Pichl-Schladming, 1.-7. Januar 1984 - viel zu schreiben gibt es nicht.
Von 1.-7. Januar 1984 sollte zusammen mit meinem Vater mein erster Besuch des nördlichen Ausläufers der Steiermark efolgen. Am 2. Januar sollte noch ein Auto mit 2 Bekannten folgen, denen es wichtiger war, schön ins Neujahr hinein zu feiern. Zu deren Ankunft kam es nicht mehr - zwischen Nürnberg und München löste sich deren Skiträger vom Autodach und das heruntergefallene Gerät beschädigte 5 nachfolgende Fahrzeuge. Für die beiden war der Urlaub gelaufen.
Bei der Anreise aus dem Salzburger Land wurde der Schnee im Talboden immer weniger. In Pichl lagen noch 10 cm im Tal, ab Schladming war das Ennstal schneefrei, nur die Weltcuppiste war dick beschneit; und in richtung Osten zog sich die Schneegrenze rasant nach oben. Bereits der Hauser Kaibling war bis in die Mitte grün. So mieden wir diesen Kaibling auch und beschränkten uns auf Planai, Hochwurzen und Reiteralm. Frei nach dem Motto "wir warn jung, wir warn dumm" sind wir kein einziges mal zum Dachstein hinaufgefahren.
Zum Skigebiet gibt es nicht allzuviel zu sagen. Zunächst das Positive: Zwischen Bergstation DSB Gasslhöh und Reiteralm gab es ein paar hübsche Routen und Freeride-Schmankerl und am ewig langen Holzerlift war null los. Die Hauptpiste an der DSB Hochwurzen ist recht hübsch trassiert und hebt sich auf sehr bescheidenem Niveau wohltuend vom sonstigen Pisteneinerlei ab. Und die extrem flache Piste mitten durch die Streusiedlung Rohrmoos ist absolut kultig. Ich liebe es, mitten durchs Dorf zu fahren. Zur Planai fällt mir nur ein, dass die Weltcupstrecke unten extrem steil und eisig - ja nahezu unfahrbar war, wenn sie auch dick beschneit und blütenweiß war. Oben gab es noch eine ganz idyllische Piste durch lockeren Baumbestand (hieß das Märchenwiese oder Burgstallalm?). Ansonsten galt auf allen 3 Bergen: Extrem uninteressante Waldschneisenpisten. Absolut austauschbar! Diese Pisten könnten überall sein - sowohl in einem höheren Mittelgebirge als auch irgendwo in den Alpen. Die Pisten haben keinerlei Besonderheit. Eine solche Pistentristesse habe ich sonst wohl noch nirgends erlebt. Auch landschaftlich wäre es irgendwie ein konfuses Hügelland - wenn nicht der Dachstein in grandioser und heldenhafter Manier die gesamte Szenerie rettete und als absolutes Prunkstück auf der Nordseite des Ennstales herumstünde.
Eine gewisse Besonderheit stellten für mich fernreisenden die Anlagen dar: Die vielen Swoboda- und Girak-Sesselbahnen waren für mich ein absolutes Novum. Diese Marken waren im Westen der Republik relativ rar und in der Schweiz völlig unbekannt. Und eine Tunnelsesselbahn ist ja auch was besonderes. Die 3KSB an der Planai war seinerzeit auch häöchst modern. Und dass die Müller-Technik der EUB für mich mal hochinteressant werden würde, konnte ich damals nicht ahnen.
Zu den Schneeverhältnissen: Oben lagen 50-70 cm Schnee und auf den 10 cm Naturschnee nach Pichl (ab Reiteralm) und nach Schladming ab Rohrmoos konnte man sogar fahren, ohne Steine zu bekommen. Der Untergrund besteht dort wohl aus Golfrasen.
Planai war wie erwähnt Maschinenschnee unten und der Anblick des Kaiblings hat von vornherien abgeschreckt.
Noch ein eine weitere prägende Erinnerung habe ich: Neben vielen Holländern hatten vor allem Gäste aus Wien und Niederöstereich das Ennstal besucht. Und einen Satz dieser Klientel werden ich nie vergessen (gerrit: hör du als Betroffener bitte mal weg!
). Überall im Gebiet Reiteralm haben sich die Wiener/Niederösterreicher in ihren unverwechselbaren Dialekt zugerufen: "Foarns mer Gaasslheh!" Oder auch nur "Foarns mer Gaassl!" Die Gasslhöh hatte es denen offenbar angetan, und an allen Liftstationen haben die das in einer Tour kundgetan. Der Klang ist bis heute nicht aus meinen Ohren gewichen.
So einen prägenden Imperativ 1. Person Plural habe ich sonst nie mehr gehört. Da kommt nur noch die Marseillaise mit: "Allons enfants de la Patrie ..." mit.
Aber hier jetzt meine bescheidene Bilderauswahl:
^^ DSB Gasslhöh mit dem Hügelland im Hintergrund
^^ DSB Reiteralm 1 mit 10 cm Schnee auf der Talabfahrt; viele fahren mit dem Lift runter
^^ SL Reiteralm 2
^^ DSB Rohrmoos 2
^^ DSB Rohrmoos 2 mit Piste Hochwurzen 1 und Trasse des SL Hochwurzen 2 im Hintergrund. Die Hochwurzen Schlepper hatten Dieselantrieb.
^^ Mittelstation Planai mit 4EUB (Müller-Klemmen) und 3KSB (VR102 der 2. Generation)