Göller-Eisgrube: Vom Winter in den Frühling
Der Osten hat gegenüber den touristisch intensiv genutzten Regionen Westösterreichs den großen Vorteil, dass sich hier noch Gegenden finden lassen, die – abseits jeglicher Lederhosenarchitektur – einfach nur Idylle pur bieten (für die Bewohner ist dies allerdings mit gravierenden Nachteilen verbunden: kaum lokale/regionale Arbeitsplätze, verfallene Gebäude weisen auf manche (klein)industrielle Traditionen hin und leer stehende Gasthöfe zeigen, dass automotorisierter (Individual-)Ausflugstourismus kaum Grundlage für tragfähigen Strukturen bieten).
Eines dieser Idyllen – buchstäblich hinter sieben Bergen gelegen – ist die Gegend um den Göller an der steirisch-niederösterreichischen Grenze. Der Göller ist mit 1765m einer jener Berge Niederösterreichs, der bereits deutlich über die Waldgrenze emporsteigt und somit (gemeinsam mit den etwas größeren „Nachbarn“ Schneeberg und Ötscher) wie ein erster Vorposten des Hochgebirges wirkt.
An der Nordseite des Göllers befindet sich sogar ein eigenes Miniskigebiet – bestehend aus einem Schlepplift (allerdings von durchaus akzeptabler Länge und mit einer Höhenerstreckung von immerhin ca. 950-1260m) plus einem kleinen Übungslift.
Wir wählten heute aber den Zugang von der Südseite, wo sich ein kleiner, verschlafener Weiler namens Lahnsattel (unlängst des namensgebenden Passes) befindet. Bei unserer Ankunft war es klirrend kalt. Die tief verschneite Waldlandschaft und der glitzernde Oberflächenreif zeugte von der nun tagelang anhaltenden Inversionslage.
Winteridyll: Der Weiler Lahnsattel (950m)
Die Passlandschaft rund um den Lahnsattel
Beim Aufstieg über die Südhänge des Terzer Göller war vom Winter nichts mehr zu spüren. Selbst die Dezembersonne brachte uns gehörig ins Schwitzen und bald war die Winterkleidung im Rucksack verschwunden. Aufstieg im Hemd wie sonst nur zur Frühlingszeit …
Der Gipfel kommt näher und erste Eindrücke der bevorstehenden Abfahrt durch die so genannte Eisgrube können gewonnen werden
Die letzten Meter zum Hauptgipfel
Am Gipfel herrschte wiederum prachtvolles Aussichtswetter. Über dem Nebelmeer des Alpenvorlands und des Donautals war sogar die Hochfläche des Waldviertels auszumachen.
Blick über die niederösterreichischen Voralpen zum Waldviertel
Auch die Blicke zu den benachbarten Bergen waren ansprechend.
Ötscher
Schneeberg (von links nach rechts: Hoyosgraben, Salvisgraben, Wurzengraben, Schneegraben)
Die Abfahrt durch die Südhänge der Eisgrube bot vor all im oberen Teil frühlingshafte Firnverhältnisse.
Eisgrube – Südwest
Eisgrube – direkte Einfahrt (Süd)
Die Eisgrube geht schließlich in den flacheren Lahngraben über – hier waren die Verhältnisse nicht wirklich gut: stark verspurter, knolliger Schnee. Weiter unten verengt sich der Lahngraben dann zunehmend, was ein mühsames Durchnavigieren durch diverses Gestrüpp, tw. im engen Bachgraben, zur Folge hatte.
Aber allein der Rückblick auf die schönen Hänge der Eisgrube entschädigten für diese Mühen.
Blick vom Lahngraben zur Eisgrube
Fazit
In guten Wintern bietet selbst Österreichs Osten sowohl skifahrerisch als auch landschaftlich Einiges. Die letzten Tage bot zudem – dank ungewöhnlich niedrigen Lawinengefahr – die Möglichkeit die Jahreszeit buchstäblich innerhalb weniger Stunden zu „wechseln“. Klassische Frühjahrstouren waren daher problemlos im Dezember möglich.