Einleitung und Übersicht
Die Bergamasker Alpen, ihre Schluchten, ihre steilen Felsen, ihre verlassenen Berglandschaften und ihr märchenhafter Zauber einer vergangen touristischen Zeit... all das hat mich seit meinem ersten kurzen Besuch im Winter 2004 / 2005 nicht mehr losgelassen. Die Mischung aus dieser faszinierenden Bergwelt einerseits und ihrer touristischen Infrastruktur, die weitestgehend auf dem Stand vor einer wirtschaftlich effizienten Erschließung für den Massentourismus stehen geblieben ist, andererseits, diese Mischung übt auf mich eine magische Faszination aus. So war für mich diesen Winter früh wie selten klar, wohin die traditionelle Sylvesterreise mit meiner Freundin führen sollte. Die vielversprechende Schneelage tat ein übriges. Sind auch die Tallandschaften nahe der Poebene teilweise bis zur Unkenntlichkeit baulich verschandelt worden und liegt auch leider über vielen ehemaligen Schiorten der morbide Hauch einer ersterbenden Wirtschaft - in den hohen Regionen der Täler zumindest findet man noch viele Kleinode touristischer Entwicklung, die es geschafft haben, den brandenden Wogen einer schnelllebigeren Zeit zu widerstehen. Nun muss man ehrlich sein: der Grund hierfün liegt wohl in den allermeisten Fällen eher bei mangelnden finanziellen Mitteln für eine Anpassung als in irgendeinem Idealismus, die touristische Kultur vergangener Zeiten zu erhalten. Dennoch merkt man deutlich, dass auch unabhängig der finanziellen Mittel die Uhren hier langsamer gehen. Ein Interesse, durch radikale Modernisierungen die Schigebiete und -orte zu Hochburgen des Tourismus umzubauen, ist jedenfalls sicher nicht zu beobachten. So ist versteckt in diesen abgelegenen Täler ein Stück weit das alte Italien erhalten geblieben, jenes Italien voller Stil und Klassik, das dort, wo die rasante wirtschaftlich Entwicklung dieses Landes seine Spuren hinterließ, heute zur Unkenntlichkeit verblasst ist. Dementsprechend sind zumindest in den oberen Tallandschaften zumeist noch keine großen Umgehungsstraßen mitten durch Ortschaften gerissen worden, die Wandmalereien ehemals wundersam pittoresquer Häuser noch nicht unter dicken Rußschichten des Transitverkehrs verschwunden, die bunte Farbe an den Fensterläden noch nicht abgeplatz und der helle Putz noch nicht von den Wänden gefallen. Man mag auch hier sehen, dass die großen touristischen Zeiten dieser ehemaligen Sommerfrischen der oberitalienischen Großstädte schon beinahe ein halbes Jahrhundert zurück liegen, dennoch wurden die Ortschaften und ihre Häuser mit ausreichend liebervoller Pflege versehen, um noch ein getreues Bild dieser Zeiten abzugeben, in denen einfach noch genug Zeit da war, verschnörkelte gusseiserne Geländer zu montieren, Straßennamen in kunstvoller Schrift von Hand an die Häuser zu malen und Häuserecken elegant mit Natursteinen abzusetzen.
Ganz anders die untereren Tallandschaften nahe der Städte Brescia, Bergamo, Lecco und im weiteren Sinne Milano. Es ist teilweise gespenstisch, wie dort alte, einst wohl wunderschöne Häuser, seit Jahren verlassen zwischen den dicken Betonpfeilern der Schnellstraßen stehen, mit toten blinden Fenstern und halb zerfallen zu geisterhaften Mahnmalen der dunklen Seite einer überhitzten wirtschaftlichen Entwicklung verkommen und im Schatten großen Talbrücken dem nie endenen Dröhnen der LKWs lauschen. Man mag in Deutschland schimpfen über die zehn Jahre, die wir brauchen, eine zwei Kilometer lange Umgehungensstraße zu bauen - dafür führt sie dann aber auch durch niemandes Garten und über niemandes Haus!
Die Landschaft, die wir auf unserer Tour bereist haben, lässt sich wie folgt unterteilen. Im Westen liegen die eigentlichen Bergamasker Alpen, abgegrenzt durch den Comer See. Dort vorgelagert finden man das Val Sassina mit seinen Schigebieten Barzio und Pian di Artavaggio (derzeit außer Betrieb). Zentral grenzt östlich das Val Brembana mit seinen diversen Seitentälern an, welches die Schigebiete Valtorta (mit Barzio verbunden), Pian di Avaro (stillgelegt) Piazzatorre (Torcola Vaga und Torcola Soliva (letzteres seit diesem Winter stillgelegt)), San Simone und den verbundenen Schigebieten von Foppolo und Carona beherbergt. Wiederum östlich folgt das Val Seriana mit den Schigebieten Oltre il Colle / Zambla Alta / Alpe Arera (bis auf ein paar Dorf Schlepplifte stillgelegt), Val Canale (stillgelegt), Aviatico (derzeit noch mit Korblift), Gromo Spiazzi und Val Bondione / Lizzola.
Östlich der Bergamasker Alpen folgt dann die Berglandschaft, die allgemein als die drei Brescianer Täler bezeichnet wird. Das westlichste dieser drei Täler ist das große Val Cammonica mit dem Lago Iseo und den Schigebieten Monte Pora, Passo Presolana, Monte Campione, Val Palot, Baveno (Status unbekannt), Schilpario (stillgelegt), Colere und Borno, sowie den bekannten Schigebieten im oberen Teil: Aprica, Ponte di Legno und Passo Tonale (und Tému, stillgelegt). Das zweite der drei Brescianer Täler ist das Val Trompia mit seinen Schigebieten Colliò / Monte Pezzeda (wiedereröffnet) und Passo Maniva (derzeit stillgelegt). Das dritte und östlichste ist schließlich ist die Tallandschaft mit dem Namen Valli Giudicarie und seinen Schigebieten Gaver, Valle Dorizzo (stillgelegt) und ebenfalls Passo Maniva (auch von Bagolino aus erschlossen, wie gesagt vorübergehend stillgelegt).
Ganz im Osten schließen sich dann Berglandschaften um den Gardasee mit den Schigebieten Passo Tremalzo (angeblich wieder eröffnet und ausgebaut), Malcésine / Monte Baldo, Prada / Costabella (seit diesem Winter wieder eröffnet, aber noch ohne Schipässe (nur Einzelfahrten), Monte Bondone und Paganella. Diese Landschaft wird dann nach Osten hin durch das weithin bekannte Etschtal begrenzt - in dem auch die Autobahn Innsbruck - Brenner - Bozen - Verona verläuft -, so dass uns unsere Reise also von Westen nach Osten durch die südlichen italienischen Alpen zwischen Comer See und Etschtal geführt hat. Nachstehend eine Liste der besuchten Schigebiete, deren Berichte dann nach und nach verlinkt werden.
28.12.2005:
Pian di Artavaggio (stillgelegt)
29.12.2005:
San Simone
30.12.2005:
Valtorta / Barzio
31.12.2005:
Carona / Foppolo
01.01.2006:
Colliò / Monte Pezzeda
02.01.2006:
Gaver
03.01.2006:
Monte Baldo / Gardasee
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Heimfahrt, Start der Tour mit k2k und Gerrit
04.01.2006:
Goldeck / Spittal a. d. Drau (Kärnten)
05.01.2006:
Sappada (Venetien, östlich des Cadore)
06.01.2006:
Sella Nevea (Friaul, am Kanin, Grenze zu Slowenien)
07.01.2006: Bovec / Kanin (Slowenien, Schitour von Sella Nevea aus)
08.01.2006: Krippenstein, Dachtein / Obertraun
Die ersten beiden Berichte vom Pian di Artavaggio und von San Simone sollten morgen abend online sein. Viel Spaß damit.