Der Wetterbericht hatte für die nächsten Tage ergiebige Schneefälle in Ostösterreich mit Schwerpunkt Alpennordseite angekündigt. Auf Pulverschnee hoffend vereinbarten Gernot und ich ein Treffen bzw. eine gemeinsame Fahrt zur Rax. Die Rax bildet gemeinsam mit dem Schneeberg gleichsam die östlichste Bastion mit zumindest ansatzweise hochalpinen Zügen bevor die Alpen gegen Osten über das eher hügelige Semmering/Wechselgebiet auslaufen. Als traditionsreiche (Sommerfrische-)Ziele sind beide Berge schon seit Jahrzehnten erschlossen. Auf die Rax führt von Hirschwang (508m) die älteste Seilschwebebahn Österreichs auf die östlichste Seite der Rax-Hochfläche (1550m).
Die angekündigten Schneefälle trafen tatsächlich ein und entwickelten sich rasch zum stärksten Schneefall seit Jahren. In Teilen des Salzkammergutes und des Mariazeller Berglands wurde der Katastrophenzustand ausgerufen, Hausdächer konnten vielfach den Schneemassen nicht mehr standhalten und mussten von Feuerwehr und Bundesheer geräumt werden. Auch auf der Wetterstation der Rax liess sich das Niederschlagsereignis gut beobachten, als dann ein Niederschlagsmaximum gerade in der Nacht von Freitag auf Samstag (unserem verabredeten Zeitpunkt für den Raxausflug) eintrat, war die Vorfreude auf Neuschnee natürlich dementsprechend hoch.
Kurz nach 7h00 gings von Wien aus los, auch im Wiener Becken hatte es über Nach einige Zentimeter geschneit, trotzdem war auf der Autobahn die Anreise ins Raxgebiet rasch und problemlos möglich. Die Entfernung beträgt nur 80 km, die wuchtigen Bergmassive des Schneebergs und der Rax erheben sich fast übergangslos aus dem sogenannten Steinfeld - einer Schotterebene um Wr. Neustadt.
Links in der Kartenmitte findet sich Hirschwang mit der Seilbahn auf die Rax-Hochfläche
Im tief eingeschnittenen Höllental waren die Schneefälle zwar nicht so massiv wie im nahe gelegenen Mariazeller Bergland, für diesen geschützten Bereich am Alpenostrand aber doch bemerkenswert.
Die Raxseilbahn wurde vor wenigen Jahren mit neuen Gondeln ausgestattet. Nun können sie 32 Personen nach oben transportieren. Zu Wartezeiten kam es dennoch nicht - das schlechte Wetter hielt viele der sonst üblichen Ausflügler ab.
Bei der Auffahrt wurde uns langsam bewusst, dass wir tatsächlich einen Ausnahmetag zu erwarten hatten. Mit jedem Höhenmeter, den wir emporschwebten, stieg die Neuschneemenge an. Oben dürfte ca. 1 m frischer Pulverschnee gefallen sein.
Ohne viel Zeit zu verlieren wählten wir als unsere erste Abfahrt den Seilbahngraben, eine Abfahrt die direkt in der steilen Schneise der Raxbahn hinunter führt (Foto: gernot).
Unsere Vorfreude war nicht umsonst gewesen. Der Neuschnee war scheinbar grundlos - ein Tiefschneeerlebnis wie man es nur selten erfahren kann.
Normalerweise gibts im Seilbahngraben eine sehr unangenehme, meist vereiste felsige Unterbrechungsstelle. An diesem Tag war davon kaum etwas zu merken, der Schnee so tief, dass man gefahrlos darüber hinweg kam (Foto: gernot).
Im letzten Teil vereinigen sich einige der Varianten und das Gelände wird deutlich flacher. Dieser Teil ist meist auch sehr rasch pistenmässig ausgefahren.
Gernot traf dann noch seinen Freund Roland und die beiden genossen den Seilbahngraben gleich noch ein zweites Mal, während ich im gemütlichen Bergrestaurant eine Rast bevorzugte und auf die beiden wartete.
Mehr Schwimmen als Fahren - Roland im Seilbahngraben (Fotos: gernot)
Als nächstes Ziel hatten wir die so genannte Südrinne auserwählt, eine überaus steile Rinne, die sich direkt vom Berggasthof über fast 400 Hm nach unten zieht. Vorsichtig testeten wir, ob der Schnee in der Rinne durch Wind beeinflusst und daher schneebrettanfällig war. Zum Glück war es Lockerschnee pur und wir begannen vorsichtig mit der Befahrung (Fotos: gernot)
Auch hier waren die sonst teilweise felsigen Stellen unter einer hohen Schneeschicht gut verpackt.
Die Rinne geht dann in eine immer noch steile, aber recht weitläufige Wiese über. Allerdings gönnten wir uns erst mal eine Pause und versicherten uns gegenseitig gerade den wohl tollsten Powder-Tag seit langem zu erleben.
Natürlich findet man auf der Rax nicht ständig derartige Schneeverhältnisse vor. Nichtsdestotrotz hat uns dieser Tag wieder einmal bewiesen, welche lohnenden Möglichkeiten sich auch am Alpenostrand für Freeride bieten. Dazu kommt dann noch der einmalige Flair, der sich hier aufgrund des Zusammentreffens der alpinen Klimazone mit der nahen pannonischen Klimazone findet.