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Drei Länder in fünf Tagen oder Freaktour v2.0 ./reportagen-f8/drei-laender-in-fuenf-tagen-oder-freaktour-v2-0-t51.html |
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Autor: | k2k [ Sa, 14.01.2006, 17:38 ] |
Betreff des Beitrags: | Drei Länder in fünf Tagen oder Freaktour v2.0 |
Es war der frühe Morgen des 4. Januar im WM-Jahr 2006, als gegen 4:45 Uhr der Wecker klingelte. Trotz nur ca. vier Stunden Schlaf war ich in einem Bruchteil der üblichen Zeit bei Sinnen, ich sprang aus dem Bett und noch während ich mich anzog, warf ich einen schnellen Blick auf mein Mobiltelefon, das keine neuen Nachrichten anzeigte. In Windeseile fuhr ich den Laptop hoch, in 25 Minuten ging mein Zug. Die genaue Zeitplanung für die Treffpunkte mit gerrit bei Salzburg und mit trincerone in Ulm hatte sich erst am Vorabend gegen 23:30 Uhr ergeben und noch war von gerrit keine Bestätigung eingetroffen. Ich sandte noch einmal eine eMail mit Treffpunkt und Uhrzeit, bevor ich Rucksack und Ski schulterte und zum Bahnhof aufbrach. Rückblende Die Vorplanung dieser Tour war nicht ganz optimal verlaufen. Schon im Hochsommer hatte es Ansätze gegeben, die sich aber nach einiger Zeit als nicht durchführbar erwiesen, und so war die Sache wieder eingeschlafen. Anfang Dezember hatten trincerone und ich dann erste Ideen bezüglich eventueller Ziele ausgetauscht, bzw. genauer hatte mir mir trincerone Ideen geschickt und ich kommentierte und ergänzte. Es sollte wieder grob in Richtung Westalpen gehen, zu Füssen der Bergmassive die die 4000 m-Marke nicht nur ankratzen sondern deutlich übersteigen, und natürlich bevorzugt in Skigebiete, die die Masse der Skifahrer entweder links liegen lässt oder gar nicht kennt. Als Mitte des Monats erste Eckdaten standen bekundete gerrit sein Interesse und fortan beratschlagten wir zu dritt. Erste Bilder von unseren Zielen aus dem Netz steigerten meine Vorfreude beträchtlich, und um so enttäuschter war ich, als sich in der Woche vor Weihnachten abzeichnete, daß die Schneedecke für unser Vorhaben bei weitem zu dünn war, so dünn dass selbst ein mittlerer bis starker Wintereinbruch nicht für gute Verhältnisse würde sorgen können. Trotzdem war ich etwas überrascht, als trincerone mit einer radikalen Änderung an mich herantrat, so überrascht daß ich mir erst einen Tag Bedenkzeit erbeten musste. Ich stimmte der Änderung schließlich zu, ohne daß ich je etwas anderes in Erwägung gezogen hätte. Doch so richtige Vorfreude wollte in mir bis zur Abfahrt nicht mehr aufkommen. Noch bevor ich in den Zug einstieg vibrierte mein Handy: gerrit bestätigte daß alles klar ging. Um kurz vor Sieben brachte mich die Bahn nach Ulm, trincerone verspätete sich um wenige Minuten, doch um halb Acht waren wir bereits auf dem Zubringer zur Autobahn nach München. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und die Fahrt gestaltete sich kurzweilig, man hat sich viel zu erzählen wenn man sich nur einmal im Jahr persönlich trifft. Wir passierten München auf der Nordumfahrung, ich sah zum ersten Mal live die neue Arroganz-Arena in Fröttmaning. Hinter München nahm die Schneemenge rechts und links der Autobahn schlagartig zu, die starken Schneefälle, deren Folgen die Nachrichten der Vortage dominierten, waren mehr als nur zu erahnen. Doch die Strassen waren frei, wir brachten den berühmten Irschenberg (Wo zur Hölle ist da ein Berg?) problemlos hinter uns und kurz vor der Grenze meldete gerrit per Handy, daß er den Treffpunkt bereits erreicht hat. Zwanzig Minuten später waren wir ebenfalls vor Ort. Teil 1: Spittal - Goldeck, 4.1.2006 Wir luden unser Gepäck in gerrits Auto und fanden nach einigem Suchen einen geeigneten Parkplatz für trincerones Wagen in einem Dorf in der Nähe der Autobahn. Zu dritt setzten wir die Fahrt in Richtung Süden fort, gerrit spielte zur Begrüßung trincerones neues Lieblingslied, den Klassiker von Ambros. Die Zeit verging wie im Flug, wir passierten Tauern- und Katschbergtunnel, die tief hängende Wolkendecke um Salzburg wich einer Hochbewölkung, die zum Alpenhauptkamm hin merklich aufgelockert war. In Spittal an der Drau verliessen wir schließlich die Autobahn und steuerten die Talstation der Goldeckbahn an. Das Goldeck war gerrit und mir zu einem Zeitpunkt in den Sinn gekommen, als die zwischenzeitliche Planung ein Treffen mit trincerone in Italien vorgesehen hatte und wir somit nach einem lohnenden Ziel auf dem Weg dort hin ausschau hielten. Nach anfänglicher Ratlosigkeit erinnerten wir uns beide beinahe gleichzeitig an die dortige Kurvensesselbahn, welche in den frühen 1980er-Jahren erbaut wurde und die in den 90ern durch einen Unfall, bei dem aufgrund eines Wartungsfehlers das Förderseil entgleiste, traurige Berühmtheit erlangte (Dem Vorfall sind im Buch von Arthur Doppelmayr mehrere Seiten gewidmet). In der Annahme, daß auch die Tage dieses Kuriosums möglicherweise bald gezählt sein könnten, entschieden wir uns für einen Besuch. Die Liftkarten für den Nachmittag waren schnell gekauft, wir machten noch einige Fotos bevor wir uns zur Bergfahrt anstellten. Die Wartezeiten an der Bahn waren gering und nur durch die relativ lange Fahrtdauer der Seilbahn verursacht. An der zweiten Sektion, die im Gegensatz zur ersten direkt durch eine Abfahrt zu erreichen ist, warteten wir etwas länger. Oben angekommen, blies uns ein eisig kalter, wenn auch nicht allzu starker Wind ins Gesicht. In der Ferne am Alpenhauptkamm schien die Sonne, wir mussten jedoch mit bewölktem Himmel Vorlieb nehmen. Wir drehten zwei, drei Runden an den Schleppliften auf der Nordwestseite, bei durchaus guten Schneeverhältnissen. Schließlich wechselten wir auf die Südseite, wo sich der Grund unseres Besuchs befand: Die Doppelsesselbahn Seetalbahn von de Pretis, selbes Baujahr wie der Autor, mit zwei Kurven nach Bachmann-Patent. Wir inspizierten die Anlage ausführlichst, hielten so viele Einzelheiten wie möglich im Bild fest und riskierten sogar eine Abfahrt auf windgepresstem Schnee abseits der Piste, um eine der Kurven aus der Nähe betrachten zu können. Nach zwei Fahrten, die sicher eine Stunde dauerten, zog sich trincerone auf die Hütte zurück, während ich, begleitet von gerrit, auf der Jagd nach einer Perspektive, die mir ein Ablichten der Bahn als Ganzes ermöglichen sollte, noch eine Runde mit einem der Schlepplifte drehte. Anschließend folgten wir trincerones Beispiel. Obwohl wir uns nicht allzu lange auf der Hütte aufhielten waren bereits alle Lifte abgestellt als wir bei langsam hereinbrechender Dämmerung zur Talabfahrt aufbrachen, die neben der Kurvensesselbahn sicher das Highlight dieses Skigebiets darstellt: 1600 Höhenmeter und 8,5 km lang, dazu weitestgehend beschneit (bei einer Talhöhe von 550 m natürlich unumgänglich). Als hinter uns die letzte Pistenkontrolle auftauchte, konnten wir sicher sein, daß wir den vom Ende der Abfahrt zur Talstation fahrenden Bus noch erwischen, was uns einen längeren Fußmarsch ersparte. Im letzten Licht des Tages erreichten wir das Auto, zogen uns um, verstauten unsere Ausrüstung und traten die Weiterfahrt in Richtung Italien an. Blick auf die erste Sektion der Goldeckbahn in Spittal an der Drau - Talhöhe 550 m Stütze 2 von 2 mit Talblick aus der Mittelstation Zweite Sektion der Pendelbahn, Hersteller beider Bahnen waren die Vereinigten Österreichische Eisen- und Stahlwerke AG (VÖEST) Blick ins Drautal und zum Alpenhauptkamm, im Vordergrund einer von drei Schleppliften Marke de Pretis Der Grund unseres Besuchs: Kurven-DSB Seetalbahn, ebenfalls von de Pretis gebaut und mit gleich zwei Bachmannkurven ausgestattet Die beiden Kurven aus der Nähe Kurve 2 (die obere) Oberer Streckenteil mit Kurve 2 Blick vom unteren Teil der Abfahrt in Richtung Bergstation. Zur Erinnerung, es handelt sich um ein und die selbe Sesselbahn! Talstation und Stütze 2 - die Sessel (Hersteller Girak) sind noch mit Seitwärts-Schließbügeln ausgestattet Kurve 1 nach Bachmann-Patent, beim Durchfahren werden zwei der Bolzen, die ansonsten das Förderseil führen, von der Klemme nach oben gedrückt Zwischen den Kurven wird praktisch kein Höhenunterschied überwunden Im Anflug auf Kurve 2 Die Kurvenkonstruktion von unten Bachmann-Kurvenscheibe Sessel beim Durchfahren der Kurve. Spätestens hier sollte klar werden, warum eine normale Umlenkscheibe hier nicht funktionieren würde. Noch einmal im Detail: Die Klemme (mit Schutzkappe) bei der Durchfahrt der speziellen Umlenkscheibe Die Talabfahrt vom Goldeck bei einsetzender Dämmerung - 1600 Höhenmeter ab SL-Bergstation (Fakt) werden auf 8,5 km Strecke (Eigenwerbung) überwunden, beschneit versteht sich Fortsetzung folgt... |
Autor: | gerrit [ Sa, 14.01.2006, 17:43 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Nachdem ich über diese Tour keine eigenen Berichte schreiben werde, erlaube ich mir, jeweils einige ergänzende Bilder hinzuzufügen. Da ich ja mit 2 Großmeistern der Bilddokumentation unterwegs war, hatte ich zunächst den festen Vorsatz gefaßt, selbst gar nicht so viel abzulichten, das habe ich aber dann nur am ersten Tag halbwegs durchgehalten.... Kurz zum Goldeck: eines der wenigen Skigebiete, die ich schon vor vielen Jahren (1991) einmal aufgesucht habe und in denen sich (bis auf das Verschwinden einer ESB) bezüglich der Anlagen nichts geändert (bzw. vermehrt) hat, lediglich die wirklich lobenswerte Talabfahrt war für mich neu. Hier die Bergstation der Kurvenbahn mit der Hütte, in der wir uns von den Kurvenbesichtigungen erholt haben Ausblicke vom Schigebiet nach Norden bzw. Nordosten in Richtung Alpenhauptkamm |
Autor: | ::: trincerone [ Sa, 14.01.2006, 19:57 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Auch ich werde einen Bericht von der Tour schreiben, der in meinen Gesamtbericht eingebettet sein wird. Mit ersten Beiträgen darf heute oder spätestens morgen abend gerechnet werden. |
Autor: | k2k [ Do, 19.01.2006, 17:47 ] |
Betreff des Beitrags: | |
Teil 2: Sappada Pistenpläne: http://sdp.skiinfo.com/images/dppic/f49627.jpg oder http://www.skiinfo.it/skimaps/detail_bi ... EITSAPPADA Seiten des Ortes: http://www.sappadadolomiti.com http://www.sappada-dolomiti.com http://www.sappada.info Von Spittal aus fuhren wir das Drautal entlang nach Westen, um bei Oberdrauburg in Richtung Plöckenpass abzubiegen. Entlang der Straße herrschte tiefster Winter, links und rechts türmten sich hohe Schneemauern, dazu keine Menschenseele weit und breit, die wenig befahrene, nächtlich-einsame Route gehörte uns ganz allein. Nur ab und zu wurde die Szenerie durch einige vom fahlen Licht der Straßenbeleuchtung gespenstisch erleuchtete Siedlungen unterbrochen. Um so größer war die Überraschung, als wir uns unserem Ziel, dem - wie wir vermuteten - kleinen, verschlafenen Örtchen Sappada näherten: Anstatt eines weltvergessenen Dorfes mit ein paar Albergos und ein paar Liften fanden wir einen hell erleuchteten Touristenort vor, mit Laserprojektion und Nachtski, zudem noch sehr deutschsprachig beeinflusst. An der Straße ein paar wenige Hotels der besseren Kategorie, ansonsten viele Privathäuser, jedes zweite zwar "a vende", doch machte der Ort einen alles andere als heruntergekommenen Eindruck. Allerdings war in Sappada weit und breit kein dem studentischen Geldbeutel gerechter Gasthof zu entdecken - zumindest nicht entlang der Hauptstraße. Nach mehreren Versuchen fanden wir schließlich einige Kilometer talabwärts in Richtung San Stefano di Cadore ein Quartier, das unsere einfachen Ansprüche mehr als erfüllte und trotzdem nicht zu teuer war. Geblendet von diesem späten Erfolg entschlossen wir uns zum Essen außer Haus, worauf die selbe Sucherei noch einmal von vorne los ging. Auf beinahe halbem Weg zwischen San Stefano di Cadore und dem Kreuzbergpass hatte dann aber auch diese Episode ein Ende und wir genossen Pasta zu einem Action-Reisser mit Steven Seagal auf italienisch, der im Fernseher in der Ecke lief. Todmüde erreichten wir schließlich unser Hotel. Am nächsten Morgen ging es nach einem italienisch-kargen Frühstück mit Cappuccino und genau einem kleinen Brötchen und/oder einem gefüllten Hörnchen pro Nase zunächst ins Zentrum Sappadas zum ESL Monte Ferro, den wir wie erhofft noch in Betrieb vorfinden durften - einer der letzten seiner Art, gebaut von Marchisio. Beste Schneeverhältnisse, eine klassische Waldabfahrt (beschneit!) und ein kultiger ESL, was will man mehr? - Naja, die Sonne hätte sich noch ein wenig mehr zeigen dürfen an diesem Tag, aber man kann nicht alles haben. Wartezeiten waren ebenfalls nicht vorhanden, obwohl der Ort auch bei Tag sehr lebendig und durchaus gut besucht zu sein schien - Skifahren scheint trotz dreier unabhängiger Skigebiete rund um Sappada nicht unbedingt zu den wichtigsten Beschäftigungen der Ortsgäste zu gehören. Die Talstation des ESL Monte Ferro im Zentrum Sappadas Einstieg und Spannstation im Tal Stütze 1 Blick von der Talstation auf die Strecke. Hersteller ist Marchisio. Umlenkscheibe und Spannwagen, dahinter die Kanister die wohl als Gewichte für die Bremstests während der Revision verwendet werden Die Strecke führt großteils durch den Wald. Bodenabstand: minimal. Einer der Masten gegen Ende des unteren Steilstücks im Detail Weiter oben wachsen bereits Bäume in der Lifttrasse Wir nähern uns der Bergstation Ausstiegstelle Antriebsstation am Berg Der technikinteressierte Leser merke sich: Marchisio Die beschneite Abfahrt am ESL wird mit diesem Gerät instandgehalten Nach zwei Fahrten am ESL wechselten wir zu den Liften am Rifugio 2000 - notgedrungen mit dem Auto, da die auf dem Pistenplan verzeichnete Verbindungsabfahrt samt zugehörigem Skilift nicht mehr zu existieren schien. Überhaupt vermittelt der Pistenplan wie so oft einen eher groben Eindruck des Gebiets. Wer die Detailverliebtheit anderer Skigebiete als Maßstab anlegt, erlebt einige Überraschungen und sollte keinesfalls Wetten über den Verlauf der Lifte eingehen - oder zumindest sicher sein, daß er den Einsatz problemlos verschmerzen kann. In diesem Fall ging es um einen Espresso, der für die Fehleinschätzung des Ortes der Bergstation der DSB Miravalle bzw. Talstation der Folgeanlage Hochbolt fällig war: Im Pistenplan sind die Trassen der beiden baugleichen Leitner-DSBs, die den Zugang zu einem kesselartigen Hochtal herstellen, in einem sehr deutlichen Winkel zueinander verzeichnet. In Wahrheit verlaufen beide Bahnen in einer Flucht quasi parallel hintereinander weg. Zudem handelt es sich bei der oberen Anlage um eine Tal-Berg-Tal-Sesselbahn mit Ausstieg aus beiden Richtungen bei der Mittelstation - ein Zustand, der im Pistenplan nicht ansatzweise angedeutet ist, da die Zwischenstation schamlos unterschlagen wird. Wer die Übertreibungen der Marketingstrategen manch nordalpiner Skigebietsbetreiber gewöhnt ist, rechnet nicht unbedingt mit derartigem Understatement. Hat man diese Überraschung verdaut, wartet schon das nächste Kuriosum: Beim Anblick des steilen Doppel-Tellerschlepplifts mit Seilscheibeneinstieg (ebenfalls Leitner), der im Kessel noch als Beschäftigungsanlage errichtet wurde, drängt sich dem staunenden Kenner der Massenskigebiete unweigerlich die Frage auf, ob ein einzelner Bügelschlepplift nicht auch gereicht hätte. Hat es offenbar nicht, zur Freude des Liftfans wiederum, der nach spätestens zweimal fahren das Timing beim Einstieg verinnerlicht hat und sich den um die Umlenkscheibe flitzenden Schleppteller routiniert selbst angelt. Nun war es an der Zeit, eine Pause einzulegen - aber nicht ohne vorher noch die verhältnismässig lange Talabfahrt auszutesten. Wieder oben angekommen, entschieden wir uns unter der Vielzahl der Möglichkeiten für das Rifugio 2000 und erlebten auch hier Unerwartetes. So hatte die SB-Theke um 11:20 Uhr noch geschlossen, was uns gestressten Entdeckern nach soviel Ungewöhnlichem etwas Zeit zum Entspannen und Betrachten des tiefwinterlichen Gipfelpanoramas rund um Sappada gab. Für einige Zeit versuchte sich sogar die Sonne gegen die Hochbewölkung zur Wehr zu setzen, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Nach einigen Minuten öffnete dann die Essensausgabe, allerdings ohne die beworbene Minestrone (dann halt Pommes mit Ketchup oder Würstel mit Kraut auf Plastiktellern für 7 Euro). Dazu etwas MTV vom Plasmabildschirm an der Wand. Dismissed in Italia, fast wie daheim - aber wo waren nur die grölenden deutschen Pauschaltouristen? Kleiner Sprung zur DSB Miravalle, eine Leitner-Konstruktion In Fortsetzung der DSB Miravalle stellt die baugleiche Tal-Berg-Tal-DSB Hochbolt den Anschluß und Rückbringer nach Sappada 2000 her Sappada 2000. Am Grat die Ausstiegsstation der DSB Hochbolt, unten deren Talstation mit Antrieb, von der aus die Abfahrt nach Sappada und zur Talstation der DSB Miravalle startet. Außerdem befindet sich im Hochtal von Sappada 2000 noch diese Anlage: Ein Leitner-Doppelskilift mit Tellergehängen und Seilscheibeneinstieg! Am Ausstieg der Skilifte mit Namen Sambl 1/2 Dolomitenlandschaft - der dominierende Gipfel des Monte Siera (2448 m) Der Leser könnte nun geneigt sein zu glauben, daß Sappada nach unseren Gesichtspunkten ein ziemlicher Reinfall war, doch dem war definitiv nicht so. Die Landschaft dieser östlichsten Dolomitenausläufer weiß durchaus zu begeistern, erst recht bei besten Schneeverhältnissen, dazu ein Marchisio-ESL und wenig bis gar nichts los auf den Pisten - wir wollen das Positive nicht unter den Tisch fallen lassen. Die Tageskarte für alle Lifte um Sappada gibts übrigens für faire 24 Euro. Nach einigen weiteren Fahrten am Schlepplift mit spannendem Skitausch - übrigens eine hochinteressante Erfahrung, ich kann jedem verwöhnten Carver nur empfehlen, mal für eine oder zwei Abfahrten downzugraden auf herkömmliche Ski, es müssen ja nicht gleich trincerones 205 cm lange Blizzard Vollplast aus den Sechzigern sein, das Modell aus den Achtzigern aus der Garage tut's sicher auch - nach dieser weiteren netten Episode also gingen wir über zum letzten Gebiet des Tages. Unterhalb der senkrechten Felswand des Monte Siera, der Sappada und Umgebung dominiert, wurde ein drittes Skigebiet erschlossen, bis vor kurzem noch durch einen weiteren Marchisio-ESL, der inzwischen aber einer modernen DSB von Leitner weichen musste, ergänzt von zwei älteren Tellerliften selber Marke, von denen einer auf steiler, exponierter Trasse bis beinahe direkt an die Felsen reichte. Wohl dem entsprechend war er zu unserem Bedauern auch vor einiger Zeit stillgelegt worden. Doch auch oder gerade wegen dieses Sachverhalts kam gerrit auf die Idee, zur Bergstation aufzusteigen. Viel verpassen würden wir dadurch nicht, das war schnell klar, denn außer dem zweiten Tellerlift mit dem Charakter eines Idiotenhügels und der etwas anspruchsvolleren aber nicht mehr als mittelschweren Talabfahrt gab es dort nichts weiteres zu sehen. Der erste Versuch des Aufstiegs zu Fuß scheiterte nach wenigen Metern im Tiefschnee, doch wozu hatten wir schließlich Tourenski im Auto? Eine schnelle Talabfahrt und kurze Zeit später legten wir an selber Stelle die Felle an. Der Aufstieg - für mich völlig neu, für trincerone zumindest ungewohnt - gestaltete sich weniger anstrengend als gedacht, was vielleicht aber auch daran lag daß gerrit freundlicherweise die Spurarbeit übernahm. Nach einer knappen halben Stunde hatten wir unser Ziel erreicht. Für kurze Zeit genossen wir das Panorama und schossen einige Fotos, bei leider inzwischen etwas tiefer hängenden Wolken und bereits merklichem Dämmerlicht. Anschließend folgte eine Genußabfahrt durch knietiefen Pulverschnee, die meinerseits nur durch die nicht mehr ganz fabrikneuen Tourenski getrübt wurde. Trotzdem an dieser Stelle noch ein fettes Dankeschön an gerrit, der diese und die noch folgende Aufstiegsaktion durch das Organisieren der entsprechenden Ausrüstung überhaupt erst ermöglichte. Nach dieser Aktion fuhren wir durch das inzwischen verlassene Skigebiet ins Tal ab und mit dem Auto zurück zu unserem Hotel. Erster neugieriger Blick auf unser späteres Aufstiegsziel Daneben aber in etwas anderer Richtung verlaufend befindet sich ein ähnliches Exemplar noch in Betrieb: Sciovia Creta Forata (Leitner) Die recht exponierte Trasse des stillgelegten SL macht uns neugierig Die Bergstation hat man, wohl zum Schutz vor drohenden Naturgewalten aus der nahen Felswand, hinter einem großen Felsblock untergebracht Der steile obere Streckenteil im Zoom trincerone (links) und gerrit beim Aufziehen der Felle So schnell kann's gehen: gerrit ist schon fast oben. Letzte Stütze vor der Umlenkscheibe. Der Ausstieg erfolgte vermutlich etwas weiter unten. Der Zugang zu den beiden Skiliften wurde einstmals durch einen Einersessellift (ebenfalls Marchisio) hergestellt, deren letzter Zeuge in Form von Stütze 12 bei der Talstation seinem Schicksal harrt Auch zur Pistenpräparierung hat man ein schon etwas angegrautes Relikt im Einsatz, das jedoch durch einige neuere Modelle unterstützt wird Am Abend kamen wir durch einen Insider-Tipp von gerrit in den Genuß köstlichster Spezialitäten aus lokalem Anbau, in Kombination mit einem guten Tropfen Wein ein beeindruckendes kulinarisches Erlebnis (insbesondere für Uni-Mensa-Geschädigte wie mich), das Pizza und Spaghetti schnell vergessen ließ und trotzdem preislich absolut im Rahmen war. Ein gelungener Ausklang eines nicht perfekten, aber sehr abwechslungsreichen und interessanten Tages. Fortsetzung folgt... |
Autor: | ::: trincerone [ Do, 19.01.2006, 19:04 ] |
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Cool geschrieben. Aber... Zitat: kurze Zeit später legten wir an selber Stelle die Felle an
???? Wer hat da wem die Felle angelegt? Zur Strafe hab ich den kleinen Farbstich meiner Kamera nicht korrigiert... Geiler Bericht jedenfalls! |
Autor: | Kapitaen [ Do, 19.01.2006, 21:03 ] |
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Gggggggggggggggggggggggggggggggggeil Super, vielen Dank! Bitte mehr!!! |
Autor: | gerrit [ Fr, 20.01.2006, 15:45 ] |
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Muß wirklich sagen, es ist auch sehr vergnüglich Berichte zu lesen über Skitage, an denen man selbst teilgenommen hat. Vielen Dank! 2 kleine Korrekturen: Die Selbstbedienungstheke war zwar sicher auch um 11 Uhr 20 geschlossen, wir waren aber um 12:20 dort und mußten noch bis halb eins warten. Aufstiegszeit zur SL-Bergstation dürften höchstens 40 Minuten gewesen sein, wenn man allerdings das Anlegen der Felle dazurechnen möchte, dann war es schon eine Stunde..... |
Autor: | Chasseral [ Fr, 20.01.2006, 16:19 ] |
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Super Bilder - super Tour! Und schön wenn Berichte nicht in eine vorgegebene Form gepresst werden müssen. Ich gehe davon aus, dass die übrigen Tage noch folgen!? Ausserdem muss ich mirs nochmal in Ruhe durchlesen. |
Autor: | ::: trincerone [ Fr, 20.01.2006, 16:24 ] |
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Hey gerrit, wie gefällt dir denn die neue Farbe deiner Schijacke.... ? |
Autor: | k2k [ Fr, 20.01.2006, 16:45 ] |
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@Chasseral: Klar wird das fortgesetzt, drei Teile folgen noch (inkl. Exklusiv-Bonusbericht). Hatte nicht damit gerechnet, daß das hier so viel Aufmerksamkeit erregt, sonst hätte ich es gleich dazu geschrieben, so wie an anderer, häufiger gelesener Stelle. |
Autor: | gerrit [ Fr, 20.01.2006, 16:48 ] |
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Die Farbe haben in Wien die Männer von der Müllabfuhr... Aber das kann ich ja gar nicht sein, weil die kahle Stelle am Hinterkopf hab ich noch nie gesehen..... |
Autor: | k2k [ Fr, 20.01.2006, 18:43 ] |
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So, hab den Bericht jetzt auch den Massen zugänglich gemacht Bin mal gespannt ob jetzt bestimmte Rätsel gelöst werden... |
Autor: | ::: trincerone [ Fr, 20.01.2006, 18:53 ] |
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Den Massen zugänglich ist er auch hier... Aber danke für diese Exklsuivversion vorab. |
Autor: | starli [ Fr, 20.01.2006, 22:32 ] |
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Sehr lecker. Die felsige Landschaft an den 2 DSBs schaut ja auch nicht uninteressant aus. Bilder von der anderen Seite der Berg-Tal-Berg-DSB werden dann von jemand anders nachgereicht oder hab ichs übersehen? Was ich noch nicht ganz gecheckt hab, war das mit dem "3. Skigebiet" zum Schluß. Auf dem Pistenplan seh ich ja 4 Skigebiete, rechts 2 und links 2. Ich geh mal davon aus, daß der ESL ganz rechts oben ist, die 2 DSBs rechts unten (logo). Nun aber zum 3. Teil: War das links oben der einzelne Lift, oder links unten bei "Rif. Siera" ? Und was ist dann mit dem 4. Gebiet? Und wie lang fährt man mit dem ESL? Fehlende Fußraster + Lattenrost schauen ja sehr unbequem aus .... aber der Historiker leidet gern, oder? :) |
Autor: | k2k [ Fr, 20.01.2006, 23:37 ] |
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Im ESL kann man es durchaus aushalten. Hab das jetzt nicht als unangenehm oder so in Erinnerung, aber hab da auch nicht so drauf geachtet Das 3. Gebiet ist das links unten. Das Vierte, links in Ortsnähe, haben wir ausgelassen. Einerseits hätte es zeitlich nicht mehr gereicht, andererseits dürfte das das am wenigsten lohnende Gebiet sein, auch wenn die Anzahl der Lifte anderes suggeriert. Im Prinzip ein Übungshang, dazu glaube ich auch recht "moderne" Lifte - eine DSB und sonst Schlepplifte, wenn ich mich nicht irre. Von der Tal-Berg-Tal-Sesselbahn sind beide Seiten auf den Bildern zu sehen. Vom Tal her: Vom "Kessel" her zurück, gesehen von der Bergstation des Doppel-Tellerlifts: |
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