Molto interessante diskussion!
Vielleicht mal zur struktur von kunstschnee, und über mit selbigem eingerhehenden eisplatten:
Naturschnee fällt über viele hundert meter aus den wolken, aus kristallisationskeimen wachsen langsam eiskristalle mit ihren bekannten rekursiven geometrischen formen. Dies ist der schnee den wie so gerne mögen, flauschig weich und auch bei temperaturen unter null grad formbar weil die kristialle sich ineinander verhakend.
Kunstschnee ist weniger kristallin ausgeprägt, auch wenn die kanonenhersteller vieles daran setzen, möglichst geeignete eiskristalle zu ermöglichen. Insbesondere aber sind kunstschneepartikel noch nicht vollkommen durchgefroren, wenn sie am boden auftreffen. Wären sie dies jedoch, so würde ein für eine haltbare pistenpräparierung völlig unbrauchbares zuckergriesel erzeugt: Dem kunstschneekristall fehlt es an häckchen und flachen nadeln, so banal das klingen mag.
Somit soll das kunstschneepartikel auch bewusst noch leicht befeuchtet den schneihaufen erreichen, wo es sich sodann mit seinen nachbarn gut einklebt und anfreundet. Daher sind kunstschneehaufen vor den kannonen nicht nur sehr hart, sondern bieten skikanten auch wenig griff. Wer kennt das nicht vom gelegentlichen übers schneedepot fahren....
Wird sodann der schneehaufen mit der pistenwalze auf das pistenplenum aufgebracht, so zerfällt der schnee dabei nicht wieder in seine einzelkörner. Vielmehr enstehen recht kantige brösel, jeweils aus einer anzahl an zusammengeklebten eiskörnern. Diese brösel sind dann ähnlich dem birchermüsli von der migros auch wieder recht weich. Weshalb frisch ausgewalzte kunstschneepisten recht weich aber dennoch kompakt wirken.
Was ich jetzt nicht ganz verstehe, ist weshalb der meist abends vom schneihaufen zur pistenfläche ausgewalzte schnee über nacht brettlhart wird, auch wenn die temperaturen zuvor bereits konstant unter null grad waren. Weshalb bleibt es nicht beim flockigen birchermüsli? Vielleicht nimmt der trockene weil kalte schnee nachts luftfeuchtigkeit auf. Nachts sinkt die temperatur stark, die relative luftfeuchtigkeit nimmt infolgedessen zu, und somit auch die bildung von reif an geeigneten kristallisationspunkten auch unter der schneeoberfläche.
Ohne diesem zweiten verklebeprozess gäbe es keine brauchbaren kunstschneepisten!
Rutschen nun zahlreiche skikanten hinreichend oft auf der kunstschneepiste umeinand, so schieben die sportler den wenig kristallinen schnee ab. Über nacht wiederum, und wenn zunächst die sonne antaut, werden diese reibeflächen immer mehr zu den gefühlten eisplatten.
Während beim naturschnee der weggeschobene schnee wieder zu mugl aufbaut (=buckelpiste), so passiert dies bei der kunstschneepiste so gut wie nicht, der zuckrige schnee kumuliert sich somit am pistenrand wo "keiner mehr fährt".
Diese 2 meter zuckergriesel sind übrigens jenes band, auf dem das schreibende subjekt gerne im staccato mit kurzschwüngen hinunterpowert...Die dinge sind wie sie sind, irgendwie muss man sich ja aus den windelpisten am hausberg hinterm haus noch den spass holen...
Was anderes würden geschundene freerideski auch garnicht mehr greifen. Abgesehen davon, dass die hochgeschwindigkeits-bluternstcarver ziemlich erschrecken, auch weil sie durch ihre grossen radien nahezu die gesamte pistenbreite reklamieren. Langsam umeinandschiebende anfänger sind weniger ein problem.
Ein weiteren nachteil haben kunstschneepisten wenn auf diese naturschnee fällt: Er verbindet sich nur ungern mit den glatten kunstschneeplatten. Es bedarf schon 30 cm an neuschnee und mehr, damit ein frisches schneekleid nicht in nullkommanix von KSB-sportlern weggeschoben wird...
Es gibt viele gründe, weshalb heute künstlich beschneit wird. Diese gründe sind nachvollziehbar, es ist eine erklärbare logik dahinter. Auch nachvollziehbar sind die vielfach eingeonommenen positionen der konsumenten in dieser sache. Die einen nehmen die dinge ohne zu reflektieren. Seien sie glücklich damit, sie haben ihren spass.
Die entwickeltere, vielfach auch in seilbahnforen anzutreffende einstellung ist, dass "weil die dinge so sind, und weil es gut für den betreiber ist, akzeptiere ich das, und somit ist skifahren für mich auf diesen pisten schön. Ich kann gut carven". Das mag eine besonders positive lebenseinstellung signalisieren.