Dieses Bild habe ich an jenem verhängnisvollen Samstag in Cortina d´Ampezzo von der Bergstation Ra Valles aus aufgenommen und mich dabei an einen Tag im Februar 2014 zurückerinnert, an dem wir – unter kundiger Führung – die Pista Sci 18, einst eine der berühmtesten Steilabfahrten der Ostalpen befahren haben.
Eine hübsche Beschreibung dieser Abfahrt findet sich in „Skirama – Südtirol, Dolomiten Ortler“ von Gunther Langes aus dem Jahr 1964 (Erste Auflage, kurz vor der Geburt des Verfassers dieser Zeilen veröffentlicht):
Westabfahrt (Pista Ski 18), Start auf 2123m, Höhenunterschied, 652 m, Ziel in Mondeserto. Diese Strecke wird nicht als Piste eingehalten. Sie umfährt die Felsabbrüche von Faloria gegen Cortina über Steilhänge auf der Südwestseite. Sehr steiles, ungebahntes Gelände; nur bei sehr guter Schneelage und eher im Spätwinter sind zufriedenstellende Verhältnisse anzutreffen. Als sehr schwierige, alpine Tourenabfahrt zu werten und nur für sehr sichere und gewandte Tourenläufer. Lawinengefährdet. Der Februar 2014 zeichnete sich durch einen extrem schneereichen Südwinter aus, sodass auch im nicht immer schneeverwöhnten Cortina absolute Rekordschneemengen zu verzeichnen waren. Unglücklicherweise hatten wir für unseren Urlaub bereits eine Woche Cat-Skiing im nordmazedonischen Popova-Shapka gebucht, wo sich die Schneedecke – wie bereits vor der Anreise vermutet – als wenig zufriedenstellend entpuppen sollte. Daher beschlossen wir für die 3 Tage vor dem gebuchten Arrangement einen kleinen Umweg über eine unserer italienischen Lieblingsdestinationen zu machen und trafen nach kurzfristiger Buchung eines im Zentrum Cortinas gelegenen Familienhotels am Abend des 13. Februar in der tief verschneiten Olympiastadt ein.
Wie oft in diesem Land staunten wir beim Abendessen über die herausgeputzten Italienerinnen in hübschen Kleidern und High Heels und die beim Frühstück schon frühmorgens in nahezu kompletter Schiausrüstung gekleidete Familien, die dann gegen 9 Uhr überfallsartig die diversen Schigebiete um Cortina fluten würden.
Mit noch mehr Freude erfüllte uns aber die morgendlichen Impressionen.
Tofana im Morgenlicht
Zoom zur Gipfelstation
Ja, ja, Corona war damals lediglich der Name eines Hotels und eines Bieres....
Ich glaube, ich habe hier schon mehrfach erwähnt, wie sehr ich das Ambiente von Cortina liebe.
Ich glaube, hier kann man wirklich sehen, wieviel Schnee in diesem Februar lag.
Nachdem wir ja ins Gelände wollten und wir vor den Schneemengen durchaus heftigen Respekt verspürten, hatten wir die Hotelbesitzerin am Morgen mit der vermutlich ganz einfachen Aufgabe betraut, uns noch einen Bergführer zu vermitteln. Und wirklich, nach ca. 20 Minuten heftigen Telefonierens konnte sie uns die Zusage von Massimo Laurencic rückmelden, er würde uns nach dem Frühstück vom Hotel abholen.
So war es dann auch, da wir die Möglichkeiten um Cortina bei Verhältnissen wie diesen überhaupt nicht einschätzen konnten, schilderten wir ihm unsere bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiet und überließen ihm die Auswahl des Tagesziels.
Und so fanden wir uns irgendwann zwischen 10 und 11 Uhr (alles zusammen hatte dann doch einige Zeit in Anspruch genommen) an der Bergstation der Funivia Faloria und blickten in Richtung Gipfel Tondi (2362m) mit den Bergstationen der 4KSB Vitelli und der älteren DSB im Vordergrund.
Wir fuhren mit dem Tellerlift Tondi di Faloria hinauf,.....
...bewunderten das Panorama.....
.... und warfen einen Seitenblick auf die vom Gipfel herabziehende Schipiste.
Massimo hat hier schon das „bewirtschaftete“ Schigebiet in Verlängerung dieser Abfahrt nach Westen verlassen und steht oberhalb der Einfahrt ins oberste und steilste Stück der Pista Sci 18. Er ist völlig hingerissen ob der Tatsache, dass da heute noch niemand hinuntergefahren ist.
Als Sabine die Einfahrt erblickt, die Pause, Schwanda und Konsorten vermutlich als „Schlund“ bezeichnet hätten, verkündet sie, dass sie da ob der Steilheit sicher keinesfalls hinunterfahren würde.
Massimo ist solche Bedenken sicher gewöhnt und macht nicht den Fehler, der mir in solchen Situationen gerne passiert, er lässt sich daher auf keine Diskussionen ein, meint „Gut, dann fahren wir da drüben“, und fährt noch über den nächsten kleinen Hügel ca. 10 Meter weiter.
Dort ist die Einfahrt zwar genauso steil, aber wie man sieht, meistert auch Sabine gerade die Einfahrt in den „Schlund“, wenn auch ziemlich vorsichtig.
Und, ich gebe es zu, es ist auch wirklich ziemlich steil,.....
....sodass der Tiefblick auf den Talkessel in dieser Situation nicht wirklich entspannend wirkt.
Vorsichtig geht es weiter.
Der Schnee ist nicht wirklich fluffig, eher fest, aber gut zu fahren.
Schließlich erreichen wir die Schatten-Sonnen-Grenze....
...und schlagartig wird es wirklich warm.
Blick zurück in den oberen Teil.
Und das Schifahren mutiert bei dem hier unten durch die pralle Sonneneinstrahlung nun ziemlich schweren Schnee zur Gewaltanstrengung,....
....sodass wir unsere vermutlich nur mäßig eleganten Spuren trotzdem mit Stolz betrachten.
Irgendwann passieren wir einen kleinen Waldgürtel.
Schließlich erreichen wir total ausgetrocknet mit hängender Zunge den Talboden in Mondeserto, wo lt. einer alten Panoramakarte einst der Schlepplift Miramonti seine Runden gedreht hat. „Unter sengender Sonne“ schleppen wir uns (eigentlich vor allem ichmich, der vermutlich in der Früh zu wenig getrunken hat) zurück ins Zentrum von Cortina bzw. zunächst zur nächsten Bar, um den Durst mittels eines halben Liters was auch immer zu löschen.
Dann geht es wieder mit der Seilbahn hinauf zur Faloria. Hier die Umsteigestelle an der Mittelstation.
Und der Blick hinauf zur Bergstation:
Schon sind wir wieder oben und blicken nun hinunter zur Mittelstation:
Mittelstation im Zoom:
Und der Blick ins Talbecken in den Bereich, in dem früher im Teilgebiet Mietres mehrere Lifte nette Abfahrten in lichten Lärchenwäldern ermöglichten.
Die Sendeanlagen im Gipfelbereich
Dann führte uns Massimo auf einer anderen Route hinunter zur Mittelstation.
Im Gegensatz zur Pista Sci 18 sind wir hier nicht die ersten und der Schnee ist schon verdammt schwer.
Wirklich harte Arbeit hier!
Auch hier gilt es, einen Waldgürtel zu überwinden.
Und es eröffnet sich ein Seitenblick zum an diesem Tag leider geschlossenen Lift zur Forcella Staunies.
Am nächsten Tag habe ich auf der Rückfahrt vom Falzaregopass von einer markanten Kehre im Bereich Pocol noch ein paar Übersichtsaufnahmen gemacht.
Links die Bergstation der Seilbahn, rechts die Sendeanlage, die Pista Sci 18 geht von dort schräg verlaufend nach rechts unten, die Abfahrt zur Mittelstation hat nach meiner Erinnerung irgendwo in der Mitte zwischen Seilbahnstation und Sendern begonnen und schräg nach links geführt.
leichter Zoom zum Grat
Bergstation der Seilbahn
Startpassage der Pista Sci 18
Jener 14. Februar 2014 war ein wirklich toller Tag und vermutlich das Highlight unserer damaligen Ski-Saison, und seither warten wir auf einen ähnlichen Winter in den Dolomiten, wo noch viele tolle Abfahrten und Touren warten.