Ein wahrlich glücklicher Zusammenfall beschert seit jeher den Mailändern ein verlängertes Wochenende gleich zu Saisonbeginn. Der in Trier geborene römische Politiker Ambrosius wurde nämlich am 7. Dezember 374 in Mailand zum Bischof gewählt und gilt seitdem als Schutzheiliger der Stadt. Folglich ist der 7. Dezember Mailands wichtigster Feiertag, der auch dank der an diesem Tag stattfindenden feierlichen Öffnung der Opernsaison im Teatro alla Scala eine gewisse Weltberühmtheit erlangt hat. Am darauffolgenden Tag, dem 8. Dezember, feiert man in der römisch-katholischen Welt das Hochfest der katholischen Kirche, nämlich Mariä Empfängnis. Dieses besonders für die Mailänder extra verlängerte Wochenende wird salopp als „ponte dell’immacolata“ (Wochenende „der Unbefleckten“) genannt und gilt allgemein als offizieller Skisaisonstart. Besonders beliebt unter Mailändern sind an diesen Feiertagen logischerweise Ausflüge nach und Kurzaufenthalte in den traditionsreichsten Wintersportorten der Lombardei, zu denen auch Madesimo („Madesis“ in Google-Deutsch) zählt. Genauer betrachtet ist Madesimo eigentlich nicht nur traditionsreich, sondern sogar einer der ältesten Skiorte ganz Italiens. 1910 fanden dort erste Skirennen statt. 1937 wurde die erste Anlage, ein vermutlich gegen Ende der 1960’er Jahre stillgelegter Funischlitten, eingerichtet. Kurz nach dem Krieg, 1948, wurde der erste Schlepper installiert, der damals anscheinend als
längster in Europa galt.
Weitere Anlagen wurden in den 1950’er und 1960’er Jahren auf beiden Talseiten gebaut (nicht zuletzt die in zwei Sektionen den Pizzo Groppera erschließende 1964 eingeweihte Agudio-Pendelbahn), womit Madesimo einen regelrechten touristischen Boom erlebte. Dieser gewaltige Aufschwung erwies sich folgerichtig sehr gewinnbringend für die lokale Wirtschaft, führte aber gleichzeitig, von der Boden- und Immobilienspekulation manipuliert, zu einem nachlässigen Umgang mit der Umgebung. „Seconde case“ (Ferien-Eigentumswohnungen) schossen wie die Pilze aus dem Boden und prägen nach wie vor das Dorfbild. Vom alten, abgeschiedenen Bergweiler Madesimo ist nicht viel übrig geblieben.
Der Zufall wollte, dass ich mich ausgerechnet an diesem überlaufenen Wochenende „der Unbefleckten“ nach Madesis zum Skifahren begeben sollte. Nicht nur schien halb Mailand samt Hinterland da zu sein, es waren auch nur wenige Anlagen und Pisten offen. Groppera-PB wegen starker Windböen gesperrt, das sagenumwobene Canalone somit unerreichbar, das anmutige ehemalige Sommerschigebiet Val di Lei ebenfalls unzugänglich. Demzufolge blieb mir nichts anderes übrig als mich mit dem zu begnügen, was offen war. Es folgen einige Bilder.
^ In Bivio startet die Saison erst später. Der Dorfschlepper
^ Bivio, der Schlepper hinter dem Parkplatz
^ Theater am Julierpass
^ Theater-Nebenbau (?)
^ Die beiden Theatertürme
^ Surlej
^ Silvaplana
^ Abendmahl in Madesis
^ Primi piatti
^ Der Zutritt zum Pizzo Groppera blieb mir verwehrt
^ Bergstation des ehemaligen Schlepplifts Lago Azzurro-Colmenetta Nord
^ Die ehemalige Talstation (Bildautor: starli)
^ Panoramakarte aus 1967: der fragliche Schlepper ist der g)
^ Erläuterungen zur Panoramakarte (die Höhe der Bergstation des Schleppers g) ist falsch und sollte mit 2320 m. angegeben werden). Hier oben startete übrigens die in den fünfziger Jahren berühmte Rennabfahrt Vico Fiocchi, bei der der aus Cortina stammende Abfahrtfahrer Ilio Colli 1953 tödlich verunglückte. Die Piste Vitelli in Cortina (Faloria) wurde nach ihm benannt und hieß bis in die siebziger Jahre hinein offiziell Ilio Colli.
^ Ilio Colli am Tag vor dem Rennen
^ Nachgestellte Zeichnung des am 22. Februar 1953 passierten Unfalls
^ Das mir verwehrte Canalone. Unten raus hatte es nicht viel aber wohl genügend Schnee
^ Talstation der Groppera-PB
^ Die Kabine
^ Das Flachstück des Canalone
^ Seite an Seite stehen die zwei Stationen
^ Alpe Motta
^ Alpe Groppera
^ Alpe Groppera
^ Cima Sole
^ Unpräparierte (und folglich offiziell gesperrte) Piste. Ein Schwachsinn: war viel angenehmer zu fahren und es lag mehr als genug Schnee
^ Unpräparierte (und folglich offiziell gesperrte) Piste
^ Unpräparierte (und folglich offiziell gesperrte) Piste
^ Talstation eines ehemaligen Schleppers auf der Alpe Motta
^ Alpe Motta
^ Talstation eines ehemaligen Schleppers auf der Alpe Motta
^ Unpräparierte (und folglich offiziell gesperrte) letzte Piste
^ Mein Hotel, mein Restaurant
^ Aufgelassener alter Schlepper in Isola Vallespluga
FORTSETZUNG FOLGT