Um es in der Sprache der Sportkommentatoren oder der marketingaffinen Pow-Fraktion im Nachbarforum zu sagen: die Schweiz hat (mal wieder) geliefert. Ein Skitag möglichst ohne Beteiligung einer Kleinkabinenseilbahn sollte es werden. Dazu mit vielen Skiliften, einigermaßen guten Wetterbedingungen und keinen 20 cm Neuschnee auf den Pisten. Rüschegg Eywald hätte mich gereizt, aber die ersten Betriebstage an den Einzelliften sind meistens noch etwas ruppig. In der Ostschweiz schienen sich, trotz längerer Anfahrt, einige Optionen zu ergeben. Also los.
Kurz vor der Ausfahrt Landquart erschien die Meldung auf den Schilderbrücken, dass ab dem Verzweig Vereina Schneeketten oder Allrad obligatorisch sind. Also zog ich den Joker und setzte die Reise in Richtung Engandin fort. So ganz hatte ich den Schneebericht von Bergün nicht verstanden, aber da "3. Sektion" enthalten war, setzte ich alles auf eine Öffnung des Skilifts zum Piz Darlux. Am Kreisel in Albula verabschiedeten sich die letzten Fahrzeuge und ich war alleine unterwegs. Kurz vor Bergün hatte man die Räumung der Straßen größtenteils eingestellt, was wohl den vielen Schlittlern zugutekommen sollte. Ab dem Ort war die Straße schließlich komplett schneebedeckt, zum Glück musste ich auf der Anfahrt zum Skigebiet nicht vollständig abbremsen.
Ich war um kurz nach 9 Uhr der erste Kunde am Lift. Mit Twint gab es eine für mich neue Park-App, die allerdings gerade nicht funktionierte. Also bezahlte ich das Parkieren an der Kasse. Man notierte sich das Kennzeichen, da man mir keinen Fünfliber geben wollte - habe ich nicht ganz verstanden, aber gut. Bei meiner Abfahrt erreichte eine größe Gruppe Schlittler die Talstation, dennoch schwebte ich erstmal alleine nach oben. Auf La Diala war ich für einen Moment ob der vielen Schilder und trotz eines vorherigen Besuchs im Sommer verwirrt, wie man nun die zweite Sektion erreicht. Auch hier schwebte ich alleine weiter, eine fantastische Morgenstimmung und die ersten Sonnenstrahlen inklusive. Schade, dass man hier den zweiten Skilift ersetzt hat, es hätte besser zu dem Gebiet gepasst. Oben angekommen, bietet sich nach ein paar Metern dieser Blick auf den hochalpin gelegenen Skikift, den wir so lieben.
Bis ca. 10 Uhr war ich alleine unterwegs. Der Liftler machte sich erst gar nicht die Mühe, aus dem Häuschen zu kommen, so dass ich mit den Bügel immer selbst holen musste. Hier gibt es die Besonderheit, dass es trotz Langbügeln einen Bügelgeber braucht - der einzige Niederhalter steht zu weit vorne und ist zu hoch. Manchmal rutschte mir ein Bügel durch, wenn man ihn nicht sofort unterm Hintern hatte, aber mangels Zuschauern war das nicht weiter schlimm.
Die ersten Abfahrten waren absoluter Blindflug, es gab absolut keine Konturen auf dem frischen, aber durch die niedrigen Temperaturen sogar ganz leicht bremsenden Neuschnee. Erst als ich einige Spuren auf den beiden Pisten hinterlassen hatte und die Sonne sich mehr durchsetzen konnte, wurde es besser. Schweiztypisch ist das Gelände nicht modelliert, es geht den natürlichen Gegebenheiten folgend hoch und runter. Später testete ich die kurze, zu Beginn etwas hängende Außenrumabfahrt zurück zur Bergstation der zweiten Sektion, die man nach etwas Schieben erreicht. Das Panorama in Richtung Piz Üertsch ist Weltklasse.
Gegen Mittag stand der Wechsel an. Die Abfahrten (Ziehwege) nach La Diala waren noch gesperrt und man wurde mittels DSB nach unten befördert. Ich beriet mich kurz dem Liftler, der mich vor einer aperen Stelle warnte, aber mir grundsätzlich das Okay gab. Die schwarze Diretissima war leider noch zu. So machte die DSB natürlich wieder Sinn, um überhaupt Skibetrieb anbieten zu können. Und nun zeigte sich auch der Schwachpunkt des Gebietes: bis auf kurze Abschnitte und abgesehen von der schwarzen Abfahrt, ist alles unterhalb des Skilifts recht magere Kost. Landschaftlich durch den immer wiederkehrenden Blick auf den Piz Ela durchaus reizvoll, aber sportlich eher weniger. Zudem vermischen sich im unteren Teil Schlittelweg und Skipiste - gewollt oder ungewollt - und die Talabfahrt endet ein gutes Stück von (und unterhalb) der Talstation entfernt. Ich verließ das Gebiet mit gemischten Gefühlen und kämpfte mich durch die Schlittler, die den Ort mittlerweile in Beschlag genommen hatten. Aufgrund der fehlenden Räumung und trotz entsprechender Verbotsschilder wollten viele - auch mit ihren Kindern - durch die schmalen Gassen abfahren, was die Autofahrt nicht einfacher machte. Ich sehe hier aber eher das KFZ als Problem, das man eigentlich den den Ortsanfang verbannen sollte.
Die Schneekettenpflicht bei Davor war mittlerweile aufgehoben und einem Besuch des Rinerhorns stand nichts mehr im Wege. Schnell war die Talstation erreicht, es hatte auf P1 noch genügend Platz. Auch hier verhältnismäßig viele Schlittler. Wie immer war ich fasziniert von der direkten Anbindung an die SBB, das wäre für mich auch ein starkes Argument gegen das eigene Auto bei der Anreise, wenn die restliche Infrastruktur mit Schließfächern ausreichend vorhanden ist. Der Parkautomat war mit einer anderen App zu bedienen, es ist noch die gleiche Situation wie bei den Lade-Apps für die E-Autos. Allerdings händigte mir der Kassier Münzen aus und ich konnte selbst die Parkkarte lösen. Die erste und einzige EUB-Fahrt das Tages war zu schaffen. Aber am Mittag war, trotz der gerade erst erhältlichen Nachmittagskarte, kein Gondelhechter zu sehen. Damit konnte auch die Maske in der Tasche bleiben, gegen die Kälte hätte sie allerdings gut geholfen. Ohne das Thema detailliert aufgreifen zu wollen, aber die (vermutlich) bösen oder entsetzten Blicke bei einer Maskenbenutzung von Skifahrenden, die eine Sturmhaube tragen, erfreuen mich immer wieder.
Oben war man im Carving-Paradies angekommen, ich konnte nur in Intermezzos Loblieder einstimmen. Drei Paradehänge, erschlossen durch die schweren oder gekurvten Skilifte, und dazu für ein Gebiet dieser Größe so gut wie nichts los. Ein absoluter Traum. Auch die Bedingungen waren an Nüllisch und Juonli, insbesondere für diesen Winter sehr gut. Hubel war noch recht selektiv, aber ein großes Lob für die Öffnung der Anlage. Man wurde transparent informiert und konnte selbst entscheiden, ob man sich diese Bedingungen zutraut. An einem ganzen Tag würde ich vermutlich die gleichen Lifte länger befahren, da ein Wechsel doch immer einen kurzen Ziehweg bedeutet, aber so fuhr ich einfach kreuz und quer. Um 14 Uhr war ich pünktlich zum Kaiserschmarrn auf der Hubelhütte, das gab nochmal letzte Kraft für die weiteren 90 Minuten. Ich hätte gerne die langen Betriebszeiten in Anspruch genommen, aber gegen 15:30 Uhr lief meine Parkkarte aus und der frühe Start in den Tag machte sich bemerkbar, die Kraft verließ mich. Ich fuhr Juonli nochmal in einem Zug durch, anschließend ging es auf die sehr gut beschneite Talabfahrt Spina. Damit endete ein abwechslungsreicher Tag in Graubünden - ich komme sehr bald wieder! Auf der Heimfahrt durfte ich auf SRF der Sprecherin bei der Durchsage der Wartezeiten und Bedingungen an den Pässen und Autoverladen lauschen, das ist immer wieder ein Highlight. Nur Französisch ist noch schöner.
Bei der ersten Bergfahrt am Morgen. Rechts lugt die Talabfahrt durch die Bäume.
Auch ein bekanntes Motiv, die zahlreichen Kurven der Albulabahn.
Die ersten Sonnenstrahlen erreichten das Tal - ein toller Ausblick.
Beim Start der zweiten Sektion.
Steil geht es nach oben,
dann flacht es etwas ab. Rechts der Hütte war der Skilift trassiert.
Seitenblicke...
Die Trasse sollte hier nicht zu sehen sein, aber die mögliche schwarze Abfahrt.
Ein paar sind hier schon runter. Aus dieser Perspektive könnte die Linie vorne die alte Trasse sein.
Wegen des Neuschnees musste man etwas schieben, aber sonst ist die Welt hier noch in Ordnung.
Oben angekommen. Wie man sieht, sah man nichts. Zum Glück hatte ich die Wechselgläser im Rucksack und konnte auf Schlechtwetter umsteigen.
Steil und schnell - plus eine langgezogene Kurve mit schräggestellten Rollen(batterien). Rechts eine der beiden Abfahrten.
Kurve.
Im oberen Bereich wird es deutlich flacher. Zu sehen ist auch das gekrümmte Joch.
Blick auf die zwei Pisten. Unter dem Neuschnee wurde ganz gut präpariert, aber viel Schnee liegt hier nicht.
Ich hatte eine vollwertige Kamera dabei, aber für die schnellen Bilder musste das Handy herhalten - das sich mit dem diffusen Licht etwas schwertat.
Auf dem Weg zur Außenrumabfahrt. Das war echt ein Bilderbuchmoment.
So langsam fanden sich auch andere Skifahrenden ein.
Blick zurück.
Der Teil machte richtig Spaß. Leider hatte man das Gesperrt-Schild im weiteren Verlauf ungünstig positioniert, so dass sich einige erst auf den Weg nach La Diala machen wollten, dann aber umdrehen und wieder aufsteigen ein Stück mussten.
Alles da, was man braucht.
Blick auf Skilift und eine Abfahrt - dieses diffuse Licht erzeugt eine sehr schöne Stimmung.
Nun füllte es sich plötzlich und auch der Liftler kam zum Bügelgeben aus seinem Häuschen. Wobei selbst ihm mal ein Bügel entwischte.
Ein paar Skizwerge, viele Locals und fast schon extreme Kälte. Dennoch hätte ich den Skilift nicht gegen eine andere Bahn eingetauscht.
Ein letzter Blick, man kann die Seilhöhe am Einstieg erahnen.
Auf der „Abfahrt“...
... die durchaus fotogen war.
Vielleicht geht das Stück sonst direkt?
Hatte gar nicht damit gerechnet, so schnell diesen Lift im Winter mal zu benutzen.
Ein netter kurzer Hang unterhalb La Diala.
Noch so ein Scenic View.
Blick zum Anfängergebiet mit Zinols und Tèct.
Und noch ein schöner kurzer Pistenabschnitt.
Kurz vor dem Ende eine eher unübersichtliche Stelle mit vielen Schlittlern, die kreuz und quer fuhren.
Ein letzter Blick zurück zu steilen Bahn. Ein Gedanke war, dass hier eine GUB gut hinpassen würde. Mit Mittelstation an La Diala. So wie Beatenberg-Niederhorn.
Den Mini-Steilhang direkt unter mir sieht man nicht, aber man kann ganz gut auf die Engstelle zuschießen.
Sprung zum Rinerhorn und in den alten Oehler, den ich natürlich zuerst befuhr.
Ist es hier wirklich immer so leer oder war es vielen einfach nur zu kalt? Aber bei der Konkurrenz an modernen Gebieten in der direkten Umgebung, würde ich auf ersteres tippen.
Stahl- und Bügelgewitter.
Die Schranke ist etwas kurios. Vermutlich auch wegen der Hütte war hier überhaupt offen?
Kurvenlift Nr. 2 heute.
Über den Ort ist wohl alles gesagt, ich erspare euch die üblichen Wortspiele.
Der obere Teil war richtig gut, danach konnte es einen schon mal sauber aushebeln.
Aber nie eisig, maximal etwas weniger griffig.
Ist es der Klientel hier geschuldet, dass sie dir die Bügel extra genau geben und überfreundlich sind? Freue mich immer über Kundenservice, war aber etwas ungewohnt.
Das bisschen Gemüse auf der Trasse war überhaupt kein Problem. Die Snowboarder fahren sowieso nie in der Mitte.
Nüllisch lief heute rechts. Links wäre natürlich angenehmer, dann muss man nicht um die Station herum. Aber es gab wohl mit beiden Seiten technische Probleme, man war am rumwerkeln und der Lift machte mehrere Stopps.
Rechts von Nüllisch.
Ein paar Eindrücke in s/w.
14 Uhr, Zeit für den Kaiserschmarrn auf Hubel. War richtig gut.
Zurück an Juonli - der Pistenrand war, wie immer, noch einen Tick genialer als mittendrin.
Und nochmal Nüllisch, hier standen wir einigen Minuten. Zwischenzeitlich lief die linke Seite für ein paar Sekunden. Hätte gerne noch eine Widerholungsfahrt gemacht, wollte aber nicht erneut etwas Zeit verlieren.
Zurück am Juonli. Am Einstieg recht hart, aber sonst super griffig.
Vorbei an Nüllisch auf dem Weg ins Tal. Das nächste Mal ist Brand hoffentlich offen.
Nülli wohl schon grundpräpariert.
Könnte das der Sandhubel sein?
Trotz der Kanonen fuhr es sich hier richtig gut.
Letztes Bild weiter unten, das war es. Glaube das Handy hatte auch keine Kraft mehr.