Ich klaue diese schöne Idee mit der Widmung nur äußerst ungerne, in diesem Fall aber passt es einfach zu gut:
Für Captain Retro. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!Prolog
Nach zwei Jahren endlich wieder eine Woche am Stück Ski fahren - die Vorfreude war riesig, schienen doch die Voraussetzungen nahezu perfekt zu sein: Die Schneelage hatte sich pünktlich zum Ende der Saison noch einmal stark verbessert, mehrere Westströmungen hatten die offiziellen Werte endlich bis an die Zwei-Meter-Marke getrieben. Nicht übermäßig viel zwar, aber wohl genug um alle Pisten noch fahren zu können. Im Vorfeld hatte sich außerdem auch schon abgezeichnet, daß einige schwarze und damit besonders interessante Abfahrten, die bei meinen Besuchen vor zwei und vor drei Jahren bereits geschlossen waren, in diesem Jahr noch offen sein würden.
Freitag nachmittags staren wir also in Richtung France, sicherheitshalber die Schneeketten griffbereit für das sommerbereifte Wohnmobil, denn es ist für den Abend eine größere Schneefront angekündigt. Und tatsächlich: Kurz vor Lausanne fahren wir in eine stürmische Regenfront, die Temperatur fällt rasant in den Keller und auf der Anhöhe bei Cruseilles zwischen Genf und Annecy liegt auf 800 m Höhe eine geschlossene Schneedecke - zum ersten Mal in acht Jahren hintereinander, die wir bzw. meine Eltern diese Strecke fahren!
Aufgrund der durch Feierabendverkehr bei Genf doch etwas weiter fortgeschrittenen Uhrzeit beschließen wir, an diesem Abend nicht mehr bis ganz hinauf ins Skigebiet zu fahren. Wir wollen noch einkaufen, die Läden haben aber bereits geschlossen, und die unklaren Straßenverhältnisse tun ein übriges. Eine Zwischenübernachtung war ist so oder so vorgesehen, und so findet diese statt auf dem großen Parkplatz eines Appartment-Baus in Les Menuires eben auf einem Parkplatz in Albertville statt - das durchaus einen Besuch wert zu sein scheint, man muss sich nur 100 m von der Durchgangsstraße weg bewegen und schon steht man mitten in einem schmucken französischen Städtchen. Ich habe an diesem Abend allerdings keine Lust mehr, weiter ins Zentrum vorzudringen, es ist kalt und ich bin zu müde, um noch größere nächtliche Erkundungstouren zu unternehmen.
Nach einer Nacht mit mäßigem Schlaf erreichen wir am nächsten Tag gegen 10 Uhr Les Menuires, auf einer freien aber von rund 10 cm Neuschnee gesäumten Straße. Wir wohnen im "Les Valmonts" am oberen Ortsende in Richtung Val Thorens, mit Blick auf das Vallon du Lou und den Bereich Boismint samt Gipfel der Cime de Caron. Einzig die Stromleitung nach Val Thorens, die das Panorama durchschneidet, stört ein bisschen. Das Haus ist relativ neu (Baujahr des Aufzugs ist 1998), und liegt direkt an der Talstation 12-EUB Bruyères, die einen optimalen morgendlichen Einstieg ins Skigebiet ermöglicht.
Zu letzterem ist eigentlich alles geschrieben und gesagt, der Superlativ "Größtes liftmäßig verbundenes Skigebiet der Welt" spricht für sich, die Höhenlage von 1250 m (Le Praz) bis 3240 m ("Sommet des Pistes" unterhalb der Pointe du Bouchet im Sektor Orelle), dazu das einst als Sommerskistation konzipierte Val Thorens, dessen gesamtes Teilgebiet sich nahezu ausschließlich oberhalb von 2000 m befindet und über fünf Kulminationspunkte über 3000 m verfügt. Ein Skigebiet, das nahezu alle Bedürfnisse des Skifahrers erfüllen kann, vom einfachen Hochhaus-Appartment bis zum exklusiven Chalet in Holz und Naturstein, von der hellblauen Anfängerpiste über die tiefschwarze Buckelpiste bis zur wilden Skiroute und den unberührten Pulverhang, der nur zu Fuß oder mit Fellen erreichbar ist, vom Pistentrubel in den Zentren der Orte bis zu den einsamen Abfahrten, auf denen man minutenlang keinem Menschen begegnet, vom Promi-Ort Courchevel, wo die Paparazzi die Nobel-Skihütte belagern und man schon mal mit Gucci-sonnenbebrillten Damen samt Privat-Skilehrer im Lift sitzt bis zum etwas sportlicher orientierten Val Thorens. Waldabfahrten, Gletscherpisten, hochmoderne Funitels und uralte Montaz-DSBs, und und und ...
Man könnte diese Liste durchaus noch fortsetzen. Ich beschränke mich allerdings an dieser Stelle auf die Pistenpläne, bitte zum Vergrößern anklicken:
Courchevel
Meribel
Les Menuires
Val Thorens und Orelle
Übersicht 3 Vallées (nur Lifte)
Alle Pläne als PDF auf les3vallees.comEine Sache sollte sich aus diesen Plänen ablesen lassen: Wer dieses Skigebiet in allen seinen Möglichkeiten erfahren möchteund niemand Ortskundigen dabei hat, der kommt nicht umhin, sich im Vorfeld zumindest ein bisschen damit auseinanderzusetzenund sich zu überlegen, was man in den sechs oder sieben Tagen, die man im Allgemeinen zu Verfügung hat, abfahren und sehen möchte. So wollte ich bei meinem Erstbesuch 2004 einfach nur Kilometer fressen und so viel fahren wie möglich. Ein Jahr später war ich aufgrund der Schnee- und Wetterbedingungen weitestgehend auf Val Thorens beschränkt unterwegs. Diesmal sollte es nun darum gehen, die Lücken zu füllen, d.h. die Bereiche zu besuchen, in denen ich noch nicht war. Außerdem wollte ich einige Dinge abseits der präparierten Pisten antesten, sofern es die Bedingungen zulassen würden. Soweit der Plan - kommen wir also nun zur Umsetzung.