Vorweg:Den Schlepplift gibt es tatsächlich, und dem Namensbild nach kann der nur und genau in Bayern stehen.
Surren tut er am Brauneck in Lengries, eines jener Bayerischen Skigebiete welches wohl Augfrund einiger Bayerischen Eigenheiten zu einem guten Teil noch als gemütlich bezeichnet werden kann. So ist die Hauptaufstiegsanlage bislang Zweiseilumlaufbahn älteren Baudatums.
Pistenplan:
http://bilder.skigebiete-test.de/skigeb ... lan_l6.jpgAllerdings transformiert sich das Beschauliche diese Jahre flugs rasant in die Moderne, ein markantes Investitionsprogrtamm ist am laufen. Die Merkur-Zeitung:
http://www.merkur-online.de/lokales/bad ... 08307.htmlAuch im Alpinforum kapselt sich ungeduldig die Begeisterung für das Neue:
http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... &start=750Überleitung:
Grund genug, der Geschichte des Talliftes "Michhäusl" auf den Grund zu gehen. Zumal es heute wie jeden Tag heuer regnet. Hier also die Geschichte vom Milchhäuslexpress am Brauneck
Die Geschichte vom Michhäusl-Express:"Milchhäusl Express" beschreibt eine unglaublich schöne Bayerische Geschichte. Die von dem alten Schlepplift mit seinen grün gepinselten Gitterportalmasten, der weil besonders beliebt vom Liftwart stets mit vollen 3,5m/s gefahren wird.
Da steht an der kleinen Baracke ein uriger alter manchmal grantiger, manchmal freudiger Bayer mit Bart, zwickt Punktekarten und reicht die neuerdings auf Langbügel umgestellten Fahrbetriebsmittel. Die Punktekarten tragen eine Werbeaufschrift "Bäckerei Riedl wünscht einen schönen Skitag", denn die Bäckertrudi hat die Kärtchen mit den 40 Kästchen an den zwei Seiten ja alle paar Jahre neu in Druck gegeben müssen. Heuer hat sie endlich Metallösen in die Lochung reinsetzen lassen, damit das Banderl nicht mehr ausreissen kann bei allzu sportlicher Fahrt! Damit gibt es kein "Du Hubi, mir ist wieder die Kartn ausgrissn. I hatt noch ganz viele Punkte drauf", lacht er, der Milchubert, in seinen Bart "Natürlich habens mit absicht gmacht, und I gab ihnen dann eine neue volle Karte, zwickte aber 5 Punkte ab für das Ausreissen des Banderls".
Wenn es kalt wird, gibt es am mittlerweile über fünfzigjährigen Milchhäusl sets besten Kaukau, oder "Heisse Schokolade" für die unbegreiflichen. Das war schon immer so, denn der Liftbügler erfreut sich im Sommer als Milchbauer am Hubertushof gleich nebenan. Der Seppi vom Gruberhof nahm damals einmal Pinsel und Lack zur Hand, und schrieb gekonnte die Lettern "Milchhäuslexpress" auf den Holzbau am Skilft. Das war 1976 glaube ich. Seit dem heisst der Lift "Milchhäusl-express"!
Mir hat der Milchhubert mal erzählt, dass er beim ersten Schnee gleich in der Früh den Lift eingeschaltet hat. Es kamen die Kinder aus dem Dorf herbeigeströmt mit Ski und Stiefel (manche sogar noch mit Lederschuhen und den engen Schnallen!) und ab ging es mit Milchausexpress-geschwindigkeit den Berg hinauf.
Die Kühe standen noch auf der Weide, so frisch war der erste Schnee, und zupften ihr Gras unter der flockigen Schneeschicht hindurch! "Schaug, das warn meine Küa!r". Aber er hatte damals vergessen, den dünnen elektrischen Kuhdraht abzubauen, der oben zwei mal die Lifttrasse kreuzt. Da sind dann die Kinder hinein ins elektrische, das war eine Aufregung! Der Draht lag denn mal bald im Schnee, und jeder der mit den Metallkanten drüber fuhr, bekam für ein paar Sekunden die pulsierenden Stromschläge zu spüren! Am Ende ist sogar der Bürgermeister gekommen, zum Glück war die den Draht speisende Autobatterie bereits schwach.
Da die Abfahrt so steil nicht war, fuhren die Kinder liebend gerne im Schuss hinunter, trotz der Bodenwellen die sich immer am ungewalzten Hang bildeten. "Der schnellste vom Tage bekommt ein kräftiges Kräuterwasser ", vom Huberts Bruder gebrannt. Jedenfalls dann wenn Hubert auf seinem Wecker am Verkaufsbrett den Sekundenzeiger verfolgte, als oben am Liftausstig "Kanone frei" gerufen wurde. "Aber Schwindler gabe es auch" führt Huber aus, "ein paar haben nicht am letzten Masten abgebügelt, sondern fuhren um mehr Höhe zu gewinnen weiter bis unter die Umlenkscheibe. "Die hatten dann einige Höhenmeter mehr zum Anlauf. Kreativ sans ja schon unsre Burschen".
Es ist halt immer eine Riesengaudi auf der Wiesn, und solange der Milchhubert dort das Sagen hat, wird es auch so bleiben. Dass sich an dem urig bayerischen Kleinod einmal etwas ändern könnte, kann er sich nicht vostellen. Wozu auch. Da passt er schon auf, der Michhubert. So werden wir uns noch viele Jahre erfreuen können am schnellen Milchhäuslexpress, dem Kaukau (es gibt natürlich auch Kaffe und Bier und Brezen, die bringt der Josch immer wenn es Schneit am morgen vorbei). "Von übarall sans zu uns gekommmen, sogar aus Kranbära" erzählt Hubert, und zeigt auf ein verblichenes Kapperl mit Känguruaufruck am ratternden Liftmasten an der Einstiegstelle.
Leider ist der Michhubert letzes Jahr von einer agressiven Kuh umgerempelt worden (Die
Bayernschau berichtete). Dabei fiel er so unglücklich auf die Kante der sonnengegärbten Holzbank vor dem Milchhäusl, dass er dabei verstarb.
Die weitere Zeit nimmt ihren systemisch vorgegebenen Lauf (siehe oben verlinkten Beitrag der Zeitung "Merkur") und wird auch im Alpinforum adäquat dokumentiert. Das Milchhäusl mit der moosigen Buche und der Sitzbank drumherum weicht jetzt der neuen gelben Schirmbar aus thermoplastischen Polyvinylchlorid, der Parkplatz wird vergrössert. Keycards (Pfandrückgabe 3 Euro, Umweltsiegel) nimmt jetzt bequem das neue Skidata Drehkreuz (Hands Free System) an.
Der neue tatkräftige Prokurist der Bergbahnen Kevin Martens (MBA), hat bereits die spezialisierte Kommunikationsagentur "Snow-Consulta" aus Brixleg beauftragt, spezialisierte Unique Selling Propositions (USP) auszuarbeiten um daran angeleitet eine Profilschärfung der Ski Area vorzunehmen bzw. entsprechend aufgearbeitet dem Gast zu kommunizieren.
Es gibt jetzt auch eine Geschwindigkeitsnmesstrecke (Münzeinwurf bzw. Hands Free Skipass) nachdem dieses Bedürfnis nach Kundenumfragen lokalisiert werden konnte. Neulich berichtete der Pfarrer, er habe Geräusche im am Grab vom Milchhubert wahrgenommen: "I glaub der Müachhubi hat si im Gram umdraht".
Das ist die Geschichte vom "Milchhäusl-Express"!Ergänzung:
Ein geneigter Leser und Freund der Anlage schickte mir als Zeitzeuge dankenswerterweise folgende Zeilen:
"Schnell lief der Schlepper auf alle Fälle immer - und der Einstieg mit dem gleich darauf folgenden Steilstück hat bei uns Kindern immer aussortiert. Die Talstation lag viel zu weit oben, das schräge Anstehen war eine Qual. Aber wenn man dann im Lift war und das Steilstück überwunden hatte, war man glücklich und zufrieden."