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Skigebiete: Die nächste Blase?
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Autor:  pancugolo [ Di, 23.09.2008, 13:53 ]
Betreff des Beitrags:  Skigebiete: Die nächste Blase?

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse an den Finanzmärkten und den Diskusssionen um die langfristige Wirtschaftlichkeit von Skigebieten, stellt sich mir die Frage, ob sich hier der nächste "Bubble" aufbläst, der irgendwann einmal platzen könnte.
Die Veränderungen, die der Skisport in den letzten 10 – 15 Jahren genommen hat sind in der Tat eklatant und werden in diesem Forum reichlich diskutiert:

1. Pisten: Entschärfung der Pisten durch Remodellierung, perfekte Präparierung.
2. Liftanlagen: Bequeme KSB´s (teilweise mit „Bubbles“, gelegentlich sogar Beheizung der Sitzpolster!) und EUB´s mit hoher Beförderungkapazität.
3. Carving: Neuerungen bei der Ausrüstung und Skitechnik. Die Carving-Technik erlaubt es selbst Anfängern schon nach kurzer Lernzeit einen Geschwindigkeitsrausch mit geringem Kraftaufwand und moderater Skitechnik zu erfahren.
4. „Ballermannisierung“: Auf glatt gebügelten Pisten geht es dann hinab, und die Apres-Ski-Hütte wartet schon am Pistenrand. Es gibt viele Skifahrer, und einige Skigebiete, bei denen der Apres-Ski-Betrieb eh im Mittelpunkt des Skiurlaubs steht.
(Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Kombination aus Apres-Ski mit übermäßigen Alkohol-Genuss, einfachen Tempo-Pistenautobahnen, scheinbar anspruchsloser Carving-Technik, bei vielen Gästen für ein böses Erwachen im Krankenhaus sorgt, siehe: http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?t=1007).

Hinter all diesen Veränderungen steckt offensichtlich der Gedanke der Skigebietsbetreiber und Equipment-Hersteller, dass man es den Skitouristen so einfach wie möglich machen will, den Einstieg in den Skisport zu finden und es Ihnen so bequem wie möglich machen will, diesen Sport auszuüben. Deshalb kann man m.E. auf einen gemeinsamen Nenner bringen: Der „Verbequemlichung“ des Skisports, um möglichst viele Gäste anzulocken. (An dieser Stelle muss auch Krisu´s hervorragender Beitrag zu den ökonomischen Veränderungen zitiert werden: http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?t=1007&postdays=0&postorder=asc&&start=15)

Die oben angeführten Punkte 1 und 2 erfordern seitens der Skigebietsbetreiber und Gemeinden/Provinzen allerdings hohe Investitionen und im Vergleich zu früher wesentlich höhere Betriebskosten.
(3303 stellt in einer sehr gelungenen Analyse, Kosten und Nutzen der teuren Modernisierungen von Skigebieten in Zusammenhang: http://www.sommerschi.com/forum/viewtopic.php?t=1406).

Diese Kosten werden wahrscheinlich nur z.T. über die höheren Skipasspreise wieder hereingeholt. Bei der Amortisierung helfen sicherlich auch die größeren Einnahmen aus Punkt 4, dem nicht ganz billigem Apres-Ski-Vergnügen. Den meisten Investitionen geht aber sicherlich der Grundgedanke voraus, die hohen Kosten vor allem durch gestiegene Gästezahlen zu kompensieren.

In diesem Zusammenhang wäre es sicherlich interessant, statisches Material über die Anzahl der insgesamt gezählten Skitage im Laufe einer ganzen Saison im Alpenraum zu erheben, und diese Daten mit den Verhältnissen früher zu vergleichen. Aber auch ohne diese Daten glaube ich, dass wir heute in den Skigebieten nicht wesentlich höhere Gästezahlen zu verzeichnen haben, als in den 70er und 80er Jahren. Wenn das aber so ist, könnte es nicht einfach sein, dass es sich bei diesen enormen Investitionen um nichts anderes handelt, als Kapital, das vorhanden ist und angelegt werden will. Diese Geschäftsmodelle, bei denen Investitionen nicht nach ihrem wirklichen ökonomischen Wert beurteilt werden, können über viele Jahre gut funktionieren, solange niemand oder nur wenige den wahren Nutzen hinterfragen. Bei der Internet-Blase war das so, in der aktuellen Finanzmarktkrise auch.
Bleiben nämlich die in den Geschäftsplänen vorgesehenen gestiegenen Gästezahlen aus, und zwar langfristig, kommt es zwangsläufig zu einem Platzen von „Bubbles“. Dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: Konkurs der Betreibergesellschaften oder Finanzspritzen der öffentlichen Hand.

Und es gibt erste Indikatoren, dass die ersten Blasen bald platzen könnten: So hat die Betreibergesellschaft „Spluga Domani“, natürlich auch mithilfe von öffentlichen Geldern der Provinz bzw. Region, in den letzten 10 Jahren erhebliche Investitionen in das Skigebiet Madesimo getätigt. Leider haben sich in diesem Zeitraum die Gästezahlen dort nicht in dem gewünschten Maße erhöht. Madesimo wird früher wie heute überwiegend von Wochenend-Skifahgeren aus dem Raum Mailand genutzt, unter der Woche fahren die modernen Anlagen meistens leer. Konsequenz: Die Betreibergesellschaft ist einstweilen verstärkt finanziell von der Unterstützung durch die öffentliche Hand angewiesen. Abgesehen von der wirtschaftlichen Sicht ist es dabei auch um die Skiregion schade, denn die Investitionen dienten einzig dem Zweck das Gebiet an den „Mainstream“ anzupassen. Für einen Bruchteil der Kosten hätte man indes Madesimo in ein Spezial-Resort für Freerider und Naturliebhaber verwandeln können, etwa durch Neubau einer PB auf den Pizzo Stella. (Interessant ist, dass Madesimo in den Siebzigern und Achtzigern auf dem Weg war, in Punkto Bekanntheit und Glamour dabei war, zu Cortina d´Ampezzo oder Madonna di Campiglio aufzuschließen, auch international, denn viele Gäste kamen vor allem aus England.)

Einen Vorteil den Madesimo aber trotzdem noch hat, ist die lokale Verwurzelung. Die treuen Gäste aus der regionalen Umgebung fahren früher wie heute gerne dorthin, und sie haben sicherlich gute Gründe dafür. Anderen Skigebieten fehlt diese regionale Verwurzelung hingegen, was in Zeiten einer Krise schlimme Konsequenzen haben könnte. In einer Diskussion, die ich im Frühjahr mit Skigebietsbetreibern, Skilehrern und Hotelliers in Südtirol (ja, Südtirol, richtig gelesen ;-) hatte, wurde Enttäuschung darüber ausgedrückt, dass es ganz offensichtlich die junge, einheimische Generation nicht mehr zum Skisport zieht. Skifahren würde von den Kids in steigendem Maße als zu langweilig, bequem, nicht „Trendy“ und „Challenging“ genug empfunden. Allenfalls Snowboarden (auch diese Welle befindet sich derzeit im Abebben!) und Freestyle würden noch als halbwegs interessant gefunden, ältere Jahrgänge würden sich verstärkt dem Tourengehen zuwenden. Zum Unglück für die Skigebietsbetreiber ist mit Freestylern und Tourengehern kein großes Geld zu verdienen, denn sie benötigen ja nur einen schicken Park bzw. Tourenausrüstung. In dieser Diskussion wurde zunehmend der Sorge Ausdruck verliehen, dass sich die Situation verschlimmern könnte, wenn die heranwachsende Generation erwachsen und in der Lage sein wird, beim Ski fahren Geld auszugeben.

Wenn dieser Generation der Bezug zum Skisport abhanden kommen sollte, aufgrund des Fehlens von prägenden Erfahrungen aus Kindheit und Jugend, besteht die Gefahr, dass der Skisport seine Wurzeln verlieren wird. Die Konsequenzen daraus für die Zukunft vieler Skigebiete sind nicht auch nur im Ansatz zu erahnen.

Autor:  Chasseral [ Di, 23.09.2008, 15:00 ]
Betreff des Beitrags: 

Wie in den anderen erwähnten Threads bereits geschrieben, sehe ich genau zwei Möglichkeiten:

1. Die von dir erwähnte Blase, die irgendwann zerplatzt.

2. Eklatante Marktbereinigung; aber auch diese wird Kapital vernichten, sofern es sich um Gebiete handelt, die bereits kräftig investiert haben.

Auf jeden Fall würde ich nicht in Seilbahnaktien investieren. Das wird nur derjenige machen, dessen originäres Geschäft eklatant von den Seilbahnen abhängt - aber auch dann wird es nicht in jedem Fall langfristig lohnend sein. Wird eher ein Verzweiflungsengagement sein.

Autor:  tipe [ Di, 23.09.2008, 16:09 ]
Betreff des Beitrags: 

Mit Sicherheit sind in den vergangenen Jahren riesige Investitionssummen in die Skigebiete gepumpt worden, mit dem was im Finanzsektor passiert ist das meines Erachtens aber nur bedingt zu vergleichen.
Zum ersten stehen vielen Investitionen, im Gegensatz zu vielen der fragwürdigen Finanztransaktionen der letzten Zeit, ja auch einigermaßen vernünftige Gegenwerte, z.B. eben in Form der neuen Liftanlagen gegenüber, deren Wert nicht unbedingt direkt vom Finanzmarkt abhänig ist. Ausserdem ist das Gesamtvolumen des "Skisektors" gesamtwirtschaftlich wahrscheinlich nicht so von Bedeutung, als dass eine Krise in diesem Bereich direkt andere Bereiche betrifft und einen großen gesamtwirtschaftlichen Schafen anrichte könnte, wie das bei der gegenwärtigen Finanzkrise der Fall ist. Als letzter Punkt bleibt noch die Struktur der Unternehmen selbst und hier äußere ich einfach mal eine Vermutung ohne sie direkt belegen zu können. Die öffentliche Hand wird (in Form der Gemeinden) an vielen Skigebietsbetreibern direkt oder indirekt beteiligt sein, ein politisches Interesse an der Existens eines Skigebiets in der eigenen Gemeinde besteht (zumindest tourismus- / wirtschaftspolitisch) meist auch. Da der Staat aber nur bedingt den normalen Buchhaltungs- und Investitionsgrundsätzen unterliegt müssen die jeweiligen Seilbahnunternehmen eben nicht unter allen Umständen profitabel laufen...

Das soll jetzt nich heissen, das ich jede Brachialerneuerung in den Skigebieten für gut oder zweckmäßig halte, aber ein großes Problem sehe ich da nicht auf uns zukommen.

Autor:  lanschi [ Di, 23.09.2008, 16:52 ]
Betreff des Beitrags: 

Also ich weiß ja nicht, wie das in der Schweiz oder Italien ist, aber in Österreich sehe ich diese Probleme nicht.

Die Branche ist großteils finanziell sehr, sehr gut aufgestellt. Allerdings stellen auch in Österreich in zunehmenden Ausmaß die kleinen Skigebiete ein Problem dar. Deren Anlagen sind oft veraltet, und in Kombination mit einer oftmals sehr schlechten, bzw. gar nicht vorhandenen Beschneiungsanlage kommt es in den letzten Jahren zu einer Häufung längerer Stillstandsperioden - es kommt zur Bildung eines Teufelskreises.

ABER: Die großen Seilbahnunternehmen haben erkannt, dass die Kleinen sehr wichtig sind - gerade in den kleinen, stadtnahen Skigebieten lernen die Leute das Ski fahren. Deshalb ist jetzt beispielsweise in Salzburg geplant, diese kleinen Skilifte zu unterstützen - z.B. durch Überlassen von gebrauchten Anlagen, Schneekanonen, Pistenraupen,... Die Flachauer Bergbahnen investieren überhaupt groß in das kleine Familienskigebiet Eben im Pongau und errichten dort eine neue moderne 6er-Sesselbahn, eine leistungsfähige Beschneiungsanlage sowie Kinderlifte.

Und da auch durch die örtlichen Gemeinden/Tourismusverbände immer wieder Initiiativen zur Modernisierung der bestehenden, örtlichen Skigebiete gemacht werden (Abtenau - neue Kombibahn, Ausbau Goldeck,...), ist wohl auch in Zukunft davon auszugehen, dass nur wenige Skigebiete auf einer derartige Blase, wie du sie ansprichst, sitzen.

Und übrigens - die Anzahl der Skier Days in Österreich steigt ständig, ebenso steigen die Umsätze.

Autor:  k2k [ Di, 23.09.2008, 17:58 ]
Betreff des Beitrags: 

Ein Abschnitt aus einem Text von jemandem, der in dem Bereich forscht. Passt ganz gut zum Thema, wie ich finde. Es geht um ökonomische Probleme im Alpentourismus.

Zitat:
Seit Mitte der 1980er Jahre stellt sich die wirtschaftliche Lage für viele touristische Betriebe in den Alpen (Hotels, Seilbahnbetriebe, Freizeiteinrichtungen...) problematisch dar. Vor allem kleinere bis mittelgroße Unternehmen (KMU) sind deutlich überschuldet und haben kaum eine Chance, ihre Schulden unter den heutigen Rahmenbedingungen jemals abzubezahlen. HARTL (2002: 237) zu Folge beträgt die durchschnittliche Entschuldungsdauer in Österreich 18 Jahre. Über die Hälfte der österreichischen 4- und 5-Sterne-Hotels haben eine Entschuldungsdauer von über 100 Jahren. Viele Nebenerwerbsbetriebe und Kleinbetriebe existieren nur noch wegen der „Selbstausbeutung“ ihrer Inhaber, die ökonomisch von der Substanz leben. Dazu kommt, dass die Eigenkapitalquote vieler KMUs sehr niedrig liegt.
Verschärft wird die Lage durch eine neue Kreditpolitik der Banken seit 2000: während früher die lokalen Sparkassen und Banken ihre Kredite allein vor Ort vergaben und dank ungebremstem Wachstum und persönlicher Beziehungen nahezu jeder Antrag bewilligt wurde, werden jetzt die Kredite meist an zentraler Stelle vergeben und die wirtschaftliche Situation und die Zukunftsperspektive sehr genau geprüft. Das führt dazu, dass wichtige Renovierungen und Modernisierungen auf einmal nicht
mehr kreditwürdig sind. Die Umsetzung der EU-Richtlinie zu kreditpolitischen Rahmenbedingungen der Unternehmensfinanzierung (Stichwort „Basel II“) werden diese Situation weiter zuspitzen, was zu einer relevanten Anzahl von Betriebsschließungen führen wird.
Die derzeitigen Tendenzen im alpinen Wintersporttourismus mit dem angesprochenen Trend zum quantitativen Kapazitäts- und qualitativem Komfortausbau der Aufstiegshilfen führt im Sinne eines „Wettrüstens“ zu ökonomisch nicht nachhaltigen Investitionsvolumina: so wurde im Land Salzburg in den letzten Jahren von manchen Bergbahngesellschaften mit über 60% des Cash-Flows etwa das Doppelte der wirtschaftlich vertretbaren 30% investiert, was auf Dauer an die wirtschaftliche Substanz der Betriebe geht (vgl. EDER 2005). Neben ungesund hohen Investitionen tritt die chronische Ertragsschwäche vieler KMU-Bergbahngesellschaften. Heute weisen etwa 27% der Schweizer Bergbahngesellschaften einen schlechten Cash flow von <5% auf – die meisten davon dürften in absehbarer Zeit nicht mehr selbstständig le-
bensfähig sein (vgl. SEILBAHNEN SCHWEIZ 2006).
Auf Gemeindeebene zeigen sich die Probleme in einer Verstärkung der touristischen Monostruktur seit Mitte der 1980er Jahre: die anderen Wirtschaftsbereiche gehen zurück, der Tourismus stagniert. Die früher als ausgeprägte Einpendlergemeinden identifizierbaren Tourismusorte werden Auspendlergemeinden, das Bevölkerungswachstum durch Zuwanderer schwächt sich ab.
Ein Blick nach Nordamerika, wo auf dem skitouristischen Markt eine ähnliche Stagnation wie in den Alpen zu beobachten ist, nimmt die mögliche Entwicklung in den Alpen vorweg: die Zahl der Skigebiete hat sich in Nordamerika seit 1985 um 22% auf heute 800 verringert, die meisten kleinen Skigebiete wurden entweder geschlossen oder an Großkonzerne verkauft. Heute beherrschen vier teilweise börsennotierte
Großunternehmen einen großen Teil des nordamerikanischen Skimarkts (Vail Resorts, Intrawest etc.). Typisch für ist die vertikale Integration, d.h. alle Leistungen werden im Rahmen eines abgestimmten Gesamtkonzepts aus einer Hand angeboten, wobei der Immobilienbereich eine zentrale Rolle einnimmt (er erwirtschaftet ca. 1/3 der Gesamteinnahmen). Die zentralisierte Vermarktung sichert hohe Erträge, die Marktdominanz und die Zusammenarbeit mit anderen Firmen bringen zusätzliche Vorteile bzw. erhöhen die Effektivität. Besonders dem kleinbetrieblich strukturierten
bayerisch-westösterreichisch-südtirolerischem Markt wird vor diesem Hintergrund eine handfeste Strukturkrise attestiert, während der französische Alpentourismusmarkt vorgeblich die beste Konkurrenzsituation besitzen dürfte. Als Beispiel darf das Vorarlberger Montafon dienen: dort hat sich in der Gemeinde St. Anton i. M. seit den
1970er Jahren die Anzahl der Gästebetten massiv reduziert, hauptsächlich wegen der Aufgabe von Privatzimmervermietungen und kleinen Pensionen, deren Inhaber in Ruhestand gegangen sind. Unterhalb von 80 Betten trägt sich dort kein Hotel-Betrieb mehr, unterhalb von 150 Betten findet sich kein Investor, der das Hotel mit familienfremden Angestellten betreibt. Im gesamten Montafon fehlen etwa 1.000 Betten der 4- und 5-Sterne-Kategorie (vgl. LERCH 2007). Der tourismuswirtschaftliche Strukturwandel kann kurz- und mittelfristig als schwerwiegenderes Problem angesehen werden als der Klimawandel.
Allerdings gibt es in den Alpenländern staatliche Fördermaßnahmen und Eingriffe als wettbewerbsverzerrende Elemente (z.B. Förderung von Beschneiungsanlagen in Südtirol, Gründung der Compagnie des Alpes in Frankreich als staatliche Auffanggesellschaft Ende der 1980er Jahre), so dass die Marktkräfte in Europa bislang keine radikale Strukturanpassung erzwingen konnten.
An Lösungsstrategien mangelt es nicht: vorgeschlagen wird eine konsequente Professionalisierung des touristischen Angebots, der Aufbau touristischer Großkonzernen entweder durch vertikale Integration nach dem nordamerikanischen Vorbild (alle Angebotselemente eines Tourismusortes aus einer Hand, z.B. Bergbahnen, Beherbergung, Gastronomie, Sportgeschäfte, Immobilien) oder durch horizontale Verflechtungen mit Mehrheitsbeteiligungen an Bergbahnen in vielen Orten (Vorbild: Compagnie des Alpes, Frankreich, „Liftkaiser“ in Österreich). Auf diese Weise sollten an die Stelle der traditionellen kleinbetrieblich strukturierten Tourismusorte mit ihren Abstimmungsproblemen, Widersprüchen und Konkurrenzen zwischen den zahlreichen
lokalen Tourismusakteuren klar profilierte Tourismusdestinationen treten, in denen die zentralen Angebotselemente der touristischen Wertschöpfungskette von einem Akteur kontrolliert werden und deshalb im Konkurrenzkampf wesentlich besser bestehen können. Diese Strategie birgt aber die Gefahr, dass die Vorzüge einer von vielen lokalen Akteuren getragenen, dezentralen Tourismusentwicklung verloren gehen könnten. Ein möglicher Mittelweg wäre genossenschafts-ähnliche regionale Kooperation bspw. in Form von Skipassverbünden (Sportwelt Amadée im Pinzgau/Pongau und der West-Steiermark) die eine einheitliche Marketingstrategie verfolgen und nach außen als eine Destination auftreten. Vor allem in der Schweiz wird auf die Fusion verschiedener lokaler Bergbahnunternehmen gesetzt (Beispiele Lenk-Adelboden, Zermatt, Lenzerheide, derzeit St. Moritz/Oberengadin), womit persistente
Unternehmensstrukturen aus der touristischen Pionierzeit endlich überwunden werden (vgl. BÄTZING 2003: 159ff.).

Autor:  3303 [ Di, 23.09.2008, 18:05 ]
Betreff des Beitrags: 

Dass die etwaige Blase sich gerade noch füllt, ist (ja denke ich mal) in vielen Fällen richtig.
Die Frage ist nur, ob sie platzt.

Zumindest in meiner Bekanntenkreis haben sich Viele, besonders die, die nahe von Skigebieten in den nördlichen Ostalpen ansässig sind, bereits in hohem Maße vom Skifahren in den "typischen" Skigebieten verabschiedet.
Vielen ist es zu gefährlich und voll auf den Pisten, zu langweilig, zu prollig etc....
Das Interesse an Skigebieten ist bei denen so extrem abgesunken, dass sie nichtmal auf die Idee kommen, in den Nordpark, zum Dammkar o.Ä. zu fahren. Manchmal gehts noch in irgendein Skigebiet, aber die Tendenz geht wenn überhaupt eindeutig zu Touren.

Die Frage ist nun, wieviele Leute sich entweder so, oder ganz weg vom Skisport entwickeln.

Nach der großen Erschließungswelle in den 60ern-70ern und dem Hype damals kam ja auch mal ein Knick in der Kurve, der dann durch Snowboard und später Carvingski wieder aufgehalten wurde - bzw. hat das dann später sogar wieder zu steigenden Frequenzen geführt.

Ich halte es ebenfalls für gut möglich, dass irgendwann wieder so ein Knick kommt, der dann vielen Gebieten Probleme bereiten wird, gerade weil die Betriebskosten heutzutage natürlich viel höher sind und sinkende Frequenzen viel schneller für finanzielle Probleme sorgen können.

Besonders in Gebieten, die entweder niedrig liegen oder nicht mittels attraktiven Alternativen zum Alpinski kompensieren können, werden die Probleme natürlich noch größer sein.

Dann gibt es ja bereits den Trend zum Freeride, der aber nur dort funktionieren kann, wo Naturschnee in hohem Maße vorhanden ist.
Dieser kann als eindeutiges Indiz gewertet werden, dass die Skigebiete vielerorts schon so banalisiert sind, dass es Viele weg von eben diesen Pisten zieht. Diese Klientel kann man auch nicht mit noch so viel Kunstschnee etc. an sich binden.

Autor:  pancugolo [ Di, 23.09.2008, 18:46 ]
Betreff des Beitrags: 

@k2k: Der Artikel liefert genau die wissenschaftlichen Fakten, die ich eingangs ahnend beschrieben habe. Interessant auch, dass die Über-Investitionen als größere Gefahr als der Klimawandsel gesehen wird.
Der Lösungsvorschlag mehr Stabilität durch Schaffung von großen, überregionalen Skibetreiberverbundunternehmen zu erreichen, führt m.E. langfristig auch in die Sackgasse, denn die wirtschaftlichen Fundamentaldaten verbessern sich durch Fusionen nicht unbedingt. Zudem fehlten solchen überregionalen "Playern" die lokale Verwurzelung.

@tipe: Natürlich ist die Ski-Tourismus-Branche nicht groß genug, um andere Bereiche mit ins Taumeln zu bringen. Interessant finde ich aber schon die parallelen zur aktuellen Finanzmarktkrise. Diese hatte ihre Wurzeln auch in den 80er Jahren, als es in den USA sehr populär wurde, Verbrauchern mit billigen Hypotheken-Krediten zu versorgen, die dann im Zuge von MBS-Transaktionen gebündelt, verbrieft und als Wertpapier vermarktet wurden. Die fundamentalen wirtschaftlichen Risiken schlummern also bereits seit langer Zeit in den Portfolios, erst seit einem Jahr aber befindet sich der Markt in einem "Reinigungsprozess", allerdings explosionsartig.

Bei dem Skitourismus-Bubble wird das wahrscheinlich nicht so brutal ablaufen, letzlich werden viele Unternehmen in diesem Bereich durch öffentliche Gelder aufgefangen werden. Zu Lasten des Steuerzahlers, wieder einmal.

Autor:  Fab [ Di, 23.09.2008, 18:51 ]
Betreff des Beitrags: 

Dank der stagnierenden Skifahrerzahlen herrscht alpenweit im Grunde ein knochenharter Verdrängungs- u. Überlebenswettbewerb.
Lt. div. Untersuchungen werden die Skifahrer immer weniger.
Demographischer Wandel bei den Europäern. Deutlich weniger Skischullager und bei dem Personenkreis mit Migrationshintergrund deutlich geringeres bis kein Interesse am Wintersport.

Viele Gebiete werden unwirtschaftlich werden und geschlossen werden (müssen) wenn nicht aus regionalpolitischen Gründen gefördert wird.

Autor:  ::: trincerone [ Di, 23.09.2008, 19:51 ]
Betreff des Beitrags: 

Ach, das ist ja mal wieder eine hochinterssante Diskusion, Leute ich danke Euch!

Eine erste Frage, die sich mir stellt, ist folgende: wann steht eigentlich einer Investition, so wie Tipe sagt. ein einigermaßen vernünftiger wirtschaftlicher Gegenwert entgegen? Ich glaube, dass das nämlich nicht ganz so pauschal festzustellen ist.

Eine neue Anlage in einem Schigebiet, hat zunächst ja nur einen nominalen Wert in Form der Investition, sagen wir 6 Mil. € für irgendeine KSB. Ihr tatsächlicher Wert als Wirtschaftsgut ist dementgegen erstmal deutlich geringer, denn auf dem Gebrauchtanlagenmarkt dürfte - bereinigt um die enthaltenen Baukosten und die zusätzlichen Abbaukosten - wenige hunderttausend Euro betragen. Bei Liftanlagen handelt es sich nämlich im Prinzip quasi um Immobilien, mit dem Nachteil, dass sie anders als gewöhnliche Immobilien eben keinen Wert für Dritte an dem Ort haben, an dem sie nun einmal existieren. Das Anlagevermögen einer Liftgesellschaft ist also anders als das vieler anderer Unternehmen ziemlich gering (zum Vergleich: eine Dreh- oder Fräsmaschine eines Metallverarbeitunsunternehmen hat einen Wertverlust nur durch ihre Abschreibung, hat also einen hohen Anlagewert).

Die Frage ist also, was erwirtschaftet die spezielle Anlage gegenüber der alten unter Berücksichtung der Änderung der variablen Kosten, der Abschreibung, der einmaligen Fixkosten etc: wo liegt also der Breakevenpoint. Das ist ,meines Erachtens nicht so ohne weiteres bei Liften zu bestimmen. So ist relativ schwer festzustellen, zu wieviel mehr verkauften Skipässen (und das ist der einzige Output einer Liftgesellschaft) die KSB Deppenshutlle gegenüber dem alten Wiesenstadllift führt.

Dass ein nur aus ESLs bestehendes St. Aton wirtschaftlich nicht so laufen würde, wie das bestehende, ist natürlich klar. Aber wenn man es nicht so extrem sieht, wie die ganze Sache schon komplexer und nur sehr schwierig quantitativ zu erfassen. Würde etwa der Eratz der DSB Lärmstange am Zillertaler durch eine KSB6 die Zahl der verkauften Schipässe erhöhen? Schwer zu sagen... insofern ist es mE nicht leicht, eine Liftanlage als wirtschaftlich sinnvollen Gegenwert zur betreffenden Investition zu sehen. Am ehesten geht dies wohl bei Zubringern in Sachen Kapazität und Betriebsseicherheit und vielleicht bei der Beschneiung, wenn sich erfassen lässt, wieviele Saisontage zusätzlich gewonnen werden, unter der Vorraussetzung, dass dann auch wirklich Schifahrer kommen (im Mai bringt das ja alles nichts).

Autor:  k2k [ Di, 23.09.2008, 21:55 ]
Betreff des Beitrags: 

[trincerone] hat geschrieben:
Ihr tatsächlicher Wert als Wirtschaftsgut ist dementgegen erstmal deutlich geringer, denn auf dem Gebrauchtanlagenmarkt dürfte - bereinigt um die enthaltenen Baukosten und die zusätzlichen Abbaukosten - wenige hunderttausend Euro betragen.

Der Wert der Seilbahntechnik liegt, so weit ich weiß, wesentlich höher. Schon der Preis für einen Bubble-Sessel samt Klemme liegt in der Größenordnung von 13000 Euro. Bei hundert Sesseln ist das schon deutlich über einer Million, nur für die Fahrbetriebsmittel. Dazu kommt die Stationstechnik und die Seile, wofür ich jetzt keine Zahlen habe, aber ich würde schätzen dass die reine Seilbahntechnik bei einer KSB, sagen wir einem 6er-Bubble, mindestens die Hälfte der Kosten ausmacht. Vielleicht hat jemand genauere Zahlen?

Ich habe letztens, auch wegen einer Diskussion hier, den Geschäftsbericht der Bergbahnen Davos-Klosters gelesen. Dort wurde der Wert der Transportanlagen mit immerhin rund 60 Mio. Franken angegeben.

Autor:  pancugolo [ Di, 23.09.2008, 22:15 ]
Betreff des Beitrags: 

Bewertungsfragen sind letzlich ein interessantes, aber komplexes Thema. Natürlich kann man die gesamte Investition in die Bücher schreiben, was in der Regel auch gemacht wird. Diese Investititionen werden dann abgeschrieben, dies ist bilanztechnisch ok.

Der wahre Wert eines Betriebsmittels ergibt sich aber nicht daraus, wie Trinc völlig richtig bemerkt hat. Bei einem Unternehmensverkauf werden Produktionsmittel und Lager mit starken Abschlägen von bis zu 70% bewertet. Letzendlich entscheidet, was ein Bieter bereit ist für die Betriebsmittel zu bezahlen. Die Funktion dieser Betriebsmittel ist es, Werte zu schaffen. Geschieht dies nicht, verlieren sie den Großteil ihres Wertes. Dies ist die große Schwäche des Substanzwertverfahrens der Unternehmensbewertung.

Auch die sehr populäre Messung der Börsenkapitalisierung bei Aktiengesellschaften ist wenig aussagekräftig. In ihr spiegeln sich zu sehr die Erwartungen der Marktteilnehmer. Porsche hat für die Übernahme eines Großteils der VW-Aktien mehr Geld bezahlt, als das Unternehmen Porsche an der Börse eigentlich Wert ist. Ein krasser Fall von Unterbewertung also.
Das Gegenteil sieht man in den Fällen von "Bubbles", also Internet-Aktien vor ein paar Jahren, Aktien von Banken bis vor einem Jahr.

Der aufschlussreichste Indikator für den wahren Wert eines Unternehmens ist wohl der Ertragswert. D.h. das Netto-Betriebsergebnis nach Abzug aller Kosten und Abschreibungen (also Investitionen).

k2k hat geschrieben:
Ich habe letztens, auch wegen einer Diskussion hier, den Geschäftsbericht der Bergbahnen Davos-Klosters gelesen. Dort wurde der Wert der Transportanlagen mit immerhin rund 60 Mio. Franken angegeben.

Diese Bewertung erscheint mir sehr konservativ.

Autor:  helmut [ Di, 23.09.2008, 22:50 ]
Betreff des Beitrags: 

Also ich seh da nichts "bubbelhaftes" bzw. seh ich auch mittelfristig keine grundsätzlichen Gefahren bezüglich eines eventuellen "Ausbleibens" bzw. drastischen Rückgangs des Wintertourismus (was natürlich nicht bedeutet, dass regional/lokal nicht bestimmte Destinationen/Skigebietsbetreiber vor Problemen gefeit sind). Die hohen Investitionssummen sind meiner Meinung nach Resultat von sich ändernden Ansprüchen der Nachfrager bei gleichzeitig starker Konkurrenz zwischen den Destinationen.

Grundsätzlich ist der Wintertourismus (zumindest in Österreich) noch immer ein Wachstumsmarkt (wenn auch die Wachstumsraten nicht mehr so hoch sind wie vor 20 Jahren und es natürlich auch hier Konjunkturen gibt - v.a. nachfrageseitig in Abhängigkeit von der Wirtschafts- und Einkommensentwicklung der Herkunftsländer und angebotsseitig vom jeweiligen Wetter/Schneelage des Winters.

Nur zur Verdeutlichung: Anfang/Mitte der 70er Jahre gab es in Österreich ca. 25 Mio. Winternächtigungen, Mitte der 2000er Jahre knapp 60 Mio. Winternächtigungen.

Reisegewohnheiten ändern sich nicht so dramatisch und in unserer Kultur/Gesellschaft ist Schnee & Freizeit einfach eng miteinander verknüpft. Alpiner Wintersport wird daher sicher auch in den nächsten Jahren einen grossen Stellenwert hinsichtlich der Reisemotive der Mittelschichten in Westeuropa spielen. Dazu kommen - wovon speziell Österreich profitiert - die neuen Gästeschichten aus Mittel- bzw. Osteuropa, die in bestimmten Regionen Österreichs sowohl als Nächtigungstouristen als auch als Tagestouristen bereits einen durchaus signifikanten Stellenwert aufweisen. Die Modernisierung der Skigebiete am Alpenostrand wäre ohne diese neuen Gästeschichten sicherlich nicht so tiefgreifend erfolgt.

Dass es eine Ausdifferenzierung (Grossskigebiete versus Kleine, Ballermann versus Gediegen etc.) gibt, erscheint mir eine Selbstverständlichkeit, v.a. aufgrund der unterschiedlichen angesprochenen Marktsegmente. Gerade die "Massentauglichkeit" des Skifahrens (bzw. alpinen Wintersport) im Vergleich zu vielen anderen (Trendsportarten) ist ja das Bemerkenswerte. Skifahren "kann" man ja grundsäztlich fast jeder betreiben (sofern er/sie es will), also vom Kleinkind bis zum Pensionsalter ... Das das Angebot auf die grundsätzlich unterschiedlichen Bedürfnisse dieser Nachfragesegmente reagiert und gemäss der vorhandenen Stärken/Schwächen eine Spezialisierung vollzogen wird ist ja nicht verwunderlich (Geländeverhältnisse, geogr. Lage etc.).

Die hier von einigen angesprochenen "Ermüdungserscheinungen" hinsichtlich der umfangreichen Modernisierungen (Hochleistungsanlagen, modellierte Pistenautobahnen etc.) sehe ich zwar auch, glaube aber, dass wir das subjektiv überbetonen. Special Interest-Gruppen (Freeride, Freeski, Skitouren) haben zwar rasante Wachstumsraten (worauf ja auch das Angebot entsprechend reagiert und allfällige "independents" z.B. was Mode etc. betrifft sofort vereinnahmt und entsprechend kommodifiziert) werden aber wohl auch weiterhin eher - wenn auch durchaus signifikante Nischen - bleiben.

Auch die von Bätzing angesprochenen betriebwirtschaftlichen Strukturprobleme in vielen (österreichischen) Tourismusregionen sind schon zutreffend, würde ich aber nicht als Krisensymptome interpretieren. Zum einen sind es Marktbereinigungen, die niemanden weh tun (z.B. das Verschwinden vieler Privatquartiere vom Markt, das die Ursache vielfach darin hat, dass der urprünglich Zweck - nämlich die Finanzierung des Eigenheimbaus - nach Abbezahlung der entsprechenden Kredite erfüllt ist. Und zum anderen ist die chronisch miserable Situation vieler Tourismusbetriebe in Österreich nichts neues. Immerhin hat die (Über- ?)Investition in die Beherbergungsbetriebe dazu geführt, dass die Modernisierung in Richtung 3/4-Sternbetriebe mit Wellness-Schnickschnack in Österreich viel rascher vollzogen wurde als in z.B. der Schweiz oder Italien.

Vor dem Hintergrund, dass viele der betreffenden Destinationen in den 60er Jahren (bis teils in den 70er) noch "Bergbauernkäffer" waren ist das durchaus bemerkenswert (und gleichzeitig verwundert manche betriebswirtschaftliche Fehlkalkulation angesichts der sozialen Prozesse in kleinen Dorfgemeinschaften dann wieder weniger, Stichwort: Aufschaukelungseffekt á la "keeping up with the Jones"). Dass dadurch der Dorfcharakter zu einem grauslichen "rurbanen" Einheitsbrei mit allen nur denkbaren architektonischen Verwirrungen der Marke "Lederhosenarchitektur " verkommen ist, mögen zwar viele (darunter auch ich) bedauern, angesichts der Reaktionen der Haupt-Gästeschichten (man braucht sich ja nur die Lobhymnen auf Ischgl, Sölden, SFL etc. im AF durchlesen) kann das den Wirtschaftstreibenden vor Ort aber relativ egal sein ...

Die Modernisierung der Liftinfrastruktur ist wohl auch eindeutig marktgetrieben. Offensichtlich werden vergleichsweise überfüllte Pisten (noch ?) eher akzeptiert als Wartezeiten an den Liften. Die Notwendigkeit einer grossflächigen Beschneiung für den Massenbetrieb ist wohl auch unbestritten. Angesichts der auch theoretisch begrenzten Betriebszeiten ist ein schneemangelbedingter Stillstand der Anlagen einfach zu verhängnisvoll: Im Gegensatz zum Dorflift von vor 40 Jahren sind wohl die Fixkosten im Verhältnis zu den variablen Kosten deutlich angestiegen.

Auch bei den Skigebietsbetreibern wird es zu Strukturbereinigungen kommen, wobei sich in Österreich wohl auch überregional tätige Skigebietsbetreiber etablieren werden (bzw. sich ja schon etabliert haben). Aber auch hier wird es Nischen geben. Den Vergleich mit den USA halte ich für unzutreffend, da einige Voraussetzungen einfach zu unterschiedlich sind (etwa die Verknüpfung Skigebietsbetreiber - Immobiliendevelopment etc., da gibts in Österreich einfach keine Gemeinsamkeiten zu dem USA-Modell ...). Auch diesbezüglich wird also Platz für Nischen bleiben.

Zum Abschluss noch ein paar Zahlen:

Weltweit gibt's ca. 307 Mio. Skifahrertage, auf Europa entfallen ca. 197 und davon ca. 50 Mio auf Österreich. Der Anteil der "Kinderskifahrtage" beträgt in Österreich ca. 20-25 %, wobei sich (derzeit) keine Trendänderungen abzeichnen.

Die Investitionssumme für das Jahr 2007/08 betrug (allein von den Seilbahnbetrieben) ca. 523 Mio. EUR (davon 127 Mio. allein für Beschneiungsanlagen !).

Autor:  markman [ Mi, 24.09.2008, 10:10 ]
Betreff des Beitrags: 

pancugolo hat geschrieben:
Bei einem Unternehmensverkauf werden Produktionsmittel und Lager mit starken Abschlägen von bis zu 70% bewertet. Letztendlich entscheidet, was ein Bieter bereit ist für die Betriebsmittel zu bezahlen. Die Funktion dieser Betriebsmittel ist es, Werte zu schaffen. Geschieht dies nicht, verlieren sie den Großteil ihres Wertes. Dies ist die große Schwäche des Substanzwertverfahrens der Unternehmensbewertung.


Ein Grund dessen, warum das Substanzwertverfahren auch höchstens ein Hilfsmittel bei der Unternehmensbewertung ist.

Letztendlich werden Substanzwerte (wie immer man sie am Stichtag auch bewerten würde) übertragen und natürlich nicht zu vergessen: Der Ruf des Unternehmens, der good will, vielleicht könnte man hier sagen, der Ruf des Skigebietes, nicht nur unbedingt die Qualität der Anlagen, sondern wie der Kunde das Skigebiet betrachtet und nachfragt.


pancugolo hat geschrieben:


Der aufschlussreichste Indikator für den wahren Wert eines Unternehmens ist wohl der Ertragswert. D.h. das Netto-Betriebsergebnis nach Abzug aller Kosten und Abschreibungen (also Investitionen).



Wobei hinzugefügt werden sollte, dass bei größeren, eher börsenorientierten Unterhmen nicht die zukünftigen Gewinne, sondern der zukünftige CashFlow zu Grunde gelegt. Der CashFlow gibt dabei an, wie viel eigen erwirtschaftetes Geld dem Unternehmen für Investitionen, Kredittilgung, Steuern, Ausgleich von Liquiditätsengpässen usw. zur Verfügung steht. => Discounted Cash Flow Methode (DCF)


Grüße,
Markman

Autor:  3303 [ So, 12.10.2008, 17:03 ]
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Beispiel zur Diskussion:
Habe kürzlich erfahren, dass sich selbst im Oberengadin/St.Moritz etc. angeblich der Skibetrieb wirtschaftlich nicht rentiert.
Ganz interessant und natürlich schwer vorstellbar in einem solchen Gebiet.
Weiter interessant, dass in der Hochsaison im Winter dort angeblich nur 30% der Gäste Skifahern!
Trotzdem gibt der Wintergast im Schnitt 1000 Sfr pro Tag aus!
Hauptattraktionen sind die "Snob"-Angebote Polo on Ice, Skijöring etc., Skispringen, Skeleton sowie die sonstigen Aktivitäten wie Spazieren gehen, Winterwandern, Rodeln, (mE auch die überdurchschnittlich häufige Sonne und das Licht) etc.
Die Vermutung, dass derzeit ein extremer Verdrängungswettbeweb herrscht, der viel zu hohe Investitionen mit sich bringt, scheint demnach auch in dieser Region zu gelten.
Zweifelsfrei wird die Region aber auch langfristig an der "Spitze" bleiben, mE auch gerade wegen des extrem weit gestreuten Möglichkeitsspektrums im Winter dort.
Gebiete die diese Alternativen nicht bieten können, sind mE deutlich stärker vom finanziellen Ruin bedroht, besonders wenn sie "groß" sein wollen und sich mit den Investitionen übernehmen.

Autor:  Chasseral [ Fr, 17.10.2008, 11:13 ]
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3303 hat geschrieben:
... Trotzdem gibt der Wintergast im Schnitt 1000 Sfr pro Tag aus! ...

:shock:

Pro Woche gebe ich das etwa aus.

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