Pitztal – Heiss auf Eis, 19.-22.1.’08
Nachdem mich voriges Jahr das Eisfieber endgültig gepackt hat, musste natürlich auch heuer ein eigens dem steilen Eis gewidmeter Urlaub her. Unsere Wahl fiel auf einen „Fortgeschrittenenkurs“ im Pitztal, veranstaltet von der gleichen Schweizer Bergschule wie voriges Jahr bei unserem Ausflug nach Sertig bei Davos.
Nachdem wir die Kälteperiode im Dezember / Anfang Jänner bereits für erste Eiseingewöhnungen in Niederösterreich und der Steiermark nutzen konnten waren wir entsprechend motiviert und ließen uns auch von den diversen Föhneinbrüchen nicht nervös machen.
Trotz des Gletscherskigebietes am Talschluss finden sich im lang gestreckten Pitztal noch zahlreiche Winkel, die sich angenehm von dem Trubel, wie er sonst oft für Skiorte üblich ist, abheben. Grade der „gemeine Eiskletterer“ benötigt nach oft durch Angstschweiss geprägte Stunden, ein ruhiges und nervenschonendes Ambiente …
Beim Weiler Stillebach im Pitztal
Am Samstag begann es noch relativ stressfrei mit Topropen in der Kitzgartenschlucht.
Top-Ropen am Kitzgartenfall bei Wiese
Am Sonntag waren dann vor allem eigene Vorstiege in der Taschachschlucht – ganz in der Nähe der Talstation der Gletscherbahn - angesagt. Im Gegensatz zum Topropen ist das nicht nur kraftzehrend, sondern v.a. auch ein Test für die Nerven und die Atmungsaktivität der Kleidung, die ja die Aufgabe hat, den Angstschweiss nach außen zu transportieren …
Im Eisfall der Taschachschlucht – Das Setzen der Eisschrauben ist meist ein Belastungstest für die Wadenmuskulatur
Für den Montag nahmen wir uns dann was Größeres vor. Der Luibisbodenfall bei Stillebach ist mit WI 4/4+ zwar „nur“ mittelschwer, mit einer Höhe von in Summe 475m aber ziemlich lang (allerdings von einigen Gehpassagen zwischen den einzelnen Eisstufen unterbrochen).
Die Zustiege sind im Pitztal fast durchwegs human: der Luibisbodenfall beginnt fast direkt hinter den letzten Häusern des kleinen Weilers
Zoom auf die erste Seillänge
Leider mussten wir in der zweiten Eisstufe umdrehen. Das warme Wetter der Vorwochen hatte den Fall doch stärker beansprucht als gedacht (sah von unten noch viel besser aus) und zudem war dieser Bereich bereits voll in der Mittagssonne. Stattdessen kletterten wir dann noch eine etwas steilere Variante rechts in der ersten Eisstufe. Aus Übermut habe ich mich dazu gleich für den Vorstieg gemeldet. Nach flachem Beginn steilt sich das Zeug dann etliche Meter zum Stand (Baum) hin auf. Zudem habe ich mir gerade jenen Bereich ausgesucht, wo doch einiges an zapfigem/röhrigen Eis zu finden war (was das Klettern etwas erschwert und das Finden geeigneter Stellen zum Setzen von Eisschrauben verkompliziert). Gegen Ende der Stufe – bereits kurz vor dem rettenden Baum – ging mir dann auch beinah die Kraft aus. Ich stand zwar einigermassen „bequem“ konnte aber zunächst nicht mehr genügend Kraft im linken Arm aufbringen um das Eisgerät sicher setzen zu können. Nach einigen Fehlversuchen und bewusstem Unterdrücken aufkeimender Panikattacken gelang es mir dann doch …
Unser Bergführer beim Abbauen „meiner“ Route
Danach wechselten wir noch auf die andere Talseite in den Schatten, wo einige kleinere Eisstufen etwas Übungsmöglichkeit boten.
Zustieg zur namenlosen (?) Eisstufe
Setzen einer Schraube – Schaut beim Bergführer immer viel einfacher aus …
Die Nacht von Montag auf Dienstag brachte dann den angekündigten Schlechtwettereinbruch mit starkem Schneefall. Daher gingen wir ein weiteres Mal in die Taschachschlucht.
In der Taschachschlucht – Winterromantik im Neuschneekleid
Setzen von Eisschrauben – Immer ein Abwägen zwischen dem Nutzen von (moralischem) Sicherheitsgewinn und den Kosten des zusätzlichen Kraftverschleiß´
Eisklettern bei Schlechtwetter lässt den Winter so richtig spüren …