort selber liegt links im Tal. Ganz hinten in dem bewaldeten Teil liegen die 4 Lifte (eine 3SB und 3 SL) die zur Saison 2008/09 stillgelegt wurden.
Nach der Abfahrt am Rio Nero Sansicario Schlepplift fahre ich weiter Richtung Osten an der 4SB Basset vorbei zu den zwei parallel verlaufenden Schleppliften Rio Nero Sauze und Chamonier die wieder viel Retro Potential versprachen. Ersterer wurde leider am 02.02.2009 mitten in der Saison wegen „vita tecnica“ stillgelegt, weshalb der Chamonier Lift der noch ca. 300m weiter ins Tal hinunter führt als der Rio Nero Sauze leider ziemlich überlastet war. Die 15 Minuten Wartezweit an diesem Lift waren aber die einzigen nennenswerten Wartezeiten im ganzen Gebiet, und das bei schönstem Wetter an einem Sonntag im März!
Schlepplift Chamonier: Schöne alte, lange Marchisio Anlage die leider diesen Sommer ersetzt wurde.
Weiter oben im Marchisio Schlepper. Rechts daneben die Anlage die schon während der Saison stillgelegt wurde (vermutlich auch ein Marchisio).
Nochmal ein Blick zurück auf den genialen Rio Nero Sansicario Lift der übrigens diesen Sommer durch einen neuen Schlepplift auf ähnlicher Trasse ersetzt wurde. Links oben die Antennen am Monte Fraiteve, rechts darunter die schwarze Abfahrt.
Marchisio Kreuzung: Die 2 Schlepplifte kreuzen den ESL Treceira. Leider wurden alle 3 Lifte diesen Sommer stillgelegt. Der ESL der als Verbindungsbahn ohne eigene Pisten diente wurde ersatzlos gestrichen, die beiden Schlepplifte wurde durch die versetzte 4SB Basset auf der Trasse der Schlepplifte ersetzt.
Bergstation der beiden Schlepplifte. Ist das rechts eine Marchisio Station?
Ganz in der Nähe der Schleppliftbergstationen dann die Bergstation der beiden alten parallelen 2SBs. Direkt daneben befindet sich noch außerhalb des Bildes die ESL Talstation. Der hintere Lift ist auch wieder ein Marchisio, beim vorderen weiß ich es nicht genau. Fünf extrem alte exotische Stationen an einem Ort - das gibt es wohl sonst auch nirgends mehr...
Blick auf das nordwestliche Ende der Via Lattea, das ich leider aus Zeitmangel nicht abfahren konnte. Auf den Hängen im Hintergrund gibt es aktuell noch fünf Lifte über den Hang verstreut die so geschickt trassiert sind, dass man sie im Gelände kaum ausmachen kann. Der ganz linke Teil wurde letztes Jahr leider stillgelegt. Ein Stückchen weiter rechts hinter diesem Berg liegt übrigens das von Starli erforschte Mega LSAP Pian Gelassa:
http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?f=8&t=1843 Ein Stückchen weiter rechts hinter diesem Berg liegt übrigens das von Starli erforschte Mega LSAP Pian Gelassa:
http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?f=8&t=1843 und das noch aktuelle Skigebiet Pian Frais.
Zoom in den stillgelegten Bereich. Zu sehen ist der obere Doppelschlepper, davor ist ein kürzerer etwas quer verlaufener Schlepper der den Anschluss an die noch existierenden Lifte sichergestellt hat zu erahnen. Unter dem Doppelschlepper gab es dann noch eine 3SB aus dem Tal herauf.
Ich fahre nun nach Norden Richtung Sauze D`Oulx ab. Die Pisten hier sind schöne, meist breite, eher leichte Pisten, die oben über baumfreie Hänge, weiter unten teilweise durch verstreute Waldgruppen verlaufen. Dann quere ich die beiden parallelen 2SB Rocco Nere 1&2…
…und wähle die Piste direkt unter den Sesselbahnen.
Dieses Foto hätte so auch schon in den siebziger Jahren gemacht werden können. Die beiden alten Lifte, die Abfahrt zwischen den Stützen und das alte authentische Ristorante… ich find es einfach geil.
Talstationen der parallelen Sesselbahnen.
Da ich aus Zeitgründen nicht noch weiter bis nach Sauze D`Oulx abfahren kann, mache ich auch hier wieder kehrt und entscheide mich für die rechte Marchisio Bahn, mit der ich gemütlich wieder nach oben schwebe.
Wer die alten Bahnen noch fahren will, sollte sich beeilen, da diese vermutlich nicht mehr lange stehen werden und dann vermutlich durch eine 6KSB ersetzt werden.
Einseitige Bergstation der rechten Marchisio Sesselbahn
Hinweisschild an den beiden Sesselbahnen
Weiter geht es mit dem ESL Treceira, der letzte noch verbliebene ESL in der Via Lattea der ursprünglich weiter unten in Sauze D`Oulx gestanden hat. Nachdem die Bahn an ihrem ursprünglichen Standort durch einen anderen Lift ersetzt wurde, wurde der ESL hierher versetzt. Im Zuge der Umgestaltung der Lifte unterhalb des Col Basset und dem Monte Fraiteve wurde auch dieser Lift diesen Sommer leider stillgelegt.
Talstation des Marchisio Lifts, links daneben die Bergstationen der beiden Doppelsesselbahnen.
Der ESL Treceira war eine Verbindungbahn die in beide Richtungen benutzt wurde und in der Mitte der Strecke durch eine kleine Senke verlief. Genutzt wurde die Bahn, um vom Col Basset direkt in den östlichen D`Oulx Sektor (und andersrum) zu kommen, ohne den unter dem ESL liegenden Talkessel und die dort platzierten Lifte benutzen zu müssen. Wirklich nötig war der Lift eigentlich nicht, er hat aber die angesprochenen Lifte entlastet. In den letzten Jahren war der Lift aber nurmehr am Wochenende in Betrieb.
Der ESL hatte im unteren Teil der Strecke eckige Stützen inklusive 3 Portalstützen, ab ca. 2/3 der Strecke wurden die typischen runden Marchisio Stützen verwendet. Vermutlich wurden beim Wiederaufbau Stützen von verschiedenen Liften verwendet.
Sessel mit Kindersitz im Detail
Blick vom ESL in den östlichen Teil des Skigebietes von Pragelato. Links bei den Schneisen fuhr bis vor wenigen Jahren ein ESL der mittlerweile auch stillgelegt ist, rechts oben ist einer der aktuellen Schlepper zu sehen.
Bergstation des ESL
Am Col Basset dann die Bergstation der gleichnamigen 6EUB die von Sestriere die zweite Verbindung in den Sauze D`Oulx Sektor hergestellt hat. Die Anlage ist von Leitner auch wenn die Station ein wenig nach Agudio aussieht. Die Kabinen waren in back to back Anordnung ausgeführt, d. h. jeder Fahrgast hatte optimale Aussicht.
Teil der oberen Sektion der Col Basset EUB. Im Hintergrund der Monte Motta/Banchetta
Vorne die Mittelstation der EUB dahinter der Monte Motta Sektor mit der PB Bergstation, diversen Sesselbahnen und Schleppliften und oben der geniale Motta Gipfellift.
An der Mittelstation ist die Piste zu Ende und ich muss mit der EUB wieder zu meinem Ausgangsort nach Sestriere/Borgata zurückfahren. Nach der Stilllegung der EUB diesen Sommer ist an dieser Stelle wieder eine Talabfahrt nach Sestriere im Pistenplan eingezeichnet die es früher wohl schon einmal gab, deren Verlauf ich aber letzten Winter nicht komplett ausmachen konnte.
Erste Sektion der mittlerweile stillgelegten EUB hinter den Häusern
Um 13:15Uhr beende ich meine Erkundung des östlichen Teils der Via Lattea, um aus Zeitgründen mit dem Auto in den westlichen Teil zu fahren und dort den Nachmittag auf den Pisten von Montgenevre und Claviere zu verbringen.
Was bleibt zur Via Lattea als erstes Zwischenfazit zu sagen?
Geil war´s… und mir hat der Vormittag ausgesprochen gut gefallen!
Eigentlich hatte ich mir vorgestellt, dass die Via Latte ein eher austauschbares italienisches Großskigebiet sei, das, so hoffte ich, noch mit dem ein oder anderen alten Lift punkten kann und durch seine Lage im Piemont viel Südalpenflär zu bieten hat. Diese Erwartungen wurden jedoch weit übertroffen und ich war von dem Skigebiet durchweg begeistert.
Viele Dinge mit denen ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte haben mich positiv überrascht:
Bis auf wenige Ausnahmen an zentralen Stellen nahe der großen Ortschaften, gibt es im ganzen Skigebiet nur mäßige Pistenmodellationen und diese sind in der Regel sinnvoll umgesetzt. Das in den Dolomiten und auch anderen italienischen Skigebieten weit verbreitete Zooskifahren hinter meterhohen Netzen und Absperrungen sucht man hier zum Glück vergebens. Wie vielleicht dem ein oder anderen auf den Bildern aufgefallen ist, gibt es fast keine Pistenbegrenzungen und Netze, und wenn, dann nur an Stellen an denen sie auch wirklich Sinn machen.
Auch die künstliche Beschneiung hält sich in Grenzen und wird vor allem auf wichtigen Verbindungspisten und im Tal rund um die Ortschaften eingesetzt. 130km beschneite Pisten bei 400km Gesamtlänge aller Pisten sprechen ein deutliche Sprache und mögen dem ein oder anderen rückschrittlich erscheinen, bietet aber vor allem auf den abgelegenen nicht beschneiten Pisten besten Naturschnee ohne die beim Kunstschnee oft störenden Eisplatten. Das dies auch mal zu einer Sperrung von Pisten oder zum Ausapern von besonders sonnenexponierten Stellen führen kann (was bei meinem Besuch wegen der guten Schneelage allerdings nirgends vorkam) muss man dann als Gegenleistung aber in Kauf nehmen.
Besonders gut gefallen haben mir die durch Schlepplifte erschlossenen Gipfel am Monte Motta/Banchetta und am Monte Sises sowie der Bereich rund um den Monte Fraiteve, die mit tollen alten Liften, steilen Pisten, tollem Schnee, genial trassierten Abfahrten, geringer Skifahrerfrequenz und immer wieder mit tollem Panorama glänzen konnten. Die wenigen überfüllten Ecken des Skigebietes lagen im Wesentlichen nahe an den Ortschaften in Talnähe und waren immer einfach zu umfahren.
Wer jedoch ein Freund von „perfekten“ Austria- oder Dolomitenskigebieten ist und diesen Standard auch in der Via Lattea erwartet, wird sicher ein wenig enttäuscht sein von Sestriere den angrenzenden Skigebieten, da die in den erstgenannten Skigebieten teils industrialisierte „Perfektion“ in der Via Lattea nicht erreicht wird. Aber gerade das macht für mich den Reiz der Via Lattea aus.
Das piemontesische Großskigebiet lässt sich für mich gut mit dem üblichem Italienklischee (das übrigens heute oft nicht mehr bei italienische Skigebiete gilt) beschreiben: Nicht perfekt aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen in vielen Bereichen genial.
Trotz aller positiven Eindrücke gibt es aber im Bereich der Liftplanung und der Erschließungspolitik der Bergbahnen auch negative Tendenzen zu erkennen. Die spätestens im Vorfeld von Olympia 2006 begonnene Erneuerung vieler Liftanlagen ist mittlerweile weit fortgeschritten und hat bereits viele alte Anlagen ersetzt. Die Modernisierung des Skigebietes bezieht aber mittlerweile leider auch die Stilllegung von Anlagen und ganzen Skigebietsteilen ohne Ersatz mit in ihr Konzept ein. So z. B. der ganz nordöstliche Bereich im Sauze D`Oulx Sektor mit 4 sehr schön am Rande des Skigebietes gelegenen Lifte, die seit der Saison 2008/09 aus Spargründen ersatzlos weggefallen sind.
Diesen Sommer nun gab es eine weitere große Modernisierungs-/Umbaumaßnahme im Sauze Doulx Sektor zwischen Monte Fraiteve und Col Basset, wobei der Col Basset und vor allen das südseitige Gelände Richtung Sestriere durch die Stilllegung der Basset EUB jetzt nurmehr umständlicher zu erreichen ist wie vorher. Insgesamt sind in diesem Bereich 4 Lifte stillgelegt worden, 1 Lift wurde versetzt, 1 Lift auf etwa gleicher Trasse erneuert und 1 Lift ist als Neuerschließung dazugekommen. In Summe bedeutet dies 3 Lifte weniger und damit eine schlechtere Erschließung einzelner Teilbereiche und eine geringere Gesamtkapazität der Anlagen als vorher. Ich hoffe, dass sich diese Trend nicht fortsetzt und es zeitnah wieder einen Ersatz für die Basset EUB geben wird.