Panoramakarte Monterosa-SkiMontag, 23. Februar
Heute stand nun einer der Klassiker auf dem Programm, die Balma-Abfahrt von der Punta Indren hinunter zur Alpe Balma, früher die Standardabfahrt der Alagna-Seite des Schigebiets von der Bergstation der alten Indren-Seilbahn zur wuchtigen Talstation des legendären Balma-Korblifts, mit dem man früher zur zweiten Mittelstation der Liftkette von Alanga zur Punta Indren, Bocchetta delle Pisse gelangte, um von dort weiter nach Alagna abfahren zu können. Die Schiabfahrt von der Alpe Balma weiter hinunter über den nur im Sommer bewohnten Weiler Bors ins hintere Tal von Alanga ist nur bei guter Schneelage möglich und weist – wie wir erfahren sollten – doch einige Schwierigkeiten auf, die das Anlegen einer massentauglichen Piste nur mit massivem Aufwand erlauben würden.
Ausgangspunkt für diese Abfahrt ist die Bergstation des neuen Funifors in 3275 m Seehöhe.
Von hier aus sieht man gut auf die alte Indren-Station, man erkennt auch gut die Traverse, über die man nach kurzem Aufstieg mit geschulterten Schiern in etwa 10 Minuten zur Punta Indren gelangt.
Zwar bewölkte es sich im Gegensatz zum Vortag rasch, die Fernsicht war aber trotzdem spektakulär, hinter der Trasse des Funifors kann man im rechten Bilddrittel den Monte Viso erkennen, links die Seealben hinter der Poebene.
Monte Viso
Die Poebene auch hinter der Indren-Station
Hier der Blick nach Osten in Richgung Ortler / Cevedale
Flachland mit Seen
Und hinter der Poebene die Appeninen, zu erkennen auch das Schigebiet der Alpe di Mera
Nachdem ich am Vortag mit der Foto-Bauchtasche und den Schneeverhältnissen irgendwie nicht so richtig zurechtgekommen war, hatte ich die Kamera heute im Rucksack verstaut, was sich zwar bezüglich meiner Balance als Vorteil, bezüglich der Bilder-Ausbeute aber als Nachteil erweisen sollte, denn die schlechter werdende Sicht verleitete mich nicht so oft zum Stehenbleiben und Rucksack-Abnehmen.
Die Startpassage der Balma-Abfahrt führt ziemlich genau nach Süden, der Schnee vom Samstag und die Sonne vom Vortag bildeten hatten nun zu einem Musterbeispiel von verspurten Bruchharsch geführt, der wirklich extrem schwer zu fahren war und fallweise zu „gotischen Schwügen“ (Schrägfahrt – Spitzkehre – Schrägfahrt) verleitete. „Yesterday it was a dance, today it is just battle!“ kommentierte unser Bergführer die Situation. Trotz der heute fehlenden Sonne war es ziemlich warm und wir gerieten ordentlich ins Schwitzen. Der nächste Fotostopp fand daher erst unterhalb der berühmten Kirchturmstütze der Indren-Seilbahn statt.
Borcchetta della Pisse, ehemalige zweite Mittelstation der Seilbahnkette zur Punta Indren, nach rechts die stillgelegte 3. Sektion, links der stillgelegte Balma-Korblift
In der Folge dreht die Abfahrt wieder nach Osten, was die Schneesituation geringfügig besserte, dafür war das Licht nun sehr diffus, sodass ich ziemlich froh bin, dass es von mir keine Bilder oder Filme gibt, die meinen Kampf auf der Balma-Strecke dokomentieren.
Die Trasse des Korblifts
Hier die Talstation desselben von oben
Doch erst von Vorne zeigt sich die massive Betonkonstruktion, auf die die Talstation zum Schutz vor Lawinen gestellt wurde.
Korblifttrasse von unten
Nun folgte der untere Teil der Abfahrt, das nächste Bild entstand bereits eine Etage tiefer am Almboden des Weilers von Bors, man erkennt unterhalb der Kirchturmstütze die schräg verlaufende Abfahrts-Traverse, das große Schneefeld im linken oberen Bildteil bildet eine nicht gut sichtbare Mulde, in der sich die Talstation des Korblifts befindet.
Bors ist wie viele andere aus rohen Steinhäusern bestehende Weiler nur mehr im Sommer von einigen Hirten besiedelt, aber es dürften nicht mehr alle Häuser in Verwendung sein. Wir nützten die Siedlung aber für eine Erholungspause.
Der nächste Abfahrtsabschnitt war nämlich auch durchaus spannend, denn von Bors abwärts ins Tal gelangt man im Sommer über einen relativ steilen, am Rand einer kleinen Schlucht angelegten Treppenweg, im Winter rutschen nun alle Schi- und Snowboardfahrer über eben diesen, durch ein dünnes Geländer gesicherten ziemlich steilen Weg ab und verwandeln ihn somit in eine fast durchgehende Eisplatte. Ich zog es vor, den Fotoapparat während dieser Passage im Rucksack zu belassen und konzentrierte mich vor allem darauf, ohne wesentlichen Zwischenfall hinunter zu kommen. So gelangten wir in die nächste Steinhaus-Siedlung im Talboden, bis die Kamera zum nächsten Mal zum Einsatz kam.
Der höchste Gipfel auf der rechten Seite ist die Punta Gnifetti (Signalkuppe), auf der sich in 4554m Seehöhe die Capana Regina Margherita befindet. Jimmy erzählte uns, dass ein erheblicher Teil seiner Arbeit im Sommer darin bestehe, Touristen dort hinauf zu führen, da alle in dieser höchstgelegenen Hütte der Alpen übernachten wollten. Die Betonung lag auf „Übernachten“, da man in dieser Höhe in der ersten (und einzigen) Nacht kaum zum Schlafen käme. Er fand es schade, dass es auch im Bereich der Westalpen wenige Ziele gäbe, auf die sich die Touristenströme extrem konzentrierten, er kenne so viele schöne und einsame Gipfel, aber alle wollten nur auf den Mt. Blanc oder eben auf die Punta Gnifetti.
Punta Gnifetti (Signalkuppe) mit Capana Regina Margherita
Auf einem Ziehweg ging es nun weiter in Richtung Alagna, das letzte Stück legten wir in einem Pickup zurück, der uns zu einer Mittagspause im Cafe des Guides brachte. Der Nachmittag brachte dann noch ein bisschen Pistenbummel und eine nordseitige Variante hinunter ins Val. die Mos, die man über einen etwa 20-minütigen Aufstieg ab der Gabelung der Abfahrt (rechts schwarze Piste nach Stafal, links rote Piste nach
Gressoney La Trinite) erreicht (Mischung aus den Varianten Stocko u. Vallone del Moos).
An diesem Abend waren wir trotz der verhältnismäßig wenigen geleisteten Höhenmeter „rechtschaffen“ müde.
to be continued