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BeitragVerfasst: Do, 24.01.2008, 0:09 
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Pitztal – Heiss auf Eis, 19.-22.1.’08

Nachdem mich voriges Jahr das Eisfieber endgültig gepackt hat, musste natürlich auch heuer ein eigens dem steilen Eis gewidmeter Urlaub her. Unsere Wahl fiel auf einen „Fortgeschrittenenkurs“ im Pitztal, veranstaltet von der gleichen Schweizer Bergschule wie voriges Jahr bei unserem Ausflug nach Sertig bei Davos.

Nachdem wir die Kälteperiode im Dezember / Anfang Jänner bereits für erste Eiseingewöhnungen in Niederösterreich und der Steiermark nutzen konnten waren wir entsprechend motiviert und ließen uns auch von den diversen Föhneinbrüchen nicht nervös machen.

Trotz des Gletscherskigebietes am Talschluss finden sich im lang gestreckten Pitztal noch zahlreiche Winkel, die sich angenehm von dem Trubel, wie er sonst oft für Skiorte üblich ist, abheben. Grade der „gemeine Eiskletterer“ benötigt nach oft durch Angstschweiss geprägte Stunden, ein ruhiges und nervenschonendes Ambiente …

Beim Weiler Stillebach im Pitztal
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Am Samstag begann es noch relativ stressfrei mit Topropen in der Kitzgartenschlucht.

Top-Ropen am Kitzgartenfall bei Wiese
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Am Sonntag waren dann vor allem eigene Vorstiege in der Taschachschlucht – ganz in der Nähe der Talstation der Gletscherbahn - angesagt. Im Gegensatz zum Topropen ist das nicht nur kraftzehrend, sondern v.a. auch ein Test für die Nerven und die Atmungsaktivität der Kleidung, die ja die Aufgabe hat, den Angstschweiss nach außen zu transportieren …

Im Eisfall der Taschachschlucht – Das Setzen der Eisschrauben ist meist ein Belastungstest für die Wadenmuskulatur
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Für den Montag nahmen wir uns dann was Größeres vor. Der Luibisbodenfall bei Stillebach ist mit WI 4/4+ zwar „nur“ mittelschwer, mit einer Höhe von in Summe 475m aber ziemlich lang (allerdings von einigen Gehpassagen zwischen den einzelnen Eisstufen unterbrochen).

Die Zustiege sind im Pitztal fast durchwegs human: der Luibisbodenfall beginnt fast direkt hinter den letzten Häusern des kleinen Weilers
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Zoom auf die erste Seillänge
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Leider mussten wir in der zweiten Eisstufe umdrehen. Das warme Wetter der Vorwochen hatte den Fall doch stärker beansprucht als gedacht (sah von unten noch viel besser aus) und zudem war dieser Bereich bereits voll in der Mittagssonne. Stattdessen kletterten wir dann noch eine etwas steilere Variante rechts in der ersten Eisstufe. Aus Übermut habe ich mich dazu gleich für den Vorstieg gemeldet. Nach flachem Beginn steilt sich das Zeug dann etliche Meter zum Stand (Baum) hin auf. Zudem habe ich mir gerade jenen Bereich ausgesucht, wo doch einiges an zapfigem/röhrigen Eis zu finden war (was das Klettern etwas erschwert und das Finden geeigneter Stellen zum Setzen von Eisschrauben verkompliziert). Gegen Ende der Stufe – bereits kurz vor dem rettenden Baum – ging mir dann auch beinah die Kraft aus. Ich stand zwar einigermassen „bequem“ konnte aber zunächst nicht mehr genügend Kraft im linken Arm aufbringen um das Eisgerät sicher setzen zu können. Nach einigen Fehlversuchen und bewusstem Unterdrücken aufkeimender Panikattacken gelang es mir dann doch …

Unser Bergführer beim Abbauen „meiner“ Route
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Danach wechselten wir noch auf die andere Talseite in den Schatten, wo einige kleinere Eisstufen etwas Übungsmöglichkeit boten.

Zustieg zur namenlosen (?) Eisstufe
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Setzen einer Schraube – Schaut beim Bergführer immer viel einfacher aus …
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Die Nacht von Montag auf Dienstag brachte dann den angekündigten Schlechtwettereinbruch mit starkem Schneefall. Daher gingen wir ein weiteres Mal in die Taschachschlucht.

In der Taschachschlucht – Winterromantik im Neuschneekleid
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Setzen von Eisschrauben – Immer ein Abwägen zwischen dem Nutzen von (moralischem) Sicherheitsgewinn und den Kosten des zusätzlichen Kraftverschleiß´
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Eisklettern bei Schlechtwetter lässt den Winter so richtig spüren …
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BeitragVerfasst: Do, 24.01.2008, 20:21 
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Mannomann.
Also ich hatte im Sommer keine Probleme, als wir uns in einem Steinbruch mal zur Übung ca. 10m abgeseilt haben... (wie niedlich so ein Steinbruch doch ist :wink: )
aber wenn ich das sehe, kann ich nur den Hut ziehen. :shock:
Der von Dir beschrieben Angstschweiß wäre mir als Stichwort auch eingefallen.

Ist das mit der "Angst" hauptsächlich eine Sache der Routine, oder bleibt die immer aufgrund des Risikos durch Instabilität auch bei erfahrenen Eiskletterern?

Bisher konnte ich Eiskletterer nur aus der PB an der Diavolezza beobachten, wo am "Corn Diavolezza" durch Wasserberieselung einer Felswand eine Eisstufe künstlich hergestellt wird.
Kennst Du ja vielleicht auch?

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BeitragVerfasst: Do, 24.01.2008, 22:55 
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Coole Sache so was (könnte ich fast als Wortspiel durchgehen lassen ;-) ).
Klettern an sich (und Eisklettern stell ich mir als hoch2 Variante davon vor) ist zwar nix für mich, aber die Bilder und Berichte dazu les ich immer wieder gerne.

Mal ne doofe Frage: schon mal an nen Akkubohrer gedacht? Wäre das nicht eine einfachere Art und Weise diese Eisschrauben zu setzen (ok, es wäre cheaten/doping/beschiss, aber es geht ja eher ums Klettern und nicht ums Schraubensetzen (wenn ich mich irre, die Dachstuhlbauer der Umgebung hätten da sicher was für Dich ;-) )


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BeitragVerfasst: Fr, 25.01.2008, 0:24 
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@3303: Mit Routine und entsprechendem Können tritt wohl eher der Genuss in den Vordergrund. Das Problem beim Eisklettern ist, dass Stürzen im Prinzip verboten ist (wegen der vielen waffenähnlichen Geräten, die man am Körper trägt, der potentiellen Unzuverlässigkeit der Eisschrauben etc.). Das ist auch einer der grossen Unterschiede zum Sportklettern, wo Stürzen mittlerweile in den steilen Routen nichts aussergewöhnliches ist und tw. bewusst in Kauf genommen wird.

Anfangs kennt man nun die eigenen Grenzen nicht so gut bzw. kann das schwieriger einschätzen, was man sich (noch) zumuten kann. Gerade beim Eisklettern ist der Unterschied zwischen Top-Rope-Sicherung (wo an sich kaum was passieren kann) und Vorstieg enorm. Beim Vorstieg tendiert man dazu viel verkrampfter die Geräte zu halten und diese auch fester in das Eis zu schlagen, was zusätzlich Kraft kostet. Daher kann einem im Vorstieg tatsächlich die Kraft in einer Route ausgehen, die man vorher problemlos im Toprope bewältigt hat. Letztlich ist es natürlich eine Frage der Routine, je mehr man tut, umso mehr schafft man weitgehend "angstfrei". Anspannung und Nervenkitzel ist (zumindest bei mir) aber immer dabei. Umso grösser ist dann allerdings die "Belohnung", wenn man oben ist.

Die objektiven Gefahren sind beim Eisklettern tatsächlich (meist) grösser als beim Felsklettern. Eisschlag (oft unvermeidbar selbst ausgelöst) ist allgegenwärtig und gefährdet auch den Sichernden. Darüberhinaus kann das Zeug auch einstürzen, was ein grosses Maß an Einschätzungsvermögen erfordert. Ein Unfall (ein schwer Verletzter) vorigen Montag im Pitztal (Einsturz einer Eissäule in einer der wirklich schwierigen Routen des Pitztals) hat das deutlich aufgezeigt.

@Kaldini: Es gibt tatsächlich ein ironisches Filmchen indem mit der Hilti die Löcher für die Eisschrauben gebort werden. Das ist aber nicht praktikabel, die Eisschrauben halten nämlich nicht durch den mechanischen Hebeleffekt der "Röhre" im Eis, sondern durch das Gewinde der Schrauben. Im guten Eis halten die Schrauben sogar dann am besten, wenn die Schraube ein wenig "abwärts steht". Tests haben übrigens tw. enorme Haltekräfte ergeben (bis über eine Tonne). Das Problem ist, dass man nicht immer (und gerade wenn es schwierig ist) gutes Eis zum Setzen vorfindet. An sich ist auch das Reinschrauben gar nichtmal so anstrengend (moderne Eisschrauben sind feinmechanische Wunderdinger ... sind auch enorm teuer ... 40-50 EUR das Stück), sondern die ganze Zeit, die man an einem Fleck steht zehrt einfach in Summe an den Kräften (in den Armen und v.a. in den Waden).

Ich erinnere mich noch gut, als ich vor vielleicht 20 Jahren das erste mal Berichte über Eisklettern an Wasserfällen gelesen hatte. Da war ich damals schon fasziniert, dachte aber, das wär nur was für die Extremsten etc. und nicht für Otto Normalo ... Dass es dennoch klappt (sogar für jemanden wie mich, wo ich doch bekennender Warmduscher und Beckenrandschwimmer bin :wink:) find ich irgendwie geil ...


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BeitragVerfasst: Fr, 25.01.2008, 10:10 
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Irgendwann muss ich das auch noch mal ausprobieren - auch wenn ich an den Händen erfriere...

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BeitragVerfasst: So, 27.01.2008, 17:40 
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RetroRebel

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Wohnort: Niederösterreich
baeckerbursch hat geschrieben:
Irgendwann muss ich das auch noch mal ausprobieren - auch wenn ich an den Händen erfriere...

Mach ich sicher auch mal, aber erst nach meinem Base-Jump vom World Trade Center...... :wink:

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Schweben im Powder - Die, die es erlebt haben, verstehen, den anderen kann man es nicht erklären!


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