Anmerkung: viele der in den folgenden Abschnitten eingefügten Bilder und Unterlagen habe ich im Archiv der Gasteiner Bergbahnen gefunden, für die Erlaubnis zur und Hilfe bei der Recherche möchte ich mich insbesondere bei Direktor Wolfgang Egger und Fr. Corina Stadler bedanken. Die meisten der Dokumente wurden von mir vor Ort bei mäßigen Lichtverhältnissen photographiert und anschließend nachbearbeitet, für Qualitätsmängel möchte ich mich entschuldigen.
Viele zusätzliche Informationen habe ich im Rahmen eines Telefon-Interviews mit Direktor Rudolf Fornather, ehemals Bürgermeister von Bad Gastein, Direktor der Gasteiner Sparkasse und Geschäftsführer der Gasteiner Alpenstraße, erhalten, wofür ich mich ebenfalls herzlich bedanken möchte.V. Sportgastein - eine Legende entsteht
Auch nach dem skisportlichen Höhepunkt 1958, als die Alpinen Skiweltmeisterschaften in Bad Gastein am Graukogel ausgetragen wurden, kam es immer wieder zur Veranstaltung von Schirennen. In einem der nächsten Winter (nach 1961) hatte der Ort jedoch (erstmalig?) Schneeprobleme, sodaß Rennen nicht oder nicht in voller Länge ausgetragen werden konnten und die Gasteiner Tourismusbetriebe blickten sehnsuchtsvoll zu den umliegenden Gipfeln der Hohen Tauern, die zu dieser Zeit noch bis weit unter die 2500m Marke vergletschert waren. Allerdings waren diese Berge allesamt nicht leicht zu erreichen, die öde Hochfläche des Naßfelds, 600 Höhenmeter oberhalb von Böckstein, bot sich zwar als Ausgangspunkt an, dorthin führte jedoch ein steiles, schmales und sehr lawinöses Tal, das vor allem im Hochwinter nur selten begangen werden konnte.
1964 wurde der Baumeister Ing. Anton Kerschbaumer zum Bürgermeister Bad Gasteins gewählt, während seiner Amtszeit wurden im Gasteiner Tal unter anderem einige wesentliche Impulse zur weiteren Entwicklung des Tourismus gesetzt, so wurde der renommierte Salzburger Architekt Gerhard Garstenauer (geboren 1925 in Fusch an der Glocknerstraße) für die Planung und Errichtung des Felsenbads in Bad Gastein gewonnen, Baubeginn war 1966, schon 1968 war das Bad fertiggestellt; während hier spätere Um- und Erweiterungsbauten zum Teil heftige Kritik hervorriefen, befindet sich das zweite Hauptwerk Garstenauers im Gasteinertal, das Kongreßzentrum, baulich gesehen zumindestens noch teilweise (vor allem im Inneren) im Originalzustand und ist in seiner Sichtbetonbauweise mit dem mitentworfenen Mobiliar zweifellos ein herausragendes Architekturdenkmal im alpinen Raum.
Dieser Bau wurde 1968 begonnen und 1974 fertiggestellt, auf der Aussichtsplattform am Dach finden sich 3 aus gleichseitigen Dreiecken zusammengesetzte Halbkugeln, die in ähnlicher Form später in Sportgastein als Liftgebäude eingesetzt wurden und noch heute als Wahrzeichen dieses Schigebiets gelten.
Weiterhin lockten jedoch in der zweiten Hälfte der 60-er Jahre das schneereiche Naßfeld mit dem 2686m hohen Kreuzkogel und die weiten Gletscherflächen am Schareck und Alteck, sie versprachen eine schneesichere Zukunft für den Schitourismus im Gasteiner Tal, nur galt es, die erste Hürde, das schmale, schluchtartige Tal der Naßfelder Ache zwischen dem weiten Hochtal und Böckstein zu überwinden. Als Vorbild für eine geplante Skistation diente das französische Tignes, Prospekte dieses Ortes finden sich auch im Archiv der Gasteiner Bergbahnen.
Erste Überlegungen bezüglich der Anbindung des Naßfelds kamen noch ohne Straße aus und sahen eine Seilbahn von Böckstein auf den Kreuzkogel vor, die das Naßfeld zusammen mit einer Liftkette an der Westflanke des Berges erschlossen hätten, erwiesen sich aber bald als nicht praktikabel.
Bald war klar, daß eine Erschließung nur dann möglich wäre, wenn man eine durch Galerien und Untertunnelungen weitgehend lawinensichere Straßenverbindung zum Naßfeld errichten könnte.
In der Elektrizitätsgesellschaft der Tauernkraft wurde ein Partner gefunden, der sich an der Finanzierung beteiligte, 1969 wurde Rudolf Fornather, Direktor der Gasteiner Sparkasse, und Präsident des Gasteiner Skiclubs, Vizebürgermeister und fortan zusammen mit Bürgermeister Kerschbaumer an der weiteren Entwicklung beteiligt, er war es auch, der den Namen "Sportgastein" als logische Konsequenz der schon bekannten Ortschaften im Gasteiner Tal (Dorfgastein, Bad Hofgastein, Bad Gastein) kreierte.
1970 wurde also mit dem Bau der Gasteiner Alpenstraße begonnen, 1970 oder 1971 erfolgte auch die Gründung der Gesellschaft "Sport Gastein" (Sport GasteinGesellschaft m.b.H. & Co.KG) mit ihren Geschäftsführern Anton Kerschbaumer und Rudolf Fornather.
1971 waren auch die beiden ersten der geplanten Liftanlagen von Sportgastein in Bau, als folgende Presseerklärung herausgegeben wurde:
Während auf die weiteren angeführten Erschließungsprojekte später eingegangen wird, kommen nun einige Illustrationen zu den über lange Zeit einzig gebliebenen Liftanlagen von Sportgastein, der Doppelsesselbahn Schideck und dem anschließenden Schlepplift Kreuzkogel an der Westflanke dieses idealen Schibergs (siehe Text von Schwanda).
Am 24. März 1972 erfolgte die offizielle Eröffnung der Straße und der beiden Liftanlagen:
Hier sieht man den Parkplatz mit der Sesselbahn Schideck, gut zu erkennen ist auch die Kuppel der Talstation nach den Plänen von Gerhard Garstenauer. (aus: Hubert Neuwirth, Skiparadiese Europas,...)
Ein Ausschnitt aus diesem Bild:
An der Mittelstation befanden sich zwei dieser Glaskugeln, erwähnenswert ist auch die Tatsache, daß jeder zweite Sessel der Bahn mit einer Wetterschutzhaube versehen war. Allerdings wurden diese Schutzhauben erst nachträglich montiert, das genaue Nachrüstdatum war bis jetzt nicht eruierbar. (aus: ÖSV-Skiatlas 85,...)
Ein weiters Bild der Mittelstation aus dem Archiv der Gasteiner Bergbahnen (hier sind noch keine Wetterschutzhauben montiert)
Langläufer im Talboden des Naßfelds (aus: ÖSV-Skiatlas 85)
Das folgende Bild zeigt den oberen Bereich der Doppelsesselbahn Schideck und ist aus einer Informationsbroschüre zur Erschließung des Scharecks (wahrscheinlich 1973) entnommen, auf die später noch ausgiebig eingegangen wird. Im Hintergrund ist die Ostflanke des Scharecks gut zu sehen.
Ebenfalls aus dieser Zeit dürfte eine Werbetafel für Sportgastein stammen: