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Lawinenvideos
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Autor:  ::: trincerone [ Fr, 15.05.2009, 17:51 ]
Betreff des Beitrags:  Lawinenvideos

Mich interessiert ja bekanntlich das Zustandekommen / die Auslösevorgänge von Schneebrettern sehr, und dank youtube gibt es mittlerweile so einige interessante (und abschreckende!) Videos zu dem Thema. Ich möchte mal anregen, in diesem Thread ein paar dieser Videos - und zwar solche auf denen man das Schneebrett als solches auch gut erkennen kann! - zu sammeln, gerne auch zu diskutieren. Ich finde - neben aller notwendigen praktischen Erfahrung, den Sicherheitstools und dem geübten Umgang damit - auch die Theorie hinter den Schneebrettern recht interessant. Daher das Thema.

Autor:  ::: trincerone [ Fr, 15.05.2009, 17:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Titel und Aufmachung (Kommentar) sind reichlich bescheuert angesicht dessen, was dort geschieht. Auch halte ich die Ansage, dass die Lawine über 250 km/h schnell sein soll, für ein Gerücht. Ansonsten sind das aber auch sehr interessante Aufnahmen, wie bei ausreichender Steilheit das Schneebrett innerhalb kürzester Zeit wahnsinnige Geschwindigkeiten (wenn eben wohl auch nicht die kommentierten 150+ miles / h bzw- 150 km/h) erreicht. Ebenfalls zu sehen, dass das initiale Schneebrett links unten ein weiteres löst. Interessant ist auch, dass man hier sieht, dass die Flucht zur Seite in diesem Fall erfolgreich gewesen wäre, nach vorn aber keine Chance bestand. Sehr faszinierend und wohl nicht untypisch ist, wie später das Brett eigentlich ausgelöst wird: der Lawinenbereich wurde da schon mehrere Meter befahren. Das ist wohl das tückische an Schneebrettern.


Autor:  ::: trincerone [ Fr, 15.05.2009, 18:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Auch dieses Video finde ich interessant. Es scheint erstaunlich, wie weit er mit dem Motorschlitten den Hang rauffahren kann - auf dem ja auch schon viele Spuren sind - bis er das Schneebrett löst, das ja dann gigantische Ausmaße hat. Interessant ist auch die Anrisskante: es würde mich mal interessieren, warum die eigentlich so gerade verläuft, unbedingt logisch finde ich das auf den ersten Blick nämlich nicht, man sieht das aber sehr oft, diese typische Dreiecksform. (Kleines Detail: ab einem gewissen Punkt sieht man unten massenhaft kleine Motorschlitten schnell wegfahren... ;) ).


Autor:  ::: trincerone [ Fr, 15.05.2009, 18:43 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Hier eher Kuriosum:


Autor:  helmut [ Fr, 15.05.2009, 19:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

ab ca. 1:30:


Autor:  helmut [ Fr, 15.05.2009, 19:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Der Unfall hat vorigen Winter viel Aufsehen erregt, da er sich während professioneller Aufnahmen ereignet hat. Auch hier hat der Verschüttete (Snowboard-Freeride-Weltmeister-Vize oder so ähnlich Xavier Delerue) glücklicherweise überlebt

Klick


Autor:  3303 [ Fr, 15.05.2009, 19:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Zum 1. Beispiel:

Zitat:
Interessant ist auch die Anrisskante: es würde mich mal interessieren, warum die eigentlich so gerade verläuft, unbedingt logisch finde ich das auf den ersten Blick nämlich nicht, man sieht das aber sehr oft, diese typische Dreiecksform.


Da sind anscheinlich Parallelen zu der typischen Kraftverteilung bei Druckbelastung z.B. durch Fundamentierungen im Erdreich erkennbar.
Im Fall einer Gebäudegründung verteilt sich die Kraft ziemlich genau im Winkel von 45° beidseitig unter dem Fundament.
In diesem Bereich, der weitgehend geradlinig abgegrenzt ist, werden z.B. Kellerände benachbarter Gebäude auf Druck belastet, darüber tritt so gut wie keine Druckbelastung auf.
Insofern sieht mir das in der Schneedecke wie ein "typischer" Spannungsriss aus, der sich dann eben nach dieser Kräfteverteilung bildet.
Natürlich ist eine Schneedecke nicht direkt mit Erdreich vergleichbar (Aufbau, Gelände, Neigung etc...), aber grundsätzlich könnte ich mir vorstellen, dass die Abläufe Parallelen aufweisen.

Bitte um Korrektur, falls falsch.

Autor:  3303 [ Fr, 15.05.2009, 19:45 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Verbier:
Verspurter Hang "zerbröselt" plötzlich.
Laut Titel auf einer markierten Route (ich sehe nur keine Stangen).
Sieht für mich aus, als ob die Schneedecke eben gerade bei diesem Skifahrer erstmalig an einer besonders schwachen Stelle belastet wurde und ein großer, bereits unter grenzwertiger Spannung stehender Bereich dann "kollabiert".
Am Schluss kann man die Steilheit halbwegs erahnen und sehen, dass es unterhalb einer Wächte passiert ist.


Autor:  3303 [ Fr, 15.05.2009, 19:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

@Geschwindigkeit:
Meines Wissens spielt bei zunehmender Größe der Lawine die Druckwelle, die die Schneemassen vor sich aufbauen eine bedeutende Rolle.
Ich habe vor längerer Zeit mal die Meinung gehört, dass Lawinen deswegen angeblich schneller werden können, als die Geschwindigkeit des Schnees im freien Wall wäre.
Könnte mir auch gut vorstellen, dass das unter den entsprechenden Umständen auch so ist.
Wer hat aktuelle Informationen dazu?

Autor:  ::: trincerone [ Fr, 15.05.2009, 20:18 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Danke Helmut. Das sind in der Tat zwei sehr beeindruckende Video, das erste vor allem auch, weil nur so ein kleiner Teil neben den Spuren abgeht, obwohl der Hang wenige Meter weiter schon ein paar mal befahren wurde, das ist ein eindrückliches Gegenbeispiel zu dem Gefühl von Sicherheit, das Spuren vermitteln.

Das zweite Video ist natürlich auch krass, ich finde schon was er als "small slide" bezeichnet ganz schön unschön (krass wie er da raus fährt), aber was dann kommt...

@3303: hm.. ich denke da gerade drüber nach... ich bin mir da noch nicht so sicher. Denn die typische 45° Verteilung tritt ja auf - so auch in deinem Beispiel, wenn ich es richtig verstehe - wenn von oben eine Kraft innerhalb eines dreidimensionalen Körpers wirkd (Erdreich, Schnee etc). Also die Verteilung der Kraft eines Schifahrers, der auf der Schneedecke steht, im Inneren müsste etwa diesem Gesetz genügen.

Bei Schneebrettern kann man sich das aber in etwa vorstellen wie bei bei zwei Glasplatten, die um 45° geneigt sind, aufeinanderliegen und eine Schmierschicht dazwischen haben, wobei die untere überall aufliegt (gelagert ist), die obere nur an ihrem oberen Ende. Wenn man dann die Glasplatten beliebig vergrößert kommt irgendwann der Punkt, da die obere ihr Gewicht nicht mehr "hält", das heißt es kommt zu einem Zugbruch durch die Glasplatte. Dieser entspricht der Anrisskante eines Schneebrettes.

Wenn man jetzt von einem etwa mittigen Schwerpunkt ausgeht, wäre das natürlich die Frage, ob daraus so eine schräge Anrisskante an beiden Seiten folgt. Muss ich noch mal drüber nachdenken...

Autor:  3303 [ Fr, 15.05.2009, 20:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Ich bin ja auch nicht sicher. Nur könnte ich mir eine solche dreicksförmige Spannungsverteilung eben auch in der entsprechend stark geneigten Schneedecke grundsätzlich vorstellen, solange sie ausreichend homogen ist.
Die Schneedecke ist ja auch ein (natürlich proportional gesehen extrem flacher) dreidimensionaler Körper, dessen Kräfte in diesem Fall nicht oder kaum auf die darunter liegende Schicht übertragen werden können.
Aber wie gesagt, es ist nur eine laut gedachte Überlegung, die sicher nicht direkt übertragbar ist und sie sollte, falls falsch, korrigiert werden.
Und diese Überlegung gilt natürlich auch nur für den Fall der Auslösung durch eine Punktförmige Zusatzbelastung.
Ein Spontanabgang müsste meinem Gefühl nach natürlich tendenziell eine gerade Abrisskante haben.

Autor:  ::: trincerone [ Sa, 16.05.2009, 1:34 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Lawinenvideos

Ich find das ja auch interessant, darüber nachzudenken. Meines Erachtens dürfte es zwischen ausgelösten und spontanen Schneebrettern keinen Unterschied geben, weil das Prinzip das gleiche bleiben sollte.

Wenn man von meinem Gedanken des Schwerpunkts ausgeht, dann müsste allerdings in der Mitte die Anrisskante am weitesten unten liegen - also genau andersherum als im Video und in der Natur sooft zu sehen -, denn dort wären dann die Kräfte am höchsten so dass als bereits relativ früh der Zugbruch einsetzen müsste.

Auf der anderen Seite wiederum, kann man das eigentlich so wiederum gar nicht betrachten, weil es ja immer an jedem Punkt des Schneebrettes auf den Vergleich Scherfestigkeit zu Zugfestigkeit ankommt (also was kann mehr Kraft ab: die Verbindung zwischen den Schichten (dann gitbs eine Anrisskante) oder die Schicht in sich selbst (dann dehnt sich das Brett weiter nach oben bzw. unten aus)). Eine Anrisskante entsteht immer dort, wo gilt: Zugfestigkeit > Scherfestigkeit (bzw. am unteren Ende bei Stauchwall: Druckfestigkeit > Scherfestigkeit).

Das aber wiederum wird wesentlich dadurch bestimmt, wie die Schneedecke jeweils aufgebaut ist (etwa Ränder einer Triebschneelinse) und wie Steil der Hang ist, weil umso flacher er ist, umso höher ist die Scherfestigkeit.

Gerade vor diesem Hintergrund verwundern mich aber die geradezu unnatürlich geometrischen Anrisskannten, die man immer wieder sieht.....

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