16. März 2007, Zinal und Grimentz – Strahlender Auftakt
Topographisches – keine Wolke am Himmel – Ausrutscher mit Folgen – als Einbrecher im Freeride-Sektor – Piste du Chamois offen – mit Schmerzen am Roc d´Orzival
Noch war nichts zu sehen vom Wetterumschwung, der am Wochenende Kälte und Schneefall bringen sollte, beim Frühstück um 7 Uhr 30 zeigte sich blauer Himmel und die wenigen vom Hotel aus sichtbaren schneebedeckten Bergspitzen wurden von der aufgehenden Sonne in ein mildes Licht getaucht. Da wir mit einem Auto unterwegs waren, wurden die Schiausrüstungen von Chasseral und Snowotz in der Dachbox verstaut und bald waren wir auf der Strecke ins Val d´Anniviers. Schon auf der Herfahrt hatten wir feststellen können, daß auch die Schweizer mittlerweile den Kreisverkehr reichlich domestiziert hatten, auch der Weg durchs Rhonetal bis zum Ausgangspunkt der Straße in Richtung Zinal war mit einigen dieser Kreisel versehen.
Das Val d´Anniviers ist eines der südlichen Nebentäler des Rhonetales, westlich davon liegt das Val d´Herens, östlich das kurze Turtmanntal bzw. das längere Mattertal.
Das Schigebiet von Vercorin am Taleingang bietet eher einfaches Pistengelände, aber – wie auch in den anderen Gebieten des Tales – mit großartigen Ausblicken ins Rhonetal. Miteinander Verbunden sind die Gebiete von St. Luc und Chandolin, unser Ziel für heute waren jedoch die Hänge von Zinal und Grimentz.
Pistenplan Zinal-Grimentz
Die beiden Orte sind lifttechnisch nicht miteinander verbunden, jedoch gibt es die Piste du Chamois, auf der man vom Corne de Sorebois oberhalb von Zinal durch eine ansonsten unerschlossene Geländekammer und im Anschluß über einen Ziehweg Grimentz erreichen kann. Beide Gebiete wären an sich groß genug für einen Schi-Tag, verbindet man Zinal und Grimnetz an einem Tag, so ist es gar nicht möglich, alle Pisten und Varianten richtig auszukosten.
Übersichtlicher sind die Anlagen von Zinal, anschließend an die bzw. etwas überlappend mit der Trasse der vom Tal aus hochführenden Pendelbahn befördern die KSB Chiesso und dann die kürzere und fix geklemmte SB Corne de Sorabois die Schifahrer bis auf eine Höhe von 2896m. Daneben gibt es noch eine Handvoll Tellerlifte, zu nennen ist hier vor allem der links (südlich) außen gelegene Kurven-SL Combe Durand, der ein im Pistenplan extra ausgewiesenes Freeride-Gelände erschließt.
Wie schon erwähnt, stellt die Piste du Chamois die Verbindung zur EUB von Grimnetz her, dort verteilen sich die Lifte oben auf zwei Geländekammern, die südliche wird durch die langsame DSB Les Crets und die Stangenschlepper Luna 1 und 2 erschlossen, in der hinteren u. nördlicheren Kammer verrichten in einer etwas verwinkelten Anordnung die KSBs Grands Plans und Tsarva sowie die Schlepplifte Orzival und Becs-de-Bosson ihren Dienst, die Bergstation des letzteren Lifts befindet sich in unmittelbarer Nähe der Bergstation des Lona-2-Lifts.
Gegen halb zehn parkten (oder parkierten, wie es ja in der Schweiz heißt) wir unser Auto auf dem angenehm leeren Parkplatz direkt neben der Talstation der Seilbahn Zinal-Sorobois, da gleichzeitig ein Schibus ankam, wurde die Gondel dann doch ziemlich voll.
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Im Schigebiet verteilten sich die Menschen jedoch sofort und wir hatten den ganzen Tag außerordentlich viel Platz auf den Pisten, Wartezeiten gab es keine.
In rascher Fahrt ging es hinunter zur DSB Chiesso, das folgende Bild zeigt den untersten Bereich der SB Corne de Sorabois.
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Oben war erst mal die ausführliche Betrachtung des Panoramas angesagt, keine Wolke zeigte sich am Himmel, die Fernsicht war ausgezeichnet, hier erhielt Sabine eine genaue Erklärung von Chasseral.
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Blick ins Gebiet von Grimentz
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4SB Conre de Sorabois und Pistengelände von Zinal
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Zwischen den beiden offiziellen Abfahrten der oberen Sesselbahn lag ein breiter unpräparierter Hang, in den wir sofort zur Testung der Schneebeschaffenheit einfuhren. Und schon nach wenigen Schwüngen verkantete ich leicht und kippte – an und für sich völlig harmlos – zum Hang, dummerweise setzte ich mich dabei auf meine linke Hand. Nach einem kurzen Stich verspürte ich zunächst keine Schmerzen und dachte nicht viel darüber nach.
Weiter ging es zum SL Combe Durand, wo auch das nächste Bild entstand.
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Das lange Spannfeld der talwärts fahrenden Gehänge
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Und das herrliche Bergpanorama der Walliser Alpen
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Wir verließen die Piste nach rechts zum Freeride-Sektor.
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Es zeigte sich, daß der lohnenste Hang nur durch einen Aufstieg von vielleicht knapp 100 Meter erreichbar war, leider hatten wir an diesem Tag die Felle nicht im Rucksack und so machten sich Helmut, Sabine und meine Wenigkeit per pedes auf den Weg, Chasseral, noch etwas rekonvaleszent nach seiner Verkühlung, zog es vor, in der Sonne auf uns zu warten, Snowotz, seines Zeichens eher Pistentiger, beschloß, die steile Talabfahrt nach Zinal zu besichtigen.
Sabine auf dem Weg nach oben
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Nun begann aber die Plackerei, nachdem ich leider etwas schwerer bin als Helmut, aber bei kleinerer Schuhgröße, brach ich etwa alle 5 bis 6 Schritte bis übers Knie ein, durch den gleichzeitigen Einsatz der Stöcke begann meine linke Hand zunehmend zu schmerzen, sodaß ich den Aufstieg nur sehr mühsam und unter zahlreichen Flüchen meisterte.
Die Abfahrt war dann ziemlich nett, auch wenn der Schnee durchaus exaktes Fahren forderte.
Helmut
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Sabine
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Weiter unten trafen wir wieder auf Chasseral
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Und weiter ging es.
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Der obere Teil des Freeride-Sektors
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Und unsere Spuren im Zoom
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Gegen 12 Uhr trafen wir snowotz wieder und machten uns an den Wechsel nach Grimnetz. Von der Bergstation der oberen Sesselbahn geht es über die schwarz markierte Piste du Chamois in ein einsames Kar, oben über einen trassierten Weg, dann auf einer mittelsteilen planierten Piste.
Piste du Chamois von oben
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oberster Bereich
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Helmut nimmt eine Abkürzung durch eine Rinne, die von Chasseral als Couloir du Helmut (sprich „elmüt“) getauft wird.
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Ich fühle mich durch die immer stärker schmerzende Hand etwas unsicher und bleibe auf der Piste.
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Der obere Bereich der Piste du Chamois ist traumhaft zu fahren, unten geht es dann über einen langen und eher langweiligen Ziehweg hinüber nach Grimentz zur Talstation einer EUB.
Hier die anschließende Sesselbahn Grands Plans
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Und die nördlichere der beiden Geländekammern mit der KSB Tsarva, rechts dem Beginn des Stangenschleppers Orzival und links dem Schlepper Becs-de-Bosson.
Beim Neubau der KSB wurde deren Trasse im Vergleich zum Vorgängerlift übrigens um einiges nach oben verlängert.
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Detail der KSB Tsarva
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Wir machten Mittagspause im Buvette d´Orzival unweit der Talstation des gleichnamigen Liftes gelegen. Das Ausziehen meiner Handschuhe brachte eine unangenehme Überraschung, meine linke Hand war im Handwurzelbereich stark angeschwollen und schmerzte nun sehr unangenehm. Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, nach dem Essen mit Sabine, Helmut und Chasseral die Variante Abondance zu befahren, sie wird vom SL Orzival aus erreicht, zuvor genossen wir den Fernblick vom Roc d´Orzival.
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Nun Bilder aus der Variante
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Helmut stieg auf einen etwas höheren Gipfel östlich der Liftstation und fuhr über diesen Hang, der Schnee hier war eher weich und relativ anstrengend zu fahren.
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Nochmals ging es mit der KSB Tsarva hinauf, dann mit dem SL Becs de Bosson und über einige kurze Varianten im Bereich der Abfahrt Couloirs hinunter zur Bergstation der EUB Bendolla.
Hier steht Chasseral im Hang.
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Hier das Variantengelände im Überblick
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Als Abschluß fuhren wir mit der Liftkette Lona hoch und über die schwarz markierte und im unteren Bereich recht eisigen Lona-Abfahrt ins Tal, dabei war es mir wegen der stark schmerzenden Hand jedoch zu mühsam, die plötzlich doch ziemlich schwere Spiegelreflexkamera aus der Tasche herauszuholen.
Mit einem ziemlich vollen Schibus kamen wir dann zurück nach Zinal, ich fragte mich, wie viele Schifahrer die Taktik „Vormittags Zinal, Nachmittags Grimentz“ wohl anwandten und ob Zinal am Nachmittag wohl völlig leer gewesen war.
Insgesamt bieten die beiden Gebiete einiges an Pistengelände und Variantenmöglichkeiten und sind – soweit man der Literatur und den Forenberichten vertrauen kann – nie überlaufen. Das Panorama ist sehenswert, auch wenn die berühmteren Nachbarn Zermatt oder 4 Täler hier noch einiges draufsetzen. Die starke Konkurrenz im Wallis ist wohl auch der Grund für den doch eher sanften Ausbau und die geringen Besucherandrang.
Als Abschluß noch einige Zeilen zur diskutierten Änderung im Grimentz-Gebiet. Hier wird ja erwogen, den SL Becs-de-Bosson durch eine fixe Sesselbahn zu ersetzen, (was meines Erachtens wegen der doch erheblichen Länge dieser Bahn problematisch wäre) und gleichzeitig die beiden Loma-Stangenschlepper (und auch die Les Crets-DSB?) abzubauen. Mancherorts wurde beklagt, daß das Gebiet damit bei identem Pistenangebot doch irgendwie „kleiner“ würde, andererseits möchte ich zu bedenken geben, daß sich unsereins eigentlich immer über Abfahrten durch Geländekammern ohne Lifte und andere Infrastruktur freut, ich frage mich, ob die Tatsache, daß dort früher mal Lifte gestanden sind, daran etwas ändert......
Auf der Heimfahrt nach Salgesch gab es noch die Gelegenheit, die weißen Berge von Crans-Montana hinter den Weinbergen von Sierre und Salgesch abzulichten.
Dann klang unser erster Schitag im 60-er Jahre Speisesaal des Hotels Rhone gemütlich aus.