Nachdem es sich hier nicht um einen klassischen Alpinforum-Bericht handelt habe ich mich entschlossen hier ein paar Bilder über die Tour vom vergangenen Wochenende online zu stellen:
Sulden - Suldenspitze - Cevedale - KönigsspitzeIch fange hier mit einem Bild von Allerheiligen 2011 an, ein toller Herbstskitag vor einer wahnsinnigen Kulisse geht zu Ende:
Das "Dreigestirn" mit Ortler, Zebru und Königsspitze.
Wenn mir jemand gesagt hätte, ich würde genau 5 Monate später auf dem Gipfel der Königsspitze stehen, den hätte ich für verrückt erklärt.
Nachdem mich ein Kollege gefragt hat, ob ich mit auf eine zweitägige Skitour ins Ortlergebiet kommen möchte war ich zuerst etwas skeptisch, aber schlussendlich haben wir uns mit ordentlich Gepäck und viel Vorfreude auf den Weg nach Sulden gemacht.
Die Besteigung der Suldenspitze und der Cevedale war fix eingeplant, eine Besteigung der Königsspitze machten wir von den Verhältnissen abhängig. Dass diese Tour in einer Abfahrt vom Gipfel der Königsspitze über die Ostflanke und durch die Ostrinne hinunter nach Sulden gipfelt hätte ich mir nie zu träumen gewagt.
Schon bei meinem Skitag in Sulden haben F.Feser und ich über die Route durch die Ostrinne gesprochen, aber aus der Ferne schaut die Route definitiv nicht fahrbar aus.
Aber jetzt beginne ich von Anfang an:
Am morgen an der Bergstation der Seilbahn Sulden. Nach einer zügigen Anfahrt und Bergfahrt mit der ersten Gondel des Tages fühlt man sich fast als ob man in diese grandiose hochalpine Langschaft gebeamt worden wäre.
Unsere Route führt in einen großen Linksbogen durch das Gletscherbecken hinauf zur Suldenspitze und zur Schrötterspitze.
Die Königsspitze schon komplett in der Sonne, einfach nur beeindruckend, und dort oben soll ich bereits morgen stehen ?
Nach einem zügigen Aufstieg zum Grat der Suldenspitze beschließen wir noch die Schrötterspitze zu besteigen.
Hier sieht man bereits unser heutiges Tagesziel, der Cevedale. Er ist mit 3768m nach Ortler und Königsspitze der dritthöchste Berg der Ortlerberge. Mich persönlich erinnert der Cevedale an die Wildspitze mit seiner Vergletscherung.
Aufstieg zur Schrötterspitze, über allem dominierend ist hier natürlich die Königsspitze mit ihrer Eisflanke. Die Angaben über die Neigung gehen ziemlich auseinander, von 40° bis 55°, ich hätte jetzt an der steilsten Stelle durchaus 50° geschätzt.
Auf der rechten Seite an der Wechte erkennt man noch Holzteile einer ehemaligen Befestigung aus dem ersten Weltkrieg.
Wie krank ist es bitte hier oben Krieg zu führen?
Blick hinab ins Schigebiet von Sulden, der erste Aufstieg auf die Suldenspitze wäre eine gemütliche Tagestour, für uns ist das heute nur das "Frühstück"
Cevedale und Zufallspitze mit dem Rifugio Casati und dem Langenferner, wo man mir freiem Auge zwei alte Schleppliftstützen erkennen kann.
Etwas heraus gezoomt damit man auf der linken Seite die Liftstützen erkennen kann.
Wie ist die Trasse von dem Lift ungefähr verlaufen, es war sonst nichts mehr zu sehen.
Stacheldraht auf dem Weg zurück auf die Suldenspitze, alleine die Anstrengung hier herauf Drahtrollen zu schleppen ...
Langenferner mit den zwei Liftstützen, beeindruckende Dimensionen wenn ich an die Gletscherskigebiete bei uns denke.
Das Rifugio Casati selbts macht auch den Eindruck, dass es die besten Zeiten hinter sich hat.
Das Bild habe ich in der Hütte abfotografiert, habe ich aber im Forum auch schon gefunden.
Interessant hier oben ein Gletscherskigebiet zu erschließen ohne irgendeinen Zubringer zu haben.
Aber einen wahnsinns Cappuccino haben die hier oben, das können die Italiener.
Die Stützen aus der Nähe, die haben wohl auch schon einiges hinter sich so verbogen wie die sind.
Durch die zwei Stützen und die trashige Hütte kommt hier eine ganz interessante Stimmung auf.
vergangene Zeiten...
Blick zurück auf das Rifugio Casati und dahinter die alles dominierende Königsspitze
Cevedale mit Skidepot, der Aufstieg zum Gipfel ist nur mit Steigeisen ratsam, zudem hatte es ordentlich Wind hier oben.
Auf dem Gipfel, irgendwie unspektakulär ohne Gipfelkreuz, dafür mit ordentlich Wind aus Nord.
Blick Richtung Dolomiten, hier oben hat man 360° Rundum-Panorama wobei ich in Südtirol nur wenige Berge kenne, nur die nahen Ötztaler mit Wildspitze Weißkugel und Similaun sind mir geläufig.
Zoom in die Dolomiten, ich erkenne da irgendwie gar nichts, weder Piz Boe noch Langkofel ...
Blick hinab nach Santa Caterina, musste ich aber nachschauen, als ich auf dem Gipfel war hatte ich keine Ahnung was das für ein Gebiet da unten ist.
Ortswechsel auf die südliche Zufallspitze, wenn wir schon mal hier oben sind wollten wir die noch gleich mitnehmen.
Hat mir persönlich sogar besser gefallen als die Cevedale, der Weg über den Grat war teilweise etwas heikel.
Blick hinunter ins Martelltal, man kann sogar das Hotel Paradiso erkennen, ich dachte zuerst das ist irgendein Kraftwerksgebäude.
Auf dem Rückweg zur Cevedale und dem Skidepot.
Nur mit Steigeisen zu empfehlen, wenn man links die Flanke hinunter fällt landet man prompt in einer großen Spalte.
Anschließend fahren wir über den Gletscher hinunter zum Rifugio Pizzini, das ist unten im Talboden wo schon erste apere Stellen zu sehen sind.
Abfahrt über den Gletscher, die Schneeverhältnisse waren sehr mau, dazu das viele Gepäck.
Die Pizzinihütte selbst ist eigentlich ein Hotel, sehr genial mit richtig gutem Schuhtrockenraum, super Zimmern und tollem Essen. Zum Frühstück gab es sogar Wurst und Käse, soll selten sein in Italien. Nach einem super netten Abend und einer viel zu kurzen Nacht ging es am folgenden Tag auf die Königsspitze.
Ein Bergführer der gerade von der Königsspitze kam hat uns gute Verhältnisse vorausgesagt, wir sollen möglichst mit den Schi vom Gipfel abfahren. Auf deutsch heißt dass die Schi nochmal 500hm auf dem Rucksack über eine wahnsinnig steile Eisflanke bis zum Gipfel tragen ...
Die Königsspitze grüßt schon am Morgen, ich bekomme Herzklopfen wenn ich daran denke diese Flanke mit Schi zu befahren. Der Aufstieg führt über die sog. "Steinschlagrinne" die man rechts von der dunklen Felsinsel erkennen kann.
Die Rinne endet direkt oben an der Flanke. Dadurch dass die recht steil ist kann man nur sehr schwer mit Schi aufsteigen und so werden bereits am unteren Ende die Steigeisen angezogen und die Schi auf den Rucksack geschnallt.
Morgenstimmung an der Pizzinihütte, keine Ahnung was das für Berge sind, einfach schön.
Über der Cevedale und den Zufallspitzen geht schon die Sonne auf, das Wetter ist perfekt für so ein Vorhaben.
Schönes Skigelände auf dem Cedec-Gletscher, aber das wird sich rapide ändern.
Zuerst geht es in Spitzkehren hinauf zur Steinschlagrinne, im Hintergrund die Kreilspitze und die Cevedale.
Vom Aufstieg durch die Rinne habe ich keine Bilder, schließlich musste ich ja auch aufsteigen, und bei der Neigung ist das recht anstrengend.
Auf dem Übergang zur Flanke, wird oft fälschlicherweise als Königsjoch bezeichnet.
Auf dieser Seite kommt die Route durch die Ostrinne herauf, wir werden hier hinunter nach Sulden fahren.
Von hier heißt es Konzentration beim Aufstieg, ein Ausrutscher endet 400hm weiter unten.
Nach einigen Berichten ist hier schon öfters eine Seilschaft in den Tod gerutscht.
Oben auf dem "flachen" Rücken, die Luft wird schon recht dünn, der Gipfel ist immerhin 3851m hoch.
Abgefahren sind wir direkt vom Gipfelkreuz durch die Rinne die rechts davon gelegen ist.
Auf dem Gipfel, Blick zur Cevedale. Tolles Gefühl hier oben, fast wie aus dem Flugzeug.
König Ortler in der Nachbarschaft, wäre bestimmt auch mal eine tolle Tour.
Schigebiet Bormio von oben, das Stilfserjoch war leider andauernd verdeckt.
Schi angeschnallt und abfahrtsbereit, noch ein letztes Foto hinunter ins Madritschgebiet.
Wieder erkennt man die Spuren des Gebirgskrieges. Es ist ja schon eine Herausforderung die Königsspitze zu besteigen, aber hier oben Krieg zu führen ist so unvorstellbar.
GPS Übersicht der Abfahrt in Google Earth, zur Übersicht.
Tiefblick während der Abfahrt auf der Ostflanke.
Mich beschleicht ein komisches, vertrautes Gefühl.
Es scheint als ob ich in einer Achterbahn langsam in den First Drop einfahre, das untere Ende ist durch die immer steilere Neigung nicht zu erkennen, runder herum gähnt der Abgrund.
Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es hier todernst ist, es gibt keinen Sicherheitsbügel, kein Fangnetz, Nichts.
Die Folgen eines Sturzes sind nicht auszudenken, das Skifahren hier hat mit dem Carven auf einer Piste nichts mehr zu tun.
Zudem hat man noch ordentlich Gepäck auf dem Rücken, das einen in die Tiefe zu ziehen scheint.
Die Schneeverhältnisse waren recht gut, nur löste man mit jedem Schwung ein Heer an kleinen Schneeknollen aus die sich nach wenigen Metern Abfahrt zu einem rauschenden Teppich verbinden und den gesamten Hang optisch in Bewegung setzten.
Die Flanke ist wirklich beeindruckend, bei diesen Voraussetzungen bekommt das Wort "Überlebensskifahren" eine ganz andere Dimension.
Es geht weiter auf den Übergang zur "Steinschlagrinne" zu, wir fahren dann über links weiter durch die Ostrinne nach Sulden ab.
Am Übergang von der Eisflanke hinunter in die Rinnen, es gibt hier zwei Varianten, die Linke ist die etwas breitere, wir haben die Rechte ausgewählt.
Nochmal die überwältigende Kulisse mit Kreilspitze, Schrötterspitze und Cevedale.
Jetzt wird es interessant, die Rinne ist auch in der Neigung nicht zu verachten.
Teilweise gab es etwas heikle Stellen, auch hier kann man sich bei einem Sturz noch ordentlich verletzen.
Landschaftlich grandios, von der Breite her hat es gerade so für Kurzschwünge gereicht.
Unten wird es dann wieder Breiter und es geht zwischen den Felsstufen auf den Ferner hinunter.
Wie klein hier doch ein einzelner Schifahrer ist.
Das Gröbste hat man ab hier schon hinter sich, jetzt noch die Spaltenzone umfahren und dann über die Skipiste ins Tal zum Auto.
Blick zurück, nicht zu glauben, dass man hier auf Schi herunter kommt.
Königsspitze mit der Nordwand, von der Erscheinung her sicher einer der Schönsten Berge auf denen ich je war.
Unglaublich, dass ich noch vor einer knappen Stunde da oben auf dem Gipfel gestanden bin.
Mittelstation der Seilbahn Sulden, zumindest eine Seilbahn muss schon in den Bericht, zudem haben wir die Bahn am ersten Tag ja benutzt um den unteren Teil zu überbrücken.
Ich hoffe ihr habt einen kleinen Einblick in die grandiose Bergwelt bekommen, die ich letztes Wochenende erleben durfte.
Ich werde bei Gelegenheit noch einige Kommentare ergänzen bzw. Fehler ausbessern.