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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 20:10 
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RetroRebel
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Glaub mal nicht, dass ich das nicht tue. Diese Gedanken habe ich mir schon vor Jahren und immer wieder gemacht, andernfalls würde ich meine Standpunkt wohl kaum in der Form vertreten, Und das Ergebnis: ach was solls, wohin soll diese Diskussion noch führen? :roll:

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Zitat:
Und spätestens im Gelände abseits der Pisten rächt sich die Rückenlage und der damit verbundene Kontrollverlust dann umgehend


Dann irren die ^^ sich da aber alle gewaltig, wie mir scheint... ???


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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 21:04 
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RetroRebel

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Hab dieses höchst interessante Thema erst jetzt gesehen, werde mich demnächst auch dazu äußern, da ich ja in den letzten Jahrzehnten durchaus viel Erfahrung mit verschiedensten Skitypen gesammelt habe.
Vorab: M.E. muß bezüglich des Zurechtkommens mit verschiedenen Skitypen eine Art U-Kurve postuliert werden.
Wenn man schlecht fährt, hat man - abhängig von Gelände und Schneebedingungen - Schwierigkeiten mit jedem Typ Schi und merkt möglicherweise gar keine Unterschiede. Mit steigendem Fahrkönnen merkt man die Unterschiede und fährt mit den verschiedenen Typen auch - wieder abhängig von den Bedingungen - unterschiedlich gut. Und die Super-Könner (zu denen ich mich nicht zähle) können wieder bei nahezu jeder Bedingung mit jedem Schi gut fahren, merken aber den Unterschied dabei schon.
Auf jeden Fall unterscheiden sich Schi heutzutage wesentlich mehr als in den 70-er oder 80-er Jahren, d.h. es macht sehr wohl einen Unterschied, welche Taillierung oder Steifigkeit man fährt. Hab mal einen Ski gehabt, bei dem man genau mittig draufstand, d.h. er war vor und hinter der Bindung gleich lang. Ging durchaus gut zum Carven, wie man aber im Gelände war und sich z.B. auf einer Buckelpiste instinktiv zurücklehnte, lag man auch schon da, weil der Ski das überhaupt nicht tolerierte. Bin mir aber sicher, wenn man gut genug fährt, auch im extremen Gelände immer genau zentral drauf zu stehen, kann man auch damit fahren, wenn auch mit sehr viel Konzentration.
Genauso ist es mit Renn-RTL-Carvern, sind im Gelände unheimlich giftig und simulieren damit in an sich angenehmen Tiefschnee so eine Art Bruchharsch-Situation und sind daher extrem anstrengend zu Fahren.
Fortsetzung folgt.

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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 22:06 
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^^ Sehr interessant! Ich galube, ich habe einfach viel zu wenig Erfahrung mit verschiedenen Skitypen. Ich hatte anscheinend immer Ski, die recht breitbandig waren und mit denen bin ich eigentlich in allen Verhältnissen gut zurechtgekommen. Ich hatte nur mal einen Ski, der war im Gelände etwas bockiger, war ein 1,98 langer Rossignol Riesenslalom-Ski (7G hiess de, glaub ich).

Ich habe immer zwischen Slalom- und Riesenslalom-Ski gewechselt - keine richtigen Rennski, sondern immer so das weiche Zeugs, das einem als Normalo so in den Sportgeschäften als "Rennski" verkauft wird. Bei den wenigen Rennen, die ich gefahren bin, habe ich dann immer schon ein bisschen neidisch auf die richtigen Rennski der Kollegen geschaut. Meine neuesten Ski sind jetzt sogenannte Freeride-Ski (HAED Monster) in 1,70, die angeblich auch auf der Piste recht vernünftig fahren. Das tun sie auch - zumindest fahren sie nicht weniger Zug auf der Kante als ein ausgelutscher Möchtegern-Rennski. Auf idealen Carvingpisten sind mir allerdings die 1,60er doch lieber als die langen 1,70-Latten.

Aber wenn ich hier zugebe, dass ich geringe Unterschiede spüre: Ja, das tue ich; aber die Unterschiede sind so minimal, dass ich mir darüber normalerweise nie Gedanken mache und es mir auch ziemlich egal ist, was ich gerade an den Füssen habe - hatte anscheinend noch nie sehr spezielle oder extreme Ski dran. :wink:

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Chasseral - "Les derniers vestiges ont disparu - la fin d'un rêve"


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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 22:30 
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Zitat:
Da man mit diesen funktional an die Buckelpisten gebundenen Schwüngen vor anderen Fahrern gut brillieren kann, werden diese Tiefschwungarten auch als Schauschwünge im planebenen Gelände gezeigt. Besonders der Jet- oder Schleuderschwung gehören zu dieser Art Imponiergehabe vermeintlich guter Skifahrer. Die überwiegende Teil der Skijünger führt jedoch diese Schwünge falsch aus. In passiver Rücklage - die durch die hohen Skischuhspoiler möglich wird - drehen (oder besser gesagt: würgen) diese "Spazialisten" ihre Ski von Schwung zu Schwung den Hang hinunter. Diese Art Ski zu fahren ist sehr gefährlich, weil die Ski in dieser statischen Rücklageposition nicht mehr kontrollier geführt werden können. Ein Großteil von Kollisionsunfällen ist auf diese Fahrweise zurück zu führen!


DSV Skiatlas 1976 :D

Ich bin auch vermeintlicher Spezialist und will mit Imponiergehabe und falscher Technik brillieren! :D Pfauen an die Macht!


Zuletzt geändert von ::: trincerone am Do, 15.02.2007, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 22:30 
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Das war ironisch gemeint.


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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 22:33 
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[trincerone] hat geschrieben:
Das war ironisch gemeint.

Nee! Das is ned dein Ernst? :wink: :P :lol:

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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 22:40 
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^^ Ich dachte ich erspare Helmut die 5 Minuten Schreibarbeit mit dem Nachsatz. :D ;)


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BeitragVerfasst: Do, 15.02.2007, 23:28 
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[trincerone] hat geschrieben:
^^ Ich dachte ich erspare Helmut die 5 Minuten Schreibarbeit mit dem Nachsatz. :D ;)


Oh ... danke, sehr nett :lol: :wink:.


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BeitragVerfasst: Fr, 16.02.2007, 8:19 
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Ein paar (oder ein paar mehr :wink: ) Worte zur Theorie des Schifahrens:
Schifahren kann - wie jede Art von Fortbewegung - letztendlich als "energetisches" System gesehen werden. Einerseits muß der Schifahrer Kraft / Energie aufwenden (wofür genau, darüber gleich), andererseits wirken Kräfte / wirkt Energie auf ihn ein.
Im Gegensatz zur Fortbewegung bergauf oder auf der Ebene hat der Schifahrer ja mal von vornherein den Vorteil, über ein gehöriges Maß an kinetischer Energie zu verfügen, da er ja (meist) mit dem Lift wo hinaufgefahren ist und nun zum Abfahren die Schwerkraft zur Verfügung hat. (Bin mir sicher, daß meine Theorie - rein physikalisch gesehen - möglicherweise begrifflich ein bißchen fehlerhaft ist, Korrekturen sind willkommen).
Bei Übertragungen von Schirennnen hört man immer wieder den Satz "Der Fahrer beschleunigt jetzt", was m.E. nicht richtig formuliert ist, Beschleunigen ist m.E. ein aktiver Vorgang und wird durch Energieaufwand des "Beschleunigers" verursacht, d.h. ein Schifahrer beschleunigt nur dann, wenn er Schlittschuhschritte macht oder mit den Stöcken anschiebt, wenn er "nur" die Schwerkraft auf sich wirken läßt, dann wird er einfach nur schneller. (Oder beschleunigt ein Gegenstand, wenn man ihn fallen läßt und er beim runterfallen schneller wird?).
Die nächste Frage, die sich beim Schifahren stellt ist folgende: Gibt es nun irgendwelche Kriterien, die darüber befinden, ob die angewendete Technik nur "besser" oder "schlechter", "richtig" oder "falsch" ist?
Prinzipiell könnte man ja sagen, das gibt es nicht und jeder fährt halt so, wie es ihm Spaß macht. Oder wählt den Stil, der ihm ästhetisch am meisten zusagt. Wäre eine Möglichkeit.
Kann man aber auch physikalisch betrachten.
Wie wir alle wissen, kostet Schifahren ja auch Kraft, obwohl wir die Schwerkraft zur Verfügung haben. Die dafür nötige Energie kann man theoretisch in 2 Bereriche aufteilen: erstens muß der Fahrer dem System Energie zuführen, um die Schi zu steuern, genauer gesagt, um eine Änderung der Richtung herbeizuführen (wobei "Richtung" unschaf definiert ist, die Richtung kann auch eine Kurve, sein, wenn der Schi z.B. seinen Radius fährt) in die die Schi gerade fahren, zweitens muß er Kraft aufwenden als Gegenkraft zu der in der jeweiligen Situation auf ihn wirkenden physikalischen Kräfte (fährt man einen Bogen auf der Kante der Schi, so wirken Fliehkräfte, die mit steigender GEschwindigkeit natürlich ebenfalls ansteigen).
Ein weiterer ASpekt des Schifahrens ist, daß die Fortbewegung ja sicher sein soll, die Schi also jederzeit unter Kontrolle zu halten sind, ebenso (im Rennsport) ist die Zeit ein Kriterium, in der man eine Strecke zurücklegt.

Gut:
Am stabilsten läuft ein Schi, wenn man ihn auf der Kante führt, weil dann keine quer wirkenden Kräfte auf ihn einwirken. Denn wenn der Schi nicht auf der Kante fährt sondern immer wieder ein bißchen seitlich abrutscht (rattert), dann wirkt mal eine Kraft auf dieSchaufel, mal auf das Schiende, was die Kontrolle erschwert und ZUSÄTZLICHEN Kraftaufwand zum Steuern notwendig macht. Gleichzeitig wird die Fortbewegung LANGSAMER, da ja ein Teil der einwirkenden Schwerkraft (die ja - wie oben beschrieben - den weitaus größten Teil der GEschwindigkeit bewirkt) durch das Seitwärtsrutschen quasi verpufft.
Eine Grenze des Fahrens auf der Kante wird aber doch durch die Schwerkraft gesetzt, da in steilem Gelände und auf harter Piste die Fliekräfte immens stark werden und natürlich eine entsprechende "Gegenkraft" in der Oberschenkelmuskulatur nötig ist.
Der Radius der Forbewegung wird natürlich durch die Bauart des Schis bestimmt, ein "gerader" Schi kann praktisch nicht ständig auf der Kante gefahren werden, da ja sonst keine Bögen möglich wären, ein stark taillierter Schi (Slalomschi) fährt sehr enge Bögen, etc.
Ein aktiver Kraftaufwand ist nun nicht nur als Gegenkraft zur Fliehkraft nötig sondern auch zum Umkanten, d.h. ich muß dem System Energie zuführen, um von einer Kante auf die andere zu kommen und so eine Richtungsänderung hervorzurufen. Rein energetisch betrachtet ist dann natürlich jener Stil am "besten", der hier die geringste Menge an Energie benötigt. Im Verlauf der Geschichte der Schitechnik gab es zahlreiche Methoden, wie man einen Schwung auslöst (Hochentlastung, Tiefentlastung, Springen, Anstemmen.....), die jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf die nötige "Energiezufuhr" und auch auf den Umgang mit der vorhandenen kinetischen Energie haben (beim Anstemmen bremst man jedenfalls und "vernichtet" Energie).
Rein "energiemäßig" ist also Carven auf der Kante (keine kinetische Energie geht verloren) mit geringster Energieaufwendung beim Umkanten (bei der Richtungsänderung) ohne Hoch-Tief-Bewegung der ökonomischeste Stil, der den größten Teil der kinetischen Energie nutzt und die größte Kontrolle über den Schi zuläßt, da der Lauf auf der Kante ja der stabilste ist.
Prinzipiell kann man in jedem Schnee (auch im Bruchharsch) so fahren, je schwieriger die Verhältnisse sind, desto besser muß die Technik sein, da Bedingung für diesen Fahrstil eine absolut MITTIGE Position auf dem Schi ist, d.h. man darf weder mit Vor- noch mit Rücklage unterwegs sein, da das System dann sofort viel anfälliger für Störungen wird. Fährt man in Rücklage und es gibt nur eine kleine Querbeschleunigung (Abrutschen), so erhält das SChiende mehr Störenergie und man kann die Balance verlieren, ebenso bei zu viel Vorlage. Sieht man z.B: bei Bode Miller. Er fährt meist mit erheblicher Rücklage, was - wenn es gut geht - schnell sein kann, aber (wahrscheinlich) mehr Kraftaufwand bedeutuet und (sicher) ein höheres Sturzrisiko mit sich bringt.
Ähnlich ist es mit der Schwungauslöse: "gerade" Schi benötigen eine andere Form der Schwungauslöse als Carver, die auf der Kante gefahren werden. Bei letzteren reicht im Optimalfall einfach eine Minimalbewegung der Knie und den Rest erledigt die Schwerkraft, aber auch bei Carvern kann (bei mangelnder Technik, Kraft oder einfach in zu schwierigem Gelände) manchmal eine andere Form der Schwungauslöse (Hochentlastung, Springen,...)nötig sein. Jede andere Form der Schwungauslöse ist aber energieintensiver als das einfache Umkanten, was sich - je nach Gelände - natürlich aufsummieren kann. Was Carver oft nicht vertragen ist die Kombination aus Hochentlastung und Rückenlage, da der Schi dann vor oder nach dem Umkanten hinten viel zu viel Energie erhält und man einfach auf die Nase fliegt.
Hier kommt nun auch der Faktor STeifigkeit ins Spiel: "Weiche" Schi sind deshalb im Gelände einfacher zu Fahren, weil sie Fehler verzeihen. Gerät man mit einem weichen Schi in Vor- oder Rücklage, so schluckt das System Schi einen Teil der einwirkenden Querbeschleunigung (wenn man nicht genau auf der Kante fährt) und man kann noch die Balance halten, hat man einen harten Schi, so schluckt das System gar nichts und man muß mit der auf Schiende oder Schaufel einwirkenden Querbeschleunigung selbst fertig werden. D.h. man kann sehr wohl auch mit einem stocksteifen Schi im Gelände fahren, aber dann muß man technisch so gut sein, daß man wirklich immer 100% in Neutralposition fährt, also keine Vor- oder Rücklage hat.

Aus den genannten theoretischen Überlegungen lassen sich dann natürlich die Unterschiede zwischen verschiedenen Schimodellen nachvollziehen, ich hoffe nur, das war jetzt nicht alles zu kompliziert.

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BeitragVerfasst: Fr, 16.02.2007, 9:23 
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gerrit hat geschrieben:
... Aus den genannten theoretischen Überlegungen lassen sich dann natürlich die Unterschiede zwischen verschiedenen Schimodellen nachvollziehen, ich hoffe nur, das war jetzt nicht alles zu kompliziert.

Nee, nee! Das ist hochinteressant und meine bescheidenen Grundlagenkenntnisse der Mechanik erlauben es mir, diesen Ausführungen zu folgen. Ist ja im Prinzip alles logisch, nur hatte ich mir darüber nie systematische Gedanken gemacht. Ich bin aber ein absoluter Freund solcher grundlegender Analysen bevor man in eine praxisorientierte Diskussion einsteigt.

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BeitragVerfasst: Fr, 16.02.2007, 9:32 
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Ich habe ja Mitte der 80-er Jahre eine Schilehrerausbildung am Sportinstitut der Universität Wien gemacht und meine Tochter hat in den letzten Jahren auch Kurse mit Zielrichtung Landesschilehrer gehabt, es hat sich vom Prinzip her in den letzten 20 Jahren nicht mehr viel geändert, obwohl es damals noch keine "modernen" Carvingschi gab war bereits die Theorie des Ziehens auf der Kante im Radius des Schis (der damals halt wesentlich größer war) entsprechend verankert. Irgendwann in den 90-er Jahren hat (jemand von der TU Wien?) eine Art "Schiroboter" gebaut, der (auf einer flachen und glatten Piste) nur durch minimales Umkanten der Schi den Hang hinuntercarven konnte.

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BeitragVerfasst: Fr, 16.02.2007, 12:18 
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Zitat:
Bei Übertragungen von Schirennnen hört man immer wieder den Satz "Der Fahrer beschleunigt jetzt", was m.E. nicht richtig formuliert ist, Beschleunigen ist m.E. ein aktiver Vorgang und wird durch Energieaufwand des "Beschleunigers" verursacht, d.h. ein Schifahrer beschleunigt nur dann, wenn er Schlittschuhschritte macht oder mit den Stöcken anschiebt, wenn er "nur" die Schwerkraft auf sich wirken läßt, dann wird er einfach nur schneller.


In Anbetracht der Tatsache, dass die Gravitationkraft abhängig von der Erdbeschleunigung ist, ist die Formulierung meines Erachtens physikalisch schon richtig, grammatisch kann man ihr entgegen halten, dass der korrekte Modus das Passiv sein müsste, er wird beschleunigt. Das ist wohl auch das, worauf du hinaus willst.

Zitat:
Oder beschleunigt ein Gegenstand, wenn man ihn fallen läßt und er beim runterfallen schneller wird?).
Ja, er wird beschleunigt.

Zitat:
um eine Änderung der Richtung herbeizuführen (wobei "Richtung" unschaf definiert ist, die Richtung kann auch eine Kurve, sein, wenn der Schi z.B. seinen Radius fährt)
Hier beschleunigt er den Schi tatsächlich. (Aktiv).

Beschleunigung bedeut nichts anderes als Zeitliche Änderung der Geschwindigkeit (Beschleunigung ist das Differential der Geschwindigkeit nach der Zeit), da v vektorieller Natur ist, ist eine Richtungsänderung eine Beschleunigung.

^^Dies nur für terminologisch interessierte, deine Ausführung sind natürlich richtig und auch völlig verständlich, wie sie sind.

Zum inhaltlichen: sehr interessant, vieles davon habe ich andernorts auch schon gelesen. Aus genau diesen Erwägungen wurden diese Schi ja auch entwickelt und sind Schi und zugehörige Technik im Rennsport state-of-the-Art. Die für mich interessante Fallunterscheidung triffst du sehr zutreffend bereits am Anfang: es kommt auf die Prämissen an! Erreichbare Geschwindigkeit (Zeit) und Kraftaufwand sind im Rennsport essentiell, man sieht auch immer sofort, wenn einer über die Kante rutscht, wie die Zehntelsekunden verloren gehen. Meine Prämisse ist ja wie gesagt anders, mit kommt es auf das subjektive Spaßempfinden an. Dies orientiert sich natürlich auch an den erzielbaren Leistungen, die mit der Rennsporttechnik optimal wären, wird aber von anderen überlagert. So ist beispielsweise ein geringer Kraftaufwand etwas, was mir beim Schifahren tendenziell weniger Spaß macht - könnt man sich jetzt fragen, warum, ist aber einfach so. Ich würde aber auch nie auf die Idee kommen zu glauben, dass ich mit meinem Material und angestrebten Stil irgendeine Chance in einem Rennen hätte - dazu unterscheiden sich die Prämissen zu stark,

Zitat:
Ein aktiver Kraftaufwand ist nun nicht nur als Gegenkraft zur Fliehkraft nötig sondern auch zum Umkanten, d.h. ich muß dem System Energie zuführen, um von einer Kante auf die andere zu kommen und so eine Richtungsänderung hervorzurufen.


Was mir in deinem Modell noch etwas fehlt, ist die Berücksichtigung der sich neutralisierenden Kräfte, die man für sich nutzen kann, was für mich den Reiz des Schifahrens sehr stark ausmacht. Man kennt den Effekt von der (alten?) Tiefschneetechnik, wo man so ein bisschen in den Schnee springt und dann durch den Schwung in die aufrechte Lage zurück"katapulitert" wird.

Besser beschreiben kann ich das auf der Piste. Es ist natürlich eine gefühlsmäßige Sache, daher kannich nur raten, wie das zustandekommt - möglicherweise irre ich mich. Es ist jedenfalls so, dass wenn ich in die Hocke gehe für den Schwung, ich den Druck glaube ich iin der Endphase des Schwunges auf die Kanten durch die aktie Tiefbewegung schlagartig erhöhe. Durch den Kantengriff ergibt sich dann wohl aufgrund der Gegenkraft des Bodens ein massiver Impuls nach oben, so dass man quasi ohne Kraftaufwand wieder in der aufrechten Position steht. Optimal geht das bei einer leicht ausgefahrenen Piste, wenn man direkt vor dem Buckel andreht, weil die Buckelkrone dann einen noch besseren Widerstand bildet und man bei richtiger Dosierung extrem schnell und mühelos wieder in der Ausgangsstellung ist. So lassen sich auch die Blizzard verhältnismäßig einfach drehen, wozu sonst ein gewaltiger Kraftaufwand nötig wäre. Nach deinem Modell wird dabei natürlich dennoch was verschenkt, weil die aktive Tiefbewegung sicherlich schon mal mehr Kraftaufwand erfordert, als das einfach umkanten (auch wenn man dabei natürlcih die Gravitationskraft nutzen kann) und der Schi nicht während des gesamten Schwunges auf der Kante gefahren wird, so dass Energie "verloren" geht. So könnte man natürlich kein Rennen gewinnen, aber der subjektive Spaßfaktor ist hoch und zu den persönlichen Prämissen äußerte ich mich ja schon.

Eine weitere Überlegung spielt für mich auch noch eine Rolle. Wäre Fanz Klammer 1976 gegen die heutige Rennsportelite mit deren Technik und Material angetreten, so hätte er wahrscheinlich verloren (wobei sich seine Rekorde dennoch 15 - 20 Jahre hielten, was ich beachtlich finde!). Aber: er hat dabei mit dem Material und seiner Renntechnik (die nichts mit der Technik, die ich versucht habe zu beschreiben, zu tun hat n.b.) Leistungen erzielt, die immer noch weit oberhalb dessen liegen, was die meisten Schifahrer (inbesondere ich selbst) erreichen - und zwar unabhängig von Material und Technik. So macht sich bei mir auch heute noch mit Abstand am särksten die Praxis bemerkbar. Ist ja auch klar, wenn man i.A: 8 - 12 Tage im Jahr schifährt! Die letzten drei Tage Zermatt dieses Jahr hatten von den Fahrleistungen auch nicht mehr viel mit den ersten Tagen am Arlberg zu tun. Besonders ausgeprägt merke ich das im Tiefschnee: mein Hauptproblem ist da bis heute, dass ich einfach noch nicht wirklich sicher das Gleichgewicht halten kann (sieht man ja toll auf dem einen Photo aus Zürs ;) ), und auch nicht die Erfahrung habe, die auftretenden Kräfte richtig einzuschätzen. Insiofern verfalle ich ständig in (schlechte) Ausgleichsbewegungen, um das Gleichgewicht zu halten. Ich merke das auch bei Buckelpisten: ich bin früher schon mal besser auf Buckelpisten gefahren als heute, weil es öfter gemacht habe. In der Zeit bin ich viel intuitiver sowas runtergefahren und habe mir nicht so konkret auf die Fahrspur Gedanken gemacht und hatte somit auch weniger Probleme mit dem Gleichgewicht. Heute hat das wieder etwas nachgelassen mangels Praxis und ich merke schon, wie dabei sehr nachdenken muss und schon bei so leichten Buckeln mich manchmal zu spät entscheide und dann kommt so eine Fallstudie wie an der Arlenmähder bei raus (da sieht man sogar, wie ich zu spät noch versuche, einen SChwung auszulösen, die Schi aber schon in der Fallinie über den Buckel fahren und ich logischerweise das Gleichgewicht verliere). Lange Rede, kurzer Sinn: neben der sicherlich wichtigen Technik kommt auch die Praxis hinzu, die die Intuition der Bewegungen schult, weil man eben vorausahnen muss, mit welchen Kräften (Richtung und Intensität) man es gleich zu tun haben wird. ist eingelich nicht andes als beim Fahrrad, wo man auch lernen muss, wie weit man sich in die Kruve legen muss, um weder umzufallen noch geradeaus zu fahren.

Jedenfalls wie immer vielen dank für Deine wirklich sehr interessanten Erwägungen und Darstellungen, es macht Spaß sich darüber Gedanken zu machen!


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BeitragVerfasst: Fr, 16.02.2007, 12:40 
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Bei der Schwungauslöse ist praktisch immer eine Entlastung in irgendeiner Form nötig. Der Schi fährt auf der Kante und übt damit einen Druck auf den Schnee aus. Bleibt man auf der Kante stehen, fährt der Schi geradeaus bzw. folgt seinem Radius (und man bleibt irgendwann mal stehen, weil der Bogen dann bergauf führt). Zum Auslösen muß man die Kante - irgendwie - relativ entlasten, da gibt es mehrere Möglichkeiten.
Die Hochentlastung. Man steht aktiv auf, erhöht damit den Druck auf die Kante, das Ende des Aufstehens macht damit eine relative Entlastung und man kantet um. Im Extremfall kommt es dann zu einem Springen.
Die Tiefentlastung: Man hockt praktisch ein bißchen an, damit wird die Kante entlastet und man kantet um. Ist eigentlich im Extremfall der Mechanismus des Jet-Schwungs, man hockt quasi unter der Fallinie durch.
Die "Aufkant-Methode" (weiß nicht, ob das einen eigenen Namen hat). Man kantet den Schi kurz stärker auf, indem man die Knie noch mehr zum Hang kippt, bekommt damit kurzzeitig mehr Fliehkraft zu spüren, da der Radius einen Hauch enger wird, läßt den Druck dann wieder nach und kantet mit der relativen Druckentlastung um. Da hier die minimalste Bewegung und damit der geringste Energieaufwand erforderlich ist, ist das quasi state of the art.
Wie Du richtig erkannt hast, ist das Schifahren eben genau ein Spiel mit allen einwirkenden Kräften und je ökonomischer man damit umgeht, desto weniger eigene Energie ist nötig bzw. die eigene Energie wird besser in Geschwindigkeit umgesetzt. (Es kann durchaus gleich anstrengend sein, auf der Kante runterzucarven oder Schwünge durch Springen auszulösen und dann zu rutschen, aber die erste Variante ist - energiemäßig - ökonomischer).
Was Franz Klammer betrifft:
Die Rekorde haben u.a. deshalb gehalten, weil die Streckenführungen "langsamer" wurden, mit dem heutigen Material wären die damaligen Strecken wesentlich schneller und damit wahrscheinlich jenseits der Grenzen des physikalisch machbaren (was die Haltbarkeit unserer Gelenke betrifft).
Wenn man weiter zurückgeht so in die 50-er, so frage ich mich immer, ob ich - mit meiner heutigen Ausrüstung - gegen die damaligen Läufer mit deren Equipment nicht wahrscheinlich schneller wäre, trotzdem ist es beeindruckend, welche Leistungen damals mit dem damaligen Material erbracht wurden, ich würde damit wahrscheinlich gerade mal die Idiotenhügel runterkommen.

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BeitragVerfasst: Fr, 16.02.2007, 12:46 
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Das terminologische Problem hast Du ja genau erfaßt, ein Stein, der fallengelassen wird, beschleunigt nicht, sondern wird beschleunigt, auch wenn die daraus abgeleitete Bewegung doch als "Beschleunigung" definiert wird, beim Schifahren könnte man natürlich unterscheiden, ob die Beschleunigung aktiv durch nach hinten aufgewendete Reibungsenergie (Schlittschuschritte, mit Stöcken anschieben) entsteht und damit eine von der Schwerkraft unabhängige Komponente darstellt, oder ob man (auch aktiv) dadurch schneller wird, daß man die Schi in die richtige Richtung lenkt und auf der Kante zieht (ist aber damit von der Schwerkraft abhängig und damit eine semantische Mischung als passivem beschleunigt werden durch die Schwerkraft und aktivem Lenken der Schi, um die Schwerkraft optimal auszunützen).

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BeitragVerfasst: Fr, 16.02.2007, 12:53 
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Ich finde von meiner physikalischen Sichtweise her derartige Unterscheidungen nicht unbedingt wichtig für das Verständnis der Physik, weil eine Beschleuningung immer die Auswirkung einer Kraft auf eine Masse ist und physikalisch gesehen, ein Kraft eine Kraft ist, unabhängig ihrer Quelle. Ob der Stein nun beschleunigt oder bescheunigt wird macht hinsichtlich der auftretenden Effekte ja keinen Unterschied. Außerdem wird die Abgrenzung schwierig; beschleunigt ein Autofahrer, wenn er auf Gas tritt, oder wird er nicht vielmehr beschleunigt, weil die Kraft ja nicht von ihm erzeugt (sondern vom Motor und durch Karosserie übertragen), sondern nur initiiert wird.

Aber ich denke, wir verstehen uns hier schon - so oder so. ;)


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