Santa Margherita-Belvedere Valsolda // 24.10.2020 // SSB-Perle:
Während einer Ferienwoche im Tessin, in der mehrere Bergbahnen abgeklappert wurden, suchte ich nach ein paar Intermezzo-Jahren wieder einmal einen meiner Lieblingsorte auf: Belvedere mitsamt der LSAP-Standseilbahn Santa Margherita-Belvedere Valsolda (Lanzo d'Intelvi). Es war dies mein insgesamt dritter Besuch dieser LSAP-Standseilbahn, die einst von Santa Margherita am Lago di Lugano auf der italienischen Seite des Sees zum Aussichtspunkt Belvedere auf dem Hügelzug des Sighignola hinaufführte. Seit 1977 ist diese SSB ausser Betrieb, sie steht aber nach wie vor noch vollumfänglich in ihrer ganzen Pracht, inkl. der beiden Waggons in der Tal- und der Bergstation (Intelvi).
Die Standseilbahn Lanzo d’Intelvi-Santa Margherita verband einst Lanzo d’Intelvi über eine sehr steile, 1332 Meter lange Trasse (einer starken Kurve) mit der winzig kleinen Seeufergemeinde Santa Margherita, die ein Ortsteil von Valsolda ist. Sie überwand dabei 607 Höhenmeter und Steigungen von bis zu 66 Prozent. Die Standseilbahn fuhr in 20 Minuten von 277 Metern über Meer auf 885 Meter zur Belvedere-Bergstation. Die Bahn wurde am 28. September 1907 eröffnet und verkehrte – mit kriegsbedingten Unterbrechungen – bis zum 19. September 1977, als das SSB-Unternehmen wegen chronisch leerer Kassen definitiv Forfait geben musste. Seither modert dieser lost place mit den beiden schönen blauen Waggons vor sich hin.
Seit einigen Jahren bemüht sich aber ein Gremium aus Vertretern der Gemeinde Lanzo d'Intelvi und verschiedener Gemeinden der Umgebung, die SSB als Touristenattraktion und schnelle, umweltfreundliche Fahrmöglichkeit zwischen Lanzo und dem Seeufer, wiederzubeleben. 2012 ging das Bahngelände in den Besitz der Region Lombardei über, die zusicherte, es werde in öffentlicher Hand bleiben. Seither werden Wirtschaftlichkeits- und Sicherheitsstudien durchgeführt. Beim derzeit geschlossenen Hotel Belvedere, unmittelbar neben der Bergstation der SSB steht ein Schild, dass das Hotel seine Pforten im Sommer 2019 wieder aufmache... Ich gehe davon aus, dass das Wiederbelebungsprojekt (sowohl die Standseilbahn als auch das Hotel) arg ins Stocken geraden ist.
Aus architektonischer Hinsicht spannend ist sicherlich, dass sowohl die Talstation neben der Kirche von Santa Margherita als auch die Bergstation am Berghang des Monte Sighignolas im Inneren im Jugendstil ausgestaltet sind.
Bei der Bergstation ist die Inschrift "Funicolare" (zu Deutsch: "Standseilbahn") erhalten geblieben. Die Wagen sind 8,56 Meter lang, haben einen Radstand von 3,9 Metern und eine Breite von 2 Metern. Mit vier Acht-Sitzer-Abteilen bot sie 32 Sitzplätze sowie acht weitere im hinteren Bereich der SSB-Waggons an.
Aktuelle Bilder von mir vom Oktober 2020:
Hotel Belvedere, steht im Moment leer. Links hinten geht es zur Bergstation der LSAP-SSB:
Atemberaubender Blick auf den Luganersee und Lugano:
Top day heute! Zoom zur Monte-Rosa-Gruppe:
Bergstation der SSB:
Und schon kommt der eine der beiden blauen Waggons ins Blickfeld:
Inschrift an der Bergstation - und zwar von Carlo Carnevali. Dieser war der Gründer des Standseilbahn-Unternehmens Santa Margherita-Belvedere, er war aber auch der Betreiber des damals schon existierenden Hotels Belvedere:
Steile Trasse. Noch alles vorhanden...
Zoom zum Monte Bré auf der Tessiner Seite des Luganersees:
Terrasse auf Belvedere. Hier stimmt der Name wirklich.
Hoffe, der Bericht hat Spass gemacht!