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BeitragVerfasst: So, 19.11.2006, 16:35 
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RetroRebel
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Zitat:
Wahnsinn! Die Planung dieses Ortes könnte eigentlich auch hier im Forum entstanden sein. Was da geschrieben wird deckt sich an so vielen Stellen mit unseren Diskussionen, das ist echt kaum zu glauben.


Nun, das dürfte zu einem Teil vielleicht auch darin liegen, dass die Philosophien hinter diesen infrastrukturellen und architektonischen Konzepten kein typisches Sportgastein-, sondern ein typisches Zeitphänomen für die späten 60er und vor allem frühen 70er Jahre sind. Man kann diese Konzepte in vielen Bauten dieser Zeit, die wie ich ja schon oft betont habe entgegen der heute teils vorherrschenden Meinung, hervorragend und excellent durchdacht waren, wiederfinden. Da mich die Frage nach dem "warum" hinsichtlich derartiger Projekte schon immer gereizt habe, bin ich für meinen Teil schon früher über diese Konzepte gestolpert, wenn ich auch bisher nie die Möglichkeit hatte, derart bis ins Detail gehende Planungen nachzuvollziehen. Zumindest für meine eigene Diskussionsbeiträge gilt natürlich insofern, dass sich die Gedanken aus diesen Konzepten darin wiederfinden.

Interessanter, wenn eigentlich auch nicht überraschender Weise, macht die Architektur aber auch fast schulbeispielhaft die zeittypischen Fehler.

1. Hohe Gebäudekonentration, um die Landschaft nicht zu zersiedeln! Optisch in meinen Augen zwar hochinteressant, aber in der Wirkung natürlich konträr: die massiven Bauten nehmen natürlich auf das Landschaftsbild in einer Intensität Einfluss, wie kaum sonst erreicht. Das gleiche Konzept steht auch hinter Kurzras und ging auch hier nicht auf. Nicht missverstehen: ich mag diese verschachtelten Komplexe, aber die Idee, durch diese Bauweise weniger in das Landschaftsbild einzugreifen, funktioniert natürlich nicht.

2. Extrem komplexe gebrochene Profile, Verschachtelungen, "Verspieltheit" der Grundrisse etc. pp. Damit wollte man sich von der "kubistischen" Architektur der 50er und insbesondere der frühen 60er Jahre, die nicht geringen wohl auf Corbier zurückgeht, distanzieren. Typisches Beispiel für diese waren noch das Brelin in Menuires (und im weiteren Sinne die gesamte Croisette), Plagne Centre, viele Gebäude in Courchevel. Rechteckige, rechtwinklige Strukturen, klare geometrische Formen und einheitliche lange Fassaden dominieren das Bild. Ganz anders eine Generation später: das hufeisenförimige Bellecote, mit seinem hunderfach gebrochenen Grundriss zeugt bereits davon, noch deutlicher sieht man es aber bei Arc 1600 und 1800 mit ihren komplexen an die Hänge gebauten, verwinkelten Gebäuden. Schräge Winkel, komplexe Linien, verschachtelte Fassaden, Holz statt Beton und Glas. NUR: die Idee, damit anheimelnde moderne Gebäude zu schaffen, ist ebenfalls verfehlt. Ein normaler Mensch ohne Interesse für Archtektur Basics sieht wahrscheinlich nicht einmal den Unterschied zwischen einem Konzept wie Arc 1800 / Sportgastein und Les Menuires. Es ist schlussendlich nämlich nicht die Form der Gebäude, sondern ihre Größe und Wucht i.A. die das Urbane und Künstliche erzeugt. Daran ändern die komplexen Grundrisse und Fassadenstrukturen ebensowenig, wie Holzverkleidungen (die zu allem Überfluss im Hochgebirge aufgrund der starken Strahlung schnell sehr dunkel werden). Am ehesten verhindert man die urbane Wirkung, duch die Vermeidung von Flachdächern, die Verwendung traditioneller Elemente bereits im Grundkonzept und durch die Vermeidung von Kenzentrierung und damit zu großer Grundrisse. Dies lässt sich ja auch bei Stationen der nächsten Generation wie Belleplagne oder der typischen tiroler Hotelarchitektur gut beoabchten. (Nichts destotrotz gefällt mir die futuristische Architektur besser, aber aus anderen als den bezweckten Gründen).

3. Das ganze führt teilweise zum dritten ganz klassichen Fehler der 70er Jahre Architektur: dadurch, dass man versuchte keine zu großen Formen zu verwenden, enstanden die berühmt berüchtigten kpmplexen Labyrinthe. Diverse Zwischenebenen, verwinkelte Verbindungsgänge, kleine Treppen hier, kleine Treppen dort: stets sieht man sein Ziel, aber man weiß nie, wie man da gerade hinkommt! Die komplexe Stuktur aus Verbindungsgängen und Zwischenebenen macht orientierungslos, statt zu integrierren anonymisiert sie. Dazu kommt, dass der Verzicht auf große Elemente, also auch auf weite offene Gänge oder zentrale Plätze ein Gefühl der Enge erzeugt, dass nicht anheimelnd, sondern erdrückend wird (das sieht man sogar schon teils auf den Zeichnungen oben). Man verfühlt sich verloren und ohnmächtig in den riesigen Gebäudekomplexen, der Fortschritt ist hier Rückschritt zu den klaren schlichten Formen der Gebäude der 60er Jahre (die zwar auch riesig wirken, aber wenigsten genug Licht und Luft zum Atmen lassen). Ein letztes Problem in der Folge: man schafft riesige Areale toten Raumes. Der Begriff ist nicht ganz leicht zu erklären, am besten versteht man das, wenn man mal in solchen Gebäudekomplexen war: durch die verwinkelte, verschachtelte Architektur, hat man überall Gänge, Zwischenpodeste, Treppenabsätze, die nicht groß genug sind, um eiinen Aufenthaltsort zu bieten, aber doch nicht klein genug und zu viele, um unbemerkt zu bleiben. So hat man großere Areale sog. "non-lieus" ("Nicht-Orte"), also Bereiche, an denen es unangenehm ist, sich aufzuhalten. Gerade bei Gebäudeeing#ngen sieht man das oft: gigantische Gebäude, sie haben aber keine großen Foyers, die etwas offenes einladendes austrahlen (auf solche großen Elemente wollte man ja verzichten). Statt dessen hat man irgendwo in den Betonmauern versteckt, verschiedene kleine Eingänge, die man erstmal finden muss und von der Baumasse als solcher erdrückt werden - Ort an denen man sich nicht gerne aufhält.

Bild

Auf diesem Bild kann man das erahnen. Links am Rand, die kleine durchsichtige Treppe (einen von denen, die man immer von unten sieht, aber nicht weiß wie man hinkommt und die dazu nur für schwindelfreie ist aufgrund des durchsichtigen Bodens). Links dahinter , der Säulenraum unter dem Balkon: ein typischer Non-Lieu. Das kleine enge Säulenraster unterteil diesen Bereich so, dass keine wirkliche Größe aufkommt, er ist aber dennoch zu groß, um irgendwie gemütlich zu sein. Die niedrige Decke wirkt etwas erdrückend und was soll man unter diesem "Vordach"? Stellt Euch mal vor, ihr sollte ein kleines Café in dieser Passage aufmachen, wo würdet ihr die Stühle hinstellen? Doch sicher nicht in diese seltsame Nische dort, wohl eher in den Knick der Passage, wo man wenigsten zu beiden Seiten ein Stück weit schauen kann.

Bild

Hier sieht man es auch. Unter den Treppen, den Gallerien_ überall toter Raum, der irgendwie verstörend wirkt. Auch diese einzelnen kleinen Fenster in der Fassade: statt alles gemütlicher zumachen, sehen sie eher verloren aus.

Na ja, könnte man noch viel zu schreiben, aber wir wollen ja keinen Architekturkurs draus machen. Wer sich dafür interessiert, wie ein identisches Planungskonzept nachher in der Wirklichkeit wirkt, besuche mich in Hannover. Das Ihmezentrum folgt in vielen Punkten exact den gleichen Prämissen und wirkt gerade dadurch so eng, erdrückend, anonym verstörend.


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BeitragVerfasst: So, 19.11.2006, 18:25 
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Naja, ich hab nun wirklich keine Ahnung von Architektur und mich damit auch nie näher befasst, geschweige denn mich wirklich dafür interessiert. Von dem her kann ich das nur oberflächlich betrachten. Aber ich gewinne bei diesem gesamten Projekt - also weniger bei der Architektur - die für mich neue Erkenntnis, daß man sich ganz offensichtlich viele Gedanken gemacht hat über Dinge, von denen ich das nicht erwartet hätte. Sei es nun zum Umweltschutz (Gas-/Elektrofahrzeuge, emissionsfreie elektr. Heizungen etc.), zum Landschaftsschutz (wenige Lifte erschließen viel, keine Talabfahrt nach Sportgastein etc.) und damit zusammenhängend auch zur Wirkung des Ortes in der Landschaft.
Normal ist es doch so, daß gerade im Zusammenhang mit Frankreich immer von den "hässlichen Stationen" die Rede ist, die "rücksichtslos hingeknallt" wurden. Und vor diesem Hintergrund hätte ich nun alles mögliche von so einem Großprojekt erwartet, aber daß man über Aspekte des Landschaftsschutzes in diesem Maß nachdenkt sicher nicht.
Das Zitat mit den "aufgeblasenen Pseudo-Bauernhäusern" fand ich jetzt vor allem deshalb bemerkenswert, weil ich Kritik an diesem Stil bisher nur von sehr wenigen Leuten vernommen habe, und zwar ausschließlich in einschlägigen Foren, also diesem hier und etwas abseits der Masse auch in einem anderen, größeren. Dazu kommt, daß der Alpenbarock-Stil ja bis heute rege gepflegt wird, teils sogar zunehmend extremer werdend. Von dem her hätte ich wiederum von einer Planung in Österreich vor 35-40 Jahren nicht erwartet, daß man sich von diesem Schema bewusst so radikal distanziert indem man es nicht nur nicht anwendet, sondern es auch noch extra dazu schreibt.

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BeitragVerfasst: So, 19.11.2006, 18:53 
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RetroRebel
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Stimmt, das mit den Pseudo-Bauernhäusern hat mich auch durchaus überrascht! DAs war mir ebenfalls neu. Vor allem, dass das Wort "Pseudo-" drin vorkommt, unsere Nomenklatur ist ja Pseudo-Chalet, was schon sehr dicht dran ist.

Zitat:
Normal ist es doch so, daß gerade im Zusammenhang mit Frankreich immer von den "hässlichen Stationen" die Rede ist, die "rücksichtslos hingeknallt" wurden. Und vor diesem Hintergrund hätte ich nun alles mögliche von so einem Großprojekt erwartet, aber daß man über Aspekte des Landschaftsschutzes in diesem Maß nachdenkt sicher nicht.


Ja, das ist aber so ein bisschen das, worauf ich hinaus wollte. Aber im Verhältnis zu deinem ersten Post ging es mir eigentlich um etwas was mit deinem Post gar nicht so viel zu tun hatte, insofern war die Verbindung etwas unglicklich von mir.

Die allgemeine Meinung und die deutsche journalistische insbesondere neigen da zu einer gewissen - man verzeihe mir den Begriff - Ignoranz. Es herrscht vieler Orts - das liest man überall immer wieder - die Vorstellung, es handele sich bei den franz. Stationen um unüberlegt von Großkapitalisten aus den fernen Metropolen rücksichtslos in die Berge geknallte Massentourismus "cash-cows"! Die Betrachtung ist aber ungefähr so differenziert und Klischeefrei wie das was hierzulande zum Nahen Osten liest (nämlich gar nicht). Bitte versteht mich hier nicht falsch: das soll weder eine überhebliche Belehrung sein noch eine Aussage dahin gehend, dass man sich gefälligst mit sowas auseinander setzten müsste! Das liegt mir fern.

Was ich darlegen will, ist, dass durchaus weit verbreitete Ansichten völlig der Realität entbehren können, wenn die Fakten nur genügend Distanz zum täglichen Leben aufweisen (sei es zeitlich wie bei den Projekten oder räumlich und kulturell wie beim Nahen Osten) und die "Schulmeinung" oft genug wiederholt und abgeschrieben wird, bis sie anerkannt ist.

Die französischen Stationen wurden von namhaften Archetekten ihrer Zeit konzipiert, natürlich stehen da sehr viele sehr weitgehende Gedanken dahinter. Sie wurde einst für ihre perfekte Integration in die Landschaft hoch gelobt! Natürlich klingt das von unserem heutigen Standpunkt aus schon fast wieder ironisch und die Tatsache, dass sie bis ins Detail durchdachte architektonische Meisterleistungen waren, muss auch noch lange nicht heißen, dass sie ins Gebirge passen oder jedem gefallen müssen.

Wogegen ich mich einzig und stets schon seit Jahren wehre, ist die vebreitete Ansicht, es handele sich um billige Plattenbauten (und das wird mit diesem Wortlaut durchaus vertreten!). Abgesehen von dem kleinen Details, dass es keine Plattenbauten sind (keine Betonplattenfassaden), besteht auch architektonisch kein Zusammenhang zu den massenhaft in Kopie gebauten Arbeitersiedlungen der ehem. DDR. Im übrigen auch nicht zum soz. Wohnungsbau in Westdeutschland der 60er Jahre, der die Trabantenstädte entstehen ließ (dort aber teilweise schon eher). Die franz. Stationen waren Prestigeprojekte, die als ganz große Architektur ihrer Zeit und Wegweise für modernes Bauen galten.

Ich weiß, dass nicht ganz das ist, worauf du hinaus wolltest, aber das ist das, worum es mir oben ging. Wenn du so willst, war es schon inkonsequent von mir, dein Zitat voranzustellen, weil ich bis auf die ersten Sätze eigentlich auf ein ganz anderes Thema hinaus wollte, nämlich den (teilweisen) Irrglauben, man habe das damals so gemacht, weil man es ja noch nicht besser wusste. Das hat natürlich relativ wenig mit deinem Zitat zu tun, insofern diese Klarstelliung.


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BeitragVerfasst: Mo, 20.11.2006, 0:26 
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Hochinteressante Chronologie und Aufarbeitung des Scheiterns eines mehr als bemerkenswerten Projektes! Vielen Dank! :D

@Straßenverbindung nach Mallnitz

Zitat:
Die Zufahrt ist durch die Gasteiner Alpenstraße garantiert ... die Planung für die Weiterführung der Straße nach Mallnitz ist im Gange. Mallnitz baut ebenfalls in das Tauerntal eine wintersichere Straße zur Jamnigalm.

Erstaunlich, erstaunlich - besticht man in den folgenden Jahren durch eine progressive Haltung in Sachen Umweltschutz und schonender Bauweise, ist in dieser Pressemitteilung aus dem Jahre 1971 noch von einer Weiterführung der Gasteiner Alpenstraße bis nach Mallnitz die Rede. In welcher Form man sich auch immer diese Nord-Süd Verbindung vorgestellt hatte, ein langer Tunnel (ca. 5 - 6 Kilometer) durch die Niederen/Mallnitzer Tauern wäre unumgänglich gewesen. Ob auf Kärntner Seite jemals dieses Projekt angegangen wurde, lässt sich aufgrund der mir zur Verfügung stehenden Unterlagen nur schwer feststellen. Fakt ist jedoch, dass eine Straße von Mallnitz durch das Tauerntal existiert, die knapp unterhalb der Jamnig Alm endet.


@Kosten(explosion) der ersten Ausbaustufe

Im offiziellen Eröffnungsschreiben vom 24. März 1972 heißt es

Zitat:
? während die Straße mit einem Aufwand von 47,5 Mio S. in nur 15 Monaten befahrbar gemacht wurde, erfolgte die Fertigstellung der Lifte in einer Rekordbauzeit von 6 Monaten. Die Kosten der Aufstiegshilfen betrugen 15 Mio S ...


?Gastein Aktuell? präsentiert hingegen in seiner Ausgabe vom 19. März 1973, also ein Jahr später, diese Zahlen:

Zitat:
... welche im Jahr 1970 mit dem Bau der 5,6km langen Gasteiner Alpenstraße begann. Bisher wurden für die erste Entwicklungsetappe 100 Millionen Schilling aufgewendet, und zwar 75 Millionen Schilling für den Straßenbau und 25 Millionen Schilling für die Errichtung der Kreuzkogelbahnen ?



@Panoramakarte Kurier 1976

Bild

gerrit hat geschrieben:
Erste Überlegungen bezüglich der Anbindung des Naßfelds kamen noch ohne Straße aus und sahen eine Seilbahn von Böckstein auf den Kreuzkogel vor, die das Naßfeld zusammen mit einer Liftkette an der Westflanke des Berges erschlossen hätten, erwiesen sich aber bald als nicht praktikabel.


Warum ist 1976 immer noch das Projekt einer Seilbahn von Böckstein auf den Kreuzkogel eingezeichnet? Diese Seilbahn war doch spätestens mit dem Baubeginn der Alpenstraße gestorben, oder? Geht ja auch so aus deinen Zeilen hervor.
Gänzlich unbekannt war mir bis dato auch Seilbahnverbindung des Stubner- und Graukogels. Für welchen Bahntyp man da sich wohl entschieden hätte?


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BeitragVerfasst: Mo, 20.11.2006, 18:24 
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RetroRebel

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Architektur: @trinc, da kann ich Dir nur vollinhaltlich zustimmen, diese Phase der "Verschachtelung und Labyrinthierung" findet sich genauso im kommunalen Wohnbau Wiens, hier entstanden in den 70-er im masiven Kontrast zu den "einfachen" Formen der 50-er und frühen 60-er hochkomplexe Raumgebilde mit unzähligen Winkeln, Niveauunterschieden, Treppchen und Ähnlichem, was zu einer schrecklichen Unübersichtlichkeit und durch die vielen toten Winkeln auch einer objektiven und subjektiv gefühlten "Unsicherheit" geführt hat.
Beispiele wären die Gemeindebauten "Am Schöpfwerk" im 12. Bezirk oder "Franz Wrba Hof" im 10. Bezirk, dort ist es so, daß die Bewohner gerade mal in ihre eigenen Wohnungen finden, bei Fragen nach anderen Stiegen oder Eingängen aber meist keine Auskunft geben können. Rettungsorganisationen oder Ärzte hassen diese Bauten, da man hier immer sehr viel Zeit zur Orientierung braucht.
Baukosten: der Unterschied der Kosten für die Straße könnte vielleicht damit erklärbar sein, daß einmal die Kosten für die Sportgastein-Gesellschaft und einmal die Gesamtkosten angeführt wurden, schließlich war ja die Tauernkraft AG an der Finanzierung beteiligt. Die Mehrkosten im Bereich des Liftbaus sind aber davon eigentlich nicht betroffen.
Panoramakarte: Auch wenn das Seilbahnprojekt Böckstein-Kreuzkogel schon vor dem Bau der Straße angedacht war, verschwand es mit dem Straßenbau keineswegs aus den Überlegungen, die Nordflanke des Kreuzkogels ist oberhalb der Waldgrenze ein ideales Schigebiet und auch beim Bau aller Projekte würde sich Böckstein als Ausgangspunkt und Parkmöglichkeit durchaus geeignet haben.

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Schweben im Powder - Die, die es erlebt haben, verstehen, den anderen kann man es nicht erklären!


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BeitragVerfasst: Mo, 20.11.2006, 21:59 
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@Alpenkoenig: Das Straßenprojekt war in der als Tunnelvariante vom Weissenbachtal aus geplant. Um dorthin zu kommen, wollte man nach der Talstation der Doppelsesselbahn Schideck die Straße in einen Tunnel bis zum Talschluss führen (möglicherweise leicht ansteigend, beim Talausgang des Weissbachtales wäre eine Doppel-Serpentine und in weiterer Folge am Talende ein Straßentunnel durch die Hohen Tauern geplant gewesen. Dieses Vorhaben war noch bis Mitte der achziger Jahre nicht endgültig vom Tisch, dh es war auf div. Karten immer noch als geplant eingezeichnet.

Die Gondelverbindung von der Talstation Stubnerkogelbahn zur Mittelstation Graukogel war als Pendelbahn geplant. Diese wäre jedoch zum größten Teil über Wohngebiet gegangen und ist daher über das Projektstadium nie hinausgekommen.

Die Selbahnverbindung auf der Nordseite des Radhausbergmassives war auch - wie Gerrit bereits geschrieben hat - nach Vollendung der Alpenstraße nicht vom Tisch. Vielmehr wollte man auf die Art den Straßenverkehr aus Sportgastein fernhalten und dabei noch zusätzlich die schönen Hänge in diesem Bereich (und vielleicht sogar die Hänge des Höhkars) zu erschließen.


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BeitragVerfasst: Mi, 22.11.2006, 16:16 
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Eine wirklich hochinteressante Diskussion hier. Meinen Dank an gerrit hab ich ja bereits ausgesprochen, da will ich mich nicht mehr wiederholen. :wink:

@black_panther: Weil wir gerade bei der Kreuzkogel-Erschließung von Böckstein sind. Du bist ja Einheimischer. In der SN war am 25. Oktober 2006 zu lesen:

Zitat:
"Und in Sportgastein will man eine Abfahrt in einem Lawinengebiet ersten Ranges bauen."


Weißt du worum es da geht - gar um eine Reaktivierung der Böcksteiner Pläne?


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BeitragVerfasst: Mi, 22.11.2006, 17:00 
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@lanschi: Eine Reaktivierung der ursprünglichen Pläne hinsichtlich einer Erschließung Sportgasteins von Böckstein aus wäre mir ganz was neues. Ich denke, dass es hier eine Verwechslung der Skigebiete gegeben hat. In Sportgastein sind keine neuen Abfahrten geplant; vielmehr werden die bestehenden weiter ausgebaut bzw. mit einer Beschneiungsanlage versehen. Mittlerweile ist eine Pumpleitung bis auf eine Seehöhe von 2200 m verlegt und dadurch eine Beschneiung der blauen bzw. ab der Mittelstation der schwarzen Piste in den in den letzten Jahren schneekritischen Bereichen möglich. In weiterer Folge ist eine Erweiterung der Pumpleitung bis zur Bergstation bzw. in Richtung der roten/blauen Abfahrt unterhalb der Mittelstation geplant.

Die angesprochenen Pläne hinsichtlich neuer Pisten betreffen einerseits den Stubnerkogel in Bad Gastein und andererseits das Schlossalmgebiet im Bereich Angertal in Bad Hofgastein. Nachdem nun alle Bedingungen der Grundbesitzer bzw. des Wild- und Lawinenschutzes erfüllt worden sind und nur mehr eine wasserrechtliche Bewilligung fehlt (die jedoch nur Formsache ist), soll nun auch auf dem Osthang des Stubnerkogels über die gesamte Fläche eine Beschneiungsanlage realisiert werden. Dazu notwendig ist jedoch der Bau einer neuen Talabfahrt, da die derzeit bestehende aufgrund der engen Ziehwege sicherheitstechnisch nicht mehr dem heutigem Standard entspricht.

Siehe hiezu den Artikel 'Wirbel um neue Lifte' aus den Salzburger Nachrichten vom 27.10.2006:

Zitat:
Horst Scheibl weist Vorwürfe zurück, dass das Land unkritisch neue Lifte genehmige ...

... Es stimme auch nicht, dass in Sportgastein "eine Abfahrt in einem Lawinengebiet ersten Ranges" gebaut werde. Die Wahrheit sei, dass im unteren Bereich der bestehenden Abfahrt ein Skiweg notwendig sei. Die derzeit bestehende "Hühnerleiter" (ein ganz schmaler Weg, Anm.) entspreche nicht mehr den Sicherheitsanforderungen. ...


Auch hier wird fälschlicherweise Sportgastein anstatt Bad Gastein geschrieben.

Die Pistenerschließungspläne im Angertal betreffen die Abfahrt von der Schlossalm ins Angertal.

Zitat:
... »Die Schneeanlagen am Stubnerkogel sind noch nicht so weit ausgebaut«, berichtet Schafflinger, »die Realisierung der Beschneiung am Stubnerkogel Osthang hat für uns aber oberste Priorität ? und zwar von der Berg- bis zur Talstation.« Rascher umsetzbar erscheinen zwei neue Abfahrten von der Schlossalm ins Angertal, womit das Ziel, für jede Könnensgruppe in diesem Bereich eine passende Abfahrt anzubieten, erreicht wäre.

Die Skierschließungskommission hat als Voraussetzung für die weitere Planung bereits Ende August ihre positive Stellungnahme abgegeben. Die wasser- und naturschutzrechtliche Verhandlung bzw. die erforderliche Rodungsbewilligung sind noch ausständig.

Die Genehmigungsverfahren für den Bau der neuen »schwarzen« Abfahrt und die Verlängerung der bestehenden »roten« Piste sollen aber noch im Herbst abgeschlossen werden. Franz Schafflinger: »Unser Ziel ist es, im Sommer 2007 die rote Abfahrt mit Beschneiungsanlage fertig zu stellen und mit dem Pistenbau für die schwarze zumindest zu beginnen. Oberste Priorität hat aber nach wie vor die Beschneiungsanlage für den Stubnerkogel.«

Bild


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BeitragVerfasst: Mi, 22.11.2006, 17:45 
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RetroRebel
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Sehr interessant! Was die Ziehwege und die Sicherheitsstandards angeht: ist das gesetzlich geregelt oder ist es die Betreibergesellschaft, die einen höheren Sicherheitsstandard realisieren möchte?


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BeitragVerfasst: Do, 23.11.2006, 23:28 
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@trinc: kann nur vermuten, dass es gesetzliche Regelungen hinsichtlich der Pistenbreite gibt und die bei Pistenerweiterungsplänen wie Beschneiungsanlagen etc. beachtet werden müssen. Genau sagen kann ich das jedoch nicht.


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BeitragVerfasst: So, 26.11.2006, 19:54 
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Puh. Viel Text, aber auch sehr interessant. Wann gibts die DVD mit einer 90min-Dokumentation, Filmmaterial aus alten Tagen und computeranimiert die projektierten Lifte? ;-)

gerrit hat geschrieben:
In der 2. Nummer des Jahrgangs 1973 der Kurzeitung für das Gasteinertal ?gastein aktuell? (Erscheinungsdatum Samstag, 19.5.73)


Wah, cool.. von Heiligenblut über Gastein bis nach Kaprun und Saalfelden? Wie geil wär das denn gewesen ..

Die 5km lange Stollenbahn nach der Talabfahrt hätt ich aber ziemlich schwachsinnig gefunden .. aber gut, es wären ja auch weitere Lifte geplant gewesen (wozu dann eigentlich noch die Tunnelbahn?)


gerrit hat geschrieben:
"Auch in Jahren extremer Ausaperung und Vereisung der Gletscheroberfläche verbleiben die Gletscher in Höhen von 2.750 - 3.100m noch mit ausreichender Firnauflage"


Die "gute alte Zeit" ...

Kannst du bitte eins der alten 70er Erschließungspläne am Schareck mal mit den heutigen Liften vom "Mölltaler Gletscher" ergänzen? Komm da nicht ganz mit ...



Eigenartig, daß das Seilbahnstations-Design nicht verkauft wurde und wo anders gebaut wurde.. würde sich auch heute noch toll machen..

trinc: Wieder einmal interessant deine Erläuterungen zur 70er Jahre Architektur. Ich hab mir eigentlich nie so Gedanken gemacht, warum mir das alles nicht so gefällt, kann aber deine Sichtweise hinsichtlich der "Toten Räume" sehr nachvollziehen. Ist die von dir oder hast du das irgendwo mal gelesen?

Was das Hoteldorf in Sportgastein angeht, bin ich jedenfalls froh, daß das nicht gebaut wurde ...

Zitat:
Panoramakarte: Auch wenn das Seilbahnprojekt Böckstein-Kreuzkogel schon vor dem Bau der Straße angedacht war, verschwand es mit dem Straßenbau keineswegs aus den Überlegungen, die Nordflanke des Kreuzkogels ist oberhalb der Waldgrenze ein ideales Schigebiet und auch beim Bau aller Projekte würde sich Böckstein als Ausgangspunkt und Parkmöglichkeit durchaus geeignet haben.



Spricht eigentlich was dagegen, daß man dieses Projekt noch umsetzt? Dürfte ja relativ problemlos sein und würde Sport Gastein sicher sehr aufwerten .. ?!


Mal kurz was von der 1. Seite (Ankogel):
Bild

Der ESL rechts hat interessante Stützen, die ich auch noch nirgends gesehen hab. Waren das noch Holzstützen? Hersteller? Erinnert mich extremst an die "neuen" Gletscher-KSB/EUB-Stützen von DM


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BeitragVerfasst: Mo, 27.11.2006, 0:32 
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Zitat:
trinc: Wieder einmal interessant deine Erläuterungen zur 70er Jahre Architektur. Ich hab mir eigentlich nie so Gedanken gemacht, warum mir das alles nicht so gefällt, kann aber deine Sichtweise hinsichtlich der "Toten Räume" sehr nachvollziehen. Ist die von dir oder hast du das irgendwo mal gelesen?


Oh, das ist komplex - also speziell mit brutalistischer Architektur, Le Corbier, Gropius etc. habe ich mich schon durchaus auseinander gesetzt. Mit diesem eher postmodernen Style der 70er auch, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass unser Ihme-Zentrum (gewaltiger verotteter Hochhauskomplex bei mir um die Ecke) genau dieser Liga entspricht.

Meine Ausführunge basieren auf diversen Dingen, die ich dazu gelesen habe, verschiedensten Gesprächen mit Architekten zu dem Thema, eigenen Beobachtungen und nicht zuletzt auch durchaus interessanten Diskussionen mit Kris. Ich setze mich mit der Thematik aber auch schon seit 10 Jahren mindesten auseinander - halt immer mal wieder ein bisschen, wenn ich mal wieder drüber stolper. Im Endeffekt interessiert mich halt auch immer die Frage: "Warum gefällt mir das eine und das andere nicht? Warum faszinier mich das, obwohl es eigentlich hässlich sein müsste?" und "Warum hat man das damals so gemacht?". Wenn man erstmal ein Grundwissen hat, dann findet man schnell weitere Ansatzpunkte um nachzuforschen.

ist ein bisschen wie mit meiner Pistenbaumasche: am Anfang wollt ich nur wissen, warum genau ich plötzlich Val Thorens langweilig finde. Je mehr ich mich damit auseinandersetzte, desto mehr interessierte mich, wer was wie warum macht und wie das früher war und warum es diese Änderungen gab.... Kann man viel draus lernen für Gegenwart und Zukunft! :)


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BeitragVerfasst: Mi, 29.11.2006, 23:25 
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Ich hoffe, es ist okay, wenn ich da so unbedarft auch kurz etwas dazuposte. Im Buch "Ski-Panorama 1985/86", Verlag Busche, habe ich noch eine Karte des Gasteinertals gefunden, die auch einige projektierte Lifte zeigt. Ich poste sie mal, sollte sie unerwünscht sein, werde ich den Plan natürlich wieder entfernen.

Bild


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BeitragVerfasst: Mi, 29.11.2006, 23:33 
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Dankeschön. :D


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BeitragVerfasst: Fr, 08.08.2008, 19:20 
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bin in der glücklichen lage euch zwei aktuelle bilder zu zeigen.

das erste bild dürfte die region der geplanten bergstation der gondelbahn zeigen (unterhalb der baumbachspitze).
ist das fundament eventuell noch von der bereits begonnen bauseilbahn?

das zweite bild zeigt den bereich der geplanten abfahrt bis zur mittelstation, d.h. noch weiter nach links runter.
im sommer wollte man dann bis zum gletscherauge vom schlapperebenkees abfahren ... (linker bildrand).
von dort weg dann mit einer liftanlage hoch zur bergstation.
den hang beschneien und dann im sommer da runter? sorry, aber geil wäre das schon!


Dateianhänge:
Dateikommentar: geplante bergstation? dann ein tunnel unter dem grat - gute idee (landschaftsschutz!)
1001.jpg
1001.jpg [ 139.67 KiB | 2566-mal betrachtet ]
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Dateikommentar: geplanter/gedachter abfahrtsbereich - wäre interessant, ob man da mit beschneiung (nord/ost-hang!) heutzutage noch im sommer runter käme ...
1006.jpg
1006.jpg [ 145.15 KiB | 2560-mal betrachtet ]
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