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 Betreff des Beitrags: It never rains in California
BeitragVerfasst: Sa, 25.02.2023, 13:25 
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Registriert: Do, 17.03.2011, 20:54
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Prolog

Seems it never rains in southern California
Seems I've often heard that kind of talk before
It never rains in California
But girl, don't they warn ya?
It pours, man, it pours


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Was könnte das extreme Wetter in Kalifornien besser beschreiben, als der Song von Albert Hammond. Der Sehnsuchtsort schlechthin, der sich bei genauerer Betrachtung doch ganz anders darstellt. Geplagt von Dürre, Überschwemmung, Bränden und Niederschlägen. Reichtum und Armut, so viele Extreme so nah beinander. Aber ich will nicht allzu pathetisch klingen. Klar ist nur: ein Skitrip an die Westküste ist mit Unsicherheiten verbunden. Teilweise - so wie auch im Moment der Erstellung dieses Textes in den Bergen nördlich von Los Angeles - fielen in kurzen Zeiträumen durch einen Wintersturm bis zu 2,5 m Schnee. Die Systeme gewinnen über dem Pazifik an Kraft und ergießen sich anschließend über dem Golden State. Doch auch weiter östlich in Tucson, Arizona, berichteten uns Freunde vor zwei Wochen von Schneefällen. Die berühmten Saguaro-Kakteen eingeschneit mitten in der Wüste, es war sicher auch ein interessantes Motiv.

Eigentlich war die Reise schon im letzten Frühsommer geplant, um diverse Recherchen zu europäischen und amerikanischen Liftherstellern fortzuführen. Wir entschieden uns jedoch dafür, den Plan zu ändern, und die Reise im Winter umzusetzen. Dies hatte einen großen Vorteil, aber auch einen gewichtigen Nachteil: natürlich besteht so die Möglichkeit, diverse Skigebiete auf Skiern zu erkundigen und mit den Liften zu fahren. Aber das Risiko, sich in Innenräumen zu infizieren (mit allen möglichen Corona-Viren!), war nicht zu unterschätzen. In unserem Freundeskreis machte sich erst kurz vor unserer Ankunft Covid breit. Und leider zeigte sich auf tragische Weise mal wieder, dass man niemals etwas aufschieben darf: ganze vier Tage vor dem geplanten Treffen verstarb der Oberammergauer Hans Burkhart, der die Entwicklung der Lifte in Squaw Valley (heute: Palisades Tahoe), beginnend mit der ersten PHB-Seilbahn, über Jahrzehnte begleitet hatte. Mehr Informationen dazu hier: https://www.moonshineink.com/opinion/tr ... nt-passes/ Ich hatte das große Glück, noch mit ihm am Telefon zu sprechen, und einen seiner sehr guten Freunde persönlich kennenzulernen, mit dem ich die Recherchen nun fortsetzen werde. Er möge in Frieden ruhen. Ein trauriger Start in den Urlaub und ein Ereignis, das auch viele Gespräche vor Ort prägte. Neben Hans Burkhart prägten übrigens ein Österreicher und ein Schweizer die lifttechnische Entwicklung in den großen Gebieten der Sierra Nevada, aber dazu mehr in den einzelnen Berichten.

Es war jedenfalls nicht die Königin der Lüfte, die uns nach Kalifornien brachte, sondern eine schnöde Triple Seven der United (dafür schaukelte uns die 747 auf dem Rückweg sicher durch diverse Turbulenzen). Ausgewählt hatten wir die zwei Wochen vor der sog. Presidents' Week, die hinsichtlich der Reisetätigkeit mit unseren Faschingsferien vergleichbar ist. So erlebten wir zwei größtenteils entspannte Wochen, was sicher auch an der Wahl der jeweiligen Reiseziele lag. Ein bisschen Skifahren war auch dabei, dazu - wie schon vor drei Jahren - einige Nationalparks und zum Abschluss spannende Architektur. Und natürlich viele Gespräche rund um die schönste Nebensache der Welt: alte Skilifte. 8)

Fortsetzung folgt...


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Di, 28.02.2023, 15:01 
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Registriert: Mi, 22.02.2006, 22:11
Beiträge: 211
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téléski hat geschrieben:
Fortsetzung folgt...


Da bin ich doch sehr gespannt! :)


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Do, 09.03.2023, 9:54 
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Registriert: Do, 17.03.2011, 20:54
Beiträge: 1014
Teil 1 - It pours, man, it pours

Ich hatte die Befürchtung, der über elfstündige Flug würde uns mehr stressen, aber irgendwie sind wir ganz gut durchgekommen. Trotz der letzten Reihe waren wir schnell aus der Maschine draußen, auch die weiteren Flughafen-Prozesse klappten schnell und problemlos. In SFO wird man per APM zum Mietwagenzentrum gebracht, man spart sich somit die nervigen Shuttle-Busse. Dort war nichts los, wir konnten direkt an den Schalten durchgehen. Wir mieten nun seit fast 20 Jahren bei Alamo und auch dieses Mal hat sich die Wahl ausgezahlt. Ein freundlicher Mitarbeiter, keine nervigen Diskussion über Zusatzleistungen, nach wenigen Minuten standen wir im Parkhaus und konnten uns einen Wagen aussuchen.

Draußen war es relativ warm, aber windig und regnerisch. Der Blick auf die Wettervorhersage weckte Vorfreude und bescherte Sorgenfalten zugleich: für die folgende Woche war Kaiserwetter angesagt, in der Nacht zum Sonntag würde jedoch ein Tief durchziehen und für ordentliche Neuschneemengen sorgen. Bisher waren wir in anderen Staaten selbst mit Allwetterreifen gut durchgekommen, nur vereinzelt waren Pässe mit Schneekettenpflicht belegt worden. Von einem Freund aus Nevada kamen jedoch keine guten Nachrichten: die erste Frage war, ob wir uns einen Allrad geholt hätten...

Am nächsten Tag, der wie üblich früh begann, bestätigten sich unsere Befürchtungen: Chain Control Level R-2 für den ganzen Lake Tahoe und die I-80. Damit waren Ketten oder Allrad Pflicht. Würde sich der Status zu R-3 ändern, wäre sogar ein Allrad nicht mehr ausreichend. Wir beratschlagten uns und entschieden, bei Alamo nach den Optionen zu fragen. Zum Beispiel, ob Ketten am Mietwagen erlaubt und versichert sind. Tatsächlich gibt es hier deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesstaaten, wie man hier nachlesen kann: https://www.americasbesttrucking.com/bl ... -per-state Zum Glück waren wir in einem Hotel direkt gegenüber des Flughafens und standen wenige Minuten später im Rental Car Center. Wir schilderten dem Mitarbeiter das Problem und zu unserer großen Überraschung gab er uns ein kostenloses Upgrade auf ein 4WD. Er prüfte sogar noch für uns, ob wir den Wagen für den restlichen Trip behalten könnten oder in Kürze ein Service anstand. Tatsächlich war damit der Urlaub gerettet, den die Chain Control blieb am Lake Tahoe auch in den nächsten Tagen bestehen. Erleichtert machten wir uns auf den Weg in Richtung Westen...

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Die Regierung wünschte sich einen kleinen Umweg, um für eine Freundin, die nach Deutschland ausgewandert war, ihre Heimat zu dokumentieren. Wir nahmen daher die Abfahrt in Richtung Norden. Sonntagmorgen, ca. 6:30 Uhr, Downtown San Francisco war quasi menschenleer.

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Unser Ziel war natürlich die Golden Gate Bridge.

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Es war eine tolle Stimmung, als wir von Sausalito in Richtung San Francisco und die Bay Bridge zurückblicken konnten. In einem großen Bogen umfuhren wir die San Pablo Bay, ehe wir die I-80 erreichten. Jetzt ging es bis fast zum See nur noch auf dem Highway entlang. Von Winter war nichts zu sehen, auch der Regen hatte sich für den Moment zurückgezogen. Bei einem Panera holten wir uns ein Frühstück und beobachteten ein kleines Treffen von Autotunern auf dem Parkplatz. Der Wind war kalt, aber es roch bereits nach Frühling. Dann wurde es Zeit für den Pass. An Sacramento vorbei, wurde das Wetter zusehends schlechter. Wann genau der Regen in Schnee überging, kann ich nicht mehr sagen. Die Quickmap vpn Caltrans war jedenfalls unser ständiger Begleiter, falls doch noch R-3 ausgerufen würde.

Irgendwann wurde der Schneefall stärker, erste LKWs und Autos legten ihre Ketten an. Der Checkpoint rückte näher, wir waren etwas nervös. Es folgte der Platz zum Anlegen der Ketten, wo auch die sog. Chain Installers ihre Dienste anboten. Ein kleines Schild am Truck zeigte die Preise an, die Kollegen waren ganz gut gebucht. Anschließend folgte der Checkpoint, wo wir direkt durchgewunken wurden. Bis zu unserem ersten Ziel auf der Passhöhe gab es letztendlich wechselnde Straßenverhältnisse. Insgesamt kann man sagen - und das bestätigen auch die Locals - gibt es viel zu wenig Räumfahrzeuge. Eine derart wichtige West-Ost-Verbindung sollte eigentlich so geräumt werden, dass Ketten nicht notwendig sind. Dazu kommt, dass in den USA kein Salz gestreut wird. Für den wilden Fahrstil, teilweise auch mit angelegten Ketten, sahen wir erstaunlich wenig Autos im Graben. Das war vor drei Jahren doch ein ganz anderes Bild.

Hier noch einige Impressionen von der I-80:

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Bei Soda Springs verließen wir die I-80 und steuerten das erste Ziel an: Sugar Bowl Resort. Allerdings sollte es hier nicht zum Skifahren gehen. Das Skigebiet wurde bereits 1939 mit einem ESL ausgerüstet, also ganze drei Jahre nach den ersten Sesselliften in den USA. Hier ein Video aus den Anfangsjahren:



1953 baut Heron eine 2S (siehe: https://cdn.elebase.io/29559e61-1a75-4e ... =auto&q=75, https://cdn.elebase.io/29559e61-1a75-4e ... =auto&q=75), um das Skigebiet mit der Straße zu verbinden und so die Shuttles überflüssig zu machen. Damals wurden Schlitten mit Traktoren gezogen (siehe: https://cdn.elebase.io/29559e61-1a75-4e ... =auto&q=75). Doch die Kapazität reicht bei nicht aus und so wird die Anlage ganze vier Jahre später durch Von Roll zu einer EUB umgebaut (siehe: https://cdn.elebase.io/29559e61-1a75-4e ... =auto&q=75), übrigens unbemerkt von den eigenen Historikern (oder der Marketingabteilung, siehe: https://www.sugarbowl.com/history). 1983 kommt dann CTEC ins Spiel und so wird aus der Magic Carpet Gondola die Village Gondola. Spannend ist die Anlage auch deshalb, weil man bis heute vermutlich die Original-Stationen aus Holz von 1953 erhalten hat. Ansonsten findet sich im restlichen Skigebiet heute Einheitskram, weshalb ich auch deshalb auf einen Besuch verzichtet habe. Da gibt es deutlich interessantere Gebiete, nicht nur aus Liftsicht.

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Auf der Fahrt durch Soda Springs zeigte sich erstmal, wie viel Schnee bisher gefallen ist. Was in einigen Regionen Kaliforniens für verheerende Überschwemmungen gesorgt hat, türmt sich hier am Straßenrand auf. Und heute, mit Erstellung dieses Berichts, graben die Liftler in der Gegend schon wieder die Sessel aus.... es ist einer dieser Winter, wo man vsl. noch bis in den Sommer hinein Skifahren können wird.

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Das lokale Postamt.

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Eingeschneite Schilder an der Kreuzung zur Interstate.

Vor der Talstation herrschte Chaos. Es schneite wieder stärker, die Sicht war schlecht, der Unterschied zwischen Parkplatz und Straße nicht mehr wirklich auszumachen. Wir entschieden uns, den Wagen im Parkhaus des Hotels abzustellen. Es war zwar nicht klar, ob das erlaubt ist bzw. was es kosten würde, aber es war alles besser als den Wagen eine halbe Stunde später auszugraben. Aufgrund des Wetters hatte ich eigentlich mit langen Staus und Schlangen gerechnet, aber der Andrang hielt sich in Grenzen. Anders als z. B. in Denver, scheint man hier aus der Bay Area eher über's Wochenende Skifahren zu gehen.

Aber nun zum Lift. Beginnen wir mit einer Fahrt in Richtung Skigebiet.

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Es schneite stark, weit reichte die Sicht nicht.

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Zuerst geht es bergab in das Tal zwischen der Straße und dem eigentlichen Skigebiet. Auch die Stützen zeugen von unterschiedlichen Zeiten und Herstellern.

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Das Tal wird durchzogen von einer Eisenbahntrasse der Union Pacific. Damit auch ein kleiner Gruß aus Sun Valley.

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Es geht bereits wieder leicht bergauf. Früher begleitete eine DSB die Trasse, diese hat man leider in der Zwischenzeit fast vollständig entfernt.

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Auch hier geht der Blick noch einmal Richtung Tal bzw. Straße. Ein flacher Tellerlift dient nun zum Transport in Richtung Skigebiet.

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Ein erster Eindruck aus der Station...

Nun galt es, das Parkticket zu bezahlen. Durch ein Labyrinth aus Gängen gelangten wir an die kleine Rezeption des Hotels. Dass wir nur Kurzzeitparker waren, brachte die Angestellten etwas aus dem Konzept. Man tippte und diskutierte mögliche Optionen durch, berechnete uns am Ende aber doch einen ganzen Tag. Dafür, dass die Bahn umsonst war, gingen 25 USD in Ordnung. Bilder aus den Stationen folgen im Anschluss, erstmal geht es zurück.

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Die Bergstation des Tellerlifts, der hauptsächlich von den Hausbesitzern im unteren Bereich genutzt wird.

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Und die Talstation. Dazu die schönen Lattice Towers.

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Nun sieht man das gesamte Tal bis zur Bergstation. Links der EUB verlief die DSB.

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Bergstation der beiden Anlagen.

Um die visuelle Kohärenz nicht zu stören, folgen hier die Bilder aus den Stationen. Es war leider relativ viel los, so dass ich den Charme der Gebäude und der Beleuchtung nicht ideal einfangen konnte, aber für einen ersten Eindruck genügt es hoffentlich:

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CTEC-Steuerung.

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In der "Bergstation".

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Und in der "Talstation". Zum Ausladen können die Kabinen auf ein kleines Abstellgleis gezogen werden.

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Beleuchtung und Schneetreiben.

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Im Bereich der Station der 2013 stillgelgten Heron-Poma DSB findet sich noch eine Kabine von 1957.

Bei der Ausfahrt stand die Schranke sperrangelweit offen. Wir wollten das Parkticket trotzdem loswerden, doch der Automat hätte weitere 25 USD von uns genommen. Anschließend mussten wir zurück nach Soda Springs, weil die Straße ab hier gesperrt ist. Außer einer Abbiege-Ampel, die vermutlich wegen der Schneeauflage den Wagen nicht erkannte und stur auf rot blieb, verlief die weitere Fahrt bis zu unserer Unterkunft in Incline Village ereignislos. Zwar kam zwischenzeitlich die Sonne durch, aber nach dem Einkauf mussten wir den Wagen wegen eines erneuten Dumps erstmal ausgraben. Zum Preis eines Hotelzimmers hatten wir ein ganzes Haus samt Retro-Stil bekommen und konnten so entspannt vom ersten Tag abschalten. Nun stand der erste Skitag bevor, dazu Kaiserwetter und ein tiefblauer Lake Tahoe.

Zum Abschluss noch etwas Marketing für das kürzlich erschienene Buch von Hans Burkhart, das leider nicht in Deutschland erhältlich ist. Darin schildert Hans sein Leben mit Seilbahnen, Bergen und vielen interessanten Persönlichkeiten. Von Oberammergau über den Mont Blanc bis nach Hawaii ist alles dabei. Bei Interesse an einem Exemplar bitte PN an mich, ich werde mich demnächst um eine Sammelbestellung bemühen.

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Fortsetzung folgt...


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Do, 09.03.2023, 10:10 
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Faszinierende Aufnahmen!

Nebenbei gesagt, hat sich die seit Jahrzehnten von Dürre und Trockenheit geplagte Wasserversorgungssituation in Kalifornien nach diesen Extremwetter-Ereignissen etwas erholt?


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Do, 09.03.2023, 10:54 
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Grandiose Aufnahmen. Und was für eine schöne Bahn. Und diese Schneemassen. Schön auch die vielen kleinen Details wie künstliches Licht in Kombination mit rieselndem Schnee.


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Do, 09.03.2023, 23:04 
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Vielen Dank euch beiden!

Kaliningrad hat geschrieben:
Nebenbei gesagt, hat sich die seit Jahrzehnten von Dürre und Trockenheit geplagte Wasserversorgungssituation in Kalifornien nach diesen Extremwetter-Ereignissen etwas erholt?

Ja, mehr dazu hier: https://www.latimes.com/california/stor ... in-drought

Oder auch in Zahlen (Quelle: https://droughtmonitor.unl.edu/CurrentM ... or.aspx?CA): Vor einem Jahr waren 100 % der Fläche Kaliforniens mindestens von einer moderaten Dürre betroffen (D1 oder schlimmer), heute sind es noch 43 %.

Hier noch ein Video von Sugar Bowl im Jahr 1941. Zu sehen sind der erste ESL und der Schlittentransport.



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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: So, 09.04.2023, 15:29 
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Teil 2 - Had offers but don't know which one to take

Flug überstanden, Schneechaos überstanden, die erste Nacht am See überstanden. Was würde mich heute erwarten und vor allem: wohin soll es gehen? Das Angebot ist vielfältig. Direkt nach Squaw Valley bzw. Palisades Tahoe - Olympialuft schnuppern. Nach Heavenly, den Ausblick von Wüste und See gleichzeitig genießen. Zurück zum Pass zu den kleineren Skigebieten wie DSR - der Donner Ski Ranch. Oder doch zu einem Gebiet direkt am See, das mich wie kein anderes Skigebiet in der letzten Zeit beschäftigt hat? Ja, Homewood sollte es werden. Die Erwartungen waren nicht besonders hoch. Nach den Schneefällen würden mich vermutlich superweiche Pisten erwarten, die nach kurzer Zeit total zerfahren sind. Und neben der Piste eher feuchter Neuschnee.

Auf Empfehlung eines Bekannten holte ich mir im Ort meine Leihski. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre waren meine Erwartungen minimal. Bisher gab es trotz "Demo-Skis" (die höchste Kategorie) immer relativ mieses Material. Aber dieses Mal ist es anders. Ich bekam die neuesten Elan Wingmen und ein 4-für-3-Angebot (162 USD). Die Ski haben mir so gut gefallen, dass ich sie mir direkt nach meiner Rückkehr gekauft habe. Mit Elan bin ich aufgewachsen, es fühlt sich richtig gut an.

Und da ist es: Kaiserwetter. Hoffentlich klappt alles. First chair war die Devise, aber so ganz schaffte ich es nicht. Wir fahren zwar super früh wach und es war mehr als genug Zeit, aber ich kam erst kurz nach Liftstart am Skigebiet an. Die Pow-Fraktion war natürlich schon da. Das Ticket hatte ich mir online gekauft, inkl. Parkplatz direkt am Lift hat es 150,39 USD gekostet (ca. 140 Euro). Was gut gemacht ist: das Ticket konnte ich mir direkt am Automaten abholen. Warteschlangen gab es aber auch keine. Und dann ging es los...

Doch nicht ganz so schnell, beginen wir mit der Geschichte des Skigebiets. Es beginnt, wie so oft, mit einigen Rope Tows. Anfang der 1960er Jahre eröffnen fast zeitgleich - und nur wenige hundert Meter Luftlinie voneinander enfernt - zwei neue Skigebiete an der Westseite des Lake Tahoe. Den Start macht 1961 ein Rope Tow auf der Nordseite des Ortes. Doch der Gründer wird vor dem Winter eingezogen und verkauft den Lift weiter. Der neue Eigentümer findet auf der Südseite einen Ort zur Verwendung, das Skigebiet Tahoe Ski Bowl entsteht. Ein Jahr später startet auch auf der Nordseite der Betrieb mit einem Rope Tow. Auch wenn die Talstationen voneinander getrennt liegen, wartet weiter oben der gleiche Gipfel.

Verfolgen wir vorerst die Geschichte der Tahoe Ski Bowl. 1962 kommt noch ein zweiter Rope Tow dazu. 1963 wechseln die Eigentümer und der erste Sessellift wird erstellt - ein quasi neuwertiger Brändle (heißt in den USA Brandley), der eigentlich in einem anderen Skigebiet installiert werden sollte. Mit dieser Anlage kann ein kleiner Vorgipfel erreicht werden. Wenige Jahre später, 1967, folgen zwei weitere Anlagen im Bereich der Talstation: ein Hall Skilift wird links des bestehenden Sessellifts installiert und die beiden Rope Tows vermutlich um einen Poma-TKD erweitert. 1976 folgt die letzte Neuerschließung, durch die nun auch die Südseite den vorerst höchsten Punkt erreicht, nur wenige Meter neben einer Anlage der anderen Betreiber: eine DSB von Thiokol, die auch heute noch in Betrieb ist. Der Ausbaustand ist auf diesem Pistenplan dokumentiert, rechts sind die Anlagen von Homewood zu erkennen: https://skimap.org/data/545/2200/1446141777.jpeg Natürlich kommt es vor, dass die Wintersportler mal auf der anderen Seite landen, für die ihr Skipass nicht gilt. Die letzten Schlagzeilen macht das Gebiet 1985, als man die Brändle-DSB modernisiert und zu einem privaten Club mit einer Mitgliedschaft auf Lebenszeit umstellen will. Mangels Interesse kommt es nicht zur Umsetzung des Clubs.

Der Brandley im Jahr 2003:
BildHomewood Ski 008 by sjb88, on Flickr

BildHomewood Ski 005 by sjb88, on Flickr

BildHomewood204 068 by sjb88, on Flickr

BildHomewood204 057 by sjb88, on Flickr

Bilder der Tiegel-DSB im Übungsbereich.
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Zurück in die 1960er Jahre. Auf der Nordseite, damals Homewood Ski Area genannt, kommt es erst 1966 zum weiteren Ausbau. Ein noch junges Unternehmen, Tiegel Mfg., das unter dem Namen United Tramway den ersten Sessellift in Mammoth Mountain errichtet hat, installiert die ersten Anlagen mit hoher Seilführung. Die DSB Madden Ridge erschließt zunächst die langen Abfahrten, während im Tal ein Skilift am Übungshang entsteht. Drei Jahre später kommt Tiegel erneut zum Zug und errichtet eine weitere Anlage am Übungshang - die DSB Spring. Einen neuen Skilift im gleichen Jahr erstellt jedoch SLI - Madden Creek/Tailings. Tiegel zieht sich aus dem Geschäft zurück und konzentriert sich bis heute auf Batterietechnik. Drei Jahre später errichtet SLI, der inoffizielle US-amerikanische Ableger von Wito, kurz vor der Geschäftsaufgabe seine einzige fixgeklemmte Vierersesselbahn, den sog. (Madden Canyon) Quad. Diese Anlage erschließt den gleichen Punkt wie später der Thiokol-Lift von der Südseite kommend. Doch sollte für Homewood noch nicht Schluss sein. Eigentlich wollte man Ellis Peak erreichen, ein Gipfel hinter den bis dato höchsten Stationen auf knapp 2.700 m. Doch wurde die Genehmigung dafür entzogen, als der erste neue Lift schon bestellt und die Fundamente gegossen waren.

Skilift von SLI.
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Bergstation des nie fertiggestellten Lifts.
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1987 endet die für die Kunden schwierige Situation mit zwei unterschiedlichen Betreibern am gleichen Berg. Nach der Insolvenz des Tahoe Ski Bowl kommt es zum Zusammenschluss. In den Jahren zuvor war Yan bzw. Lift Engineering bereits in Homewood aktiv. 1979 ersetzt das Unternehmen an der Tiegel DSB zuerst die Antriebsstation, 1982 folgt der Rest - nur der Steher der Umlenkung wird übernommen. Im gleichen Jahr wird auch der SLI-Vierer durch Yan in weiten Teilen erneuert. Weitere Modernisierungen folgen 1993, ehe 2007 DM CTEC den Quad durch eine 4-KSB ersetzt. Auf der Südseite muss die Brändle-DSB 2004 einer 3SB von Partek weichen.

Der Quad nach der Modernisierung durch Yan und ein Original-Sessel, von denen viele heute noch rund um den See stehen. Hier ein Bild des SLI: https://www.skihomewood.com/wp-content/ ... 8x1536.jpg
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Und was machte die Recherche zu Homewood so kompliziert? Erstmal ist vor einigen Jahren die Lodge abgebrannt und mit ihr die ganzen alten Dokumente. Dazu der Zusammenschluss der beiden zuvor eher feindselig eingestellten Teilgebiete, der ein oder andere Rechtsstreit und Geschichtsvereine sowie ein Management, die beide kein wirkliches Interesse am Austausch haben. Nach über zwei Jahren gelang es mir vor einigen Wochen, mit dem Gründer zu sprechen. Seine Familie hatte den Kontakt über längere Zeit blockiert, aber ein Brief schaffte es doch zu ihm und wir konnten ein sehr langes Gespräch führen. Doch selbst er konnte nicht alle Fragen beantworten, da der Tahoe Ski Bowl von einer anderen Familie betrieben wurde, bei der wohl alle involvierten Personen mittlerweile verstorben sind.

Aber gut, nun zum eigentlich Skitag. Ich stieg auf der Nordseite ein, der eigentlichen Homewood Ski Area, die heute unnötigerweise ein Mountain Resort genannt wird. Schon seit mehr als zehn Jahren möchte man einen Masterplan umsetzen, auch die Idee eines nicht-öffentlichen Skigebiets ist wieder da: https://eu.rgj.com/story/news/2022/12/1 ... 703747007/ Mal sehen, was aus all' diesen Plänen wird.

Im Hier und Jetzt ist davon noch nicht viel zu sehen. Der Blick richtet sich nach der Ankunft auf den Anfängerbereich und den steil aufsteigenden Hang dahinter. Ich holte mir schnell das Ticket, besuchte kurz die Restrooms und machte mich auf den Weg zum Lift.

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In der Yan-3SB Madden, die mich auf die mittlere Etage des Skigebiets gebracht hat. Unten links ist ein Yan-Poma-TKF zu sehen, den man (im Doppel) gebraucht in Squaw erworben hatte. Der alte Tiegel-SL steht noch etwas weiter links.

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Der Hang war schon ziemlich zerfahren, anscheinend endete der Schneefall am Vortag hier bereits zu Betriebszeiten.

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Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell ich mich an das Fahren ohne Sicherheitsbügel gewöhne. Nur in seltenen Fällen schließe ich die safety bar. Hier die Bergstation mit dem Steher der früheren Tiegel-DSB. Dahinter kam früher von rechts unten der SLI-SL aus dem Seitental nach oben.

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Der Blick war atemberaubend, der Schnee fantastisch. Im Gegensatz zu Europa wird hier oft am frühen Morgen präpariert, die Pisten daher grundsätzlich etwas weicher. Aber selbst heute, einen Tag nach dem Wintersturm, war es genau richtig. Man sieht von hier mehr oder weniger den gesamten See. Hinten rechts befindet sich das Skigebiet Heavenly (Valley) bzw. Heavenly Mountain Resort.

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Ganz links die Schneise der EUB, daneben die Schneise der zweiten Zubringerkette, u. a. mit einer kurzen PB von Von Roll aus dem Jahr 1984 (die wiederum eine PB von Heron ersetzte). Der Chef über die Lifte war lange Zeit ein Schweizer, mit dem ich mich später am Tag treffen sollte und der auch in den letzten Jahren des Unternehmens für SLI tätig war. Heute sind die meisten Anlagen aus dem Hause DM, es gibt nur noch wenige Yan, einen Riblet und einen SLI. Die Schneisen weiter rechts gehören zu keinem Skigebiet.

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Was soll man machen, Skifahren oder Fotografieren? Beides war fantastisch.

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Zum Einfahren geht es wieder zurück ins Tal, ich folge dieses Mal dem präparierten Skiweg, der nach rechts abzweigt.

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Natürlich lasse ich mir einen Yan aus den Anfangsjahren nicht entgehen, insbesondere da es nicht so viele Skilifte des Unternehmens gab.

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Auch dem alten Tiegel statte ich einen Besuch ab. Angeblich läuft er noch, steht ab er in diesem Jahr wegen eines fehlenden Ersatzteils still.

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Einer dieser Pioniere, der die Anfangszeit des Liftbooms begleitet hatte.

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Es ging wieder nach oben, nun wendete sich der Blick auf die Nordhälfte des Sees. Mittig rechts befindet sich das kleine Skigebiet Diamond Peak, hier war auch unsere Unterkunft. Die Ostseite des Sees befindet sich im Bundesstaat Nevada, ein Ort auf der Grenze nennt sich passend dazu Stateline.

Nun wagte ich mich an den oberen Teil des Skigebiets. Früher fuhr man auf der Abfahrt Tailings entlang des SLI-Skilifts, um in der Senke den SLI-Vierer zu erreichen. Heute steht dort Kuppelbares, was irgendwie nicht so recht zu diesem Skigebiet passen will. Selbst heute, wo so gut wie nichts los war (auch wenn das BIld vom Parkplatz einen anderen Eindruck vermittelt), läuft der Lift auf full speed. Die Lifttrasse ist dabei wenig spannend, es geht gemütlich zwischen den Bäumen entlang.

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Rechts der Bergstation finden sich die Abfahrten, die eigentlich für die Expansion in Richtung des links ganz leicht zu sehenden Ellis Peak angelegt wurden.

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Unter dem Schnee im Vordergrund befinden sich die Fundamente (s. o.). Auch von hier kann man den See erkennen.

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Die Präparierung endete abrupt, danach ging es entweder durch den fluffigen Pulverschnee weiter...

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...oder über einen Ziehweg.

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Nachdem ich bisher nur in Homewood gefahren war, wollte ich mich nun in den Bereich des ehem. Tahoe Ski Bowl vorwagen. Über den flachen Kamm, genannt Rainbow Ridge, der bis zur Bergstation der 3SB verläuft, kann man nach Süden in das frühere Teilgebiet abfahren.

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Traumhänge.

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Ich fuhr eine Runde mit dem Dreier von Thiokol, damals der höchste Lift auf dieser Seite.

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Hier kam ich gerade runter.

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Danach ging es weiter ins Tal, zur Base der Südseite.

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Die letzten Meter. Unten links startete früher die Brandley-DSB. Rechts der Abfahrt am Waldrand verlief der Skilift von Hall.

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Blick zurück. Bilder des Hall habe ich bisher noch nicht auftreiben können.

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Wieder weiter oben. Die Einfahrt zu dieser Abfahrt habe ich mehrfach verpasst... 8)

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Blick zurück zur Bergstation des Brandley-Nachfolgers, der auf einem kleinen Hügel endet.

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Tolle Pisten wohin man schaute.

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Die Taltstation des Thiokol. Zur Erinnerung: auch deren Ausflug in den Liftbau war ein eher kurzer, man konzentrierte sich lieber wieder auf Raketentechnik (vgl. Challenger-Unglück).

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Auf dem Kamm, mit die aussichtsreichste Abfahrt hier.

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Eine tolle Carvingpiste, ...

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... die an der Bergstation des ehem. SLI-Skilifts endet. Außer dem Häuschen ist davon nichts mehr übrig.

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Rechts daneben der Yan-Dreier.

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Am Ausstieg (s. o.).

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Quasi direkt auf bzw. etwas neben der ehem Lifttrasse.

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So wenig spannend ich den See im Sommer finde, so beeindruckend ist der Ausblick im Hochwinter.

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Mal wieder auf einer Fahrt mit Madden, hier kurz vor der Mittelstation.

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Blick von oben auf den Hügel, auf dem der Partek-Sessel endet. In der Ferne schneebedeckte Gipfel in Nevada, diese Aussicht sollte ich einige Tage später noch genießen können.

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Nochmal der Blick nach Süden und Heavenly.

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Ich machte einige Fahrten an der KSB und entdeckte eine schöne Waldabfahrt für mich. Miner's Delight oder Bonanza.

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Es hätte ewig so weitergehen können, insbesondere da so wenig los war. Doch ich wollte mir noch etwas Kraft für die kommenden Tage aufheben, es würde noch - was die Größe betrifft - ganz andere Kaliber kommen. Wärde ich jedoch hier am See wohnen, Homewood wäre höchstwahrscheinlich mein absoluter Favorit.

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Auch der Ziehweg zurück zum Auto machte Spaß.

Die Kettenpflicht war alles andere als vorbei, auch wenn die Straßen teilweise wieder schneefrei waren. Das sorgte jedoch für ein anderes Problem: Schlaglöcher. So wurde jede Fahrt zu einem Slalom zwischen Eisplatten, Schneehaufen und riesigen Potholes. Für heute kam ich sicher in Incline Village an. Die Regierung hatte bereits einen Burgerladen ausfindig gemacht, wo wir uns mit ausreichend Proviant eindeckten und den Nachmittag am Seeufer ausklingen ließen. Urlaubssstimmung pur. Dick eingepackt den glitzernden See beobachten, einen anständigen Burger genießen und sich auf die nächsten Tage freuen.

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Abschließend fuhren wir zum Scenic Overlook über dem Ort an der Straße nach Reno. Hier links wäre das Skigebiet Diamond Peak zu sehen. Für den nächsten Tag war ein größerer Trip geplant, wir machten uns auf den Weg in den Süden zum einem absoluten Ski-Klassiker in Kalifornien: Mammoth Mountain. Und natürlich war noch ein kleiner Abstecher geplant, zu einem kuriosen Skigebiet nur wenige Meilen entfernt.

Fortsetzung folgt...


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: So, 09.04.2023, 20:10 
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Traumhaft.

Eigentlich wollte ich nur dieses Adjektiv verwenden, aber die Forensoftware erlaubt das nicht;-)


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Mo, 10.04.2023, 7:24 
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Bei jenen Schneebedingungen, jenem Wetter und jenem Seeblick ... ja traumhaft ist das Mindeste, das man sagen kann ...


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Mo, 29.05.2023, 12:30 
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Teil 3a - Oh, that talk of opportunities

Am nächsten Tag stand ein echter Klassiker auf dem Programm: Mammoth Mountain. Das Skigebiet, das sich auf dem gleichnamigen Lavadom in einer Höhenlage von ca. 2.400 m bis 3.400 erstreckt, wurde 1955 von Dave McCoy gegründet. McCoy arbeitete als Landvermesser für eine Behörde aus Los Angeles und betrieb ursprünglich einige Seillifte in der Nähe. Als der Forest Service 1953 Skigebiete in der Sierra Nevada erschließen wollte, aber niemand das Potenzial von Mammoth sah, wandte man sich an McCoy. Er verfügte allerdings nicht über die finanziellen Mittel, ein Skigebiet zu eröffnen. Nur durch Unterstützung des Unternehmers Walter Martignoni, der unter der Marke United Tramway drei Sessellifte gebaut hatte, konnte er das Skigebiet realisieren. Chair 1 eröffnete Thanksgiving 1955. Der Zähler stoppte erst 1994 mit der Eröffnung von Chair 27 - die Skilifte und Kleinkabinenseilbahnen nicht mitgezählt. Heute scheint der Berg besser denn je dazustehen. Insbesondere in 2023, wo die Saison laut aktueller Schätzung bis in den August reichen dürfte.

Nach dem Erfolg des ersten Lifts kam Riblet zum Zug. Die „Seilbahnsparte“ von United Tramway war in der Zwischenzeit zu Tiegel gewechselt, von wo aus noch einige Sessel- und Skilifte rund um den Lake Tahoe erstellt wurden. Riblet baute die Sessellifte 2, 3 und 4, Doppelmayr errichtete der Skilift T-Bar 1. 1963 kam ein Schweizer aus der Gruppe rund um Baco und Otto Luck zum Zug. Der Schweisser Paul Hunziker, der für McCoy 1960 den Bau des Restaurants Yodler gegenüber der Lodge beaufsichtigte und gemeinsam mit Otto Luck, einem Schweizer Ingenieur, unter verschiedenen Namen in den 1960er Jahren Ski- und Sessellifte konstruierte, baute Chair 5 unter der Firmierung American Cableways. Zwei Jahre später nannte sich sein Unternehmen Hunziker Lift und erstellte Chair 6, zudem kooperierte man mit Riblet für den zweiten Skilift T-Bar 2. Es war die Zeit, in der lt. einem damligen Angestellten viele Scheizer am Berg unterwegs waren, als Bell mit einer ZUB zum Zug kam. Über die Zeit von zwei Jahren errichtete man die Anlage in zwei Sektionen zum höchsten Punkt des Skigebiets. Anschließend folgte mit Chair 7 unter der Marke Western Lift and Crane der letzte Auftrag für Hunziker, an dem bereits Yan beteiligt war. Danach wurde Yan für lange Zeit der alleinige Auftragnehmer und McCoy sein größter Förderer. So zeigen die verschiedenen Lifte die ganze Bandbreite von Lift Engineering von den ersten Sesselliften bis hin zu den kuppelbaren Anlagen. Einige der legendären Lifte, wie z. B. Chair 23, stehen heute noch. Seit dem Untergang von Lift Engineering ist der Marktführer der neue Platzhirsch am Mammoth Mountain.

Die Anreise von unserer Unterkunft in Incline Village sollte ca. drei Stunden dauern. Am Lake Tahoe war die Ketten- bzw Allradpflicht noch nicht aufgehoben, am Mono Lake wartete dichter Nebel und auf den letzten Kilometern könnten Kettenpflicht oder sogar Straßensperren drohen. Alleine die Fahrt sollte also schon genügend interessante Perspektiven bieten.

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Irgendwo zwischen Topaz und Mono Lake.

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Seitenblicke.

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Auf der Zufahrt zum Mono Lake, über dem dichter Nebel lag. Teilweise reduzierte sich die Sicht auf wenige Meter.

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Die letzten Kilometer auf der geräumten Straße, mittig links ist bereits das Skigebiet June Mountain zu sehen, das wir am Nachmittag besuchen sollten.

Wir hatten es nicht ganz zu Liftstart geschafft. Die Straße hoch zur Main Lodge war bereits zugeparkt, auch wegen eines Testevents im Bereich von The Mill. Aber das Ziel war es sowieso, an der Main Lodge zu parken. Im Gegensatz zu noch vor wenigen Jahren, ist das Parken hier nicht mehr umstonst. Und noch schlimmer: es wird nur Bargeld akzeptiert. Also mussten wir uns erstmal mit Scheinen aus dem ATM in der Lodge versorgen, was wertvolle Zeit kostete. Dazu kamen 218 Euro für den Tagesskipass, der allerdings auch in June Mtn gültig war (Spoiler: so gut wie niemand wechselt in das andere Gebiet).

Das Auto war abgestellt, der Kollege bezahlt, der Skipass gekauft und es konnte losgehen. Von der Lodge ging es natürlich direkt zum legendären Chair 23, bevor der Wind zu stark werden könnte. Der Einstieg erfolgt hier auf der historischer Trasse des Chair 1 - heute die Yan-DM-KSB Broadway Express. Von deren Bergstation segelt man ein paar Meter bergab zur Yan-3SB.

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Kurz nach dem Einstieg. Steil geht es rauf zur Bergstation mit ihrer geradezu ikonischen Einhausung.

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Im Superweitwinkel sieht man noch mehr aus der Umgebung. Links endet der Face Lift Express auf dem kleinen Hügel, dahinter verläuft die zweite Sektion der 1998 durch eine DM-EUB ersetzten Bell-ZUB. Dazu sind die Pisten Cornice Bowl (links) und Skyline (rechts) zu sehen.

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Es geht immer steiler bergauf.

Die Einfahrt gibt es als kurzes Video:



Unten im Tal fast windstill, aber hier oben geht es rund. Ich hatte vor einigen Jahren mal mit der Person gesprochen, die die Einhausung installiert hat. Hat jedenfalls einen guten Job gemacht.

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Von hier oben geht es zum westlichen Ende des Skigebiets. Wie auf dem Pistenplan (https://www.mammothmountain.com/on-the- ... -trail-map} zu sehen ist, umspannt das Skigebiet den Berg auf ca. 180 Grad. Ich fahre nun auf der ganz rechten Seite zu den beiden Yan-DSB Chair 13 & 14, die 1972 den Bereich The Output erschlossen habe. Ein super schöner und relativ ruhiger Bereich mit tollen Abfahrten. Mir hat es dort fast am besten gefallen.

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Blick hinab zur Bergstation von Chair 14, im Hintergrund sollte die Ritter Range zu sehen sein. Ein wenig Dolomiten-Feeling kommt auf.

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Gleiche Blickrichtung, aber etwas südlicher. Blick bis zu den Talstationen der beiden DSB.

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Der Blick in süd-westliche Richtung.

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Und zurück in Richtung Gipfel - auch hier weht der WInd noch recht stark, der Schnee ist ziemlich verblasen.

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Ich vermute das ist Lower Arriba - auf butterweichem, verblasenem Neuschnee gleitet man durch den Schnee. Ein Traum.

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Nach dem Rechtsknick geht es in Richtung der Talstationen.

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Blick zurück, das war eine Wiederholungsfahrt wert.

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Auch so eine Yan-Sache: Antrieb irgendwo und Einstieg an einer eigenen Stütze. Was mich teilweise etwas genervt hat, waren die Mazes am Einstieg, die doch gerne mal sinnlos lange konstruiert waren.

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Tolle Trassenführung.

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Am Ausstieg ergibt sich der Blick hinauf zu Chair 23.

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Das Schild dürfte sich auf die Outpost Glades bezogen haben.

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Nun ging es an das andere Ende des Skigebiets.

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Nochmal Chair 14.

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Am Ausstieg von Chair 13. Im Vodergrund, kaum zu sehen, Chair 12. Dahinter sieht man grob ein Drittel der oberen Etage des Skigebiets. Die kleine Erhebung links oberhalb der Bildmitte dürfte die Bergstation der Chairs 22 und 25 sein - dazu später mehr.

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Blick in die Long Valley Caldera. Etwa in der Bildmitte die Lodge, von der aus sich das Skigebiet ab 1955 entwickelte. Ich nehme noch Chair 12 mit, ehe ich mich auf den Weg zur anderen Seite mache.

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Diese Erhebung war der Startpunkt 1955. Auf der Rückseite endet der Broadway Express (Chair 1), davor sieht man Chair 23 mit dem weit entfernten Abspannturm.

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Teilweise war hier sehr wenig los.

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Im Hintergrund die Lodge. Vorne der von DM umgebaute Broadway Express von Yan mit den original Tränensesseln, links hinten die EUB.

Machen wir einen kurzen Ausflug in den Spätsommer. Da die EUB nicht Bestandteil meines Winterbesuchs war, hier einige Bilder von vor einigen Jahren.

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Man überfährt zuerst die Lodge...

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Blick bis zu Chair 23.

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In der zweiten Sektion mit Blick zur Mittelstation. Daneben das Gebäude der ZUB.

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Ähnliche Perspektive mit der ZUB und Chair 3 von Riblet.

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Die letzten Meter mit dem sich in Kürze auch hier entladenden Gewitter.

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Die Einhausung von Chair 23.

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Zeit für die Talfahrt.

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Ein kurzer Zwischenstopp auf dem Weg zum Hotel.

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An der Bergstation mit dem klassischen Lifthäuschen.

Ich schaffe es von der Bergstation ohne weitere Lifte direkt zum Chair 21 - Stump Alley Express und Gold Rush Express von DM kann man auslassen. Der Bereich oberhalb der Canyon Lodge ist eher für die Anfänger - grüne Abfahrten durch den lichten Wald. Übersprungen wurde damit The Mill. Dort ist es gut besucht und um die lange Schlange komme ich gegen Mittag nicht herum. Fahrt mit ein paar angetrunkenen Spring-Break-Dudes inklusive.

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Im Chair 21 von 1980. Auch wieder typisch Yan: die umständlich wirkenden einseitigen Stützen - warum hat man die nicht einfach in die Mitte der Trasse gestellt?

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Der Lift hat als Besonderheit eine Stütze mit zwei Jochen - neben dem Baum zu sehen.

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Jetzt wird es flacher, aber auch besser besucht. Chair 20 links ist heute nicht in Betrieb.

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Entspanntes Dahincruisen.

Die Canyon Lodge ist aus zwei Gründen lifttechnisch von Interesse. Zum einen steht dort heute noch ein seltener Yan-Skilift, zum anderen begann hier mit Chair 7 die Erfolgsgeschichte von Yan in Mammoth. Das Thema Skilift war jedoch nicht so ganz einfach, denn dieser ist Skischulen vorbehalten und hat keinen öffentlichen Betrieb. Ich schlängelte mich durch die Absperrung und landete bei einer jungen Liftlerin. Es gab eine kurze Diskussion. Irgendwann meinte sie nur „be quick“ und ich schnappte mit den nächsten Teller. Mission accomplished.

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Der Blick auf den Bereich der Canyon Lodge: rechts der Skilift, links der ganz aktuell ersetzte Canyon Express (Yan-DM), dahinter der Schoolyard Express (DM-CTEC) und die Yan-3SB Chair 7. Außerhalb des Bildes direkt nebem dem Standpunkt startet Chair 8 und damit der älteste noch in Betrieb befindliche Sessellift.

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Es ist nicht störend voll. Während der Fahrt diskutiere ich mit einem Local über Liftpreise, das Skifahren in Europa und die beste Taktik für den Lifttag in Mammoth. Auf der Ostseite wird der Schnee schon früh weich, ich komme eigentlich zu einem idealen Zeitpunkt.

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Es geht vorbei am Eagle Express, eine der ersten beiden Anlagen in den USA im Uni-G-Design und ein weiterer Zubringer aus dem Ort Mammoth Lakes. Spare ich mir.

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Es wartet Chair 25, der vorletzte Lift auf dieser Seite. Bis an die Ski Area Boundary fahre ich auf dieser Seite nicht.

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Es schlängelt sich durch die Bäume, macht Spaß.

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Ein Kind der Achtziger, als man damit begann, die Seilrollen mit schwarzen Plastikaufsätzen auszustatten, die sog. Hubcaps. Diese werden durch einige Clips auf der Rückseite gehalten. Dazu sind die Seil-Deflektoren mit integriertem Yan-Schriftzug angebracht.

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Blick zum Cloud 9 Express - der wohl am weitesten abseits gelegene Lift.

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Vor der Bergstation eine der späten höhenverstellbaren Stützen mit Vollausstattung.

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Tiefblick in die Caldera und zur Canyon Lodge. Das hier ist die Erhebung, die vorhin ganz klein zu sehen war.

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Chair 22, den ich gleich fahren werde.

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Diese Spitze wirkt wie ein Berg am Berg. Nach vorne geht es steil runter.

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Angeblich von Yan erstellte Windfänger.

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Nun der Blick von der Gegenseite. Ganz rechts ist die „Talstation“ The Mill. Der Lift im Vordergrund ist der lange Gold Rush Express, dahinter startet der High Five Express. In der Mitte ist die Mittelstation der EUB, schräg links darüber die Bergstation von Chair 1.

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Das Gelände unterhalb des Gipfels. Gold Rush und High Five vorne. Unterhalb des Gipfels die Abfahrten Huevos Grande und Dave's Run. Parallel zur EUB verläuft der Face Lift Express, bei dem sich DM stark an Yan orientiert zu haben scheint. Ganz hinten oben die Einhausung von Chair 23. Wie man sieht recht vielfältiges Gelände.

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Ein Stück nach rechts gedreht.

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Blick in Richtung Mono Lake, unten der nun ersetzte Canyon Express und darüber der Roller Coaster Express. Bei Letztem lässt sich die Herkunft aus dem Hause Lift Engineering nicht verleugnen.

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Es geht wieder zurück zur Canyon Lodge.

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Nur eine der vielen höhenverstellbaren Stützen im Gebiet.

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Chair 7, urspünglich eine DSB aus der Feder von Hunziker & Luck mit Hilfe von Yan. Erschloss damals den neuen Parkplatz und damit die östliche Erweiterung. Hier ein Pistenplan, auf dem bereits auch 8 & 9 links mit verzeichnet sind: https://files.skimap.org/ld0pfozd6hme9l ... 58s6ab.jpg

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Dahinter steht der Austria Hof.

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Blick hinüber zum kleinen Vorgipfel

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Mit dem Canyon Express geht es auf den Tränensesseln zurück in Richtung Auto. Wie schon erzählt, muss ich nochmal zu The Mill runter. Zum Abschluss schaue ich nochmal bei Chair 23 vorbei.

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Nochmal der Blick auf die Base, wo alles begann. Das angesprochene Yodler-Restaurant von 1959/60 steht übrigens rechts oberhlab der EUB-Talstation.

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Und der Blick vom Parkplatz hinauf zu Chair 23. Der Clock Tower darf hier natürlich nicht fehlen.

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Die wenigen Stunden haben einen sehr guten Eindruck von Mammoth geliefert, auch wenn natürlich einige Bereiche ausgelassen werden mussten. Aber lifttechnisch habe ich alle Ziele erreicht. Ein wirklich abwechslungsreicher Skiberg mit vielen Facetten und Möglichkeiten. Am Wochenende wäre es mir hier vermutlich zu voll, aber dafür gibt es dann June Mountain nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt. Ein kurioses Skigebiet, über das ich dann im nächsten Teil berichten werde.

Hier noch ein Video zur Geschichte von Mammoth:



Fortsetzung folgt...


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Mo, 29.05.2023, 17:51 
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Eigentlich ganz, ganz nett, wie ich meine ... und sehr tolle Bilder ... danke dafür!


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Mo, 05.06.2023, 10:18 
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Interessante Berichte... Das Skigelände von Mammoth sieht in der Tat auch interessant und vielfältig aus, gleichzeitig finde ich aber irgendwie die Umgebung ziemlich unspannend. Da ist Homewood eine andere Liga, scheint dafür aber ski-technisch eher limitiert zu sein. Am reizvollsten finde ich gerade aber irgendwie den Bericht aus Sugar Bowl... Klar hier sieht man garnichts vom eigentlichen Skigebiet und der Umgebung, von daher kann es natürlich sein, dass es insgesamt zu nicht viel taugt, aber die Athomsphäre, die Du in Deinen Bildern eingefangen ist schon spannend. Auch das warme Licht in den Stationen, gepaart mit dem leichten Schneetreiben und dem leicht angezuckerten Boden hat irgendwie einen besonderen Reiz... Ich bin gespannt was noch kommt...


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Mo, 05.06.2023, 20:46 
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Kaliningrad hat geschrieben:
Eigentlich ganz, ganz nett, wie ich meine ... und sehr tolle Bilder ... danke dafür!

Danke auch. :)

tipe hat geschrieben:
Interessante Berichte... Das Skigelände von Mammoth sieht in der Tat auch interessant und vielfältig aus, gleichzeitig finde ich aber irgendwie die Umgebung ziemlich unspannend. Da ist Homewood eine andere Liga, scheint dafür aber ski-technisch eher limitiert zu sein. Am reizvollsten finde ich gerade aber irgendwie den Bericht aus Sugar Bowl... Klar hier sieht man garnichts vom eigentlichen Skigebiet und der Umgebung, von daher kann es natürlich sein, dass es insgesamt zu nicht viel taugt, aber die Athomsphäre, die Du in Deinen Bildern eingefangen ist schon spannend. Auch das warme Licht in den Stationen, gepaart mit dem leichten Schneetreiben und dem leicht angezuckerten Boden hat irgendwie einen besonderen Reiz... Ich bin gespannt was noch kommt...

Danke für die Rückmeldung. Immer spannend, andere Perspektiven zu lesen. Die Stationen in Sugar Bowl haben es mir auch angetan. Ich hätte dort gerne in Ruhe fotografiert, aber bei Liftbetrieb und dem „Rückreiseverkehr“ waren die Möglichkeiten stark eingeschränkt.


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Di, 06.06.2023, 10:08 
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Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf Squaw Valley bzw. Pallisades, irgendwie fand ich den Ort immer faszinierend ohne genau zu wissen warum oder viel darüber zu wissen ;)


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 Betreff des Beitrags: Re: It never rains in California
BeitragVerfasst: Di, 01.08.2023, 13:31 
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Teil 3b - Rang true, sure rang true

10 Kilometer Luftlinie trennen die beiden Skigebiet Mammoth Mountain und June Mountain, doch die Unterschiede könnten nicht größer sein. Egal ob Infrastruktur, Auslastung oder Reputation, Mammoth wird diesen Vergleich in fast allen Fällen klar für sich entscheiden. Und doch, oder gerade deswegen, zog mich June sehr lange an.

Es beginnt bereits an der Talstation, wo heute noch die gleiche Anlage die Gäste befördert wie schon in der ersten Saison 1960/61 - eine DSB von Riblet, die aufgrund des steilen Geländes auch auf Talbeförderung ausgelegt ist. Daneben steht ein unscheinbares, aber modernes Gebäude, das jedoch nicht so recht in das Gesamtensemble passt. Es zeugt von einer Modernisierungswelle, die 1986 mit dem Verkauf des Gebiets an den damaligen Besitzer von Mammoth eingeläutet wurde. Und weiter links folgt noch ein LSAP. Auch weiter oben wechseln sich moderne und historische Liftanlagen ab, kombiniert mit weiten, aber relativ flachen Pisten und einer Lodge aus den Anfangsjahren - damals als Grand Chalet Schweizerhof bezeichnet.

Als Bud Hayward das Skigebiet 1960 eröffnete, war neben der DSB nur ein Skilift von Doppelmayr im Einsatz. Erst ein Jahr zuvor konnte DM auch einen Skilift in Mammoth eröffnen. Es sollte allerdings die letzte DM-Anlage in June bleiben. Eine Saison später kam Poma zum Zuge und lieferte einen Skilift Typ B20. Dieser erschloss einen kurzen Steilhang neben dem Chalet, Wall genannt, wurde aber bereits wenige Jahre später wieder eingestellt. 1964 folgte der nächste große Schritt, als Riblet den Gipfel mit einer Berg-Tal-Berg-DSB erschloss. Auf 2,5 km Luftlinie waren, durch SL und DSB, nur knapp 450 Höhenmeter zu überbrücken. Der folgende Pistenplan zeigt den damaligen Stand:

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Irgendwann zwischen 1961 und 1970. Links am Bildrand ist der Poma zu erkennen. Die DSB aus dem Tal ist rechts neben dem Chalet leider kaum zu erkennen, die Umlenkung steht oberhalb der Warteschlange für den SL.

1970 war die Zeit von Riblet erstmal vorbei und SLI lieferte zwei DSB. Die erste Anlage, Chair Lift No. 2, doppelte den DM-Skilift in der zweiten Sektion. Chair Lift No. 4 hingegen war, auch wieder als Berg-Tal-Berg ausgeführt, eine Neuerschließung des Nebengipfels Rainbow Summit. Da SLI kurze Zeit später sein Geschäft einstellte, war 1978 wieder Riblet an der Reihe. Die letzte fixgeklemmte Bahn wurde an der Base aufgestellt, um insbesondere für Skirennen eine Option zu bieten.

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SL und SLI-DSB, der Poma schon wieder verschwunden.

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Die dritte Sektion zum Gipfel.

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Auch die dritte Sektion, hier der Rückbringer zum Bunker Hill. Hinter den beiden Stützen sind die Bergstationen der zweiten Sektion zu erkennen.

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Und noch ein anderer Blick auf das Chalet. Die Umlenkung der ersten Sektion wurde später näher an das Chalet verlegt.

1986 übernahm schließlich Dave McCoy June Mountain und brachte Janek „Yan“ Kunczynski ins Spiel. womit das kuppelbare Zeitalter in June begann. Gleichzeitig war es für Yan der Start der kuppelbaren Sessellifte. Nach den beiden Fehlschlägen in Squaw und Keystone, wo die ersten kuppelbaren Kleinkabinenseilbahnen des Unternehmens scheiterten, starte Yan hier gleich doppelt durch: neben dem Sessellift, der links der bestehenden Anlagen auf fast 2,6 km etwa 400 Hm erschließt, wurde auch ein Funitel installiert. Und der Berg selbst sah weitere Veräderungen: der Skilift der ersten Stunde wurde direkt geschliffen, die obere SLI-DSB auf eine klassische Berg-Tal-Anlage gekürzt und Chair 1 auf so etwas wie einen Seilscheibenausstieg umgebaut.

Hier ein Video von dem Tag, als McCoy das Skigebiet gekauft hatte. Ab 31:35 sieht man die Arbeiten.



Obwohl 10 Jahre in Betrieb, gibt es vom Funitel nur eine überschaubare Anzahl an Bildern. Hier eine kleine Auswahl (© skilifts.org):

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Blick auf die relativ kurze Trasse hinauf zum Chalet. Links davon ist die erste Sektion DSB zu erkennen.

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In den Stationen wurden die Kabinen über eine sich drehende Plattform bewegt.

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Die Plattform von oben.

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Die Beschleunigungsstrecke.

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Bremsen.

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An den Pfeilen sind die Klemmen zu erkennen.

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Die Bergstation hinter dem Chalet.

Zwei Jahre später ließ McCoy auch den zweiten Gipfel durch einen High Speed Quad von Yan erschließen, wodurch die Riblet-DSB mehr oder weniger zu einem Rückbringer degradiert wurde. Auch die anderen Anlagen wurden durch Yan modernisiert. 1996 war dann für das Funitel bereits wieder Schluss, es viel einer vielschichten Gemengelage zum Opfer. Die letzte Änderung erfolgt Ende der 2000er mit der Einstellung der kurzen DSB an der Talstation. Seitdem fristet das Gebiet fast schon ein Nischendasein neben dem übergroßen Nachbarn Mammoth. Pläne, die beiden Gebiete zu verbinden, gab es, genauso wie eine einjährige Schließung für die 2012/13-Saison. Eine langfristige Perspektive scheint es jedenfalls nicht zu geben.

Und damit zu den Bildern...

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Nach dem damaligen Besuch in Mammoth, schauten wir am nächsten Morgen auch am June Lake vorbei. Diese wuchtige Antriebsstation von Lift Engineering/Yan hatte mich damals ziemlich geflasht.

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Hier gut zu erkennen: der Lift startete früher etwas weiter oben, die ersten beiden Stützen wurden von Yan beim Umbau ergänzt. Dabei wurde auch das drive terminal ersetzt. Rechts ist die Schneise des QMC zu sehen.

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Links davon der stillgelegte Riblet.

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Und das Ensemble von oben, dahinter die Talstation des QMC.

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Sprung ins Jahr 2023 und vom Herbst in den Winter. Früher Nachmittag, kaum etwas los.

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Das Ticket Office in der LSAP-Talstation. Auch die Regierung durfte ohne Ski mitfahren und erhielt ein personalisiertes Ticket. Ich konnte mit dem Ticket aus Mammoth weiterfahren.

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Es konnte losgehen.

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Hier passiert nicht mehr viel, das Seil wurde auch entfernt. Dabei läge hier, in dem Hang, laut den früheren Besitzern das größte Potenzial.

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Hinten links ist der See bzw. sind die Seen zu sehen.

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Die letzten Meter geht es steil nach oben. Die steile Vorderseite plus das nicht sichtbare Skigebiet würde viel abschrecken, sagte man mir.

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Hier geht es nun richtig los. Links die allererste KSB von Yan, nach dem Klemmenskandal natürlich umgebaut. Vor mir rechts die SLI-DSB, die von Yan überarbeitet wurde und dabei leider ihre ikonischen Wito-Portalstätzen verloren hat. Direkt danaben statete früher der DM-SL und irgendwo zwischen mir und dem Terminal stand die Umlenkung des Chair 1. Rechts von mir befindet sich die Bergstation des QMC sowie der Hang, der durch den Poma erschlossen war.

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In diesem Fall hätte ich den Originalzustand vorgezogen. Mittlerweile habe alle Lifte andere Namen, J1...

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Die super lange und eher flache KSB mit den allerersten weißen KSB-Stützen. Die Fahrt ist extrem entspannt. Also los...

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Der Blick zurück und ein guter Vergleich zu früher. Von links: Poma-Hang nach links oben weg, QMC-Bergstation mit Übergang zum Chalet und neben dem Chalet die verkürzte J1-DSB.

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Das Verhältnis von Pistenfläche zur Wintersportlern ist mal mehr als ausgeglichen.

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Ich verstehe den Wunsch, den linken Gipfel direkt von der „Base“ aus zu erschließen, aber es geht wirklich extrem flach dahin. So habe ich mir die lange Außenrumabfahrt an diesem Tag auch gespart.

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Mein Leihski, die ich mir direkt danach in Deutschland zugelegt habe.

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Yan-typisch: kein Ei gleich dem anderen.

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Blick zum Hauptgipfel.

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Blick zurück auf ein durchaus ansprechendes Panorama.

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Angekommen.

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Etwas nach links gedreht sieht man die DSB von SLI, durch die der Gipfel früher alleine erschlossen war.

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Nicht alle Stützen sind weiß.

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Ich sparte mir den flachen Ziehweg und nahm direkt die Abfahrt in Richtung anderer Gipfel.

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Auch nicht extrem steil, aber eine schöne Carvingautobahn. Und menschenleer gleich noch dazu.

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Hinter der Talstation ist noch die Schneise zu erkennen, als der Lift noch auf die kleine Erhebung zurückführte und hier ein beidseitiger Zwischeneinstieg war.

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Gemütlich ging es dahin.

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Ein Yan steht im Walde...

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Über ein paar Ziehwege ging es zur sportlichen Hauptbeschäftigungsanlage. Früher auch eine DSB mit beidseitigem Zwischeneinstieg, heute nur noch ein Rückbringer. Dafür eben eine weitere KSB von Yan. Die Pisten, z. B. Schatzi, rechts und links der Bahn machen Spaß, sind aber auch eher kurz.

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Hier noch im Superweitwinkel.

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Jedes Teil ein Unikat, so auch hier.

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Von der anderen Seite ist der alte Chair No. 2 zu erkennen. Dieser wurde nicht nur stark verkürzt, sondern auch seiner originalen Struktur beraubt.

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Blick auf den Hügel, der diese aufwändigen Konzepte erst notwendig machte.

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Obwohl gefühlt niemand hier war, trafen sich immer alle gleichzeitig am Einstieg und man musste auch mal kurz warten.

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An der Bergstation mit was? Richtig, Tränensesseln.

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Blick in die Ferne. Rechts der Nebengipfel.

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Durch den Nebel am Mono Lake hatten wir uns am Morgen noch gekämpft.

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Der Lift war nicht zu kurz, die Piste war zu schnell.

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Blick auf den linken Teil.

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Hier nochmal der Überblick. Links der Bildmitte der Hügel, der zu Beginn noch den höchsten Punkt des Skigebiets darstellte.

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Hier ging es ganz besonders gut.

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Blick in Richtung Mammoth (etwa Bildmitte).

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Auch der schönste Tag geht irgendwann zu Ende.

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Hier vorne war noch etwas mehr los, perfektes Gelände für die Anfänger.

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Bei genauerer Betrachung kann man die originale Bauweise noch erkennen.

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Ein Lift fehlte noch.

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Am Dreh- und Angelpunkt.

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Blick zurück, die Trasse des Skilifts lässt sich nur noch erahnen.

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Weiter unten.

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Die ehem. QMC-Bergstation, dahinter die Wall. Das war auch ein knackig steiler Poma.

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Chalet mit Aus- und Einstieg fpr die Fußgänger.

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Einfach immer ein dankbares Motiv.

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Ein letzter Blick zurück.

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Ich schloss mich meiner Begleitung an und fuhr auch mit dem Lift ins Tal.

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Unten wurde schon aufgeräumt.

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Wie immer ein wehmütiger Blick auf das Vergangene.

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Auf dem Weg nach Hause.

Der zweite Skitag verlief auch erfolgreich und unfallfrei. Mammoth als äußerst abwechslungsreicher Skiberg und June als das ruhige Kleinod für den Skinachwuchs. Es war alles bereit für Squaw Valley bzw. Palisades Tahoe am nächsten Tag. Ich war schon sehr gespannt auf das Gebiet und natürlich auch die Lifthistorie - Yans erste eigene Anlage nach seiner Zeit bei Poma stand auf dem Programm.

Fortsetzung folgt...


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