Das Jahr 1991 war offenbar ein ziemlich ergiebiges Jahr, nicht für Schiurlaube im Allgemeinen, da waren eigentlich damals alle Jahre ergiebig, aber für die fotografische Dokumentation derselben. Und so folgt hier noch eine dritte Zeitreise in ein vergleichsweise zu Les Arcs und Obertauern unbekannteres Schigebiet, zum Goldeck oberhalb von Spital an der Drau und dem Millstätter See.
Wir waren eine lose Gruppe, die damals jedes Jahr einen gemeinsamen Schiurlaub verbrachten, meist in Schihütten wie auf der Winklerhütte oder Grazer Hütte auf der Tauplitzalm oder der Zettersfeldhütte im gleichnamigen Schigebiet. Diesmal sollte die Goldeckhütte im oder genauer gesagt in der Nähe des Goldeck-Schigebiets unser Ziel sein.
Nachdem die Anreise zu dieser Hütte wohl für alle Beteiligten in bleibender Erinnerung geblieben ist, erlaube ich mir eine kurze Schilderung. Wir wussten, dass die Hütte vom Schigebiet aus auf Schiern erreichbar sein sollte, hatten aber keine näheren Informationen darüber.
Ich war mit einem Teil der Gruppe am Nachmittag in Ostösterreich aufgebrochen und wir wussten, dass wir erst nach Betriebsschluss der Seilbahnen und Lifte eintreffen würden. Der Hüttenwirt hatte uns zugesagt, dass uns vom Parkplatz am Ende der Goldeck-Alpenstraße an der Talstation der legendären Kurvensesselbahn jemand abholen würde.
So war es dann auch, wir hatten den Parkplatz erst nach Einbruch der Dunkelheit erreicht und wurden in der Tat von einem Pistengerätfahrer erwartet. Allerdings stellte sich bald heraus, dass der nun anschließende Transport keinesfalls „offiziell“ erfolgte, denn das Pistengerät war eigentlich nicht für Personentransport ausgerüstet und hatte nur eine offene Fläche hinter der Fahrerkabine ohne jegliche Randbegrenzung. Dort wurden vom Fahrer Schi und Gepäck platziert, dann mussten wir hinaufsteigen und erhielten die Anweisung, uns irgendwie an einer Art Reling am Führerhausdach festzuhalten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass auch das Gepäck nicht verloren ging. Schon ging es in fallweise beängstigender Schräglage los, wir umklammerten krampfhaft den Behelfsgriff und beäugten kritisch die Bewegungen der Raupen direkt neben uns.
Endlich kam das Gerät wieder zum Stehen und wir waren erleichtert, wohl das Ärgste dieser Anreise überstanden zu haben. Allerdings freuten wir uns zu früh. Die Hütte befand sich nämlich auf einem Rücken am Nordabfall des Goldecks, wir kamen mit dem Pistengerät vom südseitigen Parkplatz bei der Kurvensesselbahn und der Fahrer konnte uns (wohl, weil die Aktion letztlich völlig illegal war) nur bis an die Grenze des präparierten Pistenbereichs bringen, wo uns der Hüttenwirt mit einer Stirnlampe erwartete. Eine unmotivierte Runde bis zum Grat hinauf hätte wohl am nächsten Tag unangenehme Fragen seitens des Betriebsleiters zur Folge gehabt. Für uns hieß es daher, Rucksäcke und Schi schultern und per Pedes weiter bergauf, ich vermute ca. 20 bis 25 Minuten dauerte es bis wir – dank einer sternenklaren Nacht – von der höchsten Stelle aus einen prachtvollen Blick auf den Millstätter See und den dahinter liegenden weiß leuchtenden Alpenhauptkamm hatten. Und nun folgte der für manche von uns schlimmste Teil dieser Aktion: Schianschnallen und mit den schweren Rucksäcken im Finstern bei überwiegend Bruchharsch die 150 Höhenmeter hinunter zur Hütte. Und unter uns waren auch einige mit – sagen wir mal – beschränkten bis nicht vorhandenen Geländefertigkeiten und keinerlei Erfahrung im Schifahren mit schwerem Rucksack.
Aus nachvollziehbaren Gründen gibt es von dieser Aktion keine Bilder, aber nachdem wir diesen Weg zur Hütte im Verlauf der kommenden Tage noch einige Male zurückgelegt haben, folgen nun einige Dämmerungsbilder dieser Abfahrt.
Hier nähern wir uns der Hütte.
Ich glaube, alles in allem dauerte es eine knappe Stunde, bis alle bei der Hütte angekommen waren, mein Bruder lag nach einem Sturz einige Zeitlang mit dem Kopf talwärts wie ein Maikäfer am Rücken und überlegte sich, ob er wohl auf die Schneeschmelze warten solle und eine der mitreisenden Damen brach – glücklicherweise erst beim Erreichen der Hütte – in einen Weinkrampf aus.
Nicht viel besser ging es den Mitgliedern des zweiten Teil der Gruppe, die am nächsten Vormittag von der anderen Seite her versuchten, die Hütte zu erreichen. Das bedeutete, dass sie mit der Seilbahn von Spital aus zur Bergstation fuhren, von wo aus man mittels Schrägfahrt-Querung eines ziemlich steilen Kars die Hütte erreichen konnte. Allerdings hatten zwei aus diesem Gruppenteil offenbar überhaupt nichts über die Zufahrt zum Quartier gewusst, denn sie waren nicht mit Rucksäcken sondern mit einem Koffer angereist. Nichtsdestotrotz versuchten sie, die Querung mit den Koffern in Angriff zu nehmen, kamen jedoch ziemlich genau in der Mitte der Strecke einfach nicht mehr weiter und mussten ihr Gepäck daher an der steilsten Stelle der Querung zurücklassen. In der Hütte wurde dann beschlossen, vorhandene Rucksäcke auszuräumen, mit diesen über die Geländeabfahrt hinunter zur Mittelstation und dann von der Bergstation wieder in die steile Querung zu fahren, die Koffer dort auszuräumen, den Inhalt in die Rucksäcke zu füllen und mit diesen und den leer leichter zu transportierenden Koffern wieder zur Hütte hinüber zu queren. Nach Ende dieser Aktion folgte der nächste Weinkrampf einer der diesmal beteiligten Damen.
Hier sieht man die Hütte von einer Position in der Nähe der Mittelstation der Seilbahn aus, von oben unser Anfahrtsweg, von rechts die soeben beschriebene Querung.
Nachfolgend einige Bilder der Hütte, die sich wirklich in toller Panoramalage befindet.
Hier kann man auch den Millstätter See erkennen.
Über die nächsten Tage ist nicht mehr so viel zu berichten wie über die spannende Anreise, auch die bis dato „Nicht-Geländefahrer“ erarbeiteten sich eine ausreichende Expertise um die täglich nötige Fahrt hinunter zur Seilbahnmittelstation und die nachmittägliche Rück-Querung zur Hütte zwischenfallsfrei zu bewältigen, die Hütte war gemütlich, bot kulinarisch einiges und der tolle Panoramablick entschädigte alle für die Mühen der Anfahrt.
Was lässt sich sonst noch sagen? Es war ein normaler Winter mit völlig ausreichendem Naturschnee zu einer Zeit, in der man sich bei der Urlaubsplanung noch überhaupt keine Gedanken über möglichen Schneemangel oder Regen im Winter machte. Das Goldeck erwies sich als ein durchaus taugliches Schigebiet für die 4 Urlaubstage, die bei weitem beste Abfahrt war die steile sogenannte „Leintuch-Abfahrt“ von der Berg- zur Mittelstation der Goldeckbahn, die auch in einem meiner Lieblings-Schibücher von Hubert Neuwirth (Glück auf Pisten, 101 Skiabfahrten zwischen Dolomiten und Bernina) vorgestellt wird. Auch in diesem Urlaub dürfte ich die Kamera nur ein- oder zweimal mitgehabt haben, nachfolgend ein paar Bilder aus dem Schigebiet.
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Untere Sektion der Gondelbahn
Obere Sektion der Gondelbahn, links davon die tolle „Leintuch-Abfahrt“, die Neuwirth in seinem Buch folgendermaßen beschreibt:
Das Goldeck bietet nicht nur ideale Pistenhänge für den mittelmäßig begabten Brettlrutscher, sondern präsentiert mit der supersteilen Leintuchabfahrt eine Klassestrecke extrarangigen Formats. An der Begstation der Seilbahn öffnet sich ein verwegener Hangkrater, Schreckgespenst für alle Anfänger, artistischer Hochgenuß für Könner. Wer auf dieser Steiltrasse einen Zeitlupenstemmbogen fabrizieren will, der trudelt hoffnungslos ab und darf froh sein, wenn er 50 Meter tiefer wieder auf die Beine findet. Selbst der nicht ganz exakte Parallelschwung wird hier leicht zum gleichgewichtsheischenden Balanceakt. Nur der blitzschnelle Kurzschwung mit mutiger Vorlage und perfekter Beintechnik besteht das Examen. Nach dem furiosen Auftakt auf den ersten 200 Höhenmegern wird der Kurs allmählich sanfter und klingt zügig zur Mittelstation aus. Impressionen dieser Abfahrt, die wir natürlich mit Kurzschwung und perfekter Beintechnik bewältigten.
Und noch einmal die zweite Sektion der Seilbahn, um die man aus heutiger Sicht nur heftig trauern kann.
Noch ein paar Impressionen aus dem „Normalschigebiet“
Im Hintergrund noch der originale Einersessellift an der Nordwestflanke.
Als Hommage an alle, die damals die aufregende Anfahrt bewältigt haben, ein Gruppenbild:
Und ein Bild des Verfassers in offenbar ziemlich verklärter Stimmung…..
Aber nun fragen sich wohl alle, wo bleiben den die Bilder der berühmten Kurvensesselbahn?
Hier sind einige von uns auf dem Weg dorthin.
Nachdem die Bilder von diesem Unikat aus 1991 leider alle nicht wirklich herzeigbar sind, folgen einige Aufnahmen dieser Bahn aus dem Jahr 2006, als ich meine erste mehrtägige Forumstour mit trincerone und k2k gemacht habe.
Das war der dritte und letzte Ausflug ins Jahr 1991 (bzw. 2006), ich hoffe, es hat Spaß gemacht.