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BeitragVerfasst: Do, 16.11.2006, 8:56 
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RetroRebel
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Ja, diese letzte Frage habe ich mir auch schon oft gestellt! Diesbezüglich glaube ich ehrlich gesagt, dass die Marktforschung - die ja ohnehin ein sehr zweischneidiges Schwert selbst in wesentlich dynamischeren Wirtschaftszweigen ist - einfach so tief gar nicht geht, um derart komplexe Fragen zu stellen. Und ehrlich gesagt, muss man wohl anerkennen, dass nicht wenige Schifahrer solche Fragen (bisher) auch noch nicht stellen. Wenn man erstmal auf das Remodellierungsproblem achtet, ist es frappierend - vorher nimmt man es aber kaum wahr oder ist sich der Ursache des verringerten Skispaßes nicht bewusst. Letzendlich kommt dazu, dass ja was Schneelosigkeit angeht eine absolute Hysterie herrscht und seit langem herrscht, Insofern wird die Entscheidung wohl auf beiden Seiten so oder so eher pro Kanonen und Remodellierung ausgehen fürchte ich. Interessant dabei ist, dass man bei wirklich schelchter Schneelage meist neben der remodellierten Piste die besten Bedinungen hat, weil es für eine ungewalzte Piste einfach weniger Schnee braucht. Da ich für meinen Teil weder remodellierte Pisten noch Kunstschnee seiner Konsitenz nach an sich besondern mag und schifahren für mich auch was mit Winter zu tun, fahre ich einfach dahin, wo es genug Naturschnee hat. Das hat in den letzten Jahren auch eigentlich ausnahmslos hervorragend funktioniert.

Die Stützen bis 1987 waren von der Bauseilbahn, soweit ich weiß, nicht von der PB selbst. Ich teile deine Auffassung, dass diese Bahn im Gelände ein gutes Bild abgegeben hätte. Man stelle sich nur eine 2S-Bahn aufs Schareck vor... :shock: :?

Mal eine andere Frage: wer war eigentlich pers. haftender Gesellschafter der Sportgastein Kommandit? Gerrit, weißt du das zufällig?


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BeitragVerfasst: Do, 16.11.2006, 17:08 
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Bei den Stützen handelte es sich definitiv um die Stützen der vorgesehenen Bauseilbahn, die Bauarbeiten der eigentlichen Bahn dürften nie wirklich begonnen haben.
Bezüglich der Besitzverhältnisse kann ich dzt. nichts Genaueres sagen als in den schon geposteten Unterlagen steht, kann aber sein, daß ich noch etwas herausbekomme.

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BeitragVerfasst: Do, 16.11.2006, 17:15 
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Das mit den Besitzverhältnissen interessiert mich nur insofern, als dass eine KG ja Komanditisten und Komplementär(e) hat. Letzterer haftet mit seinem persönlichen Vermögen für die Gesellschaft. Sollten bei dieser hier finanzielle Probleme zwischenzeitlich aufgetreten sein, würde mich mal interessieren, wer da eigentlich das Risiko trug für das ganze Unternehmen. Meistens sind dies andere Gesellschaften (dann müsste es aber GmbH & CO KG heißen), sind es Privatpersonen, haben die meist einen ziemlichen engen Kontakt zur Gesellschaft (logierscherweise) und sind mit den Vorgängen dort sehr gut vertraut. Sollte der Komplementär eine Privatperson gewesen sein, wäre er sicher auch ein interessanter Interviewpartner.


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BeitragVerfasst: Do, 16.11.2006, 18:27 
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Die Gesellschaft hieß "Sport Gastein Gesellschaft m. b. H. & Co.KG", wie u.a. unter Punkt 5. der Projektstudie zu lesen ist. Dort ist auch eine prozentuelle Aufteilung der Eigentumsverhältnisse zwischen öffentlicher Hand, privaten In- und Ausländern angeführt.

P.S. Hübschen Avatar hast Du da..... :wink: :lol:

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Zuletzt geändert von gerrit am Fr, 17.11.2006, 10:47, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do, 16.11.2006, 18:50 
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Ah alles klar, das lese ich nochmal nach, ich habe die Beteiligungen in Erinnerung, aber da gings glaub ich nur ums Kapital. OK, in jedem Fall gabs dann eine GmbH die pers. gehaftet hat, aber das ist nicht weiter interessant, weil es im Zweifelsfall eine extra dafür gegründete war. (Die heißen dann sowas wie Sportgastein Beiteiligungsgesellschaft mbH oder Sportgastein Verwaltungsgesellschaft mbh etc.).

Heutiger Eigentümer sind wohl die Gasteiner Bergbahnen AG, Bad Gastein, sonst wären dort ja kaum die Archive... :)

Den Avatar mag ich auch, ich hoffe du hast nichts dagegen?? Ist es denn die Tal-, Mittel- oder Bergstation??? :D :D :D


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BeitragVerfasst: Do, 16.11.2006, 19:25 
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2 Sektionen ohne Stützen, das wäre genial geworden. Es zeichnet ja auch die 3 "klassischen" Pendelbahnen der Alpen aus, dass sie keine Stützen haben bzw. vor der Bergstaion einige Kilometer keine Stütze. Das ist bei der Aiguille du Midi, beim Klein-Matterhorn und bei der Eibseebahn so. Super wenn die Bergstation dann wie so ein Schwalbennest am Berg "klebt". Die Schareck-Gletscherbahn wäre sicherlich ähnlich spektakulär geworden wie die 3 genannten.

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BeitragVerfasst: Do, 16.11.2006, 19:37 
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Noch ein interessantes Detail der Planungen auf der Alpenvereinskarte: die Anlagen hätten teilweise mitten im Hochwurtensee gelegen! Versehen? Der See war doch damals schon geplant / im Bau (oder sogar fertig?) ???

Die Zubringerbahn von Innerfragant ist aber eine Katastrophe gewesen . zumindest die III. Sektion! Also da gegen ist der Topexpress ja auch nicht schlimmer. Da ist die heutige Tunnelbahn auf interessanterweise fast identischer Strecke wesentlich sinnvoller. Überhaupt scheint das Mölltalergletscherschigebiet so einige Planungen recht genau übernommen zu haben, so z.B. auch den SL zum Schareck.

Dass Papier geduldig ist, sieht man übrigens auch an den diversen PBs und EUBs, die dort immer gleich geplant wurden. Das erinnert teils etwas an Schnebelen. :)


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BeitragVerfasst: Fr, 17.11.2006, 10:38 
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VIII. Ein Österreichisches Tignes

In Frankreich entstanden in den 60-er und 70-er Jahren zahlreiche große Skistationen aus dem Reißbrett der Architekten, große Gebäudekomplexe wurden in bis dahin unbesiedelte Hochtäler gestellt und sorgen bis heute für ästhetische Diskussionen. Im Archiv der Gasteiner Bergbahnen finden sich einige Werbeprospekte von Tignes, daher ist anzunehmen, daß dieser Ort wohl als Vorbild für die Hotelsiedlung Sportgastein darstellte, ein vergleichbares Projekt gab es in den Österreichischen Alpen damals (und bis heute) nicht.
Sportgastein sollte jedoch keinesfalls eine reine Kopie von Tignes werden, so wie bei der Planung der Schareck-Seilbahn machte man sich viele Gedanken zur Einbindung der Architektur in die Landschaft, auch bei der Konzeption von Sportgastein wurden ? wenig typisch für diese Epoche ? Überlegungen zum Umweltschutz einbezogen.
Immer wieder wird erwähnt, daß im Naßfelder Hochtal keine fossilen Bennstoffe genutzt werden sollten, es war vorgesehen, den gesamten Komplex mit Strom zu heizen. (Das war allerdings im Österreich der 60-er und 70-er Jahre durchaus in Mode, die großen Stromressourcen durch Wasserkraft führten auch zur Ausstattung vieler Wohnhäuser mit Nachtspeicher-Elektroheizungen, die in Gastein unmittelbare Nachbarschaft zur Tauernkraft-AG tat sicher das ihrige, beispielsweise ist das - in Besitz der Kraftwerksgesellschaft befindeliche - Berghotel Reisseck auch komplett mit Elektroheizung und - Warmwasserbereitung ausgestattet).
Die Autos der Gäste sollten unterirdisch geführt und geparkt werden, Tagesgäste hätten ihre Fahrzeuge wahrscheinlich schon in Böckstein parken müssen, Shuttle-Busse sollten mit Gas oder elektrisch betrieben werden.
Selbstverständlich wären in Sportgastein ebenso wie in den übrigen Orten des Gasteinertals großzügige Thermalschwimmbäder und Wellnessanlagen entstanden. Kontrovers betrachtet wurde offenbar die Errichtung von Appartementanlagen, interessant (der Grund wird später noch erläutert) ist die Tatsache, daß sich Anton Kerschbaumer in mehreren Publikationen gegen die Errichtung von Appartementhäusern ausgesprochen hatte, in der nachfolgend gezeigten Publikation sind jedoch wieder einige Betten in Appartements vorgesehen.
Positiv zu vermerken ist jedenfalls, daß in Sportgastein eine große Jugendherberge entstehen sollte, die Station sollte also auch für weniger zahlungskräftiges Publikum attraktiv gestaltet werden.

Im Heft 6/74 der Zeitschrift "Der Baumeister" erschien ein Artikel über die Bauvorhaben in Sportgastein, von dem offenbar eine kleine Auflage als Sonderdruck aufgelegt wurde. Neben interessanten allgemeinen Überlegungen zum Bauen im Gebirge wird hier auch die geplante großzügige Verwendung von Aluminium in Frage gestellt.

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Im Anschluß folgen nun noch einige Pläne und Ansichten aus dem Archiv der Gasteiner Bergbahnen, die teilweise Eingang in die oben angeführte Publikation gefunden haben.
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Aus dem Jahr 1973 stammen diese Grundrisse:
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Wie man sieht, waren auch die Planungsarbeiten für Sportgastein schon weit gediehen und für die Epoche sehr durchdacht.

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Zuletzt geändert von gerrit am Sa, 10.04.2010, 10:42, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 17.11.2006, 11:31 
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IX. Der Traum zerbricht

Im Gegensatz zu all den Plänen und Ideen, die auf den vergangenen Seiten präsentiert wurden, besteht Sportgastein bis heute lediglich aus einem Parkplatz, der Talstation der Goldbergbahn auf den Kreuzkogel, die die ursprünglichen Lifte ersetzt hat, und einigen verlassenen Steinhäusern aus der Zeit des Goldbergbaus. Was ist der Grund, daß die ehrgeizigen Bauvorhaben, die aus dem Hochtal oberhalb von Böckstein eine Skistation französischen Ausmaßes machen hätten sollen, schon kurz nach Baubeginn abgebrochen und nie wieder aufgenommen worden sind?
Ursächlich für das Scheitern des Projekts waren wohl mehrere Faktoren:
Die Sport Gastein Gesellschaft m. b. H. & Co.KG war zwar finanziell in der Lage gewesen, die erste Ausbaustufe, also die Gasteiner Alpenstraße (die ja zum größeren Teil von der Tauernkraft-AG finanziert wurde) und die beiden Kreuzkogellifte zu errichten, die Kapitaldecke war in der Folge angesichts des Umfangs der projektieren Bauvorhaben jedoch sehr dünn, vor allem die Stadtgemeinde Bad Gastein, die ja an der Gesellschaft beteiligt war, dürfte sich Mitte der 70-er Jahre in größeren finanziellen Schwierigkeiten befunden haben.
Auch könnte eine gesetzliche Änderung bezüglich der steuerlichen Verlustabschreibung von Kommanditisten zu einer Verschärfung der Lage geführt haben.
Während die Regierung des Bundeslandes Salzburg anfangs voll hinter dem Projekt gestanden sein dürfte, ergaben sich Mitte der 70-er Jahre personelle Änderungen, sodaß der Rückhalt seitens der Landespolitik nicht mehr so gegeben war wie zu Beginn der Planungsarbeiten.
Gleichzeitig machten sich offensichtlich erhebliche technische und organisatorische Probleme bemerkbar. Ein typisches (und oft sehr störendes) Wetterphänomen im Gasteiner Tal ist der Föhn: ein starker Südwind drückt feuchte Luft vom Mittelmeer gegen den Alpenhauptkamm, beim Aufsteigen kühlt sich die Luft ab, was dichte Wolkenbildung und Niederschlag südlich des Alpenhauptkamms zur Folge hat (von Norden her meist sehr eindrucksvoll als ?Föhnwalze? zu sehen, nördlich der Gipfel fällt die nun trockene Luft rasch ins Tal, erwärmt sich massiv und verursacht oft auch im Hochwinter große Temperaturanstiege (?Schneefresser?), Wetterfühlige leiden bei Föhnwetter meist unter starken Kopfschmerzen.
Föhnstürme können im Hochgebirge Spitzen von weit über 100 Stundenkilometer haben und brechen oft sehr unvermittelt herein. Das Schareck ist durch seine exponierte Lage am Alpenhauptkamm diesbezüglich natürlich extrem gefährdet und eine Seilbahn in dieser Region müßte aus Sicherheitsgründen rasch ihren Betrieb einstellen. Nachdem der genaue Zeitpunkt des Ausbrechens eines Föhnsturms nicht immer genau vorhergesagt werden kann, wären durch das Fehlen einer Talabfahrt bei Not-Einstellung des Fahrbetriebs der Seilbahn natürlich die Schifahrer am Gletscher gefangen und müßten entsprechend untergebracht werden. So kam es zu behördlichen Auflagen für die Bergstation, die entsprechenden Raum zur Versorgung von 1500 bis 2000 Personen bei Ausfall des Fahrbetriebes bieten hätte müssen, eine Forderung, die sowohl technisch alsauch finanziell schwierig zu befolgen gewesen wäre.
Gleichzeitig zeigten die Erfahrungen mit den bei den Kreuzkogelbahnen errichteten Glaskuppeln Garstenauers, daß die extremen Temperaturunterschiede (im Frühjahr können in Sportgastein die Temperaturen bei klarem Wetter zwischen +20° tagsüber und -15° in der Nacht schwanken) große technische Schwierigkeiten verursachten und die Baukosten für die geplanten Stationsbauwerke der Seilbahn sicher deutlich gestiegen wären.
Ein wichtiger Faktor für das endgültige Scheitern war aber sicher das Schicksal von Anton Kerschbaumer.
Viel hatte er getan für seine Gemeinde, unter seiner Amtszeit als Bürgermeister wurden Felsenbad und Kongreßhaus errichtet, treibende Kraft war er für den Bau der Gasteiner Alpenstraße und die Liftanlagen am Kreuzkogel, viele seiner Ideen sind in die Planungen der weiteren Projekte eingeflossen, aber es gab auch zunehmend Neider und Skeptiker. Vor allem die Gasteiner Hoteliers blickten offenbar zunehmend mißtrauisch auf die Aktivitäten ihres Bürgermeisters, 1500 zusätzliche Betten in den modernen Bauwerken von Sportgastein würden natürlich eine große Konkurrenz für die vielen teilweise schon überalterten Hotelanlagen rund um den Gasteiner Wasserfall darstellen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum Kerschbaumer den Bau von Appartements so vehement ablehnte, große Appartementanlagen dürften damals auch eine Art Feindbild für die Hotelbetreiber gewesen sein.
Trotzdem sah sich Kerschbaumer mit immer größer werdender Kritik aus der eigenen Gemeinde konfrontiert, was schließlich dazu führte, daß er 1974 als Bürgermeister von Rudolf Fornather ersetzt wurde. Gleichzeitig erkrankte er schwer, und 1975 starb mit Anton Kerschbaumer einer der größten Visionäre des Gasteinertals an Knochenkrebs.
Dem Projekt Sportgastein kam damit eine seiner wichtigsten treibenden Kräfte abhanden, gegen Ende der 70-er Jahre kam es zwar noch zu einem Reanimationsversuch, doch die Zeiten hatten sich geändert, die ?Goldgräberstimmung? der großen Neuerschließungen war einer rationelleren Strategie der Verbindung bestehender Gebiete gewichen, deshalb konzentrierten sich die Gasteiner letztlich auf die Verbindung von Schloßalm und Stubnerkogel, das Pendelbahnprojekt zum Schareck wurde endgültig begraben, auch wenn die Stützen der Bauseilbahn noch lange Jahre an die hochfliegenden Träume erinnerten.

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BeitragVerfasst: Fr, 17.11.2006, 13:09 
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Zitat:
Die Planer [...] erstreben ein Erscheinungsbild an, das außergewöhnlichen Charakter haben, in Kontrast zur gängigen städtischen Wohnumwelt stehen, jedoch nicht aus aufgeblasenen Pseudo-Bauernhäusern bestehen soll.


Wahnsinn! Die Planung dieses Ortes könnte eigentlich auch hier im Forum entstanden sein. Was da geschrieben wird deckt sich an so vielen Stellen mit unseren Diskussionen, das ist echt kaum zu glauben.

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BeitragVerfasst: Fr, 17.11.2006, 15:29 
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X. Epilog: Die unbeschreibliche Leichtigkeit des Schnees

Wir schreiben März 1984, ich bin mit einigen Freunden für eine Woche ins Gasteinertal gefahren, eine Pension in Hofgastein ist Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen.
Während in den letzten Tagen durchaus brauchbares Schi-Wetter geherrscht hat, verspricht der Blick aus dem Fenster des Frühstücksraums heute nichts Gutes: eine dichte Wolkendecke liegt über dem Tal, hier in Hofgastein hat es knapp über 0 Grad, feuchte Schneeflocken gehen phasenweise in Regen über, deshalb beschließt ein Teil unserer Gruppe, heute die Schischuhe gar nicht anzuziehen sondern den Tag in der Therme zu verbringen.
Zusammen mit drei anderen Unentwegten memoriere ich den Satz: "Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Ausrüstung!" und wir marschieren durch den Ort zur Talstation der ersten Sektion der Schloßalmbahnen, der Standseilbahn Kitzstein an der Westseite des Tales an der Umfahrungsstraße. Wartezeiten gibt es heute nicht, und bald steigen wir in die Pendelbahn um, deren Tragseile sich schon kurz oberhalb der Mittelstation im Nebel verlieren. Viele Schifahrer sind nicht unterwegs auf der Schloßalm, kein Wunder, die Sicht ist miserabel, der Schnee ist ziemlich feucht und pappig, aber wenigstens geht kein Wind. Einmal fahren wir über die Nordabfahrt von der Kleinen Scharte hinunter nach Kitzstein, nach der Wiederauffahrt zur Bergstation beschließen wir, hinüber zum Stubnerkogel zu wechseln, von den Waldabfahrten ins Angertal versprechen wir uns bessere Sicht.
Zwar sind die Sichtverhältnisse auf den tiefer gelegenen Hängen etwas besser, nicht jedoch die Qualität des Schnees, sodaß wir wieder in höhere Lagen ausweichen und schließlich bei dichter werdendem Schneefall bald zu einer frühen Mittagspause an der Stubnerkogel-Bergstation einkehren. Nach einem kleinen Imbiß treten wir wieder ins Freie und ich wundere mich einmal mehr über den Kontrast der futuristischen Plexiglas-Gondeln der Stubnerkogelbahn und der antiquiert wirkenden Stationstechnik.
Wir diskutieren kurz, sollen wir auch den Schitag beenden und uns - so wie wahrscheinlich der Großteil der Urlauber heute - ins sicher überfüllte Thermalbad begeben oder stellen wir uns weiter dem Unbill der Witterung?
Irgendwie hat man den Eindruck, der Himmel in Richtung Sportgastein wäre etwas heller, dem Stubnerkogel können wir bei den herrschenden Verhältnissen ohnehin nichts mehr abgewinnen, also beschließen wir, noch einen Standortwechsel vorzunehmen. Am Busbahnhof von Badgastein vergewissern wir uns, daß die Alpenstraße geöffnet ist und besteigen gegen halb ein Uhr den Schibus. Bald zweifeln wir jedoch heftig an unserer Entscheidung, wir sind die einzigen Fahrgäste und auf der Straße nach Sportgastein durch mehrere roh aus dem Felsen gehauene Tunnel kommen uns laufend Fahrzeuge entgegen, am Parkplatz an der Station der Doppelsesselbahn steht nur mehr eine Handvoll Autos. Der Schneefall hat nachgelassen, doch dichter Nebel verhindert den Blick auf die umliegenden Berge, nur bis zur ersten Stütze kann man die Trasse der Sesselbahn verfolgen. Trotzdem begeben wir uns zur Talstation des Liftes und schnallen an. Wir fühlen uns wie in Watte verpackt, als wir langsam hochschweben, da der Schneefall praktisch aufgehört hat, können auch die Schutzhauben, die an jedem zweiten Sessel montiert sind, offenbleiben.
Ob sich bei dieser Sicht die Auffahrt mit dem Schlepper bis zum Gipfel auf über 2600 m Höhe überhaupt rentiert? Doch knapp vor der Mittelstation passiert das nicht mehr Erwartete: schlagartig wird es heller, und direkt vor mir glänzen die beiden kugelartigen Liftgebäude, die als Wahrzeichen Sportgasteins gelten, im strahlenden Sonnenlicht. Wir durchbrechen die Nebeldecke und über uns wölbt sich ein tiefblauer Himmel. Der Kreuzkogel-Schlepplift läuft, nichts kann uns mehr halten und bei der Auffahrt bewundern wir nahezu völlig unberührt wirkende Schihänge. Offenbar wurde hier seit dem Morgen nicht mehr präpariert, nur die Pistenbegrenzungskugeln geben Hinweise auf die trassierten Abfahrten, lediglich ganz wenige verwehte Abfahrtsspuren sind zu sehen. Im Gegensatz zu Schloßalm und Stubnerkogel ist der Schnee hier viel lockerer, pulvriger, etwa 30 cm dick wird die Neuschneeauflage auf den regulären Pisten sein, im freien Gelände etwas dicker. Und das alles praktisch für uns allein! Ein bißchen skeptisch bin ich schon, während ich mich nahe der Bergstation auf die Abfahrt vorbereite, im Tiefschnee habe ich noch keine großen Erfahrungen gemacht, das Fahren in unverspurtem Gelände habe ich bis jetzt immer als sehr anstrengend und fordernd erlebt, jetzt warten immerhin 1000 Höhenmeter ohne Ausweichmöglichkeit auf eine Piste auf mich. Die erste Passage legen wir auf dem Ziehweg zurück, der die oberste Steilstufe knapp unterhalb des Gipfels entschärft, das stellt für uns kein Problem dar. Und nun warten bis zur Mittelstation ideal geneigte Hänge. Noch eine kurze Pause, ich blicke um mich, unten im Tal liegt noch eine Nebeldecke, die umliegenden Berge glänzen im Sonnenlicht, gegenüber, an der Ostflanke des Schareck, erkenne ich zwei Seilbahnstützen und erinnere mich an die Projekte für diesen Berg, die mittlerweile wieder aus den Panoramakarten verschwunden sind. Wie man an diesem ausgesetzten Hang wohl eine Piste anlegen könnte?
Doch dann konzentriere ich mich aufs Schi Fahren. Wie war das doch gleich? Gewicht ein bißchen mehr nach hinten, damit sich die 2m Latten mit den Spitzen nicht im Schnee vergraben? Der Hang ist noch flach, ich lenke die Schi in die Falllinie, um Geschwindigkeit aufzunehmen, und dann folgen die ersten Schwünge, es ist wie im Traum, der Schnee ist absolut weich und flauschig, setzt dem Drehen praktisch keinen Widerstand entgegen, kein ruckartiges Herumreißen der Schi ist nötig, kein wesentlicher Kraftaufwand. Ich schwebe förmlich zu Tal, eine Euphorie erfaßt mich und wie in Trance zeichne ich meine Spuren in die Westhänge des Kreuzkogels.
Dieses Gefühl habe ich vorher noch nie erlebt, man hat zwar versucht, es mir zu erklären, aber erst jetzt, als ich diese Glückseligkeit selbst empfinde, verstehe ich, warum man danach süchtig werden kann.
Auch die anderen sind schlicht begeistert, und den Rest des Nachmittags verwenden wir, um die unberührten Hänge Sportgasteins mit unseren Spuren zu verzieren. Wie sich herausstellt sind außer uns nur mehr drei andere Schiläufer unterwegs, auch sie werden von der Magie des Augenblicks überwältigt und unter uns allen entsteht plötzlich ein zeitlich nur auf diese wenigen Stunden begrenztes eigenartiges Gefühl der Verbundenheit.
Einer der neu gewonnenen Kameraden ist Gasteiner, sicher schon über sechzig Jahre, er kennt das Gebiet wie seine Westentasche, daher haben wir auch keine Bedenken, als er uns vorschlägt, den Tag mit einer Abfahrt über die Nordseite des Kreuzkogels nach Böckstein abzuschließen. Im weiten Nordkar ist der Schnee noch etwas tiefer, aber genau so pulvrig und ideal zu fahren und ich habe das Gefühl, bis heute überhaupt noch nie richtig Schi gefahren zu sein.
Glücklich und fast ergriffen sind wir, als wir nach 1600 Höhenmetern beim Heilstollen in Böckstein unsere Schi abschnallen.



Dieser Nachmittag am Kreuzkogel hat sich wirklich so abgespielt und stellt zweifellos ein Schlüsselerlebnis in meiner Entwicklung als Schifahrer dar. Während ich davor hauptsächlich auf Pisten unterwegs war, habe ich an diesem Nachmittag genau die Erfahrung von Leichtigkeit und Schwerelosigkeit gemacht, die man nicht erklären sondern nur erleben und verstehen kann.
Ich habe in der Folge den Tourenschilauf für mich entdeckt und auch beim "normalen" Schiurlaub sind es längst nicht mehr die Pisten, sondern die Varianten und der freie Schiraum, die mich anziehen.
Man darf sich zwar nicht der Illusion hingeben, daß sich Tiefschneefahren immer so abspielt wie an diesem Traum-Nachmittag in Sportgastein, meist sind die Verhältnisse bei weitem nicht so gut und es kostet einiges an Zeit, Anstrengung und Konsequenz, bevor man seine Technik so weit verbessert hat, um auch bei schlechteren Schneebedingungen Spaß beim Fahren im Gelände zu finden.
An alle, die auf dem Weg dorthin sind oder gerade aufbrechen: es lohnt sich wirklich!

Im Rahmen der Arbeit an dieser Reportage habe ich mir natürlich die Frage gestellt, wie ich persönlich zu den beschriebenen Projekten stehe.
Einerseits muß ich zugeben, daß mich Bauen im Gebirge seit jeher fasziniert hat, egal ob es sich um Straßen, Bahnlinien, Kraftwerke oder eben um Bergbahnen handelt, viele der klassischen Pendelbahnen der Alpen stellen für mich Pionierleistungen der Baukunst dar. Allerdings ist die Epoche, in der man solche Anlagen (genauso wie Straßen- und Bahnprojekte) angepaßt an und im Einklang mit der Natur plante und errichtete, längst vorbei, heutzutage wird die Landschaft dem Bauwerk angepaßt und nicht umgekehrt.
Ich denke, die Erschließung des Scharecks vom Naßfeld aus mit den Liftanlagen am Gletscher und der Abfahrt nach Kolm Saigurn hätte - gemeinsam mit dem Bau der Hotelsiedlung in Sportgastein - den Schigroßraum Gasteinertal optimal erweitert und abgeschlossen. Sowohl architektonisch alsauch infrastrukturell wären höchst interessante Konzepte und Überlegungen zur Anwendung gekommen. Angesichts der touristischen Vorgeschichte wäre auch vom historischen Blickpunkt aus betrachtet die Erschließung des Wurtenkees von der Gasteiner Seite her verkehrstechnisch und alpinistisch sinnvoller gewesen als der gegen Ende der 80-er Jahre erfolgte Ausbau aus der Innerfragant.
Darüber hinausreichende Ausbaupläne hätten meines Erachtens jedoch den Rahmen gesprengt und ich denke, es ist gut, daß Sonnblick und Hocharn das geblieben sind, was sie seit einem Jahrhundert darstellen: ideale Tourenberge!


Quellen:
Albrecht Dr. Friedrich, Hromakta Dr. Anton; 500 Sonntags-Skiabfahrten vom Wienerwald bis Zell am See; 1933 Verlag A. Holzhausens Nachf. Wien;
Kornacher Hermann, Die schönsten Wintersportplätze, 1966, moderne verlags gmbh, München;
Neuwirth Hubert, Skiparadiese Europas, 1974 Süddeutscher Verlag;
Pause Walter; Ski Heil, 100 schöne Skiabfahrten in den Alpen; 17. Auflage, 1972 BLV Verlagsgesellschaft mbH;
Riddell James, The Ski-Runs of Austria, 1958 Michael Joseph, LTD;
Schwanda Hans, Skiglück in den Tauern, 1967 Verlag Das Bergland-Buch Salzburg - Stuttgart;
24 Skisterne, 1965 Bergverlag Rudolf Rother, München;
DSV-Skiatlas 1982, Mairs Geographischer Verlag
ÖSV-Skiatlas 85, Fink-Kümmerly+Frey
Werbeprospekt "Salzburger Land", ca. 1974
Wikipedia

Archiv der Gasteiner Bergbahnen
Telefoninterview mit Direktor Rudolf Fornather

Herzlich bedanken möchte ich mich bei
Direktor Wolfgang Egger und Fr. Corina Stadler für ihre Mithilfe bei meinen Recherchen im Archiv der Gasteiner Bergbahnen
Direktor Rudolf Fornather für seine Bereitschaft, mir am Telefon Einiges über die damalige Zeit zu erzählen
Bernd Schwanda, Enkel des Alpinisten, Autors und ehem. Inhabers des Sportartikelgeschäfts Schwanda ( http://www.schwanda.at ) für die Genehmigung der Verwendung von Textpassagen und Abbildungen aus dem Buch seines Großvaters

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Zuletzt geändert von gerrit am Sa, 10.04.2010, 10:50, insgesamt 3-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Fr, 17.11.2006, 18:13 
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puh, jetzt bin ich platt und überwältigt... sorry, mir fehlen wirklich die Worte um Dein Engagement richtig zu würdigen!

Übrigens schließe ich mich Deiner Meinung bzgl. Wunsch und Grenzen des Ausbaus zu 100% an. Kreuzkogel - Schareck - Kolm und Schluss. Das wäre perfekt.


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BeitragVerfasst: Fr, 17.11.2006, 18:21 
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Danke Gerrit fuer deinen Eindrucksvollen Bericht! Ich Freue mich schon auf deinen Aufklaerung des 'Jamtal Mythos'!

Mit fr gr.
Jeroen


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@gerrit: Toller 200. Beitrag!

Da lag ich mit meiner Einschätzung doch richtig, wenn ich das lese:
gerrit hat geschrieben:
...Ich denke, die Erschließung des Scharecks vom Naßfeld aus mit den Liftanlagen am Gletscher und der Abfahrt nach Kolm Saigurn hätte ? gemeinsam mit dem Bau der Hotelsiedlung in Sportgastein ? den Schigroßraum Gasteinertal optimal erweitert und abgeschlossen.
...
Darüber hinausreichende Ausbaupläne hätten meines Erachtens jedoch den Rahmen gesprengt und ich denke, es ist gut, daß Sonnblick und Hocharn das geblieben sind, was sie seit einem Jahrhundert darstellen: ideale Tourenberge!


In diesem Sinne ...

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Wahnsinn, Gerrit, ich bin sprachlos. Mach mich, wie versprochen, gleich an die Arbeit und erstell daraus die pdf-Files. Werd sie dann als Link hier verfügbar machen.

LG Klaus


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