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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 13:34 
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Angeregt durch die Diskussionen hier im Forum, ob Skigebiete übererschlossen sind, wie z.B. hier viewtopic.php?f=8&t=2119, habe ich mal grundsätzlich darüber nachgedacht, inwieweit man die teils konträren subjektiven Meinungen nicht objetivieren könnte.
Was fehlt, ist ein Maß bzw. eine Metrik. Hm, also man müsste irgendwie einen Index finden, der den Erschließungsgrad eines Skigebietes ungefähr einschätzen lässt. Am besten was einfaches, schnell verifizerbares.
Ok, so ein naturwissenschaftliches Studium scheint ja doch prägend zu sein :D
Also: Man müsste irgendeine Zahl für die Erschließung bestimmen. Als erstes fallen mir die Anzahl der Pistenkilometer ein. Die find ich ja in jedem Skiatlas. OK, die sind zwar übertrieben, aber das macht nichts, solange alle Angaben mehr oder weniger übertrieben sind.
Eigentlich müsste man remodellierte Pisten mit "Penalties" versehen, da sie ja einen stärkeren Impact auf die alpine Landschaft haben. Die Recherche und Bestimmung wäre aber sehr mühsam. Zudem erhöbe sich die Frage, was und wie stark etwas remodelliert ist. Also lasse ich das erst einmal sein. Ich will ja ein einfach zu bestimmendes und vergleichbares Maß haben.
Dann nehme ich mir die erschließenden Liftanlagen vor, denn sie stellen ja auch ein Eingriff in die Natur dar. Zur Einfachheit sage ich:
1 gebauter Schlepplift entspricht der Natur-Störung von 1 km Piste,
1 Pendelbahn oder fixgeklemmte Sesselbahn der von 2 km Piste,
1 KSB oder Funifor der von 3 km Piste (auch wegen der Lärm-Emission) und der von
1 EUB entspricht 4 km Piste.
Wenn ich die vorhandenen Liftanlagen mit ihren Störungsgewichten summiere erhalte ich also ein Pistenkilometeräquivalent. Addiere ich das zur effektiv vorhandenen Anzahl der Pistenkilometer habe ich einen Wert, den ich mal Erschließungszahl E nenne.
So weit, so gut.

Dann müsste man die Grundfläche bestimmen, die mit Liften und Pisten inkl. Freeride-Varianten für Skifahrer erschlossen ist und mit dem Höhenunterschied zwischen tiefsten und höchsten Punkt des Gebietes multiplizieren. So käme man auf den zur Verfügung stehenden alpinen Ski-"Raum". Skifahren ist ja ein 3-dimensionaler Sport, was ihn so interessant macht.

Das ist die Grundidee. Jedes Messverfahren muss sich aber auch an den Extremen bewähren. Also weiter…
Extrem 1: Skitouren, 0 Pisten-km, 0 Liftanlagen. Skiraum = x km^3
0/x = Erschließungsindex = 0

Extrem 2: Skihalle, sagen wir mal eine 4SB erschließt eine 500 m lange und 50 m breite Piste und einen Höhenunterschied (HU) von 100m. Also…
2 (wegen der 4SB) + 0,5 km Piste = 2,5 km Erschließungszahl (E)
0,5km(Länge) x 0,05km(Breite) x 0,1km(HU) = 0,0025 km^3 Skiraumvolumen (V)
Erschließungsindex I = E / V
2,5/0,0025 = 1.000 /km^2 was einer sehr extremen Erschließung entspricht, die wohl im Gebirge kaum zu toppen sein wird.

Auch der Check mit den physikalischen Dimensionen haut hin: E in km / V in km^3 = I in km^2, der Erschließungsindex ist also ein flächenbezogenes Maß, also „Eingriff in die Natur pro Grundfläche“.

OK, wenden wir das Verfahren mal auf reale Skigebiete an. Zuerst wieder 2 Extreme. Erst einmal ein Skigebiet, wo man einen niedrigen Erschließungsgrad erwarten würde.
Spontan fällt mir das Dammkar ein. Dort gibt es lediglich 1 PB die 0 km Pisten erschließt.
E = 2 + 0 km
In Google Earth messe ich schnell mit einem Rechteck die Fläche des Skiraumes (also die Fläche, die von der PB und der Freeride-Route durchs Dammkar aufgespannt wird) aus und komme auf ca. 5 km^2 x 1,3 km HU = 6,5 km^3
I (Dammkar) = 2 km / 6,5 km^3 = 0,3 / km^2

Dann habe ich mir mal ein Gebiet vorgeknöpft, welches einen hohen Erschließungsgrad erwarten lässt. Hm, spontan fällt mir Kronplatz ein. Ich schlage meinen Skiatlas auf und setze die Zahlen ein (der Einfachheit halber werte ich jeden Sessellift als KSB, da mein Skiatlas keine differenzierteren Angaben macht. Im Falle von Kronplatz dürfte das aber eine gute Näherung sein). Also…
19 x 4 (EUB) + 6 x 3 (KSB) + 6 (SL) = 100 km Pistenäquivalent + 105 km Piste = 205 km
Mein Google Earth Rechteck auf die schnelle gemessen ergibt 70 km^2 x 1,3 km HU = 90 km^3
I (Kronplatz) = 205 km / 90 km^3 = 2,3 / km^2

OK, d.h. der Kronplatz ist also ca. 8-mal heftiger erschlossen, als das Dammkar. Und das, obwohl auch am Kronplatz der größte Teil des Raumes absolut unerschlossen ist!
(Karwendelbahn und Dammkar befinden sich auf verhältnismäßig wenig Raum).

Gut, wenden wir das mal auf 2 hier im Forum heiß diskutierte Fälle an.
Bormio: 1 x 2 (PB) + 2 x 4 (EUB) + 5 x 3 (KSB) + 7 x 1 (SL) = 32 km + 50 km Piste = 82 km
Fläche von ca. 10 km^2 x 1,8 km HU = 18 km^3
I (Bormio) = 82 km / 18 km^3 = 4,6 / km^2

Wow, Bormio ist also doppelt so dicht erschlossen wie Kronplatz! Wer hätte das gedacht? 3303 hat mit seiner subjektiven Einschätzung in seinem VISION2000-Bericht also doch recht.

Weiter geht´s, jetzt kommt Dolomiti Superski dran, und zwar der zusammenhängend durch Lifte und Pisten erschlossene Bereich rund um Sella Ronda, von St. Ulrich bis Armentarola und Pedraces bis Marmolada.
Uff, ganz schön viel arbeit jetzt. Also…
12 x 2 (PB) + 19 x 4 (EUB) + 84 x 3 (KSB) + 50 x 1 (SL) = 402 + 350 km Piste = 752 km
Das GE-Rechteck ergibt mir eine Fläche von 400 km^3 + 1,8 km HU = 720 km^3
I (Dolomiti) = 752 km / 720 km^3 = 1,0 / km^2

Der Zentralbereich von Dolomiti kommt also ganz gut weg. Bei Kronplatz sieht das natürlich anders aus, und ich vermute mal stark auch bei Pampeago.

Was haltet ihr von dem Verfahren? Kann man schnell auf jedes Skigebiet anwenden und man erhält einen schnellen Eindruck, ob es dort übererschlossen ist, ohne selber hinfahren zu müssen. Könnte ja eine Orientierungshilfe für so manchen hier sein.

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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 16:22 
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Ich finde den Ansatz interessant, den Grad der Erschließung/Übererschließung zu objektivieren.

Einige kritische Anmerkungen zu der Umsetzung:

- Die Gewichtung KSB 3fach und EUB 4-fach begünstigt die EUB, da EUBs im Mittel doch einen deutlich größeren Höhenunterschied bewältigen.
- Die Pistenfläche wäre sinnvoller als die Pistenkilometer. Eine sehr breite Piste mit 1 km länge zählt in diesem Index nur halb so viel wie wie zwei schmale Pisten von 1 km Länge, obwohl die zwei schmalen Pisten einen kleinere Erschließung bedeuten als die einzelne Breite.
- Die Bestimmung des Skiraums als Rechtecksfläche führt doch zu erheblichen Verzerrungen. und es können Paradoxien entstehen: Jede Skigebietserweiterung, bei der sich das von dir eingeführte Skiraumvolumen stärker erhöht als die Äquivalentkilometerzahl, führt zu einer Verbesserung des Index. (Dieser Kritikpuntk ist mit Abstand der wesentlichste.)

Beispiele für solche Paradoxien:
(1) Bormio käme besser weg, wenn man die Rückseite der Cima Bianca mit einer Bahn erschließen würde.
(2) Der Kronplatz hätte einen wesentlich schlechteren Index, wenn man ihn nur von Olang und Reischach, nicht jedoch von St. Vigil erschlossen hätte.
(3) Baut man eine Anbindung des Langtauferer Tals an den Kaunertaler Gletscher, würde der Kaunertaler Gletscher nach dieser Berechnung einen erheblich niedrigeren Erschließungsindex bekommen.


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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 16:26 
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Vielen Dank für diesen Objektivierungsversuch und den gedanklichen Aufwand sowie die Recherchemühen die dahinterstecken.

Ich bin von den Ergebnissen insofern überrascht, als dass ich subjektiv nicht sagen würde, dass der Zentralbereich Dolomitit Superski oder der Kronplatz weniger intensiv/dicht erschlossen sind als bspw. Bormio. Das kann rein rechnerisch daherrühren, dass für Dolomiti und Kronplatz jeweils die maximale Höhendifferenz eingerechnet wurde, die aber nicht auf die gesamte Pistenfläche zutrifft, im Gegenteil, gerade die Sella Ronda oder die Seiser Alm oder der Zentralbereich Alta Badia sind ja von eher geringen Höhenunterschieden geprägt. Das heißt, hier findet dadurch eine Benachteiligung Bormios statt, da für Kronplatz und Dolomiti ein im Vergleich größeres Skigebietsvolumen angesetzt wird.

Ein weiterer Kritikpunkt aus meiner Warte wäre die Gewichtung der einzelnen Anlagentypen die rein subjektiv ist. Wenn das Kriterium heißen soll "Übererschlossen" und daraus resultierende Überfüllung von Abfahrten (=Crowding), die, wenn man von ästhetischen Anforderungen der Forumsmehrheit hier mal absieht, aus Sicht des Erlebniswertes die hauptsächliche Auswirkung darstellt, dann sollte man aus meiner Sicht mit Personenhöhenmetern pro Stunde, sprich Liftkapazität unter Einbezug der Höhenmeter argumentieren, die sowohl die Größe der Gebiete als sehr gutes "Proxy"-Maß widerspiegelt (habe das mal für die bayerischen Alpen berechnet, sehr hohe und signifikante Korrelation zur vom Landesamt für Umwelt LfU gemessenen Pistenfläche) als auch die Liftkapazitäten. Wenn man nun berechnen möchte, in welchen Gebieten im Verhältnis zur Pistenfläche übermäßig viel Liftkapazität installiert ist, die meistens ja auch mit den subjektiven Ästhetik-Beeinträchtigungen einhergeht (KSB, EUB, siehe Pan's Gewichtung) oder mit einer sehr hohen Liftdichte, dann müsste man die PHm/h mit der Pistenfläche in Relation setzen. Für Bayern könnte man das wie gesagt machen, da das LfU die ziemlich exakten Pistenflächen in seiner Skipistenuntersuchung veröffentlicht. Ich habe 2008 mal eine Excel-Tabelle mit Liftkapazitäten pro Skigebiet erstellt, müsste die mal hervorkramen und das von mir postulierte Maß berechnen, dann können wir einen Vergleich anstellen.


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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 16:49 
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@Martin und Marius: Zum Verständnis: Ein hoher Indexwert I ist schlecht im Sinne der Übererschliessung, deswegen der EUB-Penalty von 4 statt 3 wie bei KSB (d.h. EUB bedeutet einen stärkeren Eingriff in die Natur).

Absolut richtig: Der überraschend niedrige Index für Kronplatz rührt aus der Erschließung bis nach St. Vigil her, ansonsten wäre er viel höher. Es wird hier nur der Durchschnitt auf den Skiraum insgesamt betrachtet, punktuell sieht das anders aus. Wenn Bormio irgendwo noch eine einsame Anlage hätte, die viel Skiraum erschliesst, am besten ohne Piste, wäre der Index für Bormio sofort geringer. Oder wenn sie dort KSB's abbauen würden, auch. :D

Und ja, Dolomiti kommt relativ gut weg, da z.B. der Sellastock einen ziemlich großen Skiraum darstellt, der von nur einer einzigen PB zudem ohne Pisten erschlossen wird. Das drückt den Index natürlich nach unten.

Die Personenbeförderungskapazität halte ich für ein wenig geeignetes Maß. Anker-Schlepplifte haben zuweilen recht hohe Kapazitäten, trotzdem stellen sie nur einen minimalen Eingriff in die Natur dar. Eine 2KSB stellt einen vergleichsweise hohen optischen und akustischen Eingriff bei relativ geringer Förderleistung dar.

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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 17:06 
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Okay, habe meine Daten ausgegraben. Hier ausgewählte Werte für die Bayerischen Alpen, Stand Febr. 2008, Quelle LfU, Liftkapazität eigene Berechnungen nach VDS und Lift-world.info

Die Pistenfläche bezieht sich auf die vom LfU ausgewiesenen Hauptabfahrten und übliche Varianten und damit nicht auf ein sehr grobes rechteckiges Maß.

Niedrige Werte beschreiben ein unter Überfüllungsaspekten günstiges Verhältnis von Liftkapazität in PHm/h zu Pistenfläche in ha, können aber in der Praxis bei hoher Frequentation zu Wartezeiten führen.

Grasgehren: 18.500 PHmh/ha

Fellhorn: 54.900 PHmh / ha
Nebelhorn: 36.700 PHmh/ha
Söllereck: 31.100 PHmh/ha

Zugspitze: 17.400 PHmh /ha
Garmisch-Classic: 37.300 PHmh/ha

Laber: 4.100 PHmh/ha

Brauneck: 29.500 PHmh/ha
Stümpfling: 39.300 PHmh/ha
Taubenstein: 31.000 PHmh/ha
Sudelfeld: 21.700 PHmh/ha
Wendelstein: 45.600 PHmh/ha (erstaunlich schlecht! Weil die Zahnradbahn von ganz unten zählt, es dazu aber keine offiziellen Pistenflächen gibt?)

Hocheck/Oberaudorf: 61.500 PHmh/ha

Winklmoosalm: 30.600 PHmh/ha

Götschen: 41.900 PHmh/ha
Jenner: 25.900 PHmh/ha


Zitat:
Personenbeförderungskapazität halte ich für ein wenig geeignetes Maß. Anker-Schlepplifte haben zuweilen recht hohe Kapazitäten, trotzdem stellen sie nur einen minimalen Eingriff in die Natur dar. Eine 2KSB stellt einen vergleichsweise hohen optischen und akustischen Eingriff bei relativ geringer Förderleistung dar


Eingriff in die Natur: bei Schleppliften müssen Trassen evt. planiert werden und präpariert werden, auch bei wenig Schnee. Bei einem Sessellift "vernarben" die Wunden der Bauzeit eher im Lauf seiner Existenz.
Das von Dir genannte Beispiel ist sicherlich richtig: nur, wie viele 2-KSB gibt es in den Alpen, weltweit? Generell ist aus meiner Sicht durchaus eine Korrelation von Beförderungskapazität und optisch/aktustischen Eingriffen gegeben, wenn ich mir die Begriffe einmal zu eigen machen darf. Vom "Flächenverbrauch" (auf der Trasse zumindest) ist eine 6-KSB im übrigen günstiger als 2 oder gar 3 parallel SLte, wie sie früher Standard waren und teilweise noch sind.


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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 19:16 
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Ich habe über das Problem weiter nachgedacht:

Meiner Meinung führt jede Reduzierung auf einen einzelnen Index zu schweren Paradoxien und ist deshalb nicht zielführend. Das Problem "Wie stark ist ein Gebiet erschlossen" ist nun einmal mehrdimensional und kann deshalb nicht auf einen einzelnen Index reduziert werden.

Ich würde 4 Kriterien heranziehen:

1. Absolute Erschließung durch Anlagen
Passendes Maß: Transportkapizät in (Personen*Hm)/Stunde

2. Mittlere Erschließungsdichte
Passendes Maß: Transprortkapität pro Gesasamtpistenfläche in (Personen*Hm)/(Stunde*ha)
(Das entspricht der Größe, die Marius angegeben hat)

3. Maximale Erschließungsdichte
Passendes Maß: Maximale Transportkapität für eine normierte Fläche (etwa ein Kreis mit 1 km Durchmesser) in (Personen*Hm)/Stunde

zur Erklärung: Man sucht im Skigebiet den Kreis mit 1 km, in dem sich die gößte Transportkapazität befindet, wobei die Transportkazität eines Liftes mit dem Anteil in die Rechnung mit eingeht, mit dem er innerhalb dieser Kreisfläche befindet.

Beispiel:
Im Skigebiet Ischgl/Samnaun nehmen wir einen Kreis mit Durchmesser 1km und Mittelpunkt Idalpe und ermitteln die Transportkapazität, die diesem Bereich zugeordnet werden kann.

4. Grad der Modellierung
Passendes Maß: Für den Pistenbau bewegtes Erdvolumen pro 1 ha Pistenfläche in m^3/ha


Begründung für diesen Ansatz:

Zu allen 4 Kriterien lässt sich sagen:
Sind zwei Skigebiete in drei dieser Kriterien identisch, so ist es plausibel, dem Skigebiet, das eine höheren Wert in dem übrigen Kriterium hat, eine höheren Erschließungsgrad zuzuschreiben.

Problem: Prinzipiell könnten alle 4 Maße ermittelt werden, allerdings teilweise nur mit enormen Recherche-Aufwand.


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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 23:19 
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Als Freerider mag Pancu's Ansatz mit dem Rechteck bzw. verfeinert dem Abstecken der Endpunkte und Ermittlung der dazwischen liegenden Fläche ja korrekt sein, für mich als eher Pistenfahrer ist das jedoch sehr falsch, auch wird dabei nicht berücksichtigt, wie "Ski-Geeignet" das Gelände dazwischen ist. (Dichter Wald, Felsen)

Bzgl. Transportkapazität und Pistenfläche bin ich eher der Meinung, kann das nur wenig zu einer "Übererschließung" aussagen. Beispiel: Eine Anlage mit 2 kleineren Pisten (und viel Freiraum dazwischen) würde negativer bewertet werden als eine Anlage mit 5 breiten Pisten (und kein Freiraum dazwischen), was ich aber genau anders rum empfinden würde.

Für genaue Zahlen würde man wohl nicht umhinkommen, die "ski-geeignete Fläche" auszumessen und dem gegenüber die tatsächliche Pistenfläche zu stellen. Bei der "ski-geeigneten Fläche" müsste aber nicht nur auf Felsen, Steilhänge usw. geachtet werden, sondern auch, dass nicht nur jeder einzelne Lift eine wohl eher ellipsen-förmige Fläche bedienen kann, sondern ... eher so wie ein Netz, dass man auf die Bergstation schmeißt, wenn der Lift irgendwo am Hang hängt, müsste das so ellipsen-förmig aussehen, aber wenn der Lift auf einen Gipfel geht, würde das Netz auf allen Seiten abfallen ...

Vmtl. müsste man eine Software entwickeln, die auf Basis der Höhenmeter/Geländeform-Daten diese "ski-geeignete Fläche" ausrechnen kann. Also du hast da z.B. eine Google-Map, malst eine Linie (Lift), und dann gehen von oben in alle möglichen Richtungen mit 10° Gefälle Linien soweit, dass diese mit 10° Gefälle wieder zum Tal-Punkt führen können, und dazwischen wäre mal prinzipiell die ski-geeignete Fläche (ohne Fels-Berücksichtigung bzw. Aufstieg-Berücksichtigung, das käm dann noch dazu)


... wird alles viel zu kompliziert.

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
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BeitragVerfasst: Do, 13.05.2010, 23:33 
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starli hat geschrieben:
Als Freerider mag Pancu's Ansatz mit dem Rechteck bzw. verfeinert dem Abstecken der Endpunkte und Ermittlung der dazwischen liegenden Fläche ja korrekt sein, ...

Nein, ich habe mit dem Ansatz versucht, alle Schneesport-Touristen zu erfassen. Auch Freerider haben einen Impact auf die alpine Bergwelt, Pistenskifahrer natürlich noch viel mehr. Dies wird berücksichtigt.

starli hat geschrieben:
... wird alles viel zu kompliziert.

Genau deswegen habe ich diesen simplen Ansatz gewählt, frei nach dem KISS-Prinzip oder dem sogenannten Ockham-Rasiermesser.
D.h. frei nach Ockham: Eine Theorie, die mehr Annahmen und Hypothesen benötigt als eine, die weniger davon braucht, führt nicht unbeding zu einer besseren Beschreibung der Wahrheit, sondern eher wahrscheinlich zum Gegenteil.

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BeitragVerfasst: Fr, 14.05.2010, 0:12 
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Zuletzt geändert von krisu am Fr, 14.05.2010, 0:19, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 14.05.2010, 0:18 
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Eine spannende Idee der ansatz von Pancugolo eine art erschliessungs- oder industrialisierungsgrad errechnen zu wollen. Zwangsweise sind in diesen betrachtungen stets eine reihe an mehr oder weniger gorssenj spagate enthalten. Aber der ansatz ist ja mal insofern gut, weil er auf werten beruht, die tatsächlich leicht zu erheben sind.
Auch die multiplikationsfaktoren für verschiedenartige bergbahnanlagen erscheinen stichhaltig: Nicht nur steht eine KSB breiter in der landschaft rum als ein skilift, er transportiert auch ein mehrfaches an personen auf die pisten.

Auch prima finde ich die idee, das "skigebeitsrechteck" in verhältnis zu den logischen pistenkm setzen zu wollen.
Um das Kronplatz paradoxon zu vermeiden (insges. grosse fläche wg. "ausreissender" bahn) könnte man ggf. statt des rechtecks ein in google earth schnell zu ziehendes geschlossenes polygon wählen, dass grob sämtliche pisten umschliesst plus ggf. freifahrgelände. Weiss jetzt nicht, ob GE die fläche von polygonen rausrückt...

Eine sache könnte man noch einfach und relativ klar einfliessen lassen, um indirekt eine aussage über modellierungsgrad zu erhalten: Die anzahl an beschneiten pisten km. Idr. ist es so, daß mit der beeschneiungsanlage die piste vielfach (sofern nicht schon vorher geschehen) tw. übelst remodelliert wird, weil dies letztendlich die schneekanonen so einfordern: Diese produzieren über nacht punktuelle schneehaufen, die sodann mit der pistenwalze über die pistenfläche verteilt werden müssen: Bodenwellen oder Querneigung müssen wg. des imperativs einer ökonomischen kunstschneebewirtschaftung möglichst restlos weggebaggert werden.

Ich würde Kunstschneepisten daher mit dem Faktor zwei multiplizieren.
Hiermit würde dann die Industrialisierung von zB. Alagna recht gut erfasst werden: Alagna besass bis vor wenigen Jahren keine Schneekanonen und nahezu keine modellierte (wohl aber tw. gewalzte) Pisten. Mit der installation ebendieser wurden aber auch die Pistenflächen von Passo Salati hinab bis in den Ort tw. heftig remodelliert.

Den faktor für Pendelbahnen hingegen würde ich auf 1 reduzieren, gleichauf mit einem Schlepplift (funifors hingegen bei 2 belassen).
Somit wäre die Formel:

( nPB + 4nEUB + 3nKSB + nSL + lPistenKmUnbeschneit+ 2lPistenKmBeschneit) / ( aSkigebietBoundary * dh )



Wichtig ist sicherlich, dass möglichst wenig "humane variablen" in die rechnung einfliessen, sons riskiert man hokuspokus da die faktoren in zu hoher anzahl auftreten, und zudem schwierig zu gewichten wären. Genau das versucht pancugolo zu vermeiden. Also doch noch ingenieur und nicht nur BWLler irgendwo*fg*

Anfürsich die ideale aufgabe für neuronale netzwerke ...diplomarbeitsthema... :-)


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BeitragVerfasst: Fr, 14.05.2010, 22:38 
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Hört sich gut an (Polygon + beschneite Pisten).

"dh" = "∆h" = Höhendifferenz?

Wobei .. komplett unberücksichtigt bleibt ja da wieder, dass es mehrere Gipfel und Täler geben könnte, was auf's Volumen keinen Einfluss hätte, wohl aber auf die tatsächliche skibare Gesamt-Fläche. Je mehr Gipfel & Täler das Skigebiet hätte, desto größer müsste die Verzerrung sein? Kann aber schwer einschätzen, wie stark das wäre ... Evtl. überlegenswert, die Gesamt-Höhendifferenz aller Lifte bzw. die durchschnittliche Höhendifferenz zu nehmen?

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BeitragVerfasst: Mo, 17.05.2010, 12:42 
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@Marius: interessant, dass die Zugspitze so gering erschlossen sein soll, dem Wert nach, dass ist doch eigentlich die heftigste Erschließung in DE (diverse Anlagen mit teils sehr hohe Kapazität auf engstem Raum (dem Platt)). Das kann doch eigentlich nur sein, wenn man die Eibseebahn einrechtet.

@Panc: ich finde das einen sehr interessanten Ansatz, gerade auch wegen der Einfachheit, wobei meine naturwissenschaftliche Seele auch immer eine gewisse Sorge hat bei sehr groben Vereinfachungen, weil zB die Ökonomen mitunter gerne mit Zahlen Objektivität anstreben, aber die Axiome so aufweichen, dass letztlich doch alles ergebnisoffen schient.

Was jetzt nichts mit Deinem Ansatz zu tun hat, nur so ein Gedanke von mir. Zum Thema: meines Erachtens kann ein solcher Ansatz nur teils objektiviert sein, da er immer auf subjektiven Gewichtungen beruhen muss (was empfinde ich als Impact und wie drücke ich das in numerischen Werten aus; sprich. Art der Vereinfachung, Wahl der Parameter, Wahl der Faktoren, funktionale Relation, etc). Was aber nicht verkehrt ist, es führt lediglich zu der Frage: Wie definiere ich Erschließungsdichte im Sinne des Eingriffes in die Natur.

Beispielsweise gibt es bei mir eine kritische Untergrenze, unterhalb derer ich menschliches Verhalten und sogar Infrastruktur nicht als Eingriff, sondern eher sogar als Bereicherung der Natur sehe. ZB die alten handgehauenen Weiderzäune oder Trampelpfade, wenn sie interessant trassiert sind. So ist auch Freeriden für mich, wie Tourengehen, mit dem Impact = 0 belegt. Ob sich das argumentativ unter allen Umständen halten lässt, weiß ich nicht.

Wenn ich also zugebe, einen subjektiven Ansatz zum objektiven vorgelagert zu haben und mir Gedanken machen will, wie ich diesen numerisch ausdürcke, so muss das an erster Stelle stehen.

Für mich geht es letztlich im wesentlich um Ästhetik. (Ziemlich blöd für einen objektiven Ansatz).

Da müsste ich jetzt noch mal ein bisschen drüber nachdenken, wie ich das gewichten würde. Den 3D Ansatz finde ich durchaus gelungen, Krisus Beschneiungsfaktor auch, auch die Idee, die maximale Dichte gesondert zu berücksichtigen, um einen Korrekturfaktor zu haben. Mal schauen...

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... the echo of a distant time ...


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BeitragVerfasst: Mo, 17.05.2010, 21:49 
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Zitat:
interessant, dass die Zugspitze so gering erschlossen sein soll, dem Wert nach, dass ist doch eigentlich die heftigste Erschließung in DE (diverse Anlagen mit teils sehr hohe Kapazität auf engstem Raum (dem Platt)). Das kann doch eigentlich nur sein, wenn man die Eibseebahn einrechtet.


Nein, das hat schon alles seine Richtigkeit. Die ausgewiesene Pistenfläche ist dort offenbar sehr groß. Man denke an die vielen Varianten an der 6-KSB, die lange Super-G-Abfahrt im erschließungsfreien Raum oder den Schneeferner, auf dem theoretisch die komplette Fläche gewalzt werden kann.
Die Eibseebahn ist da definitiv nicht miteingerechnet.


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BeitragVerfasst: Di, 18.05.2010, 8:20 
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nach der Berechnung dürfte doch Bivio eigentlich ganz vorn mitspielen oder???


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BeitragVerfasst: Di, 18.05.2010, 9:18 
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Arlberg-Irrer hat geschrieben:
nach der Berechnung dürfte doch Bivio eigentlich ganz vorn mitspielen oder???

Glaube ich, da es ja nur SLs mit niedrigem Multiplikationsfaktor gibt, eher weniger.
Die Multiplikationsfaktoren kommen auch sehr gut hin, denn je nacch Liftanlagen hat man teils ganz andere Klientel im Gebiet.
In Bivio gibts zwar viele Pisten, aber die haben fast ausschließlich Naturschnee. All das führt zusammen mit der "SL-Kundschaft" zu einer enorm relaxten Stimmung.
Insgesamt eine sehr interessante Herangehensweise, die supjektiven Eindrücke mal objektiv zu erklären.
Viele subjektive Eindrücke werden bestätigt. Nämlich die, dass PB und SL-lastige Gebiete einen vollkommen anderen Eindruck hinterlassen, als KSBisierte mit EUBs.
Kunstschneelastige Gebiete fördern die ganze Hektik und das moderne "Unsicherheitsgefühl" ebenfalls.
Sonderfaktoren wie die Gipfel-KSB in Bormio können solche Modelle zwar kaum berücksichtigen, müssen sie aber auch nicht unbedingt.
Das scheint insgesamt schon recht nachvollziehbar, wie ich finde. Es gutes Konzept, an dem man noch etwas herumfeilen könnte.


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