Talabfahrten vom Kitzsteinhorn?Das 3203 Meter hohe Kitzsteinhorn ist vielen ein Begriff, handelte es sich doch dabei um das erste Gletscherskigebiet Österreichs. In den Jahren 195/66 wurde der Berg mittels 3 Sektion Pendelbahn erschlossen, besonders die Errichtung der über 100 Meter hohen 2. Stütze der 3. Sektion wurde als Meisterwerk der Ingenieurskunst gefeiert, wenig später folgte der erste Schlepplift auf Gletschereis, der Maurergletscherlift. Ironischerweise ist dieser heute besonders von der Ausaperung der Trasse den Rückzug des Gletschers betroffen. Um eine Entlastung der Pendelbahnkette zu erlangen, begann man 1971 mit einem weiteren Großprojekt: einer Standseilbahn, die den Berg unterquert, anstelle mehreren Sektionen Doppelsesselbahnen, wie es in Österreich zur damaligen Zeit üblich war. Zuzüglich zu dieser Schrägstollenbahn wurde noch ein Querstollen zur Abt'schen Weiche angeschlagen, um eine dortige Bedarfshaltestelle tief im Berg zu situieren. Im Winter wurden in diesem Querstollen, dem Breitriesenstollen, Langhaarmatten für Skifahrer ausgelegt, damit war nun der niedrigste, allgemein mit Skiern zugänglichste Punkt (1750 Meter ü. d. Meer) geschaffen worden. Die Standseilbahn verkehrt schon lange nicht mehr, die Skiabfahrten enden seit dem Brand am Langwiedboden, auf 1900 Meter Seehöhe. Von dort werden die Wintersportler wieder mit einer der beiden Zubringerbahnen nach unten transportiert, eine Talabfahrt gibt es laut den Bergbahnen nicht. Tatsächlich?
Zunächst wären 2 Routen zu erwähnen, die öfters von Wintersportlern gewählt wurden, aber
nicht ans Ziel führen, das wären
1.) Der Versuch der Abfahrt unter den Zubringerbahnen:
Unter den Seilbahnen der 1. Teilstrecke abzufahren, wird beinahe jede Saison von Ortsunkundigen probiert. Die gewählte Route deckt sich dabei mit der ehemaligen Abfahrtsfläche bis zur Breitriesenalm, ab dort steilt sich das Gelände deutlich auf, die letzten die es versucht hatten, standen schließlich in felsdurchsetzten Steilgelände am Wasserfall an.
2.) Der Versuch der Abfahrt über den Gletschersee:
Ebenfalls nicht an Ziel führt der Versuch von der Talstationen der Sonnenkarbahnen um den Gletschersee herum weiter talwärts abzufahren! Nach mehren hundert Höhenmeter ändert sich die Geländeform abrupt, es tut sich ein gewaltiger Abbruch nördlich der hohen Kammer auf, der sogenannte Zeferetgraben. Beim letzten Versuch blieben die Unvernüftigen dort stecken, und konnten weder vor noch zurück, woraufhin sich die Bergrettung, auf Grund der Witterung, zu Fuß auf den gefährlichen Weg dorthin begeben musste.
Soviel als kurzer Überblick, was u.U. passieren kann, wenn man sich ohne Ahnung, Ausrüstung und Ortskenntnis ins hochalpine Gelände vorwagt!
Folgende Routen führen hingegen sehr wohl ans Ziel, allerdings ist vor einer Befahrung ohne Kenntnis (s.o.) dringend abzuraten!
1.) Abfahrt von der Salzburger Hütte (1860m) über die Eder Almen (1420m) in die Wüstelau (880m).
2.) Abfahrt vom kleinen Schmiedinger (2739m) über die Lakaralm (2019m) nach Niedernsill (769m).
3.) Abfahrt vom Kitzsteinhorn (3203m) über die südliche Kammerscharte (2683m) zum Wasserfallboden (1672m)
4.) Abfahrt vom großen Schmiedinger (2957m) über den Hacklsee (2212m) und das Kleetörl (2372m) zum Tauernmoossee (2023m)
Die beiden erstgenannten möchte ich hiermit auch gleich näher vorstellen:
Abfahrt in die Wüstelau:Die Skiabfahrt in die Wüstelau würde in der Frühzeit des Skigebietes z.B. noch von Pause als mögliche Abfahrtsvariante angeführt. Der Einstieg hierzu befindet sich bei der Häusleralm resp. Salzburger Hütte!
Die Salzburger Hütte wird rechts liegengelassen, man orientiert sich am tief eingeschnitten Grubbach, und bleib stets (orografisch) rechts davon!
Diesem natürlich vorgegeben Verlauf folgt man, bis das Tal eine Wendung nach Osten vollführt. In diesem Flachstück darf auf keinen Fall rechts (Richtung Parkplatz) eingefahren werden - Absturzgefahr! Am Besten hält man sich im Bereich des Sommerweges 711 (Krefelder Hüttenweg).
Nebenbei kann man Grundlawinen beeindruckenden Ausmaßes erspähen
Die bald darauf erreichte Ederalm wird links gelassen, die Abfahrt immer rechts der dazugehörigen Materialseilbahn fortgesetzt!
Nach der Durchquerung eines Schlages sieht man bereits das Ziel. Auf Grund der Schneelage folge ich dem Sommerwanderweg, bei ausreichendem Schnee können die Kehren problemlos abgekürzt werden.
Bis zum letzten Millimeter!
Ein Blick zurück auf die letzte Steilstufe. Von dort aus wird noch kurz die Kapruner Ache durchwatet, mit dem Bus geht es zuürck zur Talstation der Gletscherbahn.
______________________________________________
Abfahrt nach Niedernsill:Die Abfahrt nach Niedernsill stellt deutlich höhere skitechnische Anforderungen, als die Route in die Wüstelau! Ausgehend vom kleinen Schmiedinger wird der Grat bis zur markanten Winterkarlscharte (2645m) gequert.
Blick ins Winterkar(l). Der Drop-in über die Wechte erfolgt eher links der Mitte.
Achtung, hier ist es sehr steil! Am Ende des Kares rechts hochqueren, ein Felsband umfahren und ins weite Lakar hineinqueren.
Dieses Bild spricht Bände, was die Schneesituation anging, insbesondere im oberen Kar fand sich jede Menge frischer Triebschnee. Bereich eher meiden.
Ein Blick zurück: rechts die Einfahrt vom Winterkarl, links eine Variante von der Lakarscharte aus kommend
Die idyllisch gelegene Lakaralm ist erreicht. Von dort geht es entlang bzw. bei entsprechenden Verhältnissen direkt in einem Graben hinunter ins Almgelände des Mühlbachtales.
Schöne Heimat, mehr fällt mir dazu nicht ein.
Auf dem Sommerweg wird weiter nach Niedernsill abgefahren (ca. 9 km vom Talschluss)
Auf einer Landlaufloipe nahe der Ortsmitte ist dann Ende der Fahnenstange, von dort es dann zu Fuß weiter zur Haltestelle der Pinzgaubahn (Abfahrt immer um xx:28 Uhr)
______________________________________________
Epilog: Man kann vom Kitzsteinhorn abfahren, sehr lohnend sogar, gewisse Ortskenntnis ist allerdings Grundvoraussetzung. Die Abfahrt in die Wüstelau lässt sich ausdehnen, indem man direkt bei der Gipfelstation (3029m) startet. Von dort ergeben sich dann 2150 hm Abfahrt am Stück; die Abfahrt vom kl. Schmiedinger schlägt mit immerhin ~2000 hm zu Buche. Ich hoffe also, dass ich Euch einen kleinen Einblick geben konnte. Hinweis: Alle Abfahrten alleine befahren.
Gruß von darkstar