Bin jetzt endlich einmal dazugekommen, diesen interessanten Ansatz durchzulesen, das erinnert mich an ein System, das ich 2006 im AF entworfen habe und unter Umständen auch etwas zu einem Bewertungssystem dieser Art beitragen könnte. Nachdem ich annehme, dass mein damaliger Ansatz nur manchen von Euch in Erinnerung ist, habe ich ihn gesucht und mal rüberkopiert:
(Von damals stammt auch der Begriff: "humane Störfaktoren"
Zitat:
Achtung: jetzt wirds kompliziert:
Die laufende Diskussion bezüglich der Kapazität eines Skigebiets hat mich in der letzten - berufsbedingt ziemlich schlaflosen, aber doch mit "Nachdenkpausen" garnierten - Nacht nicht losgelassen und ich habe mir die Frage gestellt, ob es möglich ist, die "Qualität" eines Skigebiets aus dessen meßbaren Daten heraus in Faktoren und / oder Kennzahlen umzuwandeln und so darzustellen.
Vorausgeschickt sei, daß ich persönlich eine solche "Quantifzierung" nicht brauche, jedoch irgendwie plötzlich "akademisches" Interesse entwickle, ob ein derartiges System möglich ist bzw. welche Faktoren man dabei berücksichtigen müßte.
Für zukünftige "Planspiele" definiere ich vorweg einmal das Terrain als "idealen" Skiberg (nicht ideal im Sinne, daß man dort das beste Skigebiet bauen könnte, sondern ideal zur Definition der nötigen Parameter): zum Bau von Aufstiegsanlagen und Abfahrten steht uns quasi ein Hang zur Verfügung, der maximale Höhenunterschied beträgt 1000 Höhenmeter, das Terrain weist in der oberen Hälfte eine durchschnittliche Hangneigung von 30°, in der unteren von 20° auf. (Ich werde in der Folge von einigen Annahmen bezüglich Fahrtgeschwindigkeit von Liften und Schifahrern ausgehen, die möglicherweise nicht realistisch sind, ich bitte hier um sofortige Korrektur). Wir konzentrieren uns zunächst einmal auf die Pisten und gehen einfach von einer Liftanlage aus, die noch nicht näher definiert ist.
Es gibt vorläufig eine Piste von 2 km Länge, deren oberer Halbabschnitt eine Neigung von etwa 30° aufweist, unten sind es 20°. (Die Piste verläuft neben dem Lift, es kann sein, daß sich das geometrisch nicht ausgeht mit der beschriebenen Länge und dem HU von 1000 m, bin aber jetzt zu faul zum rechnen). Die Piste ist 50m breit, wir haben also 100000m2 Pistenfläche zur Verfügung. Die durchschnittliche Neigung der Pistenfläche beträgt 25°, die beiden Werte alleine geben aber kein zufriedenstellendes Bild von den Gegebenheiten, da ein Schnitt von 25° auch bei einer 1km Piste von 50° (mit 50000m2) und 1km 0° zustande kommen würde. Könnte man von einer Normalverteilung der verschiedenen Neigungen bezogen auf den Quadratmeter Pistenfläche ausgehen, so würden uns Standardabweigung bzw. Varianz weiterhelfen, hätte die gesamte Pistenfläche eine Neigung von 25°, wären die beiden Werte 0 und würden je nach Streuung variieren. Geht man aber davon aus, daß die Neigungswerte nicht noralverteilt um den Mittelwert sind, sondern beispielsweise wesentlich mehr flache als steile Pisten vorhanden sind, dann würde z.B. ein Histogramm besser Auskunft über die Gegebenheiten geben.
Kurze Erklärung: X-Achse: Hangneigung von 0 bis maximale Hangneigung im Skigebiet; Y-Achse: m2 Pistenfläche für die jeweilige Hangneigung.
Damit hätte man zumindestens einen Überblick über die Neigungsverhältnisse. (Vorgriff auf später: man könnte dieses Histogramm auch irgendwie mit der Kapazität der Aufstiegshilfen in Beziehung setzen, so könnte es z.B. sein, daß es viele steile Pistenflächen gibt, die jedoch nur von einem kapazitätsschwachen Lift bedient werden, die flachen Anteile jedoch von vielen kapazitätsstarken Aufstiegsanlagen versorgt sind).
Das Histogramm sagt aber überhaupt nichts über die Abfahrtslängen bzw. Höhenunterschiede aus, d.h. die Abfahrtsflächen könnten genauso auf einem sehr breiten und kurzen Hang mit 100m HU liegen oder so wie in unserem Beispiel von oben. Man müßte also auch Parameter bezüglich Pistenzahl, - länge und HU einführen, schließlich ist auch die Pistenbreite zu berücksichtigen, da auf obigem Berg 25 Pisten von je 2 Meter Breite wohl einen anderen Qualitätsfaktor aufweisen als das beschriebene Beispiel. Auch zu berücksichtigen wären z.B. "unumfahrbare" Steilstufen im Gelände, wenn unsere obige Abfahrt bei den beschriebenen durchschnittlichen Hangneigungen z.B. eine Geländestufe mit 60° hätte, dann wäre sie trotz "normaler" Durchschnittswerte für den Normalverbraucher nicht geeignet (für mich wohl auch nicht, weil 60° ist nur was für Extremskifahrer).
Nun aber einen Denkschritt weiter:
Die Piste mit ihrer Fläche erfüllt ja keinen Selbstzweck sondern dient ja dem Schifahrer als Sportgerät und sollte für ihn daher bestimmte Kriterien erfüllen. Diese variieren jedoch individuell, d.h. je nach Fertigkeit und Vorliebe hat der einzelne Schifahrer unterschiedliche Anforderungen.
Gesetzt den Fall, ich hätte das obige Skigebiet für mich alleine zur Verfügung, dann könnte ich die gesamten 100000m2 Pistenfläche für mich benützen. Es ergäbe sich jedoch wohl kein "Qualitätsunterschied", wenn sich z.B. 2 oder 3 Schifahrer in dem Gebiet aufhalten, irgendwann jedoch würde der Verkehr auf der Piste "störend" werden (Beförderungskapazität und Fahrzeit des Liftes bleiben zunächst mal unberücksichtigt). Ich definiere nun einmal für mich (und für diesen Hang??) eine Art "Qualitätsmaß" für die Pistenlfläche. Ich fühle mich dann völlig ungestört beim SChifahren, wenn ich vor mir auf 250 Meter Länge keinen weiteren Schifahrer sehe (wie man sieht, kann dieses Qualitätsmaß von Fahrer zu Fahrer variieren, wahrscheinlich differiert es auch für ein und den selben Schifahrer je nach Hangneigung und Pistenbeschaffenheit, das wird aber hier zunächst zu kompliziert, wir gehen also von einem einheitlichen Qualitätsmaß für mich aus). Unsere Piste ist 2 km lang, d.h. sie verträgt gleichzeitig durchschnittlich 8 Schifahrer (mit gleichem Qualitätsmaß). Und zwar unabhängig von deren Geschwindigkeit (die allerdings natürlich auch gleich sein müßte), da ja oben nur dann 250m Pistenlänge (bzw. 12500m2 Pistenfläche) frei werden, wenn der unterste Fahrer die Piste verlassen hat.
D.h. eine von vielen Kennzahlen für ein Schigebiet wäre es für mich, wie groß meine "Qualitätsfläche" ist bzw. wieviele SChifahrer sich voraussichtlich darin tummeln werden, ich nenne das mal "Humanstörfaktor" (Umgelegt auf Tiefschneegelände beantwortet eine solche Kennzahl (objektiv", warum ich zuletzt in kleinen Schigebieten in der Steiermark mehr Freude am Geländefahren hatte als am Arlberg, auf letzterem waren zwar die Geländeflächen deutlich größer, wiesen jedoch pro Flächeneinheit einen höheren "Humanstörfaktor" auf.).
Zurück zu unserem Schigebiet:
Bis zu einer Zahl von 8 Personen gibt es keinen "Humanstörfaktor" und die Anzahl der innerhalb einer Stunde befahrbaren "Qualitäts-Flächeneinheiten" hängt von meiner Fahrgeschwindigkeit (soferne ich alleine bin bzw. die anderen 7 genauso schnell fahren wie ich) und von der Zeit für die Liftfahrt ab.
Ich postuliere eine Aufstiegshilfe, die - ohne Wartezeiten - mit 5m/sec fährt, d.h. ich hätte bei 2000m Länge eine Auffahrtsdauer von 6 Min 40 sec., angenommen ich brauche für die Abfahrt 5 Minuten 20 sec., so dauert ein Zyklus 12 Minuten, d.h. ich schaffe 5 Zyklen pro Stunde und damit 40 "Qualitäts-Flächeneinheiten" pro Stunde bei einem Human-Störfaktor von 0.
Wenn ich nun - immer noch ohne Wartezeiten beim Lift - dessen Fahrgeschwindigkeit variiere, so hat das natürlich Auswirkungen auf die Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde, angenommen die Auffahrt dauert 9 Minuten u. 40 Sekunden, dann dauert ein Zyklus 15 Minuten und ich schaffe nur mehr 32 Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde.
Variieren kann nun auch der humane Störfaktor: wenn sich mehr Leute auf der Piste tummeln, dann steigt dieser Faktor und bewirkt zweierlei: einmal gibt es eine "subjektive" Störung meines Wohlbefindens, zun anderen jedoch wirkt sich "Verkehr" auf der Piste auch auf meine Fahrgeschwindigkeit aus, ich werde also langsamer unterwegs sein und daher weniger Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde konsumieren können. Spielt nun auch die Kapazität unserer Liftanlage eine Rolle und es kommt zu Wartezeiten, so hat das auch negative Auswirkungen auf meine Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde. Für die "Qualität" eines Gebietes sind also nicht nur Größen wie Pistenfläche, Pistenzahl, Zahl und Kapazität der Aufstiegshilfen oder Höhenunterschiede ausschlaggebend sondern auch die persönliche Erwartung (wie schnell fahre ich, wie groß ist meine Qualitätsfläche, wie bewerte ich den humanen Störfaktor, bevor er zu einer meßbaren Geschwindigkeitsreduktion führt) und die Zahl bzw. auch das Niveau der anderen Schifahrer, dies aber auch wieder irgendwie bezogen auf das Schigelände bzw. Flächen-Histogramm (da es für mich ja einen Unterschied macht, ob ich auf den von mir bevorzugten schwierigen Pisten alleine bin, ob sich hier mehrere oder viele gute Fahrer tummeln oder ob schlechte und langsame Fahrer meine persönliche Qualitätsflächeneinheit zusätzlich beeinträchtigen).
Soweit bin ich nun mal gediehen mit meinen Überlegungen. Was man mit dem Beispiel nun durchspielen könnte ist: wie setzt man die bisher genannten Faktoren in eine rechenbare Relation? Wie wirkt sich beispielsweise die Verdoppelung der Pistenfläche durch eine zweite Abfahrt aus, welchen Unterschied macht es, wenn ich anstelle einer Liftanlage über den gesamten Hang zwei kürzere über jeweils die Hälfte mache? (Die Kapazität würde zwar verdoppelt, aber nicht bezüglich der fahrbahren Höhenmeter oder Qualitäts-Flächeneinheiten pro Stunde). Was ändert sich an den Faktoren, wenn ich eine lange Anlage stehen lasse und im flacheren Bereich eine zusätzliche kurze Anlage baue, ohne die Pistenfläche zu ändern? Was ist, wenn ich nur unten eine neue Abfahrt baue?
(Das Histogramm ändert sich nun sicher).
Zitat:
Ein Histogramm m2 Pistenfläche bezogen auf Hangneigung in Grad gibt mir einen guten Überblick über die Aufteilung der Pisten bezüglich Steilheit. Darüber könnte ich dann Informationen bezüglich Kapazität der Lifte oder Frequentierung der unterschiedlichen Pisten legen. Wahrscheinlich macht aber eine Zusammenfassung der Hangneigungsdaten in unabhängige Abfahrten mehr Sinn, soferne man davon ausgehen kann, daß das Überschreiten einer bestimmten Neigung über einen bestimmten Prozentsatz bezüglich der gesamten Abfahrtslänge den wahren (nicht den angegebenen) Schwierigkeitsgrad einer Abfahrt dokumentiert. (Ich hoffe nur, das versteht jetzt jemand, ich tu mir auch schon schwer, hab aber heute fast nicht geschlafen).
Nochmal: man kann wahrscheinlich die gesamte Pistenfläche einer Abfahrt als schwierig einstufen, wenn ein bestimmter Teil der Abfahrt eine bestimmte Steilheit überschreitet, das macht dann Sinn, wenn ich in einer Berechnung die Schifahrerfrequenz auf einer Piste von deren Schwierigkeit abhängig mache, stimmt aber natürlich nur dann, wenn sich die Schifahrer im Gebiet auch daran halten und nicht lauter Nasenbohrer auf zu steilen Abfahrten herumgurken.
Zitat:
Als nächstes werd ich wohl eine Liste von möglichen Faktoren bzw. Faktorenbündeln machen, z.B. (noch keineswegs vollständig)
Beförderungskapazität
Beförderungskapazität pro Pistenfläche
Beförderungskapazität pro Pistenfläche und Pistensteilheit (Schwierigkeit)
Beförderungsgeschwindigkeit
Beförderungsgeschwindigkeit pro Pistenfläche und Pistensteilheit (haben steilere Pisten / längere Pisten mehr oder weniger Kapazität, eine schnellere oder langsamere Bergbeförderung?)
Qualitätsflächenmaß pro Schifahrer
Humaner Störfaktor
Humaner Störfaktor pro Pistenfläche und Pistensteilheit
Anzahl der durchschnittlich anwesenden Schifahrer
Leistungsspektrum der durchschnittlich anwesenden Schifahrer
Selbsteinschätzung der durchschnittlich anwesenden Schifahrer (sagt mir, ob ich auf schwierigen Pisten mit überforderten Schifahrern rechnen muß).
Noch schwieriger wird es, wenn ich Geländeabfahrten mitberücksichtige und als Qualitätskriterium noch unverspurten Schnee reinnehme:
dann brauch ich z.B. auch das durchschnittliche Intervall bis zum Verschwinden von bestehenden Spuren durch Neuschnee