Kakanischer Osterskiurlaub (10.-13. April 2009)Einleitung: Anreise und AnkunftAngesichts der Wetterprognosen und der guten Schneelage müssen natürlich die Feiertage rund um Ostern zum Skifahren genutzt werden. Bleibt noch das Problem der Standortwahl. Schon lange überlegte ich hin und her, wägte die Vor- und Nachteile der potentiellen Ziele ab. Nach reiflichen Überlegungen entschied ich mich dann gegen die berühmteren Ziele im Westen (Bad Gastein, Mallnitz etc.) und für Kakanien, eine etwas im Windschatten des Ski-Massentourismus gelegene Freeride-Region im rauhen Südosten Europas. Bereits am Gründonnerstag packte ich also meine sieben Sachen und startete – um Zeit zu sparen – bereits direkt von meinem Arbeitsplatz mit der Anreise.
Nach einer kurzweiligen Anreise mit Hilfe diverser öffentlicher Verkehrsmittel erreichte ich dann auch bereits die Hauptstadt Kakaniens, deren Ruf als Freeridemetropole erst in Insiderkreisen gehandelt wird. Sofort machte ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Herberge.
Dieses Hotel erschien mir dann doch als zu wenig skifahrertauglich …
Schließlich wurde ich fündig und mietete mich kurzerhand in einem relativ preisgünstigen (unter 30 EUR/Tag) Appartement ein. Das Appartement war ganz in Ordnung – es war sogar mit eigener Espressomaschine (wichtig für frühmorgendliches Aufstehen!) und Internetanschluss (wichtig für Recherche der Bedingungen) ausgestattet.
Am frühen Abend machte ich dann gleich mal einen Ausflug durch die Strassen. Dabei fielen mir die Menschenmassen auf, die zum Grossteil aber wohl nicht zum Skifahren angereist waren.
Einige der Sehenswürdigkeiten dieser Stadt ließen fast „heimatliche“ Gefühle aufkommen …
Irritiert wurde ich allerdings von der Fauna. Die zahlreichen Palmen weckten bei mir doch einige Zweifel hinsichtlich der zu erwartenden Schneemengen und Schneequalität …
Tatsächlich erfuhr ich auch bald, dass bereits alle Anlagen direkt vor Ort geschlossen seien, wobei diese Anlagen angeblich ohnehin nur begrenzt zum Freeriden taugen sollen. Also hieß es morgen (Karfreitag) früh aufstehen und doch etwas in die umliegende Region hinaus zu fahren.
Karfreitag: Ötscher-FürstenplanÖtscher von Südosten
Der erste Ausflug führte mich am Karfreitag nach Lackenhof am Ötscher (1893m). Mit Lackenhof verbinden mich alte Erinnerungen – hier habe ich vor vielen Jahren meinen ersten Skiurlaub verbracht. Mein Ziel für heute ist aber nicht das Pistenskigebiet an der Nordwestseite des Ötschers bzw. rund um den Kleinen Ötscher (1552m), sondern der Gipfel selbst mit seinen hier Planen genannten Firnabfahrten auf der Nordwestseite.
Blick zur Fürstenplan-Abfahrt
Der Aufstieg von der Sesselbahn-Bergstation ist recht kurzweilig (knapp 1.5h) und verläuft immer auf einen sehr aussichtsreichen Kamm.
Blick zurück in Richtung Pistenskigebiet von Lackenhof
Schön auch die Einblicke ins steile Südkar durch das auch einige sehr lohnende Abfahrten führen.
Der Rundumblick vom Gipfel ist sehr einnehmend.
Blick Richtung Donautal – über dem Dunst das Waldviertel …
Blick in Richtung Steiermark/Hochschwabgebiet
Blick nach Osten zum Schneeberg, meinem Ziel für den Karsamstag
Zufällig treffe ich am Gipfel zwei meiner alten Sportlehrer aus meiner Schulzeit im Weinviertel. Unter anderem den Sportlehrer bei dem ich während eines Skikurses Tiefschneefahren (so nannte man das damals) lernte. Nach Austausch von einigem Uraltklatsch (endlich lernte ich die näheren Umstände eines Schulskikurs-„Freeride“-Unfalls, der damals das alterwürdige Gymnasium erschütterte kennen) fuhren wir dann gemeinsam durch die Fürstenplan ab.
Eine nette mittelsteile (max. 35 Grad) Abfahrt mit immerhin 1050 Höhenmetern.
Karsamstag: Schneeberg-SalvisgrabenTags darauf fuhr ich mit Gerhard (Kletterkumpel und Noch-Immer-Ski[touren]Anfänger) zum Schneeberg. Bei – wie schon üblichen – warmen Temperaturen ging es gefühlte 2500 Höhenmeter die 1200 Höhenmeter von Losenheim hinauf (die Sesselbahn war noch nicht in Betrieb). Zum Glück habe ich für derartige Anstrengungen seit Kurzem eine Geheimwaffe, nämlich ein Dynafit-Touren-Setup, montiert auf einen billig gekauften Tourenski. Um derartige Anstiege mit fetten Latten bewältigen zu können muss ich nämlich wohl noch etwas trainieren.
Zu unserer Überraschung war die Fischerhütte am Gipfel schon bewirtschaftet und so konnten wir dort gemütlich das Auffirnen der Nordwestabfahrten abwarten.
Kurz vor der Abfahrt zeigte der Schneeberg nochmals seine (hoch)alpine Seite. Ich schaffte es tatsächlich beim Abstieg auf der flachen, bereits ausgeaperten Gipfelwiese auszurutschen …
Die Abfahrt durch den Salvisgraben war dann Firngenuss pur. In der relativ steilen Umfahrung einer felsigen Engstelle weiter unten hatte dann Gerhard aber mit den relativ undefinierbaren Frühlingsschneeverhältnissen zu kämpfen …
Im Skigebiet von Losenheim (bereits für den normalen Pistenbetrieb geschlossen) kehrt mittlerweile doch langsam der Frühling ein …
Die Abfahrt über die Piste war dann aber trotzdem nochmals ein Sulzgenuss …
Ostersonntag: Göller-Hühnerkralle/GöllergrabenFür den Karsamstag stand der Göller (1766m) am Programm. Auch dieser zählt zu den Paradeskibergen Niederösterreichs, hat er doch fünf eigenständige Kare durch die zahlreiche Abfahrten und Varianten führen. Aufgrund der beinahe sommerlichen Temperaturen gingen wir von Norden rauf in der Hoffnung dann noch gute Firnverhältnisse in den relativ steilen und u:U. lawinösen Hängen vorzufinden.
Schneemangel hatten wir auf alle Fälle nicht zu befürchten. Am Ausgangspunkt auf 950m Seehöhe …
Beim Aufstieg …
Der Aufstieg führte über einen lang gestreckten, zunächst bewaldeten und später aussichtsreichen kammähnlichen Rücken.
Nach knapp 2 Stunden konnten wir erste Blicke auf unsere anvisierte Abfahrtsroute werfen.
Zunächst beeindruckte uns jedoch ein mächtiger Anriss einer Grundlawine am Göllernordhang …
Rutschbahn …
Am Gipfel hielten wir uns nur kurz auf - wie hier oft üblich sorgte ein unangenehmer Wind für ungemütliche Verhältnisse. Zudem wollten wir nicht zu spät in die nordostseitig ausgerichteten Hänge der Hühnerkralle rein fahren.
Gerhard bei der Querung in Richtung Hühnerkralle …
Tatsächlich waren die Verhältnisse in der Hühnerkralle gut – zwar kein Butterfirn, sondern irgendein Mischmasch zwischen Firn, Harsch und Sulz aber durchaus brauchbar.
Die Hühnerkralle bietet schönes, mittelsteiles Abfahrtsgelände.
Gerhard bei der Abfahrt – etwas Fortschritte sind schon zu bemerken, aber Gut Ding braucht Weile …
Nicht jeder Schwung klappt wie erwünscht …
Wirklich phänomenal gut (angesichts der herrschenden Temperaturverhältnisse) wurden die Verhältnisse dann im flachen, mittleren Teil, wo die Abfahrt durch den so genannten Göllergraben führt.
Schön schmieriger Firn sorgten hier für unbeschwerten Skigenuss …
Weiter unten wird der Graben enger und ganz typisch alpenostrandig …
Entlang einer Forststrasse konnten wir dann noch bis zum Parkplatz an der Bundesstrasse abfahren.
Ostermontag: Schneeberg-Krumme RiesMein Ziel für Ostermontag war neuerlich der Schneeberg, wobei ich diesmal die Dienstleistungen der kakanischen Bahn in Anspruch nahem. Am Bahnhof wurde ich mit dem allseits bekannten Charme der hiesigen Bevölkerung begrüßt:
“Heast, bist du deppat, oida? Es hot fünfazwanzg grad und du rennst mit de schi umadum? So a voiidiot …“Tatsächlich bin ich im Zug der einzige Fahrgast mit Skiausrüstung. Dabei ist die Verbindung ziemlich tourenadäquat – denn ich erreiche Losenheim ziemlich genau zur Öffnung der Sesselbahn und bald kann der Aufstieg beginnen. Diesmal wähle ich den Wurzengraben, wo langsam aber sicher, die Zeichen der nunmehr zweiwöchigen „Hitzeperiode“ nicht mehr zu übersehen sind.
Beim Aufstieg habe ich genug Zeit zu überlegen, welche der zahlreichen Routen heute einer Befahrung harren. Für die ost/nordostseitigen Rinnen bin ich fast zu spät dran, für die eher nordseitig orientierte Rote Schütt fast zu früh. Umso mehr meine Freude als einige kleinere Quellwolken wohligen Schatten spenden – das ließe auf noch akzeptable Bedingungen in den früh besonnten Riesen hoffen. Mein Wunschziel wäre heute nämlich die Krumme Ries, eines dieser charakteristischen Schneebergkare. Die Krumme Ries steht aufgrund ihrer etwas höheren Schwierigkeitsgrad und aufgrund der komplexeren Logistik für die motorisierten Tourengehen (Zielpunkt ist nicht im Ausgangsort Losenheim, sondern in Schneebergdörfl) deutlich im Schatten der viel besuchten Routen wie Breite Ries oder Lahning Ries.
Bei der kurzen Rast in der Hütte fallen dann die Würfel für die „Krumme“. Startpunkt ist direkt an der Fischerhütte.
Der Zugang erfolgt über die gemütliche Hausries –ein schöner Hang ideal zum Einfahren und Aufwärmen …
Die Einfahrt in die Krumme Ries führt in der Mitte nach links …
In wenigen Schwüngen ist die Einfahrt erreicht und durch eine flache Latschengasse wird der Plateaurand erreicht und es geht steiler abwärts.
Kurz nach der Einfahrt – Blick zu den Schwarzriegelrinnen, die wirklich „gnarly“ aussehen. …
Im Einfahrtshang kann ich zunächst mal die Schneebedingungen testen. Diese stellen sich als zwar als durchaus akzeptabel und gut fahrbar heraus, allerdings hat es doch schon tief aufgefirnt, so dass meine Schwünge in Kombination mit der rasch zunehmenden Hangneigung einiges an Sluff erzeugen. Darauf hatte ich ganz vergessen und aus dieser Unachtsamkeit heraus schwinge ich direkt in meinen eigenen, langsam ablaufenden Sluff hinein. Durch die Schwere dieses feuchten Schnees werde ich beinah abgedrängt und es kostet einige Mühe wieder einen sicheren Stand zu finden. Ab nun bin ich zumindest deutlich vorsichtiger, was auch durch die Tatsache erleichtert wird, dass ich weit und breit alleine bin und ich daher niemandem meine sowieso nicht vorhandenen Freeride-Künste beweisen muss.
Der Blick nach unten sieht eigentlich ganz harmlos aus – die sichtbaren Latschen und die dahinter befindlichen Felsabbrüche – werden in einer langen Rechtsschleife umfahren.
Vorsichtig quere ich also den Hang nach rechts um eine gute Ausgangsposition über der Engstelle, die auch den Schlüsselbereich der ganzen Abfahrt darstellt, zu erlangen. Leider lässt sich dabei eine kurze Trippelei über bereits ausgeaperte schottrige Stellen nicht vermeiden
Oberhalb der Engstelle bemerke ich dann, dass die gegebene Steilheit (laut Skiführer Schneeberg bis zu 44 Grad) meinen Komfortbereich zum Fotographieren doch übersteigt. Zudem stellen sich die Bedingungen als nicht gerade einladend dar. Zahlreiche Nassschneerutsche der vergangenen Tage haben tiefe Runsen in die Rinne „eingefräst“, die erstens halbwegs genussvolle Schwünge verunmöglichen und zweitens meinen Sluff kanalisieren. Zu allem Überdruss ist am Ende der Engstelle ein Felsbrocken ganz falsch positioniert, ein Sturz würde ziemlich unweigerlich einen Aufprall darauf bedeuten. Ich fahre daher nur sehr vorsichtig runter und warte nach jedem Schwung auf das Abfliessen des Sluff. (später bemerke ich dann anhand der Zeitangaben im Fotoapparat, dass ich von der Querung in die Rinne oberhalb der Engstelle bis zum ersten Haltepunkt nach dieser ganze acht Minuten benötigt habe… bei guten Verhältnissen – oder besserem Fahrkönnen – wäre man da in einigen wenigen Schwüngen durch …).
Nach dieser kurzen subjektiven Gnar-Einlage befinde ich mich (endlich) am oberen Ende eines gewaltigen Kars, das zunächst steil – dann immer flacher werdend – hindernislos über ca. 500 Höhenmeter runter bis zum Beginn des Waldes runterzieht.
Rückblick zum Schlüsselbereich: Einfahrt ganz rechts oben. Die weitere Abfahrt erfolgte durch Querung oben unterhalb der Felsen und dann von links (verdeckt) durch die Rinne und der mit Runsen zerfurchten Engstelle. Ab den Felsen rechts begann dann der Genussteil der Abfahrt.
Bei der weiteren Abfahrt waren dann die guten Firnverhältnisse und das weite Gelände so richtig zu genießen.
Kaum zu glauben, dass man sich hier in Niederösterreich – nur 60km südlich von Wien – befindet …
Generell waren nur wenige Spuren zu sehen – eine vergleichsweise einsame Ecke am oft von wahren Menschenmassen gestürmten Schneeberg.
Ab ca. 1250m begann dann die Waldzone, die zunächst noch schönes Firn-Treeskiing ermöglichte.
Bei ca. 1100m war es dann aber langsam aus. Ca. 400 weitere Höhenmeter zu Fuß hinunter nach Schneebergdörfl standen mir nun bevor. Immerhin wurde dieser „Hatscher“ durch schöne Rückblicke aufgelockert.
Krumme Ries
Im Tal zeigte sich dann der Gegensatz zwischen Frühling im Tal und den hoffentlich noch länger beständigen Resten des Winters am Berg …
Und im Bahnhof von Puchberg wartet bereits die Zahnradbahn Salamander auf den Beginn ihres Vollbetriebs Ende April …