BIVIO - 27.12.2007
"Die Perle am Julier" nennt sich das Bergdorf selbst, dessen Name "Bivio (Zwei Wege/Wegescheide)" heißt.
Bivio liegt am nördlichen Fuße von Julier- und Septimerpass und ist vom Bündner Thusis, wo die San Bernadino Passstraße beginnt, in ca. 45 min zu erreichen, wenn man in Richtung St. Moritz fährt.
Der Name bezeichnet die Weggabelung zwischen dem von den alten Römern genutzten Septimerpasses, der direkt ins Bergell führt und dem allseits bekannten Julierpass, der ins Oberengadin, genauer nach Silvaplana führt.
Der Septimerpass (Pass a Sett) verlor im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung, während er Julier gewann.
Heute führt auf der nördlichen Rampe von Bivio zur Septimerpasshöhe eine Schotterstraße, die jedoch nur im unteren Teil für den allgemeinen motorisierten Verkehr freigegeben ist.
Die Südrampe ist nur zu Fuß oder ggf. mit dem Mountainbike zu erkunden, aber äußerst interessant, da man sich teilweise auf der alten, plattenbelegten Römerstraße, dem "Sentiero Storico" bewegt.
Ein ganz besonderes Erlebnis.
Im Sommer gibt es diverse lohnende Wandertouren in der Gegend zwischen dem Julierpass, dem Bergell mit Soglio, dem Oberengadin mit seiner phantastischen Seenplatte und dem Averstal mit Juf.
Am 27.12.2007 waren wir nun erstmals auch im Winter in Bivio und ich bin nicht nur hindurch gefahren, wie schon unzählige Male.
In dieser Zeit, in der das Oberengain und besonders das Skiegebiet von St. Moritz / Corviglia extrem überlaufen ist, bot es sich natürlich an, ein gemütliches Skigebiet mit leeren Pisten und Liften ohne Schlangen anzusteuern.
Also ging es morgens los.
Anfahrt über den Julierpass, ca. 15 Min.
Teilweise liegt noch der eiskalte Schatten über dem kargen Hochtal.
Von der Nordrampe des Passes sind bereits die sonnigen Hänge des Skigebiets zu Erkennen.
Kurz vor dem Ortseingang halten wir am Parkplatz des Skiliftes "Tua", wo wir ins Gebiet einsteigen werden.
Pistenplan:
Das Skigebiet erstreckt sich von 1769m (Bivio Dorf) -2560m (Bergstation SL Al Cant)
Wir kaufen uns bei einem netten älteren Herrn an der Kasse unsere Tageskarten für 38 SFr (ca. 24 Euro), was ich ziemlich günstig finde.
An der Talstation gibt es auch noch ein Restaurant, das auf den Photos nicht zu sehen ist.
Obwohl es Hochsaison ist, gibt es weder an Lift noch Kasse irgendwelche Wartezeiten.
Talstation SL Tua:
Trasse SL Tua:
Bergstation SL Tua:
Ob man wohl dachte, dass die Kapazitäten des Einzelschleppers irgendwann nicht mehr ausreichen würden
(Jedenfalls läuft der Tua nur in der Hochsaison täglich, sonst teilweise nur im Wochenendbetrieb)
Hier oben treffen sich der Tualift un der SL Camon, der direkt aus dem Dorf heraufführt und hier befindet sich auch die einzige Gastronomie des Gebietes.
Die Kapazität dieser Hütte und der 3 SL reichen selbst zwischen Weihnachten und Sylvester an einem Tag mit perfektem Wetter absolut aus.
Ich glaube, das Maximum an "Wartezeit" waren ca. 2 Bügel
Außerdem befindet sich hier auch die "Tal"station des oberen Liftes "Al Cant", der zum höchsten Punkt des Skigebietes, zu der wir einige Meter herüberschieben.
Von hier kann man die gesamte Trasse des Al Cant gut überblicken.
SL Al Cant:
Trasse Al Cant:
Blick zurück zum Drehpunkt der Gebietes mit der sonnig gelegenen Hütte.
Leise hochliftend genieße ich die Beumfreie Weite der Landschaft, die friedliche Stimmung und das Licht.
Bergstation Al Cant und höchster Punkt des Gebietes auf 2560m:
Dieser Ort ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche Skitouren.
Grendioses Panorama Richtung Septimerpass.
Im Hintergrund die Bergeller Berge:
Die Pisten sind bis auf einige, wenige Stellen eigentlich alle als leicht zu bezeichnen. Zumindest die schwarzen Abfahrten, scheinen doch wohl eher "für die Karte" schwarz zu sein.
Aufgrund der etwas mageren Schneelage sind allerdings auch nur ca. 2/3 der Pisten geöffnet.
Die Schneequalität hingegen ist (bis auf wenige Stellen) perfekt griffig pulvrig und um Weiten besser als die der hochfrequentierten Kunstesipisten in den großen Oberengadiner Gebieten.
Die Abfahrten sind auch alle so leer, das eine Präparation wohl nur relativ selten erfolgen muss.
(Kunstschnee gibt es nur punktuell vor den talstationen des Tua und Camon)
Ein wahrer Genuss, dieser Naturschnee, wenn auch nicht gerade anspruchsvoll.
Aber wir sind ja auch nicht hierher gekommen, um Anspruchsvolle Pisten zu fahren, sondern um einen gemütlichen Tag ohne Trubel zu haben.
Es gibt sogar einige Tiefschneemöglichkeiten
Nach einigen Abfahrten wenden wir uns den Pisten des SL Camun, der aus dem Dorf heraufführt, zu.
Bäume gibt es am Pistenrand keine, dafür aber Bereichsweise Büsche:
Besonders gefallen hat mir as größtenteils nicht remodellierte Gelände.
Die natürliche Geländecharakteristik ist zwar auf vielen Pisten relativ platt, aber es gibt auch immer wieder interessante Kuppenlandschaften zu entdecken.
Der SL Camun mit seinen Portal-Fachwerkstützen, die ich besonders mag, führt in gleißendem Sonnenlicht direkt aus dem Dorf zunächst durch buschdursetztes Gebiet immer weiter hinauf in eine weite Landschaft.
Bergstation:
Sehr schöne Sonnenterrasse an der Hütte, wo wir eine ganze Zeit verweilen.
Wehrmutstropfen war, dass das Essen (zumindest meine Bündner Gerstensuppe) leider nur Kantinenniveau hatte.
(Dagegen ist z.b. die Gerstensuppe auf der Diavolezza im bedienten Restaurant ein Hochgenuss
)
Fazit:
Gerne wieder.
Die leeren Pisten, die sehr gute Schneequalität und die Stimmung prädestinieren das Gebiet für einen gemütlichen Tag, z.B. wenn man in der Hochsaison mal keine Lust auf den Rummel hat.
Bei besserer Schneelage lassen sich zusätzlich noch einige Tiefschneevarianten vermuten; allerdings nicht zu viele, da das Gelände vielerorts sehr flach ist.
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