Unser Sommerurlaub führte uns in diesem Jahr zu einem lange geplanten Ziel, das bisher regelmäßig hinter Irland zurückstehen musste: Wales. Den Fokus legten wir dabei auf den im Nordosten gelegenen Snowdonia-Nationalpark, um - natürlich - möglichst schnell einen Ort an der Küste erreichen zu können. Den seilbahninteressierten Lesern in dieser illustren Runde ist vermutlich klar, dass damit nur Llandudno gemeint sein kann (das Doppel-L wird übrigens KL ausgesprochen). Die notorisch geschlossene Seilbahn der Marke Breco erschließt einen Hügel auf der Landzunge Great Orme]Y Gogarth. Aber dazu gleich mehr. Der Plan sah vor, so spontan wie möglich zu sein, um den erstbesten von insgesamt acht Tagen für einen Besuch und eine Fahrt nutzen zu können. Acht Tage, das sollte wohl reichen. An den restlichen Tagen waren Wanderungen, Strandbesuche und Müßiggang angesagt.
Es kam wie es kommen musste: wenige Tage vor der Abreise schlug die Vorhersage um und die Hitzewelle im Vereinigten Königreich schien dem Ende entgegen zu gehen. Aus 35 wurden 20 Grad, aus Sonne Regen und aus einer gentle wurde eine moderate breeze. Nur die ersten beiden Tagen sollte es noch passend bleiben. Unser Vermieter schaffte es sogar, bei der Seilbahn jemand ans Telefon zu bekommen - und der Betrieb wurde bestätigt. Doch so einfach war die Sache nicht.
Am Anreisetag wollten wir nachmittags einen ersten Versuch wagen. Doch auch wir blieben von den aktuellen Problemen an den Flughäfen nicht verschont. Dass unser Flugsteig nicht besezt werden konnte, bedeutete die erste Verzögerung. Als dann sogar noch einigermaßen pünktlich das boarding complete zu hören war, hätte es eigentlich losgehen können. Eigentlich. Denn die Koffer standen noch auf dem Vorfeld, es gab kein Personal zum Beladen. Als alle Koffer endlich verladen waren, verlief der Flug problemlos und selbst in Manchester mussten wir keine Warteschleifen fliegen, übermäßig lange an der Passkontrolle oder auf das Gepäck warten.Da die Mietwagenpreise selbst mit rechtzeitiger Buchung extrem teuer waren, entschieden wir uns für eine lokale Vermietung in der Nähe des Flughafens. Preise auf dem früheren Niveau, Vollkasko ohne Selbstbeteiligung zu einem fairen Kurs und ein eigenes Shuttle vom Flughafen - das waren gute Argumente. Leider war die Station bei unserer Ankunft kurzzeitig nicht erreichbar und so verzögerte sich die Abholung ein wenig.
Als wir schließlich im Mietwagen saßen, hatten sich auf der Straße in RIchtung Küste ein paar ordentliche Staus zusammengefahren, sodass wir erst gegen 15 Uhr in Llandudno eintrafen. Das Navi lotste uns über die ruhige Westseite, was mich die naive Annahme treffen ließ, es handle sich hier um eine kleines Fischerdorf und an der Seilbahn können wir direkt vorfahren (zumindest die Parkplätze rund um die Talstation sahen auf dem Satellitenbild ausreichend dimensioniert aus). Da uns noch Bargeld fehlte, machten wir einen kleinen Abstecher ins Zentrum und wurden somit auf das eigentliche Ausmaß der touristischen Aktivität aufmerksam. Natürlich war die Hölle los, Menschen überall, Parkplätze alle belegt. Am Ende parkten wir auf einem Parkplatz mit zeitlicher Beschränkung von 90 Minuten, dafür nur gute zehn Minuten von der Talstation entfernt. Dort angekommen, überschlug ich die mögliche Wartezeit und kam zu dem Schluss, dass das so nicht zu schaffen ist. Dazu bekam die Regierung Kreislaufprobleme und mehr als eine Stunde in der prallen Sonne bei über 30 Grad zu stehen, war damit keine gute Idee mehr. Ich ging auf die Rückseite der Station und suchte das Gespräch mit den Liftlern, die mich erstmal abwimmeln wollte. Aber ans Telefon bekommt man dort zu normalen Betriebszeiten niemand, ich hatte es sicher 30 Mal versucht. Nach einigen Minuten erschien eine Dame, die vermutlich so etwas wie die Betriebsleiterin war, und erklärte mir, dass die Bahn auch morgen noch laufen sollte, wenn ich nur pünktlich um 10 Uhr vor Ort bin. Man fährt an einem normalen Tag (sprich so gut wie windstill) bis 14 Uhr und entscheidet dann halbstündlich über den weiteren Betrieb. Außerdem sei an der Bergstation die Wartezeit noch extremer als im Tal. Wer das ganze Ausmaß der Komplexität verstehen will, liest sich am besten die Bewertungen auf Google durch. Ich könnte mir vorstellen, dass es weltweit nur wenige Kleinkabinenbahnen gibt, die noch mehr windbedingte Schließungen haben. Und die noch schlechter erreichbar sind und über keine Homepage verfügen. Es war nicht einfach, die bunten Kabinen nach oben schweben zu sehen, und die mögliche Fahrt auf den nächsten Tag warten zu müssen. Aber die Gesundheit geht vor, zudem waren wir beide maximal genervt von der Situation.
Lassen wir also für einen Moment das Thema Llandudno außen vor und schauen uns an, was Wales für uns noch zu bieten hatte.
Bei den römischen Treppen im Snowdonia-Nationalpark.
An Farn herrscht kein Mangel.
Und an verwunschenen Pfaden auch nicht. Oft waren wir ganz alleine, weil wir relativ früh unterwegs waren. Erst zwischen 10 und 11 Uhr füllten sich die Wanderparkplätze.
Okay, nicht ganz alleine. Wir wurden immer schaf beobachtet.
Über die Auswahl guter Motive konnte man sich nicht beklagen.
Durch Zufall stieß ich bei der Recherche auf eine thematisch passende Wanderung nicht weit entfernt von unserem Ferienhaus, die wir an einem etwas kühleren Tag in Angriff nahmen.
Auf dem Weg zur Kupfermine Cwm Bychan...
... finden sich im oberen Teil die Überreste eine früheren Materialseilbahn.
Ab und zu schaffte es die Sonne durch die Wolken.
Bald ist die Bergstation erreicht, daneben die frühere Mine.
Die Gehänge lassen sich noch bewegen, weite Teile der Technik wurden jedoch bereits entfernt. Errichtet wurde die Bahn wohl im Jahr 1927. Bilder aus Betriebszeiten habe ich keine gefunden.
Ein paar Plymchen dürfen auch nicht fehlen.
Etwas weiter unten findet sich dieser Eingang.
Blick in Richtung Küste.
Weitere Überbleibsel.
Auch Stützenreste finden sich auf dem Weg.
Etwa auf der Hälfte findet sich ein Fundament neben dem Pfad. Leider hat man hier alle Stützen entfernt.
An dieser Stelle sind weitere Gegenstände zu finden, vermutlich wurde hier früher Wasser aufgestaut.
Die Talstation der Anlage - viel ist nicht mehr zu sehen.
Daneben steht dieser Stein - ist er zur Markierung gedacht?
Weitere Impressionen aus dem Park und der Region...
Die Mündung des Mawddach.
Irgendwo in den coastal rainforests der Region.
Diese Gebäude könnten aus einem Spionagefilm stammen, tatsächlich handelt es sich dabei um die Trawsfynydd nuclear power station - ein ehemaliges Kernkraftwerk. Die zwei Reaktortürme mitten im Nationalpark geben ein tolles Motiv ab, nur fand ich keinen idealen Punkt.
Einen Tag verbrachten wir auf Anglesey]Ynys Môn. Am Morgen starteten wir mit einem Besuch der nur bei Ebbe erreichbaren Gezeiteninsel Ynys Llanddwyn.
Nach der Umrundung der Insel und einigen Zwischenstopps entlang des Küstenwanderwegs, beendeten wir den Tag auf South Stack]Ynys Lawd.
Dank der Dronenflieger war kaum ein gutes Bild des Leuchtturms zu bekommen.
Blick von The Range etwas weiter südlich.
Aber nun zurück nach Llandudno. Wie es sich gehört, standen wir nicht erst um 10 Uhr vor dem Rolltor, sondern schon um 9 Uhr. Auch wenn wir damit in etwa genauso lange warteten wie bei einer späteren Ankunft, mussten wir die Zeit nicht in der prallen Sonne verbringen. Bereits nach einer Viertelstunde waren gut zehn Leute vor Ort, um 10 Uhr reichte die Warteschlange dann bis zum Ende des Weges. Immer wieder sah man Besucher umdrehen, die nicht auf die Barzahlung vorbereitet waren (mittlerweile hatte man Schilder aufgestellt, damit die Leute nicht erst bis zur Kasse anstanden). Die Bahn lief bereits bei unserer Ankunft, auch einzelne Kabinen waren auf der Strecke, aber die Öffnung verzögerte sich tatsächlich bis ca. 10:15 Uhr. Einige versuchten erfolglos, die Bahn telefonisch zu erreichen. Als das Rolltor geöffnet wurde, erwiderte die Warteschlange dies mit tosendem Applaus. Die Dame vom Vortag machte sich in aller Ruhe daran, den Rollladen am Fenster vor der Kasse zu öffnen, bevor sie mit der Ausgabe der Tickets begann.
Der ganze Aufwand lohnte sich jedenfalls, die Bahn gehört für mich definitiv zu den Highlights im Seilbahnbereich - insbesondere wegen des Meer-Panoramas. Am Morgen unseres Besuchs war es dazu so gut wie windstill. Ich wäre wahnsinnig gerne ein zweites Mal gefahren, aber die Schlange war einfach zu lange.
Nun zu den Bildern...
Kurz nach unserer Ankunft. Die Toiletten unten rechts wurden natürlich erst deutlich später geöffnet...
Breco scheint im Seilbahnbereich in vielen Ländern aktiv gewesen zu sein, auch als Vertretung für andere Hersteller, aber wirklich gesicherte Informationen gibt es wohl eher wenig? Ähnlichkeit gibt es zu von Roll und Giovanola.
Der Eingangsbereich, rechts das Fenster der Kasse. Der Rollladen wird im Inneren notdürftig mit einem Draht fixiert. die 12,50 GBP für eine Berg- und Talfahrt empfand ist mehr als angemessen.
Blick auf den Pier. Hätten wir es früher gewusst, wären wir hier ein paar Münzen im Arcade an den Coin Pushern losgeworden.
Probefahrt eines Mitarbeiters.
"Seilbahn"
Berg- und Talstation waren mit jeweils vier Personen besetzt, aufgrund der geringen Kapazität (eine Kabine etwa alle 55 Sekunden, dazu mit max. 2 Erwachsenen besetzt) imho eigentlich 2 mehr als nötig.
Log geht's!
Der erste Abschnitt hoch zum Plateau.
Interessante Abschnitt mit hohem Bodenabstand...
...und Seitenblick zum Mattenskigebiet. Der Parkplatz hier scheint umsonst zu sein, wird aber möglicherweise kontrolliert?
Blick auf Llandudno.
Die Bergstation erscheint im leichten Tele, es ist aber noch ein ganzes Stück.
Nun taucht auch die Mittelstation der SSB auf.
Tolle Ausblicke.
Diese Stütze sieht man schon von weitem. Vermutlich ist dieser Abschnitt auch am windanfälligsten?
An der Bergstation hielten wir uns nicht allzu lange auf... dass ich die Klemme fotografierte (ein abgeänderter Lizenzbau von Giovanola?), stimmte die Liftler nicht gerade glücklich.
Ein kurzer Blick auf den Antrieb.
Und runter geht's.
Ich versuchte, trotz der Fotos, genug von der Fahrt bewusst zu erleben.
Schon geht die Fahrt dem Ende entgegen.
Die eher ruhige Westseite von Llandudno.
Wie schon am Vortag, war das Skigebiet nicht wirklich besucht oder auch nicht in Betrieb (nur den Betrieb an der Rodelbahn und Tubing hatten wir beobachtet).
Ich wurde relativ schnell aus dem Bereich verwiesen. Auch die Möglichkeit, noch vor dem ofiiziellen Betrieb im Inneren fotografieren zu können, wurde mir verweigert.
Nochmal zu Breco... folgende Liste habe ich zu Installationen im Vereinigten Königreich gefunden (beginnen hat es damit eventuell mit den Anlagen für den Ferienpark Butlin's?):
Komisch, dass es in Wales nur Trockenskigebiete zu geben scheint. Böte nicht etwa der Snowdon mit seinen über tausend Höhenmetern nicht gute Bedingungen für einen normalen Skibetrieb?
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