Wiriehornbahnen sind gerettet, konnte man im Januar in der Zeitung lesen. Auch wenn der damit der direkte Druck genommen war, wollte ich das kleine Gebiet unbedingt noch in diesem Winter besuchen. Anfang der Woche war intermezzo dort unterwegs und konnte einen überwiegend positiven Eindruck der Pistenverhältnisse liefern, was am Ende für dieses Wochenende den Ausschlag gab. Eine Alternative wäre Les Paccots gewesen, wo mir der Betriebsleiter von guten Pisten berichtete, aber dort lief La Cierne auf Grund von Schneemangel nicht.
Unklar war, ob der Hochnebel den Plänen einen Strick durch die Rechnung machen würde. Im Wetterbericht auf SRF war von 1.500 - 1.800 m die Rede, was doch einen erheblichen Teil des Skigebiets betreffen würde. Und gegen 7:30 Uhr war auf den Webcams nur grau zu erkennen. Als Notlösung wäre es auf die Elsigenalp gegangen, wo der Nebel bereits deutlich tiefer lag. Kurz vor Spiez ein letzter Check, auch die Bergstation der KSB war nun aus dem Nebel raus, perfekt. Das war zwar nur eine Momentaufnahme, aber die Entscheidung sollte die richtige sein.
Bei der Anfahrt machten sich die Ferien in den Niederlanden bemerkbar, wo nun der Großteil der Provinzen in die Krokuswoche gestartet ist. Auch ungewöhnlich viele Franzosen waren unterwegs, selbst nach Bern auf der A6. Ich kann nur vermuten, dass es für die meisten in Richtung Kandersteg gehen sollte. Erst ab Diemtigen war ich alleine unterwegs und konnte als erster Gast des Tages direkt an der Treppe der Talstation parkieren. Der Hauptparkplatz ist nicht kostenlos, die Bezahlung erfolgt wohl auf Vertrauensbasis, da man keinen Parkschein im Auto hinterlegen muss.
Um 8:25 Uhr ging die Bahn in Betrieb und eine gute Stunde konnte man die leeren Pisten am Tubelfärrich genießen. Die Präparierung hatte schon ein paar Rillen und Furchen hinterlassen, aber das war überhaupt kein Problem. Interessant waren die Temperaturunterschiede, ab ca. 1.600 m wurde es deutlich wärmer und oben am Homad hatte es laut dem Liftler morgens schon +5°. Unterhalb Nüegg hingegen, im Nebel, war es eisig kalt. Kurz vor 9:30 Uhr ging Homad in Betrieb, wo ich ein paar Fahrten machte. Die linke Abfahrt war bereits sehr weich, rechts ging es noch. Dass es den SL Heiteren nicht mehr gibt und man über die grauenhafte Kunstschneepiste zurück ins Tal muss, nervt doch ungemein. Bei meiner Rückkehr auf das Tubelfärrich-Plateau wenig später, war dort bereits die Hölle los. Erst um 10:20 Uhr, nachdem sich eine längere Schlange am Einstieg gebildet hatte, nahm man die rechte Seite in Betrieb. Auf Grund diverser Rennen, wie z.B. auf der extra angelegten Piste 32, ging es auf den Pisten noch. Um 10:45 Uhr legte ich eine vorzeitige Mittagspause im Berghotel Wiriehorn ein. Das Essen war zwar nichts besonderes, aber Qualität und Preis gingen für ein Skigebiet vollkommen in Ordnung. Danach ging es für eine weitere Runde durch das Gebiet, jedoch wurde es gegen 12 Uhr unangenehm voll. Dazu wummerten aus den Boxen der Bar am Berghotel Malle-Tracks, plötzlich fühlte sich alles mehr nach Ischgl an. Eigentlich wollte ich heute nicht mehr wechseln, aber hier machte es auch keinen Sinn mehr. Somit ging es weiter zur Grimmialp.
Dort angekommen, erwartete mich ein ziemliches Gewusel an der Talstation, trotzdem war der Parkplatz nicht komplett gefüllt. Es war 12:45 Uhr, aber an der Kasse wollte man mir noch keine 13 Uhr-Karte verkaufen. Die 6 Franken waren nicht das Problem und das Gebiet hatte in der Vergangenheit finanzielle Probleme, daher habe ich es gerne bezahlt. Aber es kam nicht wirklich freundlich rüber.
Die Talstation des Dreiersessels liegt nicht direkt an der Straße, daher bin ich erstmal mit dem Baco-Übungsskilift nach oben. Hier unten war die Pistenqualität noch erstaunlich gut, wenn auch etwas eisig. Aber kein Vergleich zur Talabfahrt am Wiriehorn. Die meisten Sessel fuhren leer nach oben, es war erstaunlich ruhig. Während des gesamten Auffahrt sah ich keinen einzigen Skifahrer auf den Pisten. Natürlich wäre mir der alte Oehler-SL lieber gewesen, aber für die Ausrichtung als Familienskigebiet war die anspruchsvolle Trasse sicher nicht förderlich. Oben angekommen, folgte die Überraschung: auch hier war kaum etwas los, dazu gab es ein fantastisches Panorama am Talschluss. Der Stiereberg sitzt inmitten eines Kessels und man hat ein 270°-Panorama auf die umliegenden Gipfel und Alpen. Kein Vergleich zum Wiriehorn weiter vorne und für mich das Highlight des Tages.
Der abschnittsweise steile, wenn auch mit 700 m nicht allzu lange Küpfer-SL Nidegg erschließt viele unterschiedliche Pistenvarianten. Kurze blaue Abschnitte wechseln sich mit roten Waldpisten ab, hier kann man es mehrere Stunden aushalten. Ein kleiner Kritikpunkt: hätte man den Lift leicht versetzt platziert oder eine Kurve spendiert, hätte man die tollen Hänge ober- und unterhalb mit erschließen können. Unterhalb der Abzweigung zum Lift folgt eine blaue Carvingautobahn, vollkommen überdimensioniert für so ein kleines Gebiet. Fühlt sich an wie im Zillertal. Am Ende führt diese, leicht hängend, zurück in den Anfängerbereich im Tal. Die schwarze Direttissima an der Sesselbahn war wegen Schneemangel nicht präpariert. Insgesamt ein richtiges Kleinod am Talschluss, das durch die 3SB zwar ein Stück seiner Sportlichkeit verloren hat, aber trotzdem noch mit einem überrangenden Rundumblick in die Bergwelt punkten kann.
Zur Einstimmung ein paar Bilder, mehr folgen evtl. noch:
Mit dem Liftler morgens auf dem Weg nach oben, rechts müsste das Lifthäuschen vom SL Heiteren stehen
Noch waren die Schatten lang, aber die Aussicht umso besser
Die Pisten folgen dem Gelände und bieten viel Abwechslung
Homad geht normalerweise eine halbe Stunde nach Tubelfärrich in Betrieb, am Wochenende wohl erst eine Stunde später. Eine wichtige Erweiterung des Gebiets.
Sehr warm war es hier oben und die Pisten wurden bereits weich, gegen Mittag wurden sie leicht sulzig. War trotzdem toll zu fahren, nur im Zielhang kamen bereits brauen Stellen durch. Der Nebel hatte sich ausreichend weit zurückgezogen.
Hier kam der Nebel wieder zurück, links die Talabfahrt mit diesem sandigen, krümeligen Kunstschnee - weder die Piste noch die Bahn passen zu diesem Gebiet, aber das ist ein anderes Thema.
Grimmialp: was für ein Kontrast!
Im SL Nidegg - schöne Trasse
Bis ca. 14 Uhr war es erschreckend leer, danach kamen noch ein paar Locals nach dem Essen hoch. Das Bern-Deutsch war für mich so gut wie nicht zu verstehen, das zog sich durch den ganzen Tag.
Toller Pistenabschnitt
Die „leicht“ hängende Talabfahrt, machte trotzdem verdammt viel Spaß
Der schönste Blick hier oben und der eigentliche Namensgeber, die Grimmialp
Beeindruckende Aussicht, wenn man auf der blauen Carvingautobahn auf das Seehorn zufährt
Die Gratpiste vom SL rüber zur Sesselbahn - der Nebel kam gar nichts erst in die Nähe des Talschlusses
Blick auf den Talbereich, der Übungs-SL steht weiter links. Die punktuelle Beschneiung macht Sinn und geht nicht zu Lasten der Qualität.