Bei meinem Aufenhalt in Ramsau war ich ja am letzten Tag in Obertauer. War der Tag noch halbwegs gut gestartet, so hatten wir bald schlechteste Sichtbedingungen und Schneefall. Gegen Ende des Tages musste es wogl so etwa 10 - 15 cm geschneit haben.
Auf der letzten Abfahrt ist mir etwas sehr seltsames passiert. Von der ziemlich flachen Piste zweigte der ebenfalls sehr flach aussehende Ziehweg zurück zur Grünwaldkopfbahn (Parkplatz) ab. In dichtem Nebel bei sehr diffusem Licht und Schneefall, habe ich die Orientierung verloren und konnte die Abstände nicht mehr richtig einschätzen, eine Pistenmarkierung fehlte. So habe ich mich beim Einbiegen in den Ziehweg verschätzt, auch weil ich die Pisten nicht von Tiefschnee unterscheiden konnte, und bin einige Meter zu früh abgebogen und in den Tiefschnee geraten. Da ich den Ziehweg weniger Meter vor mir sehen konnte, habe ich quasi die Kurve in langsamer Fahrt geschnitten um auf dem flachen Hang wieder auf den Ziehweg zu stoßen. Die Distanz betrug vielleicht 10m, Während ich die ersten Meter zurück legte, merkte ich schon, dass ich ob der schlechten Sicht das Gelände völlig falsch eingeschätzt hatte - es war nämlich viel flacher als erwartet, der Ziehweg hingegen tauchte wesentlich tief ab ich dachte. Ich kam dann ziemlich plötzlich an den seitlichen Rand eines ca. 5m langen steileren Hanges, den ich vorher nicht gesehen hatte und bevor ich noch weiter über die Route nachdenken konnte, sah ich wie in Zeitlupe das gefürchtete Bild: ein Risse, wie ein Blitz rechts von mir die Oberkante des Hanges entlang! Einen Bruchteil später brach der gesamte Hang in Schollen, es war als wenn einem jemand den Teppich unter Füßen wegzieht, ich bin sofort geflogen, mitsamt den Schollen den Hang runtergerutsch, und hab verzweifelt verscuht zum Stehen zu kommen...
Am unteren Ende, nach nur ca. 3m war der Hang für den Ziehweg ausgefräst, es ging also ca. 1m gerade runter. An dieser Kante griffen die Schi, der restliche Schnee rutschte auf den Ziehweg. Mit ziemlicher Mühe kamm ich diese Stufe runter und machte noch einige Bilder und sah dann zu, dass ich weiter kam, weil es mir doch etwas peinlich war, den Ziehweg - wenn auch nur ein ganz bisschen - mit einem Schneebrett zuzuschütten.
Die Erfahrung war in zweierlei Hinsicht sehr lehrreich, Zum einen brennt sich sowas ein - ich hab mich RICHTIG erschrocken. Eine Sekunde später war mir klar, dass es völlig ungefährlich ist (wie sollte es auch anders sein bei 10cm Neuschnee) und ich fing an es hochinteressant zu finden. Eine sehr lehrreiche Erfahrung. Zum Beispiel glaube ich danach nicht, das irgendwer mit Schiern aus einem Schneebrett mal so ohne weiteres rausfährt. Schon bei 10 - 15cmdicken Schollen"no way"! Wenn sie wie normal 50cm dick sind, dann ist das wohl so etwas wie mit nem Kanau bei Windstärke 8 durchs Packeis auf dem offenen Meer zu fahren! Auch ansonsten interessant: typische Anrisskante oberhalb von (bin ja seitlich rein gefahren) und typische Linsenform: am Rand dünn (=leicht auszulösen), in der Mitte dick (=viel Schnee!). Kann ich mir gut vorstellen, dass das nicht sehr schön ist, wenn einem bei einer Anrisskante von 50cm und einem Hang von 50m die obere Hälfte auf den Kopf rutsch. Und: es geht unglaublich schnell!! Da ist nicht viel mit reagieren!
So jetzt zu dem Punkt, der "zum anderen" ist (ich hab ja oben mit "zum einen" angefangen
): in diese Situation bin ich völlig unkontrolliert geraten also durch keine Fehlentscheidung, die normalerweise anders getroffen hätte. Ich habe die ganze Zeit den Ziehweg direkt vor mir gesehen und bin der optischen Täuschung erlegen, dass es ein völlig falcher Hang sei (daran hatte ich auch keine Zweifel, sonst wär ich vorsichtiger gewesen). Ich habe schlichtweg was gesehen, was nicht da war. Als ich dann in das Steilstück kam, wars schon zu spät! Eine erscheckende Erfahrungen.
So, na ha, so ein Rutscherl wie es heißt ist jedenfalls eine sehr lehrreiche Geschichte, man merkt doch ganz viel, was einem keine Erzählung oder Buch klar macht. Ehrlich gesagt, würde es mich bei so einem kleinen ungefährlichen Ding durchaus reizen, diese Erfahrung zu wiederholen, um etwas mehr draus zu lernen, wie man reagieren kann... nur leider lässt sich das ja in der Praxis meist kaum abschätzen, ob der Hang, wenn er auslöst, wieder so ein kleines Rutscherl ergibt, oder ob nicht doch ein ernstgemeintes Schneebrett drin steckt. Insofern ist von Feldversuchen wohl eher abzuraten...
Zum Abschluss hier die Bilder: