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Studie zur Entwicklung und Potential der Station Val Thorens ./wintersport-infrastruktur-f9/studie-zur-entwicklung-und-potential-der-station-v-t63.html |
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Autor: | ::: trincerone [ Do, 09.02.2006, 9:03 ] |
Betreff des Beitrags: | Studie zur Entwicklung und Potential der Station Val Thorens |
Hier, diesen Link hat k2k entdeckt... geil oder? Inhaltlich m.E. etwas mit VOrsicht zu genießen, aber so oder so durchaus lesens- (überfliegens-)wert - allein schon wegen der Interviews mit den Locals in Val Tho. |
Autor: | k2k [ Do, 09.02.2006, 13:30 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Hm, irgendwie seh ich keinen Link? Weiß nicht ob es noch mehr Leuten so geht, deshalb zur Sicherheit nochmal: https://www.du.se/upload/3648/ETM%20Thesis%20Petit.pdf Lesenswert ist es auf jeden Fall, ich hatte mir aber auch zunächst etwas mehr davon versprochen. Trotzdem gibt es viele interessante Stichpunkte, was Strategie und Ausrichtung von Val Thorens angeht (z.B. möglichst eine blaue Piste an jedem Lift), ehemalige Pläne bezüglich des Ausbaus im Vallee de Belleville etc. |
Autor: | ::: trincerone [ Do, 09.02.2006, 14:33 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Sorry, hatte wohl vergessen, den Link zu kopieren. Interessant ist es allemal. Sind halt so ein paar Kleinigkeiten, die nicht so gut recherchiert sind (da liegt aber natürlich auch nicht der SChwerpunkt drauf). Z.B. wird in Zusammenhang mit der Entstehungsgeschichte die Standardlegende wieder gegeben, die sich vermutlich irgendein Marketingmensch mal in den 90ern ausgedacht hat (zumindest hab ich diese Story zuerst auf der allerersten website vom Vallée de Belleville gelesen). So wird - neben vielen anderen Dingen - die Sache immer so dargestellt, als sei Fontanet Bürgermeister von ST. Martin gewesen und hätte, um die Wirtschaft in seinem Tal anzukurbeln, dieses Skiprojekt gestartet. Tatsächlich war Fontanet aber ein nicht unbekannter Politiker der Zeit, der auch in diversen Gremien und Räten saß und politischer sagen wir sehr einflussreich war. Eine Nebenbeschäftigung von ihm war - nicht zuletzt auch aus handfesten privaten wirtschaftlichen Interessen - sich im aufstrebenden Skitourismus der franz. Alpen zu engagieren. Er trat dort sowohl als Politiker als auch Geschäftsmann und Teilhaber auf. Bereits handfeste Pläne für die Erschließung des Bellevilletales in der Tasche und große Banken im Rücken, ließ er sich in den 60er Jahren zum Bürgermeister von St. Martin wählen, um diese Projekte leichter umsetzen zu können. Natürlich wurde er demokratisch gewählt und seine Interessen deckten sich ja soweit auch ersteinmal mit denen, der Einwohner des Tales, die ohne ein solche einflussreiche Persönlichkeit, sicher weder Gelder noch Organisation eines derart gigantischen Projektes bewerkstelligt hätten. Dennoch finde ich diese Legende, vom findigen Bürgermeister, der seinem Tal den Wohlstand bringt, etwas geschönt. Man kann sich das eher so vorstellen, wie Schröders Engangement in der russischen Gaswirtschaft im Moment. Auch Schnebelens Rolle wird in dieser Legende etwas verzerrt. Faktisch war es so, dass Fontanet mit Les Menuires zu Beginn erst mal ziemlich auf die Nase gefallen war, weil nämlich alles so schnell gebaut wurde, dass man nicht ausreichend geologische Studien machte, was dazu führte, dass bereits weit fortgeschrittene Gebäude wieder abgerissen und an anderer Stelle neu errichtet werden mussten. Diese finanzielle Desaster führte die SODEVAB (wenn ich den Namen richtig in Erinnerung hab) und eine lähmende Stagnation, so dass man dringend einen Investor von außen benötigte. Schnebelen war wiederum ein durchaus charismatischer Jungunternehmer, der zu richtigen Zeit am richtigen Ort war und mit seinen knapp über dreißig Jahren bereits mehrfacher Millionär aufgrund seines erfolgreichen Engagements in Tignes. Neben eines Hauch von Jetsets (er flog mit Vorliebe überall mit dem Hubschrauber ein (damals weit weniger üblich als heute)), der ihn umwitterte, war Schnebelen vor allem für seine Liebe zu Extremen und Kompromisslosigkeit bekannt. So plante er immer gleich Stationen, mit 100.000 Betten, Flugplatz mit Direktflügen zu den europäischen Haupstädten, Liftnetzen mit hunderten Liften und natürlich - sein Markenzeichen - riesigen Sommerschigebieten. Schnebelen zeigte sich grundsätzlich bereit, im Vallée des Belleville einzusteigen, wenn er nach seinen Vorstellungen die Stationen Val Thorens und Val Chavière errichten durfte (aus dieser Zeit stammen auch die bereits gefertigten Schienen für eine Stollenbahn zum Péclet, die später in Zermatt für die Suneggabahn verwendet wurden). Diese gigantischen Pläne und die Tatsache, dass leider der Nationalpark im WEg war, führten zu der bekannten Geschichte, die mit einem Verbot einer Station "Val Chavière" und dem nur sehr sehr reduzierten Ausbau der Station Val Thorens und des Chavièregletschers endeten. Zu diesem Zeitpunkt - 1972 - hatte sich Schnebelen allerdings auch schon wieder von dem Projekt verabschiedet. Er ist auch nicht wie in der Legende behauptet 1969 eingestiegen, sondern bereit einige Jahre früher. Bereits 1968 wurden die Schienen für die Stollenbahn gefertigt, die dann in Val Thorens nie verwendet wurden. Interessant sind aber der Wandel der Station von einem elitären sporlichen Gebiet hin zu einem versuchtermaßen familientauflichen Gebiet (was ja wie auch die Studie zeigt bisher eher mäßig funktioniert, auch wenn die Station natürlich wirtschaftlich hervorragend läuft). Was ich auch interessant finde, ist die Behauptung, dass Val Thorens vom Klimawandel aufgrund seiner Höhenlage profitieren würde. Das müsste man eigentlich einmal wissenschaftlich genau untersuchen, ich glaube nämlich, dass diese These langfristig so nicht zu halten sein wird. Richtig ist, dass der Klimawandel überall in den Alpen veränderte Schneesituationen gebracht hat. Generell mag es auch stimmen, dass vielerorts in niedrigen Höhenlagen heute kein Schilauf mehr wirtschaftlich sinnvoll möglich ist, wo noch vor 30 Jahren Schigebiete erschlossen wurden (siehe Italien). Der Umkehrschluss ist meines Erachtens aber so nicht direkt zu ziehen! Zum einen scheinen die Westalpen vom Klimawandel was Schneemengen angeht eher negativ beeinflusst worden zu, während beispielsweise die östlichen Nordalpen wohl profitiert haben (das wäre noch nachzuweisen, deckt sich aber mit meinem persönlichen Eindruck und Aussagen von Leuten, die in Plagne arbeiten). Auch der extreme Rückgang der franz. Gletscher stärk diese Annahme. Außerdem hat Val Thorens speziell das Problem, dass es sehr windexponiert liegt und dementsprechend wahnissig unter Schneeverwehungen zu leiden hat (zumal das Gelände auch sehr steinig ist!). Nicht umsonst hat man dort trotz der Höhenlage Kanonen bis auf 3000m Höhe installiert. Dass diese der Saisonverlängerung dienen, halte ich für ein Gerücht - auch wenn dies ein Nebeneffekt sein mag. Wenn man aber berücksichtigt, dass die Saison in Val Thorens in den letzten 15 Jahren immer kürzer (!) geworden ist und dazu bedenkt, dass es ein bekanntes Phänomen ist, dass sich der Schiroutismus zusehends auf die Wintermonate konznetriert, erscheint die teure Installation von Schneekanonen für eine ohnehin kaum gefragte Saisonverlängerung allein etwas zweifelhaft. Vielmehr scheinen sie im Frühwinter essentiell zu sein, um die Station überhaupt aufzumachen (man denke an diverse Boarderweeks anfangs Dezember). Gerade im Frühwinter hatte Val Thorens nach meiner Beobachtung in den letzten Jahren oft Schneeprobleme. Vor allem ließ sich auch wiederholt beoabchten, dass in tieferen Lagen der 3 Vallées teilweise deutlich bessere Schneebedingungen herrschten, weil dort entweder merh Schnee gefallen war (feuchte Luft aus den Tälern) oder der gefallene Schnee aufgrund weniger exponierte Lage, einfach nicht so verblasen war. Das ist dasselber Phänomen wie in Alagna, wo auch z.T. in den Tälern meterweise Schnee liegt und an der Punta Indren die Felsen rausschauen. Insofern glaube ich nicht, dass Val Thorens langfristig vom Klimawandel profitieren kann, wenn sich auch einige Jahre ein Boom zu verzeichnen war, weil man aufgrund der Höhenlage mit mehr Schnee rechnete. So kam auch meine Familie in den 90ern wiederholt nach Val Thorens, allerdings war der Schnee dort oft genauso mittelmäßig, wie anderswo 1000m tiefer. Danach ist meine Familie wieder mehr nach Österreich und in die Ostalpen gefahren, weil sich die Hoffnung auf besseren Schnee einfach nicht so krass eingestellt hatte, dass sich die weite Fahrt gelohnt hätte. |
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