::: prolog 1in der auslage eines heilbronner reisebüros erblickte der mittelschullehrer hans georg seiler ein prospekt vom dachstein. als er vorschlug, die osterferien in diesem gebiet zu verbringen, waren seine schüler begeistert, die eltern hatten keine bedenken und erklärten ihr einverständnis auch schriftlich.
::: prolog 2eines der dunkelsten und dramatischsten kapitel in der geschichte des dachsteingebirges wurde um ostern 1954 aufgeschlagen und geschrieben. auf der karstfläche am stein, die im sommer so archaisch und mystisch anmutet und im winter (und herbst und frühling) einer schneewüste gleicht.
es war ein gründonnerstag, als lehrer und schüler aus heilbronn in deutschland von obertraun im salzkammergut auf den krippenstein aufbrachen. zehn jungen im alter zwischen 14 bis 17 jahren (andere quellen: 14-16 jahre), ein junges lehrerpaar - geführt von einem natur- und bergerfahrenen klassenleher und liebhaber der bergwelt ...
::: tod am steinin der karwoche des jahres 1954 haben auf dem dachstein drei lehrer und zehn schüler ihr leben lassen müssen,weil die gefahren der berge unterschätzt wurden, weil man im hochgebirge einen fitnessausflug unternehmen wollte. kein anderer bergunfall ist der regionalen bevölkerung so lebhaft in erinnerung. die gruppe aus heilbronn verbrachte die osterferien in der bundessportschule obertraun. die jungen menschen wollten einige bergwanderungen unternehmen. zuesrt bestiegen sie erfolgreich den sarstein, ihr größtes ziel der bergwoche war der krippenstein, auf den damals gerade die ersten beiden sektionen der seilbahn (siehe:
viewtopic.php?f=8&t=1024&hilit=krippenstein+bahn) errichtet wurden. der leiter der bundessportschule obertraun warnte vor dem vorhaben in dieser jahreszeit ein besteigung zu wagen: ”im april kann das wetter rasch umschlagen!” es entstand deshalb ein wortwechsel, den der heilbronner lehrer hans seiler rasch beendete: ”mischen sie sich nicht in meine angelegenheiten!” während des aufstiegs schon fiel der erste regen. um halb zehn uhr – es war gründonnerstag, l5. april – erreichte die gruppe die schönbergalm (heute umstiegsstation zwischen sektion I und II der krippesteinseilbahn). die wanderer waren völlig durchnässt. die hüttenwirtin (andere quellen: angestellte der bautruppe) brachte tee. als sie erfuhr, dass der lehrer mit den schülern noch weitergehen wollte, schlug sie die hände über dem kopf zusammen: ”herr lehrer, das ist heller wahnsinn!” die frau machte seiler aufmerksam, dass den kindern die nassen kleider am leib klebten. ”sie müssen sich eben warmlaufen”, antwortete der lehrer. dichter nebel stieg auf. bald verwandelte sich der regen in schneegestöber. man sah kaum fünfzig meter weit! zum dritten mal schickte das schicksal seine warnung. zwei arbeiter der materialseilbahn kehrten vom stützpunkt 5 der baustelle zur schönbergalm zurück. als sie den wanderern begegneten, redeten sie sie an: ”kehren sie um! ein unwetter kommt! wir gehen ja selber ins tal!” seiler gab ihnen nicht einmal eine antwort. die beiden arbeiter waren die letzten, die die dreizehn heilbronner lebend gesehen hatten.
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als die gruppe am abend nicht in der bundessportschule eintraf, machten sich skilehrer auf die suche. total erschöpft kamen sie in den morgenstunden des karfreitags ergebnislos zurück. in den folgenden tagen begann eine beispiellose rettungsaktion, an der sich gendarmen, bergrettungsmänner und freiwillige helfer beteiligten.
das sich daraus die größte suchaktion der alpinen geschichte mit über 400 menschen (der vater einer freundin von mir war auch darunter) entwickeln sollte, war an diesem tage keinem bewusst. ein rettungstrupp verirrte sich selbst im nebel und musste eine nacht im freien verbringen. die aussicht, die vermissten lebend zu finden, schwand von stunde zu stunde.
am dienstag nach ostern fand man die erste spur: einen brotbeutel und den teil einer zeitung. einen tag später entdeckte man in einer schneemulde ein mit latschenzweigen bedecktes lager. hier hätten die wanderer, wären sie mit entsprechender kleidung ausgestattet gewesen, vermutlich ausharren können, bis sie von den rettungsmännern oder den ununterbrochend kreisenden hubschraubern entdeckt worden wären. - es kamen erstmals hubschrauber der amerikanischen besatzungsmacht (welcher, so denke ich, in salzburg stationiert waren) für zivile zwecke zum einsatz. - das entdeckte lager war leer. getrieben von kälte und todesangst mussten die heilbronner am karfreitag einen verzweifelten versuch unternommen haben, zur schönbergalm zurückzukehren. in dem bereits drei meter hohen schnee konnten sie kaum vorwärts kommen. ihre hilferufe verhallten ungehört im tobenden schneesturm.
auch die bemühungen der rettungstrupps schienen an den wetterverhältnissen zu scheitern. der dachstein hatte bereits ein weißes leichentuch über die toten gezogen. die suche wurde immer aussichtsloser. leider waren alle bemühungen und strapazen vergebens - nach neun tagen fand man die ersten opfer.
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der todeskampf hatte die kindergesichter verwandelt: der gendarmeriebeamte, der einen vierzehnjährigen entdeckt hatte, meldete, dass er die leiche - des vierzigjährigen hans seiler gefunden habe (?!). neben einem der opfer lag ein fotoapparat. als man den film entwickelte, kam ein grauenhaftes bild zum vorschein: die heilbronner ziehen trotz schneesturms weiter bergwärts. sie hatten ihren eigenen todesmarsch fotografiert. erst nach sechs wochen - 43 tage nach beginn der suchaktion - fand man die letzten toten, obwohl schließlich hunderte bergrettungsmänner, alpingendarmen, bergführer und freiwillige helfer pausenlos gesucht hatten.
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::: epilog 1es ist kein zufall, dass das traurigste kapitel in der geschichte des dachsteins/krippensteins nicht in der zeit der erstbesteigungen geschrieben wurde, sondern in der zweiten hälfte des zwanzigsten jahrhunderts. als der massenansturm der touristen einsetzte, sah man im dachstein ein ausflugsziel für kinder.
die tragödie von 1954 soll uns eine mahnung sein:
auch heute, wo die eroberung der berge längst abgeschlossen ist, wo es markierte wege und gesicherte steige gibt, ja wo man in 2.700 m höhe im gletscherrestaraunt a la carte speisen kann, lauern gefahren!
::: epilog 2an die stelle, wo man die toten fand, erinnert heute ein schlichtes holzkreuz, das heilbronner gedächtniskreuz (heilbronner biwakkogel, 1975 m). auf dem krippenstein ist eine kapelle dem gedächtnis dieser dachsteinopfer gewidmet. in dieser kapelle (für katholiken und protestanten errichtet), steht ein barocker barbara-altar aus hallstatt.
wer heute dort, egal zu welcher jahreszeit, unterwegs ist und die dimensionen und die unübersichtlichkeit des geländes sieht, kann erahnen, wie sinnlos das unterfangen war und wie chancenlos die schüler und lehrer in dieser situation waren.
das dachsteinunglück wird in heilbronn bis heute "als die größte katastrophe nach dem bombenangriff vom 4. dezember 1944" empfunden.
durch erfrieren, erschöpfung, ... verlieren in der karwoche 1954 auf dem dachstein ihr leben:
willi alfred dengler, l6 jahre, schüler
herbert adolf Kurz, 15 jahre,Schüler
peter lehnen, l5 jahre, schüler
peter eberhard mößner, 16 jahre, schüler
rolf richard vößner, 14 jahre, schüler
roland georg josef rauschmaier, 15 jahre, schüler
karl heinz rienecker, 16 jahre, schüler
hans werner rupp, 24 jahre, lehrer
hans georg seiler, 40 jahre, lehrer
kurt seitz, l4 jahre, schüler
dieter steck, 16 jahre, schüler
klaus josef strobel, l5 jahre, schüler
christa doris vollmer, 24 jahre, lehrerin
noch heute gibt es eine enge verbindung zwischen obertraun und heilbronn.
Gedenkfeier und Buchvorstellung 50 Jahre nach dem Dachsteinunglück:
Zum 50. Jahrestag des Heilbronner Dachsteinunglücks findet eine zentrale Gedenkfeier am Ostersamstag, 10. April 2004, in Obertraun in Österreich statt. Aber auch in Heilbronn wird mit einem Besuch der Dachsteingräber auf dem Hauptfriedhof sowie einer Buchvorstellung der dramatischen Ereignisse vor 50 Jahren gedacht, bei denen 13 jugendliche Schüler und Lehrer im Schneesturm ihr Leben ließen.
Zum Auftakt lädt die Dammrealschule am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, in der Sporthalle zu einer Veranstaltung ein, bei der die neue Stadtarchivs-Publikation "Das Heilbronner Dachsteinunglück 1954" im Mittelpunkt stehen wird. So lesen die Autoren Peter Gruber (Aich/Österreich), Siegfried Schilling (Flein), Christhard Schrenk (Heilbronn) und Christoph Zöpfl (Linz) aus ihren Textbeiträgen vor.
Am Karfreitag treffen sich traditionell ehemalige Mitschüler am so genannten Dachsteingrab am Heilbronner Hauptfriedhof. In diesem Jahr stößt auch Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach dazu, um der Verstorbenen zu gedenken.
Am Karfreitagabend wird dann das Dachsteinbuch in der Sportschule Obertraun dem österreichischen Publikum präsentiert. Am Ostersamstag findet vor der Heilbronner Kapelle auf dem Krippenstein die zentrale Gedenkfeier statt. Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer, Heilbronns OB Helmut Himmelsbach, der Obertrauner Bürgermeister Egon Höll sowie als ehemaliger Mitschüler Erich Grau werden das Wort ergreifen. Am Abend werden auf den Bergen rund um Obertraun Gedenkfeuer entzündet. buchtipp:peter gruber; tod am stein, bibliothek der provinz - 3. auflage, 2006 (sehr spannend geschrieben, toll recherchiert!)
links/quellen zum thema:http://www.bergrettung-obertraun.at/hom ... ronner.htmhttp://www.tiscover.at/at/guide/5,de,SC ... ntern.htmlhttp://209.85.135.132/search?q=cache:xc ... cd=4&gl=dehttp://www.alpintouren.at/AT2006/index. ... ailTypID=1http://www.wanderfreunde-dachstein.at/k ... derweg.pdfhttp://209.85.135.132/search?q=cache:S_ ... cd=2&gl=de