Mit Liften und Fellen vom Tegernsee ins LeitzachtalSeit mehreren Jahren versuche ich meine persönliche Mobilität – soweit es die Rahmenbedingungen zulassen – nachhaltiger bzw. klimaverträglicher zu gestalten. An der grundsätzlichen Problematik, dass ich als Stadtbewohner gerne und viel in den Bergen unterwegs bin (außer zurzeit natürlich…) und dadurch immer in irgendeiner Form Verkehr erzeuge, ändert das natürlich nichts.
Trotzdem: Als Münchner, der innerhalb von 10-15 Minuten einen Bahnhof erreichen kann, gibt es für mich eigentlich keinen Grund, Touren nicht möglichst oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu unternehmen. Vor allem wenn ich alleine oder nur zu zweit unterwegs bin, nutze ich für die Fahrt in die Berge zum Langlaufen, Wandern, Skitourengehen, Skifahren (und manchmal auch Radeln) gerne und oft die Bahn. Natürlich ist das nicht immer Genuss pur, aber das ist eine Autofahrt ja auch nicht immer
Vor allem aber ermöglicht eine Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln die wunderbare Möglichkeit zu flexiblen Touren über längere Distanzen ohne gleichen Start- und Zielort.
Das funktioniert beim Wandern besonders gut, macht aber auch im Winter Spaß. Eine meiner bevorzugten Touren mit Liften und Tourenskiern will ich hier mit ein paar Bildern und Hinweisen kurz skizzieren, ohne aber die wahren Geheimtipps zu verraten (das gilt im Oberland als Hochverrat und wird mindestens mit Abschiebung ins Preußenland, wenn nicht Schlimmeren geahndet
...).
Wie dem auch sei, die Bayerischen Voralpen sind (bei ausreichender Schneelage) ideal für solche Touren. Wer gerne Karten studiert, findet viele Möglichkeiten.
Die folgenden Bilder stammen aus verschiedenen Jahren seit 2014, sollte sich jemand über die stark variierenden Schnee- und Wetterverhältnisse wundern
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Einen günstigen Ausgangspunkt stellt auf jeden Fall die Wallbergbahn am Tegernsee dar. Mit der leider oft überlasteten Oberlandbahn (Richtung Tegernsee zumindest etwas weniger Skifahrer) und einer meist stündlichen Busverbindung mit solidem Anschluss in angemessener Zeit erreichbar.
Umsteigen am Bahnhof Tegernsee. Ein attraktives Angebot wird meist auch entsprechend genutzt…
Eine Einzelfahrt mit der Wallbergbahn ist mit etwa 11 Euro bezahlbar, liefert schon mal einige Höhenmeter und bringt uns zum idealen Ausgangspunkt für diverse Gipfel.
Die altehrwürdige Wallbergbahn nimmt uns die ersten Höhenmeter ab.
Verlockende Aussichten an der Bergstation selbst bei grünen Tälern.
Wer mag, findet hier schon erste lohnende Abfahrten (besonders, wenn man es nicht auf die Gipfel selbst abgesehen hat). Lohnend ist auch ein Abstecher ins Tourengebiet rund um den Plankenstein, der aber schon etwas mehr Aufstieg erfordert, landschaftlich aber sehr reizvoll ist.
Kein Geheimtipp aber oft sehr lohnend. Wenn die Skiroute ins Tal wegen Schneemangel geschlossen ist die obersten paar hundert Höhenmeter mit oft tollem Schnee genießen und dann wieder aufsteigen zum genialen Tegernseeblick.
Ein paar Bilder vom früher durch Liftanlagen erschlossenen Setzberg, der sich leicht mitnehmen lässt und diverse interessante Hänge und natürlich ebenfalls tolle Seeblicke bietet:
Setzberg im Überblick
Anstieg oberhalb des alten Wallberghauses und kurz vor dem Gipfel mit Seeblick
Abfahrt (gespiegelt) und Aufstieg überm See
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Und weiter geht es Richtung Risserkogel:
Risserkogelgebiet vom Setzberg aus gesehen. Ja, es gibt ein paar Möglichkeiten. Und nein, die sind nicht alle harmlos oder lawinensicher.
Aufstiegs- und Abfahrtsspuren im Risserkogelgebiet
Der Plankenstein selbst ist kein Skigipfel
Aber landschaftlich toll.
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Die direkte Abfahrt hinunter Richtung Skigebiet Spitzingsee (genauer gesagt Suttenbahn) ist ganz nett, aber keine absolute Offenbarung. Oben ein paar Hänge (nicht alle lawinensicher), dann ein langer, aber gut laufender Forstweg.
Start zur direkten Abfahrt (ohne Zusatzanstieg) an der Kapelle
Sonnenhänge im oberen Teil
Zur Suttenbahn ist es, im Tal angekommen. ein kurzer Fußweg (Wanderweg). Das ideale Ticket für den Weiterweg gibt es leider nicht, sofern man keinen Alpenplus-Saisonpass besitzt (der enthält auch die Wallbergbahn). Da ich relativ oft im Spitzing-Gebiet Touren gehe, bei denen ich auch mal Lifte nutze, ist für mich meist die relativ teure Punktekarte die beste Wahl. Ansonsten bleiben nur Stundenpässe, die aber sehr teuer sind (außer vielleicht am späten Nachmittag).
Die Bergstation von Sutten- und Stümpflingbahn ist nicht gerade mein Lieblingsort…
Nach der Bergfahrt mit der Suttenbahn laden nördlich und südlich des Skigebiets mehrere Gipfelziele zu Extratouren ein. Der Stolzenberg ist zwar als Aussichtsberg eher unspektakulär, bietet aber sehr nettes nordseitiges und auch steiles Skigelände.
Zum Stolzenberg gelangt man zunächst per Doppelsessel auf den Roßkopf und dann über die Grünseeabfahrt (heute präpariert, aber immer noch ein paar Buckel-/Tiefschneehänge)
Keine paar hundert Meter vom Skigebiet entfernt. Idylle an der Haushamer Alm am Stolzenberg.
Wieder im Skigebiet an der Lyra…
Der Haken an der Geschichte, der mittlerweile den Spielraum für Extratouren abhängig von der eigenen Kondition und Schnelligkeit etwas begrenzt, liegt auf der Ostseite des Spitzingsees. Seit die Taubensteinbahn keinen Winterbetrieb mehr hat und das Skigebiet hier geschlossen wurde, gilt es mindestens 500 Höhenmeter zu überwinden, wenn man weiter ins Leitzachtal möchte.
2015 hatte ich letztmalig das Glück, die Tour mit der Taubensteinbahn zu machen. Damals waren sogar einige der eigentlich oliv-grünen Kabinen richtig schick gestaltet worden.
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Da am Spitzingsee zusätzlich ggf. eine kurze Busfahrt sinnvoll ist, bevorzuge ich mittlerweile oft die kürzeren Varianten mit Abfahrt am Ende Richtung Neuhaus (ab Brecherspitz oder Bodenschneid).
Davon ein paar Bilder:
Die Bodenschneid ist ein toller Aussichtsberg und an der Freudenreichalm herrscht am späten Nachmittag absolute Stille.
Ebenso liebe ich aber die Tage, an denen es mal richtig winterlich ist. Ja, ein paar Bilder sind auch von diesem Winter.
Aufstieg von der Firstalm
Pulver an der Bodenschneid und am Stolzenberg (rechts)
Ich liebe es: Tiefster Winter am Gipfelkamm
Die meisten Berge bieten hier Abfahrtmöglichkeiten in mehreren Himmelsrichtungen. Warum also nicht noch eine Extra-Runde drehen?
Schöner Tiefschnee auf dem Weg nach Neuhaus
In Neuhaus endet die Abfahrt am Pfanni-Lift, einem der wenigen verbliebenen Übungslifte im Tal. Bei Pulverschnee, kräftigen Schneeschauern und noch etwas Zeit bis zum Zug, hab ich mir hier sogar mal zum Spaß eine Punktekarte geleistet (und nein, leider keine richtigen Liftfotos gemacht, sorry).
Gut, die Abfahrt ist schon sehr flach, aber dafür gibt es Seeblick
Manchmal sieht es aber an der Bodenschneid auch so aus, als wären Wanderschuhe angebrachter. Ein Bild aus dem Februar 2020. Die Abfahrt war aber nach kurzer Tragestrecke ganz ok.
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Zurück zur ursprünglichen Hauptroute. Im Taubensteingebiet gibt es zwei Varianten zur Abfahrt nach Geitau. Vorne herum durch den Krottenthaler Graben oder zusätzlich über den Miesingsattel. Soviel sei verraten: Variante zwei finde ich deutlich attraktiver. Gipfel kann man natürlich zur Genüge mitnehmen (Tanzeck, Taubenstein, Miesing, Rotwand, Auerspitz, ggf. Rauhkopf, Jägerkamp). Auch weitere Abfahrtsmöglichkeiten gibt es, aber die erfordern gute Geländekenntnis und müssen hier nicht breitgetreten werden.
Nicht direkt an der Route, aber lohnend ist der Jägerkamp auch.
Aufstieg zum Miesingsattel
Blick vom Miesingsattel auf die Ruchenköpfe. Abfahrt ab hier entgegen der Massen der Rotwandreibn (im Bild ein abgewehter Bereich)
Die überlaufene Rotwand mal ganz geheimnisvoll.
Abfahrt im Krottenthaler Graben (vordere Variante) im schneearmen Winter 2014 und ein Jahr später unter der Rotwand (hintere Variante).
Die hintere Route führt vorbei an der Großtiefentalm
Schöne Hänge und dann unten ganz typisch ein enger Forstweg. Bei so schönem Schnee aber alles wunderbar.
Am Ende ist so oder so ein längerer Fußmarsch oder (bei ausreichend Schnee) eine Skatingeinlage bis zum Haltepunkt Geitau (oder Osterhofen) erforderlich, ab dem es mit der Oberlandbahn wieder – zumindest in der Theorie – bequem zurück nach München geht. In der Praxis ist mein Timing meist knapp, so dass wir den Zug nur mit heiß gelaufenen Fußsohlen erreichen. Dieser ist dann oft schon durch Skifahrer vom Sudelfeld gut besetzt, aber der ganz große Ansturm vom Spitzingsee (und damit oft auch das Chaos) kommt erst in Neuhaus und Schliersee.
Über die Loipe geht es zum Richtung Zug
Sehen die Südhänge im Krottenthaler Graben so aus, wird es wohl etwas mühsamer…
… und ein längerer Fußmarsch fällig. Auch mit Schnee komme ich aber meistens kurz vor knapp am Bahnsteig an. Abfahrt in drei Minuten...
Nie geschafft habe ich bisher die Verlängerung der Tour ins Inntal nach Brannenburg durch mein geliebtes Wendelsteingebiet. Hierfür braucht es ausreichend Schnee bis ins Inntal (selten), da sonst die Fußwege für eine lohnende Tour aus meiner Sicht einfach zu lang werden. Zugleich muss Skibetrieb am Wendelstein sein, denn ansonsten befördert die Bahn (im Unterschied zu manch anderen Gebieten) keine Skifahrer und es werden weitere etwa 900 Höhenmeter fällig (und natürlich die Fußwege…). Irgendwann mach ich das auch mal (sofern es noch mal Schnee und kein Corona hat).
Ein letzter Blick zurück (von der Bodenschneid zur Wallbergbergstation und zum Setzberg)