21.10.2017 Tranvia di MilanoTja was soll man über Mailand sagen. Die selbsternannte Modehauptstadt der Welt. Für die einen ist sie die modische Offenbahrung, für andere ein grauer heruntergewirtschafteter Moloch aus Chaos und Smog. Wo sie aber komischerweise nur sehr selten zu finden ist, ist bie den Eisenbahn und Strassenbahnliebhabern. Gucci, Armani und Dolce & Gabbana bilden wohl sowas wie eine Art Schutzglocke und schrecken die meisten Trainspotter ab. Ich konnte mich bis jetzt auch nie wirklich durchringen auch nur ein paar Schritte aus dem Bahnhof Milano Centrale zu wagen.
In die Stadt selber mit dem eigenen Auto. Eine schlechte Idee, mit dem Zug nicht viel Besser aber wenigstens kommt man da auch wieder heil raus. Die Stadt selber erkundet man am Besten mit den ÖV. Die 24h Karte kostet läppische 4.50.- und ist auch allen U-, S- und Trambahnen sowie O und Busse gültig. Der Grund für den Besuch war ja die Strassenbahn oder eher das Freismog Strassenbahnmuseum. Ohh ja kleiner Tip, wenn mit weiblicher Begleitung, gebt ihr die Kreditkarte mit, dann habt ihr mindestens 8h Ruhe, sofern die Limite auf der Karte reicht.
Und los gehts mit dem Breitspur Strassenbahnerlebnis.
Starten wir den Rundgang durch die analen der Mailänder Strassenbahn am Bahnhof Centrale. Wobei so Zentral liegt der nicht. Man muss noch 5 Stationen mit der U-Bahn fahren. Von der hab ich keine Bilder. Ist auch nichts besonderes. Die Bahn wurde erst ende 60er Jahre gebaut. Interessant höchstens, dass ein Teil der Strecken mit Stromschienen ausgerüstet ist und die anderen eine Oberleitung besitzen.
Man kann vom Bahnhof Centrale aber auch zwei Seitenstrassen weiter laufen und dort die Tramlinie 1 nehmen.
Hier kommt man schonmal in Kontakt mit dem Highlight der Strassenbahn Milanos. Der Baureihe 1500 oder wie die Mailänder sagen, dem Ventotto.
Die Strassenbahn in Mailand, chronisch vernachlässigt aber immernoch in Betrieb. Seit dem 1. November 1893 elektrisch betrieben.
Mailand hatte bis am 3. August 1926 linksverkehr. Darum auch die Union jack auf dem Wagen. Nein Quatsch.
Was wie eine Museumsbahn aussieht ist hier tagtäglich 365 Tage im Jahr vom Morgend um 0400 bis Abends um 0100 alle 9min im Einsatz und das seit 1930.
Zweischen 1928 und 1930 wurden 502 Stück dieser Baureihe 1500 gebaut. Ventotto für 28 oder auch nur einfach Peter Witt (mit amerikanischer Aussprache)
Die 1500er sind mit 4 Antriebsmotoren a 21 kW Leistung ausgerüstet, der Wagenkasten besteht komplett aus Holz, ebenso die Sitzbänke in Längsrichtung und die Türen.
Der Name Peter Witt kommt vom amerikanischen Verkehrsplaner Peter Witt, welche diesen Fahrzeugtyp eigentlich erfunden hat. Die 1500er sind nach amerikanischem Vorbild gebaut worden.
Grundidee von Peter Witt war es, die Fahrzeuge so zu gestalten, dass die Fahrgäste an unterschiedlichen Türen ein oder Aussteigen. die Hintere und die Vordere Türen dienen als Einstieg, die Mittleren als Ausstieg, dadurch verkürzt sich die Haltezeit um fast 50%.
Warum man grad in Italien sowas einsetzen wollte, ist mir ein Rätsel. Ausgerechnet Italien, wo sich die Leute nicht mal korrekt in eine Schlange stellen können? Jedenfalls funktionierts hier auch nicht wirklich obwohl die Türen immernoch so beschriftet sind.
Einige der 1500er fahren wieder mit dem original Anstrisch aus der Zeit des 2WK herum.
Von den Ursprünglich 502 Fahrzeugen hat mehr als die Hälfte den 2WK überlebt. Mittlerweile nach 90!!!! Jahren Ununterbrochenem Betrieb sind noch ca 150 im Einsatz.
Mittlerweile sind von den 40 Linien nach Ende des Krieges noch 17 übrig geblieben
Einige der Wagen sind mit Vollwerbung in Betrieb. Bei Strassenbahnen eine lange Tradition. Es gab früher sogar mal Strassenbahnwagen nur für Werbung. Beispielsweise als Zahnpastatoube verkleidete Motorwagen ohne Fahrgsttransport.
Die Durchfahrt durch das Tor bei der Piazza Cavor.
Der hölzerne Wagenkasten der 1500er bietet 29 Sitz und 101 Stehplätze. Das Fahrzeug läuft ca 45km/h
Seit letzten Jahr werden die alten Wagen wieder renoviert und auch ältere abgestellte 1500er wieder reaktiviert und frisch gestrichen. Lowcoastrenovation.
Einer in Grün
In Gelb Weiss, vor 1970.
Die 1500er sind noch auf den Linie 1, 5, 10, 19 und 33 im Einsatz. Und zwar Täglich.
Am meisten davon mit bekommt man, wenn man rund um den Dom die Tramhaltestellen abklappert.
Der hier ist ein rollendes Restaurant.
Teilweise fahren mehrere 1500er hintereinander über das 170km lange Strassenbahnnetz.
Die Fenster kann man übrigens alle öffnen!
Zudem gibts sogar noch Sonnenstoren!
Auf der Linie 10 bei der Porta Sempione
Übrigens hat Mailand mit seinen 1500er die ältesten in ÖPV Regelbetrieb stehenden Fahrzeuge der Welt. Also ich mein Nicht Museumstriebwagen die auf speziellen Kursen einmal um den Häuserblock fahren für die Touristen, sondern 365 Tage an 21h am Tag 7 Tage die Woche im 7 bis 9min Takt.
Es war übrigens schön Wetter. Das graue ist Smog.
1756 ist einer der frisch renovierten.
Wieder der mit dem Union jack.
Kreuzung zweier 1500er mit Vollwerbung.
Interieur eines 1500er. Mit den Clochenlampen und den hölzernen Längsbänken.
Clochenlampen
Linie 19 durch eine Allee.
Punkto ÖPV ist und bleibt Italien halt ein 3- Welt Land. Auch in Mailand sind einige Linien abgeschnitten worden und die ganze Trambahn wird Stiefmütterlich behandelt und ist chronisch Vernachlässigt.
1990 wieder frisch und Originalgetreu restauriert! Zu sehen auch die Peter Witt Einstiege in der Mitte.
1990 sehr schön gemacht. Läuft sicher nochmals 50 Jahre.
Es hat aber ausser den 1500er welche etwa 25% der Fahrzeuge in Mailand ausmachen auch noch andere. Hier die 4600er von 1955
Die Baureihe 4700 aus dem Jahre 1956-1960
4600er
4700er auch recht schnittiges Design.
Dann hats noch die 4900er auch genannt Jumbotram von 1976 (Schlieren)
Die 4900er von Vorne eher Gewöhnungsbedürftig mit ihrer Asymetrieschen Front.
der 4900er mit der asymetrieschen Front.
Die letzten 3 Jahre wurden einige der 4900er mit deinem Refit Modernisiert und haben eine neue Front bekommen sowie Klimaanlage und stylisches Heck.
Und dann gibts noch ein paar dieser hässlichen Tratzenwürmer. Sirietto usw. Auch genannt "Die Klobrille"
Was es sonst noch in der 1,5 Mio Metropole zu sehen gibts.
Dome
Dom mit wenigen Leuten
Dome von Vorne mit vielen Leuten.
Immer mahl wieder ein Quitschender Oldtimer und Modeplakate.
Porta Sempione
Galleria Vittorio Emanuele II, Probiert gar nicht erst eines der Geschäfte zu besuchen. Danach könnt ihr Privatkonkurs anmelden.
Wieder am Bahnhof Centrale der lustigerweise aufgeständert gebaut ist.
So das wars mit der Modehauptstadt. Wer mal Richtig viel Oldtimer Strassenbahn fahren will zu Spottpreisen liegt hier Richtig.
Ansonsten ist die Stadt halt wirklich nur für Leute die Kleider lieben.