Mainstream Retro Tour Teil 1: Le Grand Massif – Samoens, Flaine, Sixt (F) 20.03.2009 Es ist ein heller, wunderschöner Frühlingstag mit strahlenden Sonnenschein und warmen Temperaturen, an die ich mich nach dem Winter erst wieder gewöhnen muss. Es ist bereits 12:30 als ich das Büro verlasse. Eigentlich sehr spät, um noch zum Skifahren zu gehen, aber dennoch will ich den Tag nicht ungenutzt verstreichen lassen und meine kurze Wochenendtour starten. Ich tauche ein in die Dunkelheit der Tiefgarage und mache mich auf die Fahrt ins Grand Massif. Leider dauert es noch fast eine Stunde bis ich von Genf aus Samoens erreicht habe und an der Talstation der Zubringerbahn stehe. Als ich meinen Skitag dann am frühen Nachmittag beginne, machen sich andere schon an die Abreise. Ein Franzose verkauft mir den Rest von seinem Wochenskipass, den ich heute nutzen werde, um in der kurzen Zeit die mir noch bleibt, eine Runde durch das Grand Massif zu drehen.
Jetzt sitze ich also in der Zubringer EUB zu einem Gebiet, das ich letztes Jahr schon einmal besucht hatte. Damals stand für mich fest, dass ich das Grand Massif nicht mehr besuchen würde, zu enttäuscht war ich bei meinem ersten Besuch im Januar 2008. Die meisten interessanten Liftanlagen am Rande des Skigebietes waren geschlossen, schlechte Schneeverhältnisse in Kombination mit fehlender oder schlampiger Beschneiung an wichtigen Talabfahrten, dazu schlechtes Wetter und schlechte Sicht. Dies alles hat meine anfängliche Begeisterung für das Skigebiet zunichte gemacht.
Der Bericht vom letzten Jahr ist hier zu finden:
http://alpinforum.com/forum/viewtopic.php?f=47&t=32971Während der Fahrt mit der langen EUB reflektierte ich warum ich doch noch mal hier her gekommen bin:
Da gab es doch so interessante, trashige und abgelegene Lifte und Pisten die mich letztes Jahr beeindruckt und interessiert haben, die ich aber fast alle nicht fahren konnte, weil die Lifte geschlossen waren oder stillgelegt aussahen. Erst im Sommer dann habe ich auf RM gelesen, dass die optimale Zeit für einen Besuch im Grand Massif nicht vor Ende Februar sein sollte, da bis dahin einige Anlagen geschlossen seien. Fast alle von mir als stillgelegt eingestuften Anlagen schienen noch am Leben zu sein…
Dies war der wesentliche Grund, warum ich heute hierher zurückgekommen bin.
Meine Planung für den kurzen Skitag hatte deshalb einen einzigen Schwerpunkt. Retro Anlagen in einem Mainstream-Gebiet: Das Fahren von alten, trashigen Anlagen und das Aufsuchen der abgelegenen Randsektoren in einem ansonsten doch eher „normalen“ französischen Großskigebiet, das selten in einem Atemzug mit den großen französischen Stationen genannt wird, bei der Größe aber zumindest mit einigen mithalten kann.
Zur Übersicht erst mal ein Pistenplan vom Grand Massif.
Alle Lifte offen bis auf den Sixt – Salvagny Sektor der schon Mitte März Saisonschluss hatte.
Pistenplandetails Samoens, Morillon und Les Carroz
Offizieller Pistenplan Le Grand Massif:
http://www.grand-massif.com/hiver/planpistes.phpDie erst 2003 als Neuerschließung gebaute, sehr lange POMA 8EUB bringt mich in das Skigebiet. Sie dient als reiner Zubringer ohne eigene Abfahrt.
Nach einer Fahrt mit der alten Poma Oeuf, will ich hier weiter geradeaus den Hang hinauf Richtung Flaine. Mein eigentliches Tagesziel, der Schlepplift Gers, liegt links hinten in der abgeschiedenen Geländekammer, ist aber nur über einen Umweg über Flaine (zwei Geländekammern weiter hinter dem Berg in der Mitte) zu erreichen.
Schöne alte Poma Oeuf mit Baujahr 1973 die übrigens noch bis 2013 im Originalzustand in Betrieb sein wird. Die Bahn war vor dem Bau des Grand Massif Express der einzige Zubringer von Samoens, jetzt fristet sie eher ein Schattendasein als Zubringer vom Ortsteil Vercland.
Die Piste zur Talstation der Poma Oeuf ist zwar geöffnet aber grenzwertig. Kurz vor dem Ende der Piste kommt dann Sommerschifeeling wie auf einem Gletscher im August auf. Rutschen auf Blankeis anstatt Skifahren ist angesagt. Letzes Jahr war die Piste viel besser zu fahren, allerdings war sie da offiziell gesperrt…
Talstation der alten 4EUB aus den siebziger Jahren durch die unten eine Straße führt.
Talstation EUB
Beschleunigung mittels schiefer Ebene. Eine tolle alte Bahn!
[img
http://img132.imageshack.us/img132/187/cimg3855f.jpg[/img]
Stütze mit Ex-Mittelstation. Man kann es sich kaum vorstellen, aber die Bahn fuhr auf der Bergaufseite mitsamt dem Seil unten durch den Ausschnitt in der Stütze, wo man dann Aus- und Einsteigen konnte.
Vermutlich mit dem Bau der Montaz 3SB hat man die Mittelstation dann stillegelegt. Die 3SB ist allerdings bisher, immer wenn ich hier war, nicht gelaufen.
Stütze noch mal von oben
Blick auf den Morillon Sektor. Zu sehen ist die Bergstation und ein Teil der 2,8 km langen Strecke der alten POMA 4KSB Sairon.
Von Samones 1600 geht es jetzt weiter nach Flaine. Dazu muss ich erst auf den Tete de Saix hochkommen, der von Samones 1600 durch eine gedoppelte Sesselbahnkette in 2 Sektionen erschlossen ist. Nachdem ich letztes Jahr die rechte Liftkette (erst 3SB dann 2SB) gefahren bin entscheide ich mich dieses Mal für die linke Liftkette (4SB und 3SB).
In der Mitte am Grat entlang steht ein KSSL an ziemlich exponierter Stelle der vermutlich leider LSAP ist.
Die untere Sektion der linken Liftkette ist eine der raren Montaz Mautino 4SB mit Einzelsitzen.
Rechts oben sieht man die parallele 3SB und noch etwas rechts davon am Grat geht der KSSL lang
Herrliches verbuckeltes und steiles Gelände am Nordhang des Tete de Saix. Davor die 3SB die im Anschluss nach einer kurzen Abfahrt als zweite Sektion auf den Berg dient.
Noch mal ein Teil der Buckelpiste jetzt von der 3 SB aus gesehen. Wie man an der Stütze sieht gehen hier wohl öfters Lawinen ab.
Nach einer der Durchquerung eines weiteren Tales geht es in der 6KSB Vernant weiter Richtig Süden mit dem nächsten Ziel Flaine. Auch hier gibt es wieder zahlreiche Off-Piste Möglichkeiten unter und neben der Bahn.
Oben angekommen ist mein Tagesziel der SL Gers schon in Sichtweite. Der ganze gegenüberliegende Hang und das darunter liegende Tal wird von einem kaum sichtbaren Schlepplift mit 699m Höhenunterschied erschlossen. Eine für mich perfekte und maximal effiziente Erschließung dieser vom Rest des Schigebiets extrem abgelegenen Geländekammer.
Allerdings lässt sich der Lift von hier nicht direkt erreichen, da noch eine Felswand dazwischen liegt. Der einzige Weg, diesen genialen Lift zu erreichen, führt über Flaine und wird im schnellsten Fall noch ca. 40 Minuten in Anspruch nehmen.
Weiter geht’s gen Flaine unter der 8KSB Grand Vans entlang. Dahinter der rechte Teil des Flaine-Kessels.
Die Piste unter der 8KSB ist genau das Gegenteil des Gers Sektors: Breite modellierte Pisten dazu eine KSB mit gewaltiger Förderleistung und entsprechend viele Skifahrer auf der Piste. Dennoch war der Bau 8KSB eine sinnvolle Maßnahme. Ohne diese Bahn wäre die wichtige und einzige Verbindungspiste zwischen Flaine und dem Rest des Grand Massif mit den Skifahrermassen überfordert.
Dann wieder das genaue Gegenteil direkt neben der 8KSB. Ein einfacher KSSL erschließt einen sehr steilen Hang ohne Präparierung mit tollen Buckelpisten.
Diese Gegensätze sind es, die das Grand Massif für mich interessant machen.
Weiter unten an der 8KSB. Blick in den mittleren Teil des Flaine-Kessels.
Noch mal eine Detailkarte. Links Mittig die 8KSB Grand Vans und der KSSL Veret. Mein Ziel ist die Piste Styx beim SL Gers der nur über Flaine zu erreichen ist.
In Flaine quere ich die Telebenne auf dem Weg zur Talstation des 23DMC Grandes Platieres
Strecke des Creissels Korblift Telebenne der Anfang der siebziger Jahre kurz nach dem Bau der Station Flaine errichtet wurde. Der Lift wird demnächst übrigens renoviert.
Leider nicht so stylisch wie die italienischen Kollegen von Marchisio, Graffer etc. aber immerhin ein Korblift.
Strecke der DMC die unter Beibehaltung der alten, riesigen PB-Stützen erbaut wurde. Gefällt mir sehr gut. Die kubischen sich nach unter verjüngenden Kabinen sehen noch immer modern, aber auch schon wieder retromäßig aus und geben eine gute Mischung mit den alten PB Stützen ab.
Kabine im Detail
Talstation DMC dahinter die Telebenne und Flaine
Nach der ersten Stützenüberfahrt
Nach Stütze 3. Im Hintergrund die hässlichen Gebäude von Flaine die Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre erbaut wurden.
Stützendetail
Die weißen Stützen fallen im Winter kaum auf, und das obwohl sie riesig sind.
Blick von der Bergstation Grandes Platieres nach Süden in Richtung Mont Blanc der sich leider ein wenig hinter den Wolken versteckt. Hier gibt es ein grandioses Panorama in alle Richtungen….
Blick nach Westen mit LSAP SL Colonney. Dahinter ist die Bergstation der 2SB Lindars Nord zu sehen. In diesem Bereich gäbe es noch massiv Potential die südseitigen Hänge zu erschließen.
Nach einer schönen abgelegen Hintenrum-Abfahrt mit Blick auf den Mont Blanc komme ich an der Talstation der 2SB Lindars Nord und der Bergstation der 4EUB Aup de Veran an. Die 4EUB war bis vor 3 Jahren noch eine original POMA Oeuf Bahn, dann hat man einfach die Kabinen gegen neue 4er Sigma Kabinen ausgetauscht. Der Rest der Anlage inklusive der coolen düsteren Stationen ist geblieben.
So sieht das ganze von der DMC aus. Die DSB wird oft nicht vor Ende Februar in Betrieb genommen weil vorher der Schnee nicht reicht. Auch bei der guten Schneelage dieses Jahr kann man sich kaum vorstellen, dass links und rechts der Sesselbahn jeweils eine offizielle Piste runtergeht.
Nochmal die DSB aus etwas anderer Perspektive. Da es mittlerweile schon 15:30 Uhr ist, muss ich mich entscheiden. Einmal hier die DSB fahren und dann auf den Gers Schlepplift verzichten oder aber weiter Richtung Gers. Ich entscheide mich für die zweite Option. Das Auslassen der Lindars Nord Bahn hingegen ist ein guter Grund, hierher irgendwann mal wieder zurückzukommen.
Ich quere einen Schlepper und die DMC um dann zu einer weiteren alten DSB zu kommen, die mich parallel zum oberen Streckenteil der DMC nach Grandes Platieres zurück bringt. Auch diese Bahn bin ich bei meinen letzten Besuch nicht gefahren, da sie auch immer erst spät in der Saison aufmacht.
Dieses Bild, aus der DSB Diamant Noir aufgenommen, zeigt die Weitläufigkeit des Flaine Kessels. Das ganze Plateau ist in dieser Richtung von 9 Liften bis zu der hinteren kleinen Felswand erschlossen. Die zweite Hälfte des Kessels, der noch mal ebenso groß ist, liegt hinter meinem Rücken.
Weiter oben in der DSB. Herrliche Buckelpistenpisten unter der schrottigen Transtélé Bahn von 1973.
Oben angekommen geht es auf dem breiten Grat nach Nordosten zum Einstieg in den Gers Sektor. Eine Hinweistafel gibt Auskunft über Liftstatus und Lawinensituation.
Ein kurzer Ziehweg dient als Einstieg, darunter ein zweiter Ziehweg als Rückbringer nach Flaine. Links hinten auf dem Berg ist ganz klein die Bergstation der KSB Vernant zu sehen, von der ich vor ca. einer Stunde einen ersten Blick auf den Gers Sektor werden konnte. So wie es aussieht kann man da bei entsprechender Schneelage innoffiziell wohl doch direkt abfahren, die Stelle ist allerdings sehr steil und dürfte auch recht Lawinen gefährdet sein.
Nachdem ich den Schlepplift im oberen Teil gequert habe bietet sich mir dieser Ausblick auf perfektes Skigelände. Leicht verbuckeltes, breites Gelände, oben steil dann ein etwas flacherer Abschnitt bevor es untern noch mal eng und sehr steil wird. Der Lift mit seinen weißen Stützen ist kaum zu sehen und führt nach einer Kurve bis in den Talboden hinab. Das ist für mich perfekte Erschließung mit minimalem Aufwand.
Am Ende des ersten Steilhanges. Die einzelnen Stangen weisen in losen Abständen den Weg. Allerdings braucht man sie eigentlich gar nicht, da man in diesen Tal überall fahren kann.
Weiter unten, bevor es dann eng und noch mal sehr steil wird. Vom Lift ist nichts zu sehen außer ein paar unscheinbaren Stützen
Das untere Stück mit extremen Buckeln. Langsam wird es anstrengend nach fast 700 Hm unpräparierter Piste…
Man könnte meinen der Lift sei nicht mehr in Betrieb... wenn da nicht diese leise Brummen zu hören wäre und nicht ein Hauch von Diesel den Berg herauf wehen würde…
Antrieb des mit 699Hm überwindenden rekordverdächtigen Schlepplifts. Diese Art des Antriebs mit freiliegender Welle sieht man auch nicht alle Tage. Ist sicher auch nicht mehr ganz EU konform
Ein vermutlich zum Schutz vor Lawinen in den Hang hinein gebautes Lifthäuschen, das mehr an einen Bunker erinnert, ist der einzige Komfort für den Liftangestellten.
Einstiegsstelle an der Talstation:
Direkt nach der Einstiegstelle wird es steil und geht durch lichten Laubwald
Dann wird es noch steiler
Weiter oben lichtet sich der Buschwald und die Kurve kommt in Sichtweite
Blick auf die Talseite rechts des Lifts. Auch hier kann man das komplette Gelände befahren und auch hier gibt es eine offizielle Abfahrt die etwa bei der Mitte der Strecke den Lift quert und danach mit der Abfahrt auf der anderen Seite zusammengeführt wird.
Kurve in Lift
Oberer Streckenteil nach der Kurve. Der Lift ist ein ziemliches Gebastel. Ursprünglich wurde der Lift 1970 von Poma als KSSL gebaut und dann schon einige Jahre später von Montaz Mautino zum Tellerschlepplift mit fixen Gehängen und Einzugsapparaten umgerüstet.
Bergstation SL Gers
Blick von der Bergstation ins Tal
Nach der Fahrt mit dem Schlepplift brennen meine Waden. Die lange Fahrt mit dem steilen Lift in Kombination mit der anspruchsvollen Piste ist anstrengender als zunächst gedacht. Es ist jetzt 16 Uhr und ich sehe wie der Liftboy mit einer Schnur eine kurze Verbindungspiste absperrt. Das dies eine Verbindung zur 14km langen Cascades Abfahrt nach Sixt ist, ist mir zu diesen Zeitpunkt noch nicht klar.
Die einzige Möglichkeit für mich, wieder zu meinem Auto zu kommen führt ebenfalls über die Cascades Piste, die ich nach einer Abfahrt nach Flaine und einer weiteren Fahrt mit dem DMC auf das Grandes Platieres von dort aus befahren will. Der letzte Skibus von Ende der Talabfahrt in Sixt zu meinem Ausgangspukt in Samoens geht um 17:00Uhr, dass die Talabfahrt wegen ihrer extremen Länge schon um 16:00 Uhr schließt hat mir jedoch niemand gesagt als ich mich nach dem Skibus erkundigt habe…
Unten in Flaine angekommen quere ich noch mal die Telebenne
Nach einer weiteren Fahrt mit dem DMC mach ich mich um 16:30 auf die Talabfahrt nach Sixt. Nach etwa 1 km stehe ich an der Abzweigung der Piste, wo die Hauptpiste nach Flaine weiterführt und die Cascade in ein abgelegenes Seitental abzweigt. Die Cascade Piste ist abgesperrt und erst jetzt wird mir klar, dass die ganze Piste und nicht nur die kurze Zubringerpiste aus dem Gers Sektor schon um 16:00Uhr zugemacht wurde. Da es keine andere Möglichkeit für mich gibt und ich die Piste vom letzten Jahr schon kenne, entschließe ich mich die bereits geschlossene Piste dennoch zu befahren. Da der letzte Skibus in ca. 25 Minuten fährt, heißt dass aber auch für mich die 13 verbleibenden km zügig zu bewältigen da es unterwegs 3 teilweise zeitraubende Schiebstücke gibt die mich aufhalten werden.
Das erste Schiebstück auf dieser sehr abgelegen und von grandiosem Panorama eingerahmten Piste kurz nach der Absperrung
Dann wird es steiler. Die Piste folgt dem natürlichen Verlauf des Geländes. Kein Skifahrer weit und breit in Sicht.
Weiter unten geht es entlang an Felswänden und dann hinein in den Wald. Zum Fotografieren bleibt keine Zeit. Etwas nervös schaue ich immer wieder auf die Uhr und der kleine Zeiger rückt immer näher auf die 5 zu…
Kurz vor Ende der Piste hole ich die letzten Skifahrer ein und habe noch ein wenig Zeit dieses Foto vom Skigebiet in Sixt zu machen. Das Skigebiet hat schon seit Mitte März Saisonschluss und besteht aus 2 Sesselbahnen und 4KSSL.
Als ich am Ende der Piste ankomme warten schon einige Skifahrer auf den Skibus der uns wenig später vorbei an alten französischen Bauernhäusern, Kirchen und Wohnhäusern durch ein sehr ursprüngliches Tal zu meinem Ausgangpunkt Samoens zurück bringt.
Als wir in Samoens ankommen ist es schon fast 17:30 und ein toller Skinachmittag geht zu Ende. Mein zweiter Besuch im Grand Massif hat die Enttäuschung von einem Jahr zuvor wieder vollständig wettgemacht und mir das wahre Potenzial dieses Skigebiets gezeigt.
Das Grand Massif bietet in meinem Augen für jeden etwas: Gut erschlossene, leichte bis mittlere Pisten in den Teilbereichen Les Carroz, Morrilon und Samoens mit sehr authentischen und hübschen Ortschaften. In diesem Bereich wirkt das Skigebiet und die Landschaft eher voralpenländisch was auch die eher geringe Höhe der Ortschaften und des Skigebiets unterstreicht.
Dann das genaue Gegenteil in Flaine: Ein auf 1600 Metern schon wesentlich höher gelegener Ort, der Ende der 60er und Anfang der 70er am Reißbrett konzipiert wurde und wie ein synthetischer Fremdkörper in der Landschaft wirkt. Flaine`s Lage ist jedoch interessant. Der Ort liegt an der sonnigen Seite eines Talkessels der sich wie ein riesiger Trichter um den Ort herumschlängelt und auf etwa 240Grad um die Station herum fast vollständig mit Liften und Pisten erschlossen ist. Die Landschaft könnte auch hier nicht unterschiedlicher sein wie in den niedriger gelegenen Orten des Grand Massifs. Die Berge um Flaine sind deutlich höher und vor allem die atemberaubende Aussicht vom Grandes Platieres auf das zum greifen nahe Mont Blanc Massif ist spektakulär.
Die Pisten in Flaine sind dann auch meist anspruchsvoller und bieten durch die Erschließung des Talkessels viele Off-Piste Möglichkeiten. Anspruchsvolle Buckelpisten und Off-Pisten Möglichkeiten gibt es aber auch am Tete de Saix in großer Anzahl der als zentrale Stelle im Grand Massif angesehen werden kann.
Das Besondere am Grand Massif sind allerdings die Schmankerl, die sich meist am Rande des Skigebiets befinden, und deshalb weit außerhalb des Trubels liegen der z.B. an den Stationen Flaine oder Samones teilweise vorherrscht:
So z.B. der Gers Sektor mit seiner einfachen wie effektiven Erschließung, die 16km Abfahrt Cascades, steile und spektakuläre Abfahrten am Grandes Platieres oder im Bereich Lindars Nord. Wer dazu noch nostalgische Lifte und Seilbahnen, vornehmend aus französischer Produktion, mag und nicht immer wert auf schnellstmögliche Beförderung durch moderne KSBs etc. wert legt, ist hier richtig. Neben den im Bericht vorgestellten Anlagen gibt es übrigens noch eine interessante Montaz Mautino Kurvensesselbahn.
Wie ich bei meinen beiden Besuchen im Grand Massif jedoch festgestellt habe, ist der Zeitpunkt des Besuchs entscheidend, damit das Skigebiet sein volles Potenzial entfalten kann. Wer alle oben genannten Schmankerl erleben will, sollte seinen Besuch für die Mitte oder das Ende der Skisaison planen, da in der Regel erst ab Ende Februar genug Schnee liegt, um alle Anlagen in Betrieb nehmen zu können.
Von Samoens aus fahre ich am Abend weiter nach Aosta.
Unterwegs mache ich einen kurzen Stop an der neuen Planpraz 8/10EUB in Chamonix.
Leider hat Chamonix mit dem Abriss der alten Betonstützen EUB eine weitere charakteristische Bahn verloren die durch eine moderne Standard EUB ersetzt wurde.
Nach der Fahrt durch den Mont Blanc Tunnel und einem weiteren Zwischenstopp im abendlichen Cormayeur fahre ich weiter nach Aosta, wo ich übernachte und den Tag mit einem Spaziergang durch die Altstadt ausklingen lasse.