Der Plan für unseren heurigen Schitourenurlaub war, 5 Tage in Osttirol, genauer gesagt in Innervillgraten, zu verbringen, da von dort aus eine große Zahl an Tourenmöglichkeiten in Osttirol selbst wie auch in Südtirols zu jeder Jahreszeit attraktiven Dolomiten erreichbar sein würden und wir sogar in einem Katastrophenwinter wie diesem die eine oder andere lohnende Tour erwarten durften. Da das Hotel erst ab Sonntag, den 19.2. gebucht war, wir aber schon ab Freitag, 17.2. frei hatten, beschlossen wir, dem prognostizierten stürmischen Wetter an der Alpennordseite auszuweichen, fanden trotz der italienischen Faschingsferien noch ein Zimmer in einem kleinen Hotel am Misurinasee und hofften auf 2 Sonnentage in Cortina d´Ampezzo.
Und so sind wir nun am Ziel angekommen und genießen den Blick über den See, links findet sich die Talstation der isolierten Doppensesselbahn Col de Varda, das Hotel in Bildmitte ist nicht das unsere sondern schon seit vielen Jahren geschlossen.
Nachdem wir am Freitag Nachmittag angekommen sind, nützen wir den Rest des Tages für einen kleinen Bummel durch Cortina, das mich vom Ambiente (hohe Bergspitzen über historischen Gebäuden) immer wieder an Chamonix erinnert.
In der Hauptstraße ist durchaus einiges los, wir schlendern durch die Fußgängerzone, staunen über die teils extrem hohen Preise in den Sportgeschäften und nehmen eine kleine Jause im Cafe ein.
So wie einige andere der schönen historischen Hotels dürfte auch das Concordia schon seit einiger Zeit geschlossen sein.
Am Rückweg über den Passo tre Croci muss das attraktive Abendrot über der Tofana photographisch dokumentiert werden, ich denke zu diesem Zeitpunkt nicht daran, dass Abendrot mancherorts mit drohendem Unglück assoziiert wird.....
Hier sieht man jedenfalls einen Teil der Pomedes-Liftkette.
Blick zur Faloria zur 4SB-Vetelli
Plan für den heutigen Samstag ist eine Pistenrunde zu Pomedes, Tofana und Cinque Torri, letzteres Teilgebiet habe ich (bis auf die Falzaregoseilbahn) noch nie besucht und freue mich schon auf die Neuentdeckung. Nachdem die Italiener morgens alle gerne sehr früh auf der Piste sind, finden wir uns bereits um 8:45 am Parkplatz Socrepes ein, der obere Teil der Parkflächen ist zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich voll. Entgegen meinen Befürchtungen ist an den Kassen fast nichts los und so kaufen wir Tagespässe zum stolzen Preis von 68 Euro. Dafür sind die Lifte aber immerhin von 8:30 bis 16:30 in Betrieb.
Und steigen bereits um 9 Uhr in die KSB Gilardon/Roncato ein.
In der 6-KSB Tofana-Express. Wie man sieht, ist die Schneelage auch in Cortina überschaubar, aber die Pisten befinden sich wirklich in hervorragendem Zustand.
Blick hinüber zur Pendelbahm Col Druscie – Ra Valles mit der zugehörigen spektakulären Abfahrt Forcella Rossa.
Seilbahnstation Ra Valles
Wir sitzen aber weiter im Tofana-Express.
Und sind in die 4-KSB Piè Tofana - Duca d'Aosta umgestiegen.
Die oberste Sektion der Liftkette stellt die 3-SB Duca D'Aosta/Pomedes dar.
Nun genießen wir die Aussicht an der Bergstation Pomedes und blicken zu den 5 Türmen, im Bild auch die DSB 5 Torri.
Blick talauswärts in Richtung San Vito di Cadore
Panorama 5 Torri Region
Zoom zu 3-SB Falzarego und SL Col Gallina
Oberster Teil der Weltcup-Abfahrtspiste Pomedes
Die spektakuläre Steilstufe zwischen den Felsen (Olympia Stratofana)
Von der nach unten zu immer weicher werdenden Abfahrt zur Mittelstation der Seilbahn Cortina – Col Druisce gibt es keine Bilder, hier stehen wir schon in Erwartung der Gondel nach Ra Valles.
Blick Richtung Pomedes
Die Bergstation auf der Cima Tofana mit 3244m liegt fast 800 Höhenmeter oberhalb von Ra Valles (2470m). Im Winter ist die oberste Sektion nicht in Betrieb.
Wir genießen den Ausblick von Ra Valles ins Becken von Cortina.
Kaum zu glauben, dass wir vor einigen Jahren bei tollem Pulver die berühmte Steilabfahrt Sci 18 von der Faloria ins Tal gefahren sind (in Verlängerung der breiten Piste von der Kuppe nach rechts unten). Bei den Schneeverhältnissen von heute wohl kein Thema.
Am Pian Ra Valles gibt es neben einer kurzen Übungs-DSB die interessante Kurven-4KSB mit Mittelstation Pian Ra Valles, wobei die Mittelstation nur zum Ausstieg für die leichten unteren Pisten dient. Hier das untere Teilstück der Bahn.
Und hier der steile obere Teil nach der ca. 90-grädigen Kurve in der Mittelstation.
Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass dieses Bild das letzte sein sollte, das ich in diesem Urlaub aufgenommen haben würde, denn auf dem Steilstück im oberen Teil der von der Kurven-Sesselbahn bedienten Abfahrt passierte mir leider ein nicht ganz folgenloses Maleur:
Bei angesichts der in der Höhenlage wirklich guten Pistenverhältnisse hat es – bei wohl durchaus höherem Tempo – nach einer Linkskurve den Bergski plötzlich gefangen, was zu einer 180°-Drehung meinerseits und einer Rückwärtsfahrt in gleich hohem Tempo geführt hat. Noch bevor ich wirklich reagieren konnte, verschnitt sich plötzlich der rechte Schi im Rückwärtsfahren, was zu einem beunruhigendem Knacks im Kniegelenk und zu einem unkontrollierten Abflug rückwärts über den (von oben gesehen) linken Pistenrand hinaus geführt hat. Auf dem letzten Bild kann man ganz gut erkennen, wie die Verhältnisse neben der Piste waren, nämlich brettharter Altschnee mit eingelagerten Felsen garniert, dessen war ich mir während des Geschehens durchaus bewusst und daher war ich wirklich froh, dass ich – nach mehreren Aufprallen im Schnee und vermutlich nach einem kompletten Überschlag – ohne Felskontakt endlich zu liegen kam, noch alle Teile bewegen konnte und „nur“ spürte, dass das rechte Knie wohl schwerer beschädigt war. Sabine hatte den Sturz gar nicht beobachtet und erkannte erst mit Verzögerung, dass es sich bei der Person, die noch ziemlich geschockt – relativ weit von der Piste entfernt – im Schnee lag, um mich handelte. Auch blieben sofort mehrere Italiener stehen, fragten, wie es mir ginge und wollten gleich anrufen, um mich abtransportieren zu lassen.
Nachdem ich mir aber nicht sicher war, wie und wohin man mich dann transportieren würde und mein linkes Bein sichtlich nichts abbekommen hatte, rappelte ich mich langsam wieder auf, kletterte zurück zur Piste und schnallte wieder an. Ich schaffte es, am linken Schi zurück zur Bergstation Ra Valles zu rutschen und so ging es leider mit der Gondel ins Tal und nicht über die Forcella Rossa. Unten in Cortina standen wir noch vor dem Problem, dass es am Faschingsamstag – offenbar Großkampftag in Cortina – nicht möglich war, ein Taxi zurück zum Auto zu bekommen, daher mussten wir zunächst den Schibus zurück ins Zentrum und von dort nach Socrepes nehmen.
Zu diesem Zeitpunkt vermutete ich eher einen Kreuzbandriss (auch wenn der starke Schmerz beim Auftreten nicht wirklich dafür sprach) und mein Ziel war eine möglichst rasche Operation so wie bei den Schirennläufern, die meist bereits am Tag nach der Knieverletzung ein postoperatives Bild von sich im Krankenhaus in diversen sozialen Medien posten. Jedenfalls ein Plan, der angesichts der Umstände (weniger Ressourcen als die Weltcupläufer, Samstag Mittag in Cortina,...) nicht ganz unambitioniert schien, wiewohl ich als einschlägig Tätiger wohl doch einen gewissen Startvorteil gegenüber manch anderen hatte.
Wir fuhren also zurück ins Hotel, packten zusammen (genauer gesagt machte das Sabine, da ich schon ausreichend Probleme hatte, die 3 Stockwerke ohne Lift ins Zimmer überwiegend auf einem Bein hüpfend zurückzulegen) und machten uns auf den Weg nach Lienz ins dortige Bezirkskrankenhaus, um mittels Röntgen eine knöcherne Verletzung zu bestätigen oder auszuschließen. Nach einiger Wartezeit wurde dieses Röntgen gemacht, auf dem Bild konnte man wirklich keinen Bruch feststellen und ich sah mich in meiner Vermutung hinsichtlich Kreuzbandriss weiter bestätigt, wir setzten unsere Reise in die Heimat fort.
Die traditionelle Meinung ist, dass man Kreuzbänder entweder sofort oder erst nach einigen Wochen operieren soll. Zwar besteht die Vermutung, dass diese Ansicht bei Operationen in minimal invasiver Technik nicht mehr zwingend befolgt werden muss, aber eine schnelle Operation ist sicher die beste Variante, weswegen sich die Rennläufer auch immer sofort operieren lassen. Glücklicherweise gibt es in Wien ein Institut, das auch am Wochenende Betrieb hat und so setzte ich auf der Heimfahrt telefonisch meinen ganzen Charme ein und erhielt so einen MRT-Termin für Sonntag um 7:30.
Allerdings zeigte sich dabei nicht der vermutete Kreuzbandriss sondern ein Riss des Innenbandes (harmlos) und eine Impressionsfraktur des äußeren Plateaus des Schienbeinkopfes (weniger harmlos, da jedenfalls zu operieren). Einige Telefongespräche mit befreundeten Orthopäden und Unfallchirurgen später fand ich mich in einem Wiener Unfallspital, in der der Schaden mittels Verplattung noch am späten Sonntagnachmittag behoben wurde.
Die Schisaison ist also vorzeitig zu Ende und ich darf das Bein die kommenden 6 Wochen nicht belasten, bin also ziemlich außer Gefecht gesetzt. Trotzdem bin ich wirklich froh, dass bei meinem Abflug nichts Schlimmeres passiert ist.....
Mittlerweile springe ich mit meinen Krücken bereits wieder herum wie eine Gazelle. (So heißt doch das große graue Tier mit dem Horn auf der Nase?
)
Nun gibt es noch eine Take-Home-Message:
Abgesehen von der Notwendigkeit des Tragens eines Helms (mache ich seit diesem Vorfall:
Schnalstal, 22. u.23.4.2006: Von der Bedeutung des Helmes immer) und der Sinnhaftigkeit der Beurteilung der eventuellen Landezone nach einem Vorfall wie diesem bei schnellerem Tempo macht es jedenfalls Sinn, bei einer Knieverletzung mit massivem Belastungsschmerz beim Draufsteigen auch bzw. vor allem bei unauffälligem „Normalröntgen“ auf die Durchführung einer Computertomographie zu bestehen. Ein MRT zeitnahe zu bekommen ist in der Regel schwierig bis aussichtslos, auch, weil Bänderverletzungen problemlos im Intervall operiert werden können, es gibt aber Bruchverletzungen, die man nur im CT erkennen kann, bei denen jedoch eine möglichst rasche Operation jedenfalls indiziert ist.