Zitat:
Cool ist das vor allem, wenn fast alle Verbindungen unterirdisch sind: dann gibt es nur die Station in der weißen Wüste...
Das war ein Punkt, den ich noch vernachlässigt hatte.
Entweder Vieles unterirdisch oder eventuell stegähnlich schwebend, so dass die Landschaft noch hindurch fließen kann.
Ist ja übrigens ganz interessant mal wieder. Die Gebäude in den Hang hinein zu stellen und diesen nicht zu modellieren ist eigentlich ja heutzutage nicht mehr en vogue.
Man schafft lieber ein Planum und stellt da dann die Fertigkiste drauf.
Natürlich Vieles aus Stahlbeton. Betonbalkone werden mit irreführenden Verkleidungen, die eine hölzerne Tragstruktur "vorlügen" sollen beplankt. Die Tiefgarageneinfahrt wird mit Bruchsteinen beklebt. dazu noch ein nettes Giebelchen und vielleicht sogar ein Erker (Modell Tirol, Seite 27 ;-) - fertig ist das Alpenhaus in "traditionellem Stil".
Ach nee, fehlt noch was - Geranienkästen!
Leider zeugt ein solcher Baustil davon, dass die Baukultur in den letzten 100 Jahren größtenteils sehr verwahrlost ist.
Stets haben Konstruktionen und Materialien zu einer Formensprache grführt. einer Formensprache, die man mittels Weiterentwicklung der Technik stets anpasste und perfektionierte.
Heutzutage werden oft mit modernen Techniken Formensprachen simuliert, die aus ganz anderen Konstruktionen entstanden sind.
Wenn man sich dagegen mal denkmalgeschützte Gebäude ansieht, ob nun der 50er Jahre Verwaltungsbau in der Großstadt, das Wasserschloss im Münsterland oder das Mittelalterliche Fachwerkhaus irgendwo in Hessen ist, dann sind das immer Architekturen, die in ihrer Zeit in aktueller Technik und der sich daraus entwickelnden oder erst dadurch möglichen Form errichtet wurden.
Das sind auch erhaltenswerte, schöne Gebäude, die meines Erachtens als Kulturelles Erbe erhalten und gepflegt werden sollten.
Leider zeigt sich erst relativ kurz wieder eine Entwicklung hin zur Schätzung moderner Architektur.
Da sie aber in vielen Fernsehwerbespots bereits wieder auftaucht, wird sich ein gewisser Teil der gesellschaft auch daran wieder gewöhnen.
In den 60ern-70ern gab es mal so eine Phase, in der sich ein großer Teil der Gesellschaft modern gefühlt hat. Moderne Architektur war in.
Damals entstanden ja auch die Skistationen.
Das Problematische an diesen Stationen ist oft, dass sie ästhetisch gesehen kaum Erweiterungen vertragen. Kommt dann noch dazu, dass man beabsichtigt, den Charakter einer solchen Station zu "entschärfen", stehen auf einmal Sachen herum, die die Anlage sehr stark stören. Die Anlage lebt ja oft von ihrer Reinheit, da es ja keine gewachsene Struktur ist.
In den 70ern wurden allerdings auch wirklich Bausünden begangen.
Das Problem ist für mich persönlich eigentlich garnicht, dass etwas modern und monolithisch oder kleinteilig und alt ist. es muss einfach seinen Charakter behalten.
Deshalb passen Hochhäuser genausoweinig nach Bonneval Sur Arc, wie Chalets eben auch nicht nach Tignes passen.
Auch die Hochhäuser in St. Moritz Bad passen mE nicht und stören das Ortsbild.
Das Dorf ist ja eine urbane Struktur aus Belle Epoque Hotels und sonstigen Prunkbauten, die aber auf ihre Art auch gewachsen ist. Ich finds im Großen und Ganzen eigentlich recht cool.
Das Bad war im Kontrast dazu eine sehr schöne, auf dem Reißbrett geplante, klassische Badanlage im Stil der 20er, würd ich mal so pauschal sagen.
Wieder eine Struktur, die für sich sehr schön gewirkt hat, jetzt aber durch verschiedenste Strukturen aufgehoben wurde.
Ach ja, in den 20ern gabs ja auch bereits die Moderne.
Mittlerweile sind die weißen Würfelhäuser in Dessau auch teilweise denkmalgeschützt, bald 100 Jahre alt und formal moderner, als das meiste, was heute so gebaut wird.
Mal ein paar Beispiele für Moderne, wie sie vor 50-100 Jahren bereits aktuell war.
1923
1933
1924
1956-1958
Und hier noch einer meiner All Time Favorites:
Mies Van der Rohe - Farnsworth House, Plano, Illinois - 1946-1951
Funktioniert aber nur als "Zweithaus" an einem verlassenen Ort.
Viel zu transparent - keine Räume, nur Zonen (außer Bad).
Steht im Überschwemmungsgebiet. Die Landschaft fließt in jeder Hinsicht hindurch.
In seiner geometrischen wie gestalterischen Strenge und Perfektiin strahlt es in reinem Weiß als Fremdkörper, der die Landschaft kaum tangiert.
Diese Konzept dürfte auch auf alpine Landschaften mit komplexerer Form übertragbar sein, ist aber natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten, die sich dort böten.
Angeblich lies die Auftraggeberin Mies sämtliche Freiheiten, was die Planung uns Ausführung betraf.
Als das Haus fertig war, verklagte sie ihn - und verlor :-)
Zuletzt noch ein sehr empfehlenswerter Kink zu retrofutur.org bezüglich der neuen Hungeburgbahn.
Geschmackssache wie Vieles aber sicher auch ein Beispiel für gute, zeitgemäße Architektur im Bergbahnbereich.
So etwas sollte man viel öfer "erlauben".
http://www.retrofutur.org/retrofutur/app/main?CM=view&RC=2&DOCID=100002347