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ARTE ALBIGNA 2017 ./reportagen-f8/arte-albigna-2017-t3481.html |
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Autor: | 3303 [ So, 05.11.2017, 22:14 ] |
Betreff des Beitrags: | ARTE ALBIGNA 2017 |
Der Kontrast zwischen freier, naturbelassener Landschaft und küstlichen Strukturen kann besondere Reize ausüben. Aspekte dazu wurden hier im Forum im Hinblick auf funktionale Infrastruktur bereits ausgiebig diskutiert. Solch künstliche Bauwerke können allerdings auch eine Plattform für sich selbst genügende, „funktionslose“ Installationen - also für Kunst - bilden. Ebenso vermag Kunst mitunter eine Spannung oder einen Dialog mit der Landschaft aufzubauen oder sie zu inszenieren – zumindest für den affinen Betrachter. A R T E ∙ A L B I G N A ∙ 2 0 1 7 Dieses Kunstprojekt konnte man wandernd erleben oder es begleitete einen einfach bei einer Wanderung. https://arte-albigna.ch/ Im Sommer 2017 bot sich ein außergewöhnlicher Anlass, einmal mit der seit 2016 erneuerten Funivia Albigna zu fahren. Bis hinauf auf eine Höhe von 2563m standen Landschaft und Infrastruktur ausgewählten Künstlern als hochalpine Plattform zur Verfügung. Die Kulturschaffenden realisierten Projekte verschiedner Art. Ich beschäftige mich nicht allzu viel mit Kultur und bin auch nicht entsprechend gebildet, als dass ich fähig wäre, derartige Arbeiten erschöpfend zu bewerten und zu interpretieren. Dennoch wecken sie immer wieder mein Interesse. Vielleicht kommt es aber nicht so genau darauf an, wie bewandert der Betrachter ist. Vielleicht genügt es, wenn die Kunst seine Sinne und seine Gedanken anregt. Mit meiner Camera habe ich versucht, ein Abbild einiger Installationen - so wie sie auf mich gewirkt haben - zu schaffen. Eine umfassende Dokumentation des gesamten Projektes ist dabei also nicht entstanden. Wenn man an der Talstation der neuen Seilbahn steht fällt sofort auf, dass es den Bauherren und Planern ein Anliegen war, eine Architektur zu schaffen die einerseits dem Landschaftsbild zuträglich ist und andererseits eine gestalterische Verknüpfung zu den Kraftwerksanlagen bildet. Aus meiner Sicht wurde das hier sehr gut verwirklicht. Die Stationen bestehen jeweils aus einem Betonkörper, der von einem geschickt gefalteten, metallenen Schirm bedacht wird. Es scheint gelungen, mit einfachen Formen alle funktionalen Anforderungen zu bedienen. Der Beton wird wie auch die Staumauer und die umgebenden Felsen patinieren und nimmt so Motive seines Umfeldes auf. Dabei bleibt die Architektur ein selbstbewusst – aber respektvoll - kontrastierendes Element in hochalpiner Umgebung. Primär habe ich mich mit dem Kunstprojekt auseinandergesetzt. Interessierte können hier die Ausführungen der Architekten zu den Stationsbauwerken nachlesen: http://www.mascan.ch/projektdetails/fun ... cosoprano/ http://www.mascan.ch/projektdetails/ber ... bigna-ewz/ Die Fahrt in der neuen Bahn ist von der Trassierung her nach wie vor spektakulär – jedoch ohne dabei das leicht abenteuerliche Gefühl der alten Anlage zu vermitteln. Die Bergstation ist nach wie vor nicht mit Personal besetzt und so trete ich an einem frühen Septembermorgen alleine aus der Gondel heraus in die menschenleere Station, wo ich den Film einlege. Von Norden staut sich Feuchtigkeit am Alpenhauptkamm und drängt über den Septimer. Die erste Arbeit, die ich dokumentieren wollte, ist zugleich auch besonders prägnant. R O M A N ∙ S I G N E R « Piaggio an der Mauer » Der Künstler hatte eine blaue Piaggio Ape bereits auch in anderem Kontext inszeniert. Hier positionierte er das Gefährt an der Staumauer - hoch über dem Tal. Die fleißige Biene schien sich förmlich herunterzustürzen. Oder - je nach Betrachtungsweise - löst sich Wahrnehmung der Vertikalen auf und die Mauer wird zur Ebene. Nach dem kurzen Aufstieg zur Mauerkrone öffnet sich der Blick auf den Lägh da l’Albigna. Der See ist Plattform für eine weitere Arbeit. J Ü R G ∙ S T R Ä U B L E « S p h e r e » Im Wasser fällt ein eigenartiges Element auf. Kurz kommt der Gedanke an einen Eisblock des Albignagletschers auf – doch die Form ist zu streng geometrisch. Es handelt sich um eine Polystyrol Teilkugel (oder Kugel – wer weiß) mit einem Durchmesser von 4m, die im See zu treiben scheint. Der Fremdkörper zieht meine Blicke auf sich. Ich denke jedoch auch, dass ein größere Dimension oder die Multiplikation des Elementes mehr Spannung hätte aufbauen können. Dennoch eine interessante und angenehm irritierende Arbeit. Das Morgenlicht inszeniert nun die Staumauer gegen die schroffe Westflanke des Piz Balzet. Der weitere Weg führt über die Capanna da l’Albigna über eine neu markierte Route zunächst nach Osten Richtung Vadrec und Cima dal Cantun... ... um dann weglos nach Nordosten über eine Anhöhe auf eine Gruppe klener Seen zuzuführen. Hier befindet sich auch eine Installation. R E M O ∙ A L B E R T ∙ A L I G in Zusammenarbeit mit Marionna Fontana « Nymphea Alba » Aus Metallen gebaut schwimmt eine Gruppe künstlicher Seerosen auf der Wasserfläche des größten Sees hier oben. Die Skulpturen wirken vor den umgebenden Gletschern einerseits deplatziert, schaffen jedoch eine Art künstlicher Idylle. Sie treiben umher, bleiben vom Ufer aus jedoch unerreichbar. Von hier gelangt man entweder über den Aufstiegsweg oder über den Steig, der von der vom Casnilpass herunterkommt zurück zur Albignahütte. Ggegenüber erheben sich schroffe Hänge, überragt von Gipfeln in mystischem Nebel. Rechts, jenseits der Wege erheben sich drei Kandelaber auf einem Felsplateau. B O B ∙ G R A M S M A « clearing, OI#17235 » Drei Kandelaber Der Künstler wurde vom Kurator des Projektes aufgrund seiner Fähigkeiten, Orte zu inszenieren einbezogen. Gramsma verankerte auf einem Felsplateau oberhalb des Hüttenweges drei ausgemusterte Straßenlaternen aus Zürich. Die Leuchten wurden im Zuge des Wechsels auf LED Beleuchtung demontiert. Hier, oberhalb der Staumauer, an dem Ort wo die Elektrizität mit der sie Jahrzehnte betrieben wurden produziert wird, stehen sie nun - ohne Funktion und Leben. Nach einem Abstieg über eine steile Grashalde und Blöcke werden der Hüttenweg und danach die Staumauer erreicht, auf der sich noch eine weitere Arbeit befindet. M A N F R E D ∙ A L O I S ∙ M A Y R «ding-dong-dang» Die Installation eines Glockenspiels soll an die Kirchenglocken erinnern, die im Bergell ertönten, als in Zürich der Finanzierung des Baus des Kraftwerkes uns der Staumauer zugestimmt wurde. Bis heute profitiert das Tal von Arbeitsplätzen und Wasserzinsen. Immer wieder erfüllt das Glockenspiel im Sommer 2017 das Umfeld mit seinem Klang. Zurück geht es über die Staumauer zur Seilbahn. Hinter der wie ich finde gut gestalteten Station ist im Schatten noch einmal der Piaggio an der Mauer zu erkennen. Dann geht es wieder abwärts. Bei näherem Interesse bietet sich der Besuch der Projektwebsite mit umfassenden Beschreibungen aller Werke an: https://arte-albigna.ch/ |
Autor: | ChaosB99 [ Mo, 06.11.2017, 11:50 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: ARTE ALBIGNA 2017 |
Wow, abgefahrn Danke fürs Zeigen! |
Autor: | Schwoab [ Sa, 11.11.2017, 1:49 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: ARTE ALBIGNA 2017 |
Ein paar schräge, aber doch irgendwie coole und auch thematisch überlegte Installationen vor großer Kulisse. Das ist Kunst, die ich mir gerne anschaue. Danke für die Eindrücke! |
Autor: | ::: trincerone [ Sa, 11.11.2017, 15:52 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: ARTE ALBIGNA 2017 |
Besten Dank auch von mir - wie stets, groszartig inszeniert und festgehalten! |
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