Dieses Wochenende sollte die Wahl des Skigebietes verschiedene Kriterien erfüllen, wobei ausnahmsweise ein möglichst wenig industrialisiertes Gebiet nicht dazu zählte. Wichtig war mir v. a. ein möglichst hoch gelegenes Gebiet, wenn nicht sogar ein Gletscher, die im „Hochwinter“ ihren ganz eigenen Reiz haben können. Natürlich hätte es z. B. auch Arolla werden können, aber aufgrund der beruflichen Ausgangsbasis landete ich am Ende im Ötztal. Ursprünglich wollte ich den Tag nicht dokumentieren und nahm nur das große Tele mit, da ich mir dachte, dass ein Bericht über das Gebiet hier im Forum einem Sakrileg gleichkäme. Aber es waren doch bereits andere User dort und haben dem Forum anschließend die Unschuld genommen, so sei mir ein Winter- und kein Herbstbericht dieses Mal verziehen.
Um 7:50 Uhr stellte ich das Auto unterhalb der Betonmassen und damit fast direkt an der Talstation ab. Es herrschte bereits reger Betrieb, verschiedene Sprachen schlugen mir als Echo von den nackten Wänden entgegen. Die Temperaturen lagen knapp unterhalb des Gefrierpunktes. Mein Ziel war es natürlich, so schnell wie möglich hoch zum Gletscher zu gelangen, auch wenn man strategisch sicher einige Zeit in den unteren Etagen hätte verbringen können. Auf dem Weg zum Eingang entdeckte ich einen fast etwas versteckt angeordneten Automaten und konnte dort direkt die Tageskarte lösen, die einen Euro günstiger als im Netz angegeben und - warum auch immer - als „Staffelkarte“ ausgezeichnet war. Punkt 8 Uhr fuhr das große Rolltor nach oben und tatsächlich konnte es einigen Leuten nicht schnell genug gehen, sie duckten sich noch unter dem Tor durch. Ich wäre natürlich lieber mit dem ESL in den Skitag gestartet, aber davon ist nur die ausgeräumte und ein wenig deplatziert wirkende Talstation übrig geblieben. Ein trauriger Anblick. Dennoch muss ich eingestehen, dass die Bergstation der 2016 gebauten Bahn mit ihrem riesigen Glaskubus, der modern eingesetzten Beleuchtung und der wohl „Hammerkopfausführung“ genannten Stationsdurchfahrt eine gewisse Faszination ausübt. Müsste sie sich nur nicht in ein Ensemble von Standardbahnen und -gebäuden einfügen. Wie so oft frage ich mich auch hier, wann man endlich die gesamte Seilbahntechnik inkl. der Ein- bzw. Ausfahrtstützen in einem Gebäude verschwinden lässt, um hier einen auch optisch in sich geschlossenen Raum zu schaffen.
In der nächsten Etage des Skigebietes beginnt dann der eigentlich Wahnsinn. Von Pistenautobahnen kann man angesichts der präparierten Fläche schon gar nicht mehr sprechen, es sind eher Pistenstadien. Auf den Webcams schreckte mich der Bereich schon massiv an, in Wirklichkeit steht man fast sprachlos vor dem Rillenmeer. Ganz im Stil der Idalpe kann man sich hier in vier Richtungen wegschaufeln lassen, jedoch nur eine davon ermöglicht den Weg in die nächsthöhere Etage. Diesen wählte ich in der Hoffnung, dass es oben bereits direkt weitergeht. Doch dort war für den Moment Schluss, die Garagierung hatte erst begonnen. In einem entschleunigten Vierer ging es zurück und ich stürzte mich wagemutig in das Meer. Bei meiner Rückkehr hingen alle Sessel am Seil und auch das goldene Tor stand weit offen. Dort gab es eine letzte Stärkung, ehe wenige Minuten später der Skitag bei einem eiskalten Wind auf knapp 3.250 m so richtig begann.
Auch auf dem Gletscher war der Begriff Autobahn eher als Untertreibung anzusehen, doch die enorme Fläche und das geringe Gefälle sorgten bis zum frühen Nachmittag für ideale Bedingungen, obwohl doch relativ viel los war. Am Morgen nahmen viele Skifahrer wohl den direkten Rückweg, als auch mir bei zweistelligen Minusgraden und einem lebhafter Wind trotz neuer Natex-Unterwäsche nicht so wirklich warm wurde. Dazu lief der über 2 km lange Schlepper auf maximal halber Geschwindigkeit, weshalb ich wider Erwarten die geschlossenen Kabinen bevorzugte. Auf der anderen Seite am kürzeren Schlepper das gleiche Bild. Dort gab ich dem Liftler mit einer eindeutigen Bewegung allerdings zu verstehen, dass er den Raketenstart aktivieren soll, was er sodann auch tat. Die kurze, leider lange schattige Piste bis zum erstaunlich hoch gelegenen Zwischeneinstieg war in einem perfekten Zustand. Auch unter dem Sechser waren die Pisten fantastisch. Das erste Mal für mich in diesem Winter, dass ich solche Bedingungen vorfand.
Inkl. einer kurzen Mittagspause hielt ich mich bis ca. 13:30 Uhr an den Gletschern auf. Dank der frühen Öffnungszeiten bedeutete das gute fünf Stunden bei besten Bedingungen. Wie schon erwähnt, wurde es zeitweise recht voll auf den Pisten, was sich allerdings nie in Wartezeiten an den Liften übersetzte. Gegen Mittag kam es zu einem schweren Sturz, in dessen Folge zwei Helis einflogen wurden und eine Pistenraupe mit Ladekorb den Verletzten zum Landeplatz transportieren musste. Trotz der geringen bis nicht vorhandenen Wartezeiten fielen auch hier wieder einige Skifahrer doch unsportliches Verhalten am Einstieg auf. Also alles wie immer.
Ich hätte bis zum Ende oben bleiben sollte, wollte jedoch noch auf den dritten Großen, hauptsächlich wegen der Aussicht. Über die lange blaue Abfahrt ging es durch das Tal, wirklich massentauglich ist es hier leider nicht. Der vordere Teil unter der Dreiseilbahn ist so schrecklich unübersichtlich, so dass ich mir den Abstecher besser gespart hätte. Aber dann ging sich noch eine Fahrt mit dem Doppelsessellift aus, bevor ich mich auf den Heimweg machte. Die Pisten waren in den unteren Etagen abgerutscht, aber angesichts der bisherigen Wetterbedingungen noch akzeptabel. Ich verzichtete dennoch auf die Talabfahrt.
Hier die erste Runde der Bilder mit dem Tele...
Erste Tourengeher sind bereits auf dem Weg nach oben (rechts unten).
Eine der vier Schaufeln.
Die beste Piste des Tages, wenn auch etwas kurz.
Die Distanzen sind gar nicht so groß wie vermutet.
Sind nicht aller guten Dinge drei?
Auch diese Stütze wird es wohl nicht mehr lange im Eis halten.
Blick nach Südosten in die Dolos.
Auch hier Pisten ohne Ende.
Wäre er nur nicht so langsam gelaufen...
Nichts mehr mit Panorama. Die Talstation steht allerdings noch.
Am Pitztaler ging es wohl ruhig zu.
Oberhalb des Rifflsees scheint ein beliebtes Gebiet für Tourengeher zu sein.
Blick auf den schönen neuen Ziehweg in Hochgurgl.
Der angesprochene Glaskubus.
Am äußeren Rand des Wahnsinns.
Es folgen noch einige Bilder vom Smartphone...
Selbst die Trasse des Lifts verläuft mitten über das präparierte Fußballfeld.
Schöne Außenrumabfahrt mit Panorama, auch ohne den Lift.
Blick ins Seitental.
Kommt sicher auch bald weg.
Auf dem Weg zurück, die Kanone wurde strategisch gut auf die Piste gestellt.
Trotz hoher Frequentierung in einem sehr guten Zustand.
Wenn ich es richtig gelesen habe, wurde der Lift nie von ganz unten betrieben?
Blick von fast ganz oben, die Piste hat man auch gut in den Fels gezimmert.
Entspannte Fahrt zum Abschluss...