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BeitragVerfasst: Fr, 29.04.2011, 21:24 
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RetroRebel
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In der Märzausgabe der ISR (PDF hier) ist ein interessanter Artikel zu finden, der sich damit beschäftigt ob sich die millionenteuren Investitionen in neue Seilbahnen überhaupt lohnen: Klaus Grabler: Seilbahn-Investitionen in Österreich: Notwendigkeit oder Übertreibung, S. 54-55.

Ein paar Kernsätze:

Zitat:
Betrachtet man die Ergebnisse unserer umfangreichen Kundenbefragungen im Zeitvergleich, so zeigt sich, dass die Bedeutung von Modernität und Komfort der Liftanlagen sowohl im Bereich Kaufentscheidungsgründe (von 31 % im Branchenschnitt in 2003/04 auf 21 % in 2009/10) wie auch in der Wichtigkeit für die Gesamtzufriedenheit im Zeitverlauf tendenziell abgenommen hat. Ein weiterer Aspekt vieler Anlagenneubauten, die Vergrößerung des Skigebietes, ist als Kaufentscheidungsgrund ebenfalls unwichtiger geworden (von 57 % in 03/04 auf 48 % in 2009/10).


Zitat:
Gerade für solche kleineren Skigebiete, die eher auf eine regionale Wintersportnachfrage im Tagesgastbereich ausgerichtet sind, stellt sich durchaus die Frage, ob ein Ausstieg aus dem „Wettrüsten“ in Sachen Liftanlagen und ein Einstieg in eine konsequente Positionierung in soft-fact-Bereichen (z. B. Gemütlichkeit, Freundlichkeit, Tradition/Authentizität) möglich und sinnvoll ist.


Zitat:
Kleinere, „kreative“ Investitionen bergen außerdem ein wesentlich geringeres Kostenrisiko als millionenschwere Anlageninvestitionen, die eine Nachfrage- und Preissteigerung zwingend voraussetzen. Dennoch zeigen sie immer häufiger mehr Wirkung bei der Kundenzufriedenheit – und damit eine deutlich höhere Rentabilität!


Für ein Branchenorgan der Seilbahn- und Wintersportindustrie eine ziemlich bemerkenswerte Veröffentlichung wie ich finde.

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BeitragVerfasst: Sa, 30.04.2011, 13:49 
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Diesen Text finde ich sehr interessant und begrüßenswert, so etwas auch mal in so ein Magazin zu schreiben. Letztlich ist es aber schon ein schwieriges Thema. Am Beispiel meiner Familie mit Ausnahme von mir selbst muss ich leider feststellen, dass Komfort, wie im Text auch angesprochen wird, für viele schon als Selbstverständlichkeit gilt. Meine Mutter fragt jetzt schon beispielsweise bei fast jedem Lift, ob der eine Sitzheizung hat, nur weil in der Zillertalarena heuer die ersten Sitzheizungen verbaut wurden.
Ein ähnliches Spiel bei der Beschneiung. Ich habe noch den Prospekt von der Gerlosplatte aus dem letzten Jahr als sie noch "solo" war, also 2001/2002. Darin wird sehr stark betont, dass keinerlei Kunstschnee eingesetzt wird und man trotzdem bis nach Ostern fahren kann. Diesen Sommer erhält die Gerlosplatte eine weitreichende Beschneiung- meiner Meinung nach ist das völlig übertrieben- aber der "soft-faktor" Naturschnee zieht nicht mehr.
Auch als wir noch in Oberschwaben wohnten, fuhren wir praktisch nie in kleinere Skigebiete, vor allem nicht mit langen DSBs als Zubringer oder Hauptanlage. Meinung meiner Eltern: Da erfriert man ja. Natürlich auch bei Plusgraden, auf langen fixen SB's erfriert man einfach generell.
Die großen Skigebiete haben sich durch die massive Komfort-Aufrüstung ein gewaltiges Eigentor geschossen, denn die interessanten Innovationen einzelner Skigebiete werden rasend schnell zum Maßstab für den Rest. Jetzt müssen alle mitziehen mit immer teureren Bahnen, von deren Komfort vor 20 Jahren noch niemand träumen konnte. Man kann es natürlich auch so sehen, solange sie den Skipasspreis erhöhen können und die Leute trotzdem kommen, kann es den Skigebieten egal sein. Leidtragende sind die Kleinskigebiete, die jetzt nicht nur klein sind, sondern auch "nicht zumutbare Lifte" haben. Ich befürchte fast, dass Kleinskigebiete einen solchen Aufstieg durch "Nicht-investieren" höchstens durch eine riesige Werbekampagne schaffen können, die dann diese Entwicklung stark negativ darstellt.

Nur in der Rhön ist alles beim Alten geblieben. Die historischen (Schlepp-) Lifte laufen und die Leute stehen Schlange. Dort funktioniert es so! Allerdings bin ich mir sicher, wenn der Wasserkuppen-Betreiber Wiegand auf die Idee käme eine 6KSB/B aufzustellen würde auf Dauer auch in der Rhön das Wettrüsten losgehen.


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BeitragVerfasst: Sa, 30.04.2011, 14:11 
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Tja, das mit der Aufrüstung ist halt der Lauf der Zeit.
Ich fahr ja auch nicht mehr mit dem Trabant rum.
Nach meinem Eindruck sind aber die modernsten Skigebiet wohl auch die wirtschaftlich erfolgreichsten, wenn ich da an DoloSuperski, Sölden, Ischgl, Zermatt usw. denke.
Der Preis dafür ist eben die Massentauglichmachung des Skisports mit seinen bekannten Auswirkungen.
Aber noch gibt es ja Alternativen...

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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 11:51 
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Nordlicht hat geschrieben:
Nach meinem Eindruck sind aber die modernsten Skigebiet wohl auch die wirtschaftlich erfolgreichsten, wenn ich da an DoloSuperski, Sölden, Ischgl, Zermatt usw. denke.
Das hat m.E. nicht wirklich mit der Modernität zu tun, sondern mit dem Rest, also Größe + Image + Abfahrtsqualitäten usw. Bzw. können umgekehrt natürlich die wirtschaftlich erfolgreichsten auch am meisten in neue Bahnen investieren.

Schwoab hat geschrieben:
Leidtragende sind die Kleinskigebiete, die jetzt nicht nur klein sind, sondern auch "nicht zumutbare Lifte" haben. Ich befürchte fast, dass Kleinskigebiete einen solchen Aufstieg durch "Nicht-investieren" höchstens durch eine riesige Werbekampagne schaffen können, die dann diese Entwicklung stark negativ darstellt.
Beispiele zeigen aber, dass Kleinskigebiete, die mitrüsten, deswegen nicht besser da stehen, oft eher im Gegenteil ... (und das selbst in der momanten so zinsgünstigen Zeit.)

_________________
Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
Meine Berichte sind ab sofort nur noch auf meinem Blog: http://blog.inmontanis.info
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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 12:48 
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Fällt mir doch glatt der Feuerkogel als sinnloses Investment des letzten Jahres in Österreich ein ...
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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 15:17 
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starli hat geschrieben:
Schwoab hat geschrieben:
Leidtragende sind die Kleinskigebiete, die jetzt nicht nur klein sind, sondern auch "nicht zumutbare Lifte" haben. Ich befürchte fast, dass Kleinskigebiete einen solchen Aufstieg durch "Nicht-investieren" höchstens durch eine riesige Werbekampagne schaffen können, die dann diese Entwicklung stark negativ darstellt.
Beispiele zeigen aber, dass Kleinskigebiete, die mitrüsten, deswegen nicht besser da stehen, oft eher im Gegenteil ... (und das selbst in der momanten so zinsgünstigen Zeit.)

OK, das ist mir neu. Mein Eindruck war bisher, dass kleinere Skigebiete, die eine 4KSB oder ähnliches hinstellen, plötzlich zum Führenden in der Region werden und damit deutlich besser besucht sind als die anderen vorher vielleicht sogar ähnlich großen. Wie es natürlich mit der internen Finanzlage (also Schulden abbezahlen) aussieht, weiß ich nicht.
Ich dachte da an so Skigebiete wie Willingen, Steibis, oder auch so was wie Mellau im Gegensatz zu Andelsbuch, wobei das dann schon über "Kleinskigebiet" hinausgeht... aber ein wirklich kleines Skigebiet mit ner KSB fällt mir jetzt spontan nicht ein.


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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 17:04 
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Registriert: Fr, 01.05.2009, 21:32
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starli hat geschrieben:
Beispiele zeigen aber, dass Kleinskigebiete, die mitrüsten, deswegen nicht besser da stehen, oft eher im Gegenteil ... (und das selbst in der momanten so zinsgünstigen Zeit.)


Da gibt es aber auch mindestens genauso viele Beispiele, aus denen man auf das Gegenteil schließen kann.

Verfolgt habe ich die kleineren Skigebiete im Vinschgau seit Anfang der 80er Jahre: Im einzelnen:

Schöneben (inzwischen kein Kleinskigebiet mehr)
Haider Alm
Watles
Tarscher Alm

Von den 4 genannten Skigebieten war noch in den 80er Jahren die Tarscher Alm das führende Skigebiet mit den meisten Besuchern. Während bei den anderen Gebieten damals die Hauptbeschäftigungsanlagen Schlepplifte waren, war auf der Tarscher Alm die Hauptbeschäftigungsanlage eine Doppelsesselbahn.
In den vergangenen 25 Jahren wurde in den anderen Skigebieten viel in die Infrastruktur investiert, während sich die Tarscher Alm sich in den letzten 30 Jahren kaum verändert hat.

Inwzsichen führt die Tarscher Alm ein Schattendasein und war einige Jahre lang sogar komplett geschlossen, während die anderen Gebiete modernisiert wurden.


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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 17:45 
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Martin_D hat geschrieben:
starli hat geschrieben:
Beispiele zeigen aber, dass Kleinskigebiete, die mitrüsten, deswegen nicht besser da stehen, oft eher im Gegenteil ... (und das selbst in der momanten so zinsgünstigen Zeit.)


Da gibt es aber auch mindestens genauso viele Beispiele, aus denen man auf das Gegenteil schließen kann.

Verfolgt habe ich die kleineren Skigebiete im Vinschgau seit Anfang der 80er Jahre: Im einzelnen:

Schöneben (inzwischen kein Kleinskigebiet mehr)
Haider Alm
Watles
Tarscher Alm

Von den 4 genannten Skigebieten war noch in den 80er Jahren die Tarscher Alm das führende Skigebiet mit den meisten Besuchern. Während bei den anderen Gebieten damals die Hauptbeschäftigungsanlagen Schlepplifte waren, war auf der Tarscher Alm die Hauptbeschäftigungsanlage eine Doppelsesselbahn.
In den vergangenen 25 Jahren wurde in den anderen Skigebieten viel in die Infrastruktur investiert, während sich die Tarscher Alm sich in den letzten 30 Jahren kaum verändert hat.

Inwzsichen führt die Tarscher Alm ein Schattendasein und war einige Jahre lang sogar komplett geschlossen, während die anderen Gebiete modernisiert wurden.


nun ja, starlis Argument "dastehen" bezieht sich auch auf die finanzielle Situation und nicht auf die Infrastruktur. Tatsächlich ist es so, dass m.W. alle Deine genannten Skigebiete in den roten Zahlen stecken - trotz infrastruktureller Aufrüstung. Ob sich die Aufrüstung amortisiert ist noch nicht klar.

Die beiden - durchaus bettenstarken - Skiorte im zentralen Fassatal (Vigo und Pozza) sind eigentlich auch ganz gute Beispiele für diese Problematik, sogar mit unterschiedlichen Investitionsstrategien:

Fall 1 (Pozza): ehem. Korblift mit toller Talabfahrt und einigen kleineren Schleppliften.

=> ging Mitte 80er Jahre Pleite, weil die Talabfahrt aufgrund der Südexposition zu selten offen war und die Gäste durch den lückenlosen Zusammenschluss der Sellaronda lieber mit dem Auto nach Campitello oder Canazei fuhre.

=> Durch einen Kraftakt konnte das Gebiet Ende der 90er reaktiviert werden und bekam erst eine neue 6EUB, eine Kunstschneeanlage und sukzessive fixe 4SBs anstelle der SLs. Der "Ausbaustufe" der Lifte sieht man an, dass finanziell sehr knapp kalkuliert wurde (nur das nötigste Equipment), um die Reaktivierung überhaupt schultern zu können.

=> Durch einen weiteren - eher umwelt-juristischen - Kraftakt konnte ca. 2005 die Liftverbindung mit Alba hergestellt werden, so dass eine durchaus beachtliche Skischaukel entstanden ist.

Auch nach mind. 5 Jahren schreibt die Gesellschaft pro Jahr rote Zahlen im sechstelligen Bereich... und das, obwohl in den vergangenen drei Wintern vergleichsweise wenig Kunstschnee produziert werden musste! Die Konkurrenz des Großskigebietes in direkter Nachbarschaft ist zu groß.


Fall 2 (Vigo): ehem. PB mit toller Talabfahrt und zwei recht steilen SLs oben.

=> Mitte der 80er Jahre zeigte dieses Gebiet die gleiche negative Tendenz wie Pozza, doch die Gesellschaft fasste sich schon damals ein Herz, baute eine neue PB und bereits in den nächsten beiden Jahren 4 SBs, die teils die SLs ersetzten und teils einen neuen Zugang aus einer anderen Ortschaft ermöglichten (Pera di Fassa). Weiterhin wurde sofort auf Vollbeschneiung gesetzt, so dass man auch im Katastrophen-Winter 88/89 praktisch Vollbetrieb anbieten konnte.

=> Auch diese frühzeitige und behertze Investitionsstrategie nutzte nichts. Die roten Zahlen wurden immer größer, so dass man Ende 90er an die Insolvenz geriet. Auch hier war die Konkurrenz des Großskigebietes Sellaronda zu übermächtig.

Beide Gesellschaften wurden inzwischen von der Canazeier Liftgesellschaft SIT aufgekauft bzw. mehrheitlich übernommen - übrigens spielte hier durchaus auch der Zusammenhalt innerhalb der Talschaft eine Rolle. Man ist stolz, dass nur fassaner Geld die Angelegenheit schultert und keine fremde Investoren ihre Hand im Spiel haben.

Aber: Was ist der "business-plan" der SIT?
Ganz klar, Pozza-Alba soll schnellstmöglich mittels eines Funifors lifttechnisch an die Sellaronda angebunden werden, um zumindest diese Investition zu amortisieren. In Vigo, das sich nicht so leicht an ein Großskigebiet anbinden lässt, wurde die Anzahl der Lifte wieder reduziert (allerdings bei fast identischem Pistenangebot). Über Zusammenschlüsse mit Pozza oder Karerpass wird ebenfalls nachgedacht.

Was sagt uns das? Egal, welche Investitionsstrategie bei Kleinskigebieten gefahren wird, es bleibt immer ein Tanz auf der Rasierklinge, wenn ein Großskigebiet in der Nachbarschaft liegt. Insofern muss die Sinnhaftigkeit des Wettrüstens schon hinterfragt werden.

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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 18:52 
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Auch in der Umgebung von Innsbruck geht es allen kleineren, die in den letzten Jahren in 8EUBs investiert haben, schlecht.

Ich denke, Kleinskigebiete können dann überleben, wenn sie preislich günstig sind - da die großen immer teurer werden. Ob dann eine DSB und ein SL oder eine 4KSB und eine 4SB dort sind, ist denen, die auf günstige Preise schauen, m.E. egal.

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 19:45 
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Registriert: Do, 20.04.2006, 23:26
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Zitat:
Nach meinem Eindruck sind aber die modernsten Skigebiet wohl auch die wirtschaftlich erfolgreichsten, wenn ich da an DoloSuperski, Sölden, Ischgl, Zermatt usw. denke.

Das hat m.E. nicht wirklich mit der Modernität zu tun, sondern mit dem Rest, also Größe + Image + Abfahrtsqualitäten usw. Bzw. können umgekehrt natürlich die wirtschaftlich erfolgreichsten auch am meisten in neue Bahnen investieren.


Für West-Österreich gibt es einen klaren, statistisch nachweisbaren Zusammenhang zwischen Destinationsgröße (PHkm/h), touristischem Erfolg (Übernachtungszahlen) - es gibt leider keine flächenhaft verfügbaren betriebswirtschaftlichen Kennzahlen für Bergbahnunternehmen die frei verfügbar wären für Österreich - und Modernität des Skigebietes (Indikator: Anteil Expressanlagen - ich weiß, man könnte das auch anders operationalisieren).
Wie Starli richtig festgestellt hat, ist aber natürlich die Kausalrichtung unbekannt. Ein klassisches "Henne-Ei"-Problem. Hatte man erst viel Geld und konnte damit investieren, oder hat man investiert in moderne Anlagen und steht jetzt erfolgreich da?


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BeitragVerfasst: Di, 03.05.2011, 23:05 
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firngleiter hat geschrieben:
Fällt mir doch glatt der Feuerkogel als sinnloses Investment des letzten Jahres in Österreich ein ...
(Auch wenn sich jetzt welche finden, die Millionenbeträge am Sattel verteidigen werden :D )


Sicher gedenke ich das zu widerlegen. Die Investitionen scheinen jetzt sinnlos, aber warten wir mal ab, wie es in 5 bis 10 Jahren ausschaut. Mit einer neuen PB oder einer 8 EUB vom Tal in die Gsollstube und einer Vollbeschneiung. ;) Dann reden wir mal weiter. Der Kogel hat nämlich verglichen zu so manchem tiroler Gebiet einen imensen Vorteil: in OÖ ist es eines der wenigen Skigebiete, während beispielsweise der Glungezer ein Gebiet unter vielen ist. Und darin lässt sich imo. schon mal einiges aussagen:

Der Kogel hat die Chance, nach den Investitionen und dem fertigen dreitsufigen Ausbauprogramm wenigstens mal eine schwarze Null zu schreiben, ich traue ihm sogar einen leichten Gewinn zu, während ich das dem Glungezer, selbst wenn man alles ausbauen würde, nicht zutraue, hier ist die Konkurrenz einfach zu groß. Um Innsbruck gibt es mehr Skigebiete als im gesamten Oberösterreichischen Landesgebiet.

Zitat:
Ich denke, Kleinskigebiete können dann überleben, wenn sie preislich günstig sind - da die großen immer teurer werden. Ob dann eine DSB und ein SL oder eine 4KSB und eine 4SB dort sind, ist denen, die auf günstige Preise schauen, m.E. egal.


Fraglich ist wie lange. Einige meinen, man könnte den Glungezer weiterbetreiben. Freilich geht das, und zwar so lange, so lange eine schwarze 0 Geschrieben wird. Und nicht mal das geht (Konkurenz ist einfach zu groß). Auf der anderen Seite machen die Anlagen selber Druck. Irgendwann ist die Konzession ausgelaufen, und was dann? Weiterbetrieb der Anlage ist ausgeschlossen, also eine neue bauen. Da kann man grob mit etwa 5 Millionen Euro rechnen - Geld, was man durch die angedachten günstigen Tarife nie bekommen hat. Folglich ist der Exodus des Gebietes nicht mehr aufzuhalten, doch halt - man kauft sich das Zeug auf Pump oder macht ein PPP (siehe Karkogel Abtenau). Und, welch große Überraschung, es funktioniert auch so nicht. Eine kuppelbare Anlage ist einfach um ein Hauseck komplizierter als eine fixgeklemmte und verschlingt auch gleich mal um ein Hauseck mehr Kohle. Eine solche Investition rechnet sich imo. nur dann, wenn es keine Konkurrenz auf weiter Flur gibt (Beispielsweise Sternstein).

Zitat:
Nur in der Rhön ist alles beim Alten geblieben. Die historischen (Schlepp-) Lifte laufen und die Leute stehen Schlange. Dort funktioniert es so! Allerdings bin ich mir sicher, wenn der Wasserkuppen-Betreiber Wiegand auf die Idee käme eine 6KSB/B aufzustellen würde auf Dauer auch in der Rhön das Wettrüsten losgehen.


Garantiert sogar. Man betrachte den Skiraum um Innsbruck: Schick hat als erstes eine KSB gebaut, dann kommt jene am Stubaier und im Kühtai. Erst später steigen Patscherkofel und Seefeld ein. Letzteres gibt aber Vollgas und differenziert sich vom Rest. Auch das Kühtai baut noch 2 4er und eine DSB, dann sogar noch eine 8 EUB. Am Stubaier entstehen 2 6 KSB/B, eine 6 SB, eine 8 EUB und zwei DSBs neu. Auch hier differenziert man sich uns hat das Alleinstellungsmerkmal "guterschlossener Gletscher". Am Patscherkofel bleibt man nach der 4 KSB/B stehen, spät kommt noch eine 4 SB und zwei Schlepper hinzu. Gschwandtkopf baut nur eine 4 SB und bleibt danach stehen, positioniert sich aber als totaler Familienberg. Bergeralm positioniert sich als NachtskibergUnd der Rest? Sattelberg lsap, er hat es trotz Schneeanlage (!!!!) nicht geschafft, sich entsprechend zu positionieren. Die Muttereralm geht auch ziemlich sang- und klanglos unter, das Rangger Köpfl grundelt zwischen Zusperren und weiterleben dahin, dann stemmt man die Großinvestition Schneenlage und 8 EUB (nur ob das noch rechtzeitig kommt). Ebenso entstehen im Stubai 2 neue 8 EUBs, in einem gebiet hegt man große Pläne, welchen aber die Luft ausgeht... Aber mit einer Sommerrodelbahn kann man wenigstens im Sommer Geld erwirtschaften. Die Nordkette hat auch aufgerüstet, eine neue DSB und 2 neue PBs und man positioniert sich als Freerideberg (es stellt sich aber die Frage, wie lange man so leben kann).

Kurzum: ich sehe einen gewissen Trend zur Bereinigung. Vermutlich werden wir in einigen Jahren womöglich recht moderne 8 EUBs bei Gebrauchtlifthändler sehen. Für mich auf der Abschussliste stehen: Mutterer Alm (sofern nicht die Verbdindung kommt), Rangger Köpfl, Elfer und Serles. Es bleiben über:

- Nordkette (zumindest als Ausflugsbahn)
- Schlick (gut ausgebaut)
- Bergeralm (Nachtskilauf)
- Rosshütte Seefeld (gut ausgebaut)
- Gschwandtkopf Seefeld (Familiengebiet)
- Patscherkofel (Stadtskigebiet für jedermann)
- Axamer Lizum (zu groß, um zusperren - dennoch muss was geschehen)
- Kühtai (modernes Skigebiet, gut aufgeschlossen)

MFG Dachstein

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Girak, Wopfner, Voest, Swoboda - Hauptsache alt und kultig


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BeitragVerfasst: Do, 19.05.2011, 19:33 
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[ @Nordlicht: kleiner Exkurs - ich war letztes Wochenende das erste mal in meinem Leben auf Deiner Heimatinsel. Und auch wenn ich die Ostsee eigentlich NIE mochte, muss ich sagen, dass mir das echt gefallen hat! Auch weil vieles liebevoller ist als im Westen. Und das Kap Ankora finde ich ein geniales Beispiel für eine sehr schöne, authentische und dennoch breitentouristentaugliche Destination. Genial, wie die alten Höfe hergerichtet sind - nicht dieser 90er Jahre Trash, wie leider vielfach auf Usedom, sondern wirklich mit Auge und Stil. Hat mich sehr sehr positiv überrascht. Ende Exkurs ;) ]

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... the echo of a distant time ...


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