Nachdem die Halluzinationen am Vortag auch mithilfe von oral verabreichten Ethanol nicht so richtig in den Griff zu bekommen waren, nahm ich mir vor, es heute etwas ruhiger angehen zu lassen. Warum nicht mal ganz gemütlich ein paar Sonntags-Pisten fahren?
Als ich aus der Hoteltüre heraustrat, traute ich meinen Augen nicht…
^ Die üblen Pusher hier haben doch tatsächlich diese ultra-coole Seilbahn (im Bild oben rechts) in Betrieb genommen!
Bei dem Anblick erstarre ich in Ehrfurcht. Oh, da oben muss man ja echt an der Nadel hängen. Dieses seltsame Zittern fängt wieder an. Soll ich den Trip hinauf riskieren oder soll ich nicht? Hm, am heutigen Sonntag sind die Pisten doch eh überfüllt, oder nicht?
Flugs renne ich zurück in den Skikeller, schmeiße die blöden Race Carver in die Ecke und suche mein Freeride-Equipment zusammen. Alle meine guten Vorsätze vom Vortag sind auf einmal vergessen…
^ Zum Aufwärmen erst ein paar Mal die nette Abfahrt vom Col Verde herunter, die direkt unterhalb der eindrucksvollen Südwand des Cimon della Pala verläuft.
^ Die Bergstation der Seilbahn hängt, einem Schwalbennest gleich, an der Schulter der Cima Rosetta (2.743m). Der Sturm, der seit den frühen Morgenstunden tobt, peitscht den Schnee durch die Felsen.
Wie war das, hatte ich heute nicht eigentlich vor, nur ein paar Pisten zu fahren?
^ Nix da! Der Trip muss schon alleine wegen der tollen Seilbahn gemacht werden. Oben kann man dann mal sehen.
Was ich an Pendelbahnen so mag, ist die kommunikative Atmosphäre. Herrscht in modernen Gondelbahnen die Atmosphäre eines Vorstadt-Zuges, kommt man in einer Pendelbahn, insbesondere einer italienischen, leicht mit den anderen Passagieren ins Gespräch (Sprachkenntnisse vorausgesetzt).
Bei meiner ersten Auffahrt war ich der einzige Passagier mit Skiern in der Kabine. Der äußerst freundliche Gondelführer, der sich auch privat als Fan dieser Seilbahn sowie der Routen rund um diese outete, klärte mich über ein paar wissenswerte Details bezüglich des aktuellen Zustandes der Rosetta-Route auf. Zudem fungierte er als Kommunikationsschnittstelle, denn außer mit waren insgesamt an diesem Tage noch ein einheimischer Bergführer und ein Freerider aus Chamonix hier mit Skiern unterwegs. Alle Erfahrungen und Hinweise wurden bei jeder Bergfahrt dem Gondelführer mitgeteilt und dann an die anderen Junkies, die in
dieser Seilbahn nun wirklich einfach zu identifizieren sind, unaufgefordert weitergegeben.
Ein tolles System! Und abends trafen wir uns dann alle unten im Tal auf ein paar Bierchen. In dieser Seilbahn können Freundschaften entstehen.
^ Oben angekommen, ca. 2.650m. Es sind -13 Grad Celsius und es stürmt, übler Windchill.
Da wirkt doch der Trichter links, Startpunkt der Rosetta-Route, geradezu einladend. Ist man dort nicht wenigstens vor dem Sturm, der hier oben über die Hochebene der Pala-Gruppe pfeift, ein bisschen geschützt?
Also rein da, alea jacta est!
^ Diese Seilbahn-Konstruktion ist schon beeindruckend. Die Dealer hier haben sich echt was einfallen lassen!
^ Blick ins Tal aus dem Mittelteil der Route. Im Hintergrund Catena di Lagorai mit Colbricon (Bildmitte), weiter unten sind die Pisten von Ces zu erkennen.
Es gibt im Prinzip zwei Varianten, die Rosetta-Route zu befahren. Kurz unterhalb dieser Stelle empfiehlt es sich bei beiden Varianten, sich möglichst nah an den rechten Felsen zu halten. Wer hingegen den Skiflug-Rekord eines gewissen Norwegers brechen möchte, sollte den einladenden Hängen in der Bildmitte vorne folgen
^ Die Abfahrt durch die Rosetta-Route ist lohnend. Per Du ist man hier mit dem Dolomit-Gestein. Links oben der Cimon della Pala.
^ Diese Seilbahn hat es mir echt angetan, erwähnte ich das schon?
Wie die Rigi-Spielzeug-Seilbahn, die ich mal als Kind geschenkt bekam.
^ Die Seilbahn überspannt den unteren Teil der Route. Sehen und gesehen werden ist hier angesagt.
^ Unterhalb der Cima Corona (2.768 ) teilen sich die beiden Varianten wieder. Eine führt im Vordergrund direkt herunter und mündet in den unteren Teil der Col-Verde-Abfahrt. Wenn man links weiterfährt, kann man zur Talstation der Rosetta-Bahn abkürzen.
^ Blick aus den unteren Teil der Route auf den einzigen Stützpfeiler der Seilbahn. Derweil treibt der Wind den Schnee durch die Felsen.
^ Gesamtansicht des unteren Routenverlaufs von der Col-Verde-Abfahrt fotografiert. Obacht sollte man vor dem Felsriegel unten haben, der am Besten links (in Bild-Orientierung) umgangen wird.
^ Voila! Die ganze Rosetta-Route in der Totalen.
^ Und wieder geht´s hinauf mit der Rosetta-Bahn. Das Bergstations-Restaurant bietet schöne Aussicht, war aber leider geschlossen.
^ Von dort Blick auf das schöne Rifugio Rosetta bzw. G. Pedrotti (2.575m). Vor dieser Hütte schnalle ich die Felle für einen Sonntags-Spaziergang an…
^ und breche auf zu einer Hochtour quer durch die Pala-Hochebene. Der „Altopiano delle Pale“ ist eine einzigartige Mondlandschaft, die ein Gebiet von ca. 40 qkm auf über 2.500 Meter Höhe umfasst. Gute und stabile Sichtverhältnisse sind in dieser Gegend ein absolutes Muss, denn leicht ist die Orientierung verloren.
Es sind übrigens immer noch gut 10 Grad unter Null und auch der Wind hat kaum nachgelassen.
^ Aber die tolle Landschaft hier lässt einen die Kälte vergessen.
Vorbei geht´s an der Rückseite des Pala di San M. (2.987m).
^ Blick vom Passo della Fradusta (2.610m) nach Südwesten.
^ Sturmumtost erscheint das Sass Maor von seiner Rückseite.
^ Am Südrand des Altopiano delle Pale befindet sich die Cima Fradusta (2.939m), die einen nennenswerten Gletscher sein eigen nennt, welcher sogar mit ein paar Spalten aufwartet.
^ Mondbasis Alpha 1, bitte kommen!
Hinauf geht’s zur Forcella Alta del Ghiaccio auf 2.727m.
^ Auf jener Scharte angekommen: Blick nach Süden. Hier beginnt die berühmte Route in das Val Canali. Bei diesen Verhältnissen aber zu riskant.
^ Ich sammele ein paar Gesteinsproben auf und trete den 2-stündigen Rückweg durch das Mare Tranquillitatis an.
^ Endlich gerät Mondbasis Alpha 1 wieder in Sicht.
^ Im Abendlicht, der bleiche Mond gesellt sich dazu, wird noch einmal die Rosetta-Route befahren, diesmal die kürzere Variante zur Seilbahn-Talstation.
^ Oh nein! Geht das schon wieder mit den Halluzinationen los!?
^ Abendstimmung in San M. In dieser gemütlichen Bierstube traf ich dann die Rosetta-Seilbahnbekanntschaften wieder. Lange unterhielten wir uns über unsere Erlebnisse des Tages…
Fazit:- Die Dealer dort halten einen üblen Cocktail aus Dopamin, Adrenalin und Testosteron feil.
- Finger weg!