Claviere (I) & Montgenvere (F) 27.03.2010Zur Ergänzung zu meinem Bericht von 2009 noch ein paar Bilder von einem weiteren Besuch in Claviere und Montgenevre im März 2010:
Nachdem ich den ganzen Winter meine Pläne zum Skifahren immer wieder verschieben musste, entschloss ich mich Ende März 2010 kurzfristig für ein Wochenende nach Turin zu fliegen, um von dort aus Skifahren zu gehen. Für den Samstag hatte ich mir noch mal den westlichen Teil der Via Lattea ausgesucht, wo es mir im letzten Jahr außerordentlich gut gefallen hat. Zudem lag das Skigebiet auf dem Weg von Turin zu meinem eigentlichen Ziel am Sonntag Pra Loup und Val d`Allos (L`Espace Lumiere) auf das ich durch einen interessanten Bericht von Starli aufmerksam geworden bin.
Am Samstagmorgen ging es dann in Frankfurt los. Der nördliche Teil der Flugstrecke inklusive Alpenhauptkamm lag leider komplett in den Wolken. Auf der Alpensüdseite nahmen die Wolken zunehmend ab. Das erste Skigebiet das man erkennen konnte war Bielmonte.
Blick aus der Poebene nach Westen in die Berge
Nördlicher Teil von Turin mit den Bergen im Hintergrund, die sich unweit der Stadt aus der Poebene erheben
Da der Flughafen nordwestlich von Turin liegt und von Süden her angeflogen wird, umfliegt das Flugzeug Turin zunächst auf westlicher Seite, um dann direkt über die Stadt auf die Landebahn zuzufliegen.
Die großen Fabriken in der Mitte sind Produktionsstätten von Fiat
Ehemaliges Fiat Werk Lingotto mit Teststrecke auf dem Dach, das heute als Kongresszentrum, Hotel und Kino verwendet wird.
Zwischen 1923 und 1982 wurden hier viele Fiat Modelle gebaut. Die erste Probefahrt im Rahmen der Endabnahme wurde immer auf der Teststrecke auf dem Dach absolviert.
Nicht weit davon entfernt steht diese Bahnanlage mit interessantem rundem historischem Lokschuppen
Nach der Landung um 10:00 Uhr ging es dann mit dem Mietwagen weiter Richtung Via Lattea. Das Wetter war zunächst viel besser als angekündigt. Strahlender Sonnenschein ließ die Vorfreude auf einen schönen Skitag immer größer werden. Laut Wetterbericht sollte es erst am Mittag aufklaren und jetzt noch bewölkt sein. Doch es kam dann leider anders. Je weiter ich Richtung Westen fuhr, desto mehr Wolken zogen auf, und noch bevor ich an der Via Lattea ankam, war der Himmel vollständig bewölkt.
Dennoch startete ich gegen Mittag in der Hoffnung, dass das Wetter bald wieder besser werden würde in Claviere ins Skigebiet. Zunächst wollte ich den östlichen mir noch unbekannten Teil von Claviere Richtung Cesana abfahren.
4 SB Col Boeuf
Der erste Lift den ich benutzte war die 4SB La Roche
Im Hintergrund die 4KSB Cime Saurel, einer meiner absoluten Favoriten hier, die leider im Laufe des Nachmittags wegen Schneefall und Lawinengefahr geschlossen wurde.
Schneise eines ehemaligen Schleppliftes zum Pian del Sole, das ehemals von der anderen Seite durch eine alte PB erschlossen wurde. Heute ist der obere Teil leider nicht mehr zu erreichen, nur noch die Piste rechts ist durch eine 4SB von der anderen Seite aus erschlossen.
Weiter ging es mit der noch relativ neuen 4KSB Serra Granet mit Winkelmittelstation
Die toll trassierte Cime Saurel Bahn und rechts der Übergang vom Roche de L´Aigle der oben schon im Nebel liegt
Blick zurück auf den oberen Streckenteil der 4KSB nach der Mittelstation
Abfahrt an der 4SB Bercia von CCM die toll zu fahren war und zu einer kleinen Ansammlung an Häuser führt. Links im Hintergrund die Bergstation der Sagna Longa 4KSB, die am Ende sogar ein Stück bergab führt. Rechts in der Mitte der Start der Talabfahrt. Die 4KSB stellt zusammen mit einer alten 2SB weiter untern die Verbindung nach Cesana sicher und hatte früher 2 schwarze, eine rote und eine blaue Abfahrt zu bieten.
Leider ließ ich mich hinreißen die blaue Abfahrt Richtung Cesana zu fahren, von der ich vorher nicht wusste, dass sie ein ewig langer flacher Serpentinenziehweg ist. Die aufgelassen Schneisen der andern Pisten sind zumeist mit Bändern abgesperrt und werden nicht mehr präpariert. An der einen oder anderen Stelle habe ich dann den Ziehweg über die alten Pisten abgekürzt, was aber auch keine gute Alternative war, da der Schneefall hier unten in Regen übergegangen ist und ich auf dem ungewalzten Schnee stark einsank.
Als ich dann mit der 4SKB wieder rauffuhr und der Regen wieder in Schneefall überging hatte ich ca. eine halbe Stunde für einen dämlichen, ewig langen Ziehweg und eine Liftfahrt verloren.
Blick aus der 4KSB Sagna Longa Richtung Osten. Links der Monte Motta/Banchetta rechts in der Mitte der Monte Sises mit der PB-Ruine. Die Schneise gehört zu einem ehemaligen leider stillgelegten Schlepplift
Old-school Haus im Bereich Sagna Longa
Auffahrt Richtung Colle Bercia mit der CCM 4SB.
Nach der Abfahrt vom Colle Bercia nach Claviere ging es dann mit der 4SB Col Boeuf auf die andere Seite des Pian del Sole, wo neben der Ruine einer PB auch noch ein fast kompletter Holzstützen-Schlepplift steht. Von dort ging es weiter Richtung Montgenevre.
In Montgenevre wählte ich den Telemix Serre Thibaud auf der Chalvet Seite, eine Bahn die ich im Jahr zuvor noch ausgelassen hatte.
Die Kabinen der vor zwei Jahren als Neuerschließung gebauten Bahn werben seit diesem Jahr mit einem neuen Schriftzug: Montgenevre Chaberton 1850 – 3130 m. Ein bisschen arg übertrieben ist das schon (noch), verweist die Höhenmeterangabe doch auf das Projekt der Neuerschließung des Mont Chaberton, die das Skigebiet nochmal deutlich attraktiver machen würde. Ein völlig neuer Berg und zwei, drei Geländekammern würden bis zu einer Höhe von 3130m mit ca. 5 Liften zumeist anspruchsvolle und sehr abgelegene Pisten neu erschließen. Momentan reicht das Skigebiet allerdings nur bis auf 2700 Hm.
Oben angekommen ist die Sicht quasi Null und zu allem Überfluss verirre ich mich auf dem Weg Richtung Chalvet in einen Boarder Cross Parkurs den ich für eine Piste gehalten habe. Die Hindernisse konnte ich dabei praktisch nicht sehen, sondern nur in meinen Beinen spüren, wenn ich wieder über ein Hinderniss drübergefahren bin. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so unkontrolliert auf den Skiern gestanden zu haben wie bei dieser Fahrt mit null Sicht.
Mühsam erreiche ich den Fourneous KSSL der trotz extremen Schneefalls in Betreib ist
Auf 30cm Neuschnee geht es den Berg rauf. Die Liftspur ist nicht mehr zu sehen, da hier wohl schon sehr lange keiner mehr den Lift benutzt hat. Oben dann auf über 2600m immer noch starker Schneefall und null Sicht. Ich wähle die Abfahrt auf der anderen Seite des Berges entlang der DSB.
Erst ab der Mittelstation wird die Sicht etwas besser. Zu sehen ist die Bergstation der 6EUB und dahinter die DSB die die zweite Sektion der Kombibahn ersetzt hat.
Etwas abseits der Mittelstation steht diese Ruine eines KSSL mit schön trassiertem Linienverlauf entlang eines Südhangs, der leider vor 3 Jahren stillgelegt wurde.
Bergstation der Agudio 6EUB
6EUB versteckt im Wald, dahinter der interessant trassierte LSAP-KSSL
Da ich ein ausgesprochener Agudio-Fan bin, noch ein paar Bilder der ältesten noch existierenden Agudio 6EUB mit den charakteristischen Pininfarina Kabinen.
Eingang an der Talstation. Die Stationen wurden von der Vorgängerbahn übernommen
Cabriogondel und Klemme an der Bergstation. Die Kabine wird wohl als Transportgondel verwendet.
Nach einer weiteren Abfahrt an der Agudio-EUB geht es auf die andere Seite des Montgenevre Passes zum L`Aigle und Gondrons Sektor für den ich letztes Jahr leider zu wenig Zeit hatte, der aber ausgesprochen vielversprechend aussah. Nach einer Fahrt mit der Tremplin und der Le Brusset 4SB erreiche ich die lange Rocher de L`Aigle 4SB die normalerweise unzählige Off-Piste Varianten bereithält.
Weiter oben in der 4SB
Oben angekommen, herrschte mal wieder praktisch null Sicht. Die unpräparierte Chamois Piste über die ich eigentlich später nach Claviere zurück wollte, war wegen Lawinengefahr mittlerweile ebenso gesperrt wie das ganze geniale Off-Piste Gelände um die lange 4SB. Also nahm ich die schön trassierte rote Abfahrt neben der SB auf der ich allerdings völlig alleine im Schneetreiben unterwegs war. Unten angekommen ging es mit einer 4SB und dem zweiten neuen Telemix Richtung Gondrans, einer runden Schneeschüssel mit 5 Liften am westlichen Ende des Skigebietes, die ich letztes Jahr auch auslassen musste. Dort angekommen geht’s erst mal mit dem KSSL Querelay der Sonne entgegen… oder ist es schon der Mond?
Nach einer schönen Abfahrt auf der Piste in unberührtem Tiefschnee und etwas besserer Sicht nehme ich die 4KSB Les Gondrans und fahre noch mal nach oben. Die sehenswerte Aussicht nach Westen auf Briancon und die Serre Chevallier blieb mir an diesem Tag leider verwehrt.
Auf dem Rückweg nach Montgenevre komme ich am extrem steilen Kurven-KSSL Crete vorbei, der eine direkte Verbindung in den Rocher de l´Aigle Sektor ermöglicht und eine tolle schwarze Piste mit einigen Off-Piste Möglichkeiten erschließt, an diesem Tag aber wegen erheblicher Lawinengefahr leider geschlossen ist.
Nachdem der Chalmettes Telemix in Montgenevre bereits geschlossen ist, schaffe ich es gerade noch mit den letzten noch fahrenden Liften, einem KSSL und einer 4SB über die Passhöhe Richtung Claviere zu gelangen und erspare mir so einen langen Fußmarsch.
Dort beende ich um 17:00 meinen Skitag
Verglichen mit meinem Besuch ein Jahr zuvor war der heutige Tag aufgrund der schlechten Wetterbedingungen eine Enttäuschung. Gegensätzlicher können die Verhältnisse wohl kaum sein. Dennoch habe ich den Tag genossen, da es einer meiner wenigen Skitage im vergangenen Winter war. Da ich aber wegen des erheblichen Schneefalls und der damit verbundenen Lawinengefahr wieder nicht alle für mich interessanten Pisten und Lifte fahren konnte, werde ich sicher noch mal nach Montgenevre zurückkehren müssen, vor allem wegen den interessanten Pisten und Geländevarianten am Rocher d L`Aigle. Spätestens wenn der Ausbau des neuen Sektors am Mont Chaberton realisiert ist, der ein neues großes, sehr hoch gelegenes und abwechslungsreiches Areal erschließen wird, bin ich wieder da.