Es gibt Skiberge, die nicht direkt als Skigebiet eine große Bedeutung haben, aber dennoch ein großes gesamthaftes Bergerlebnis bieten. Der Belchen im südlichen Schwarzwald zählt zu dieser Kategorie. Er weist einige Besonderheiten auf, die ihn interessant machen.
Zunächst ist er von Natur aus eine stattliche Erscheinung. Aus manchen Talperspektiven erhebt er sich mit steilen Flanken von etwa 1000 Höhenmetern, was für ein Mittelgebirge respektabel ist. Er ist nach Feldberg (1495 m) und Herzogenhorn (1415 m) mit 1414m der dritthöchste Berg im Schwarzwald. Und vor allem ist er mit Abstand der beeindruckendste Aussichtsberg im Schwarzwald. Luftlinie nur 10 km näher an den Alpen als der Schauinsland und nur 5 km näher als der Feldberg, ist er ein ganz anderes Kaliber. Ohne einen (störenden) höheren
Gipfel davor, bietet er uneingeschränkte Sicht auf den Alpenbogen von der Zugspitze bis zum Mont-Blanc. Star der Szenerie sind Eiger, Mönch und Jaungfrau, an "Spitzentagen" bei Aufzug einer Schlechtwetterfront sind die Schneefelder in der Eigernordwand zu erkennen. Und jetzt kommt ein Kuriosum: Das Skigebiet wurde im Jahre 2001 aus Gründen des Umweltschutzes deutlich erweitert! Tönt kurios, oder? Nun ja - früher war das Belchenhaus unterhalb des Gipfels auf 1365 m NN (höchstes Gasthaus Baden-Württembergs) durch eine Straße erschlossen. An manchen Sonntagen waren die Parkplätze schnell belegt und die Belchenstraße musste gesperrt werden. Außerdem waren die Autos für die Fußgänger nicht angenehm. Oben gab es im steileren Bereich nur einen kurzen Schlepplift von etwa 350 m Länge.
Politischer Wunsch war es, die Straße zu schließen und durch einen Buspendel oder eine Seilbahn zu erschließen. Für den Staat war es sehr praktisch, dass eine Privatperson bereit war, eine Selbahn als Komplementär zu errichten und zu betreiben und gemeinsam mit einigen Kommanditisten zu finanzieren. Ich war damals selbst bereit, als Kommanditist einzusteigen, weil mir die Idee gefiel. Eigentlich aufgrund eines Missverständnisses (Mindesteinsatz, den ich falsch verstanden hatte) ist es nicht zu einer Beteiligung durch meine Person gekommen.
2001 wurde dann dei eine Expo-Bahn aus Hannover über eine Höhendifferenz von 270 m aufgestellt.
Als Skigebiet bietet der Berg einige Abfahrts- und Freeridevarianten, was ihn aud jeden Fall für einen halben Tag interessant macht. Durch die Freeride-Möglichkeiten hebt er sich auch wohltuend vom Feldberg ab. Allerdings schreckt er, viele potenzielle Skifahrer ab, da er nur über eine Liftanlage und über keine maschinelle Beschneiung verfügt. Dafür hat er agnz andere Stärken: Die unvergleichliche Aussicht, die Rodelbahn in Form der alten Straße über knapp 5 km (mit 2 Pistenwalzenspuren gewalzt). Weiters besteht auf der Straße für Anfänger die Möglichkeit, auch ohne nennenswerte Skierfahrung gefahrlos Erfahrung im Gleiten auf Skiern zu sammeln. Dies war auch eine Sache, die ich mit meinem 3jährigen Sohn am 20.12.2007 hier nutzen wollte. (Allerdings sind wir genausooft die blaue Piste gefahren - auf der Straße mit einem Tauchring als Lenkrad für das "Rennauto" war es aber ein besonderer Spaß.)
Zusammengefasst: Der Belchen bietet weit mehr Abfarhrtsvarianten und Bergerlebnis, als man beim Gedanken an einei einzige Seilbahn glauben möchte. Gerade bei Inversionswetterlage sollte man ihn einfach einmal besucht haben. Ich konnte die herrliche Aussicht bislang bereits einige Male genießen.
Für den 20.12. war deutliche Inversion angesagt. Das ideale Wetter für den Belchen! Inversion bedeutet normalerweise eine hervorragende Fernsicht, und das kommt einem auf Deutschlands schönsten Aussichtsberg besonders entgegen.
Hier erst einmal der Pistenplan vom Belchen:
^^ Im oberen Bereich gibt es 4 Pisten, wobei die 3 roten Pisten als durchaus "knackig" einzustufen sind, allerdings sind die Steilstücke nicht besonders lang. Im unteren Bereich münden dann alle 4 Pisten in die blaue Donauwellenpiste (Nr. 5), die mit einigen Kurven und Kuppen recht abwechslungsreich durch den Wald führt. Zusätzlich wird noch die ehemalige Fahrstraße gewalzt (im Bild gelb); diese kann zum Skifahren, Rodeln und Wandern genutzt werden und ist nahezu 5 km lang. Die Gondelbahn hat etwa 270 m HD. Mit den Skiern kann man präpariert noch weiter hinab fahren bis nach Multen, von dort geht aber kein Lift zurück (sinnvoll nur bei Bus-Anreise).
Bei meiner Ankunft um 9.30 Uhr waren noch weniger als 10 Fahrzeuge auf dem Parkplatz. Aus (unbegründeter) Angst, die Rodelstrecke (alte Straße) könnte aufgrund der prognostizierten hohen Temperaturen weich werden, holte ich zunächst den Schlitten heraus, um die Fahrstraße hinunter zu rodeln. Bis zu der telle, wo die Straße die blaue Piste (Kleiner Belchen) zum ersten Mal tangiert, ging das recht gut; das Gefälle war ausreichend und die Sonneeinstrahlung hatte den Schnee etwas grobkörniger gemacht. Ab dieser Stelle ist die Straße aber auf etwa 1 km Länge sehr flach und der Schnee war reinster, gewalzter Pulver, in den der Schlitten etwas einsank. Hier ging fahrend nichts mehr und ich musste den Schlitten ziehen. Erst einige hundert Meter hinter der Kreuzung mit den Pisten wird die Straße wieder etwas steiler. Dort konnte ich dann wieder aufsitzen und die Fahrt ging langsam, aber kontinuierlich weiter. Unten angekommen drängt es mich nciht mehr nach einer Wiederholung und ich holte die Skier aus dem Wagen.
Es kamen dann auch einige Leute, aber es gab keinerlei Wartezeiten; die meisten Gondeln fuhren leer. Oben wurde es immer wärmer, das Thermotmeter im Durchgang aus der Bergstation zeigte (im Schatten) +7°C an, unten an der Talstation waren es etwa 0°C. Die Fernsicht war überwältigend, viele Leute sonnte sich oben. Der Pulverschnee, der ausreichend dick auf den Hängen lag, wurde durch die Wärme nicht angetastet; die Windstille sorgte für einen eisigen Mantel über dem Schnee, der ihn schön pulvrig hielt. Das Wetter, der Schnee und die Aussicht - einfach ein Traum. Schade, dass man beim Bau der 8EUB den Schlepplift im steileren Bereich abbauen musste. Die wäre eine schöne Beschäftigungsanlagen im oberen Bereich gwesene und man hätte nicht immer abschnallen müssen.
Heute waren gewalzt die Kleine-Belchen-Abfahrt, die Kaltwasser-Abfahrt, die Donauwellenabfahrt udn die ehemalige Straße. Die Hintere Schneise und der Slalomhang waren Buckelpiste. Manchmal sind aber auch diese Pisten gewalzt.
Insgesamt ein herrlicher Tag bei schönstem und angenehm warmem Wetter!
Hier die Bilder:
^^ 8EUB von Leitner
^^ Blick aus der Gondel auf Kaltwasserabfahrt (vorne) und Kleine-Belchen-Abfahrt (hinten); dahinter Nebelmeer und Alpen
^^ Die breit gewalzte Kleine-Belchen-Abfahrt; vorn die Abzweigungen Hintere Schneise / Slalomhang und Kaltwasser. Interessante Wolken-Turm über dem Hochrhein.
^^ Blick zu Feldberg und Seebuck
^^ Blick von der Fahrstraße nach oben - hier auf die Freeride-Zone neben der Kaltwasserpiste
^^ Blick von der Kleinen-Belchen-Abfahrt auf die Kaltwasserpiste
^^ Blick von der Fahrstraße zurück in den Kessel mit Kleiner-Belchen-Abfahrt (links) und Kaltwasserabfahrt (rechts); dazwischen Freeride-Zone
^^ Donauwellen-Abfahrt, ziemlich oben
^^ Donauwellen-Abfahrt, ziemlich nach der scharfen Kurve - Blick nach oben
^^ Letztes Stück der Donauwellen - Zufahrt zur Talstation
^^ "Rennauto" mit Lenkrad auf der alten Straße
^^ Nochmals Startrampe zu den Pisten ...
^^ ... und Blick zurück zum Belchenhaus
^^ Gigantischer Blick auf Eiger, Mönch, Jungfrau und viele andere
^^ Vogesen mit dem Grand Ballon als höchstem Gipfel
^^ Aussichts-Giganten unter sich: Blick vom einen meiner beiden Lieblings-Aussichtgipfel auf den anderen meiner beiden Lieblings-Aussichtsgipfel. Man sieht den Berg der Berge -
den Chasseral!
Fazit: Der Belchen ist grandios! Sowohl die Aussicht, als auch die Tatsache, dass sicher der Berg aus manchen Perspektiven mit satten 1000 Höhenmeter hohen Flanken aus dem Tal erhebt, geben diesem Berg eine Ausnahmestellung unter den Mittelgebirgsbergen. Der Feldberg ist dagegen eine unscheinbare Kuppe.