Spontan musste ich diese Woche einige Überstunden abbauen und kam so recht unerwartet zum Skifahren. Le Grand Massif hatte ich schon länger auf dem Wunschzettel, aber für einen normalen Tagesausflug war es aus dem Schwarzwald doch zu weit, auch wenn ich meine Schmerzgrenze mittlerweile auf ca. 2,5 Stunden einfache Fahrt ausgeweitet hatte (gerade in der Schweiz auf Grund des Tempolimits sehr gut machbar). Der SL Gers und die Œuf rückten auch dank des Berichts von Kaliningrad wieder in den Fokus, das Wetter sollte gut werden, also los.
Ursprünglich wollte ich am Morgen noch eine Vor-den-Massen-Feldbergrunde einlegen, aber beim Frühstück entschied ich mich dafür, lieber Bugnenets-Savagnières anzufahren, das mit einem kleinen Umweg erreichbar ist. Die absolut richtige Entscheidung, der dank geht auch an dieser Stelle an intermezzo und seine vielen Berichte von dieser Jura-Perle.
Abends ging es dann über Genf zu meiner Unterkunft (Ibis) in Sallanches, wo ich dank Stau erst relativ spät ankam. Auf das Hotelrestaurant, Schnellfress oder gegrillte Hunde beim Buffet-Chinesen hatte ich trotz verspäteter Ankunft keine Lust und fand zum Glück eine kleine Pizzeria im Zentrum, die ich nur wärmstens empfehlen kann (
https://www.pizzeriadelavallee.fr). Am nächsten Morgen ging es dann zeitig und standesgemäß zu Betriebsbeginn nach Samoëns.
Die Tageskarte kostet 47 Euro, was ich für ein Gebiet dieser Größe noch als fair empfinde. Im Jahr 2018 hat man natürlich schon viele alte Anlagen verpasst. Schaut man sich die Daten auf RM an, wäre wohl die Saison 2008/2009 ideal gewesen (oder vor 2006, als die zweite Œuf noch nicht die neuen Kabinen hatte). DSB Gentianes, KSSL Télécarroz oder auch 3SB Grand Crêt, um nur ein paar Lifte zu nennen. Aber zurück in die Gegenwart...
Es klappert alles schön vor sich hin, als die Bahn ihren Betrieb aufnimmt. Weitere Skifahrer sind noch nicht in Sicht, bevor ich mich nach einigen Liftlern auf den Weg nach oben mache. Ich erwische eine Variante mit der Holzbank, auf der Talfahrt war es dann eine (durchgebrochene) Plastikbank. Beim Bewundern der alten Klapperkiste fällt mir nicht auf, dass sich meine Skistöcke zwischen dem Bodenblech und der SItzbank verklemmen, was dazu führt, dass die Türen nicht ganz schließen können. Da schon vor mir ein Nothalt ausgelöst wurde, warte ich nur darauf, dass die Anlage erneut stehen bleibt. Aber die Türen werden wohl nicht oder nicht komplett überwacht und so rumple ich problemlos nach oben. Kann ich wenigstens durch den Schlitz fotografieren.
Gefühlt steht die Bahn kurz davor, sich in ihre Einzelteile aufzulösen und auseinanderzufallen. Es scheppert, überall sind Löcher und Risse, auch Rost gibt es nicht gerade wenig. Immerhin sieht die Klemme stabil aus. Mit Sicherheit ist die Fahrt ein Highlight!
Natürlich möchte ich so schnell wie möglich nach Flaine, also muss ich zuerst zum Chariande Express... die 3SB Gouilles ist wohl LSAP. Allerdings bin ich zu früh dran. Dennoch sind die Krehdreuze schon offen, so dass ich noch ein paar Minuten am Förderband warten muss, während die aufgeregten Liftler hektisch die Drehkreuze deaktivieren und sich so eine kleine Schlange bildet, die mich mit skeptischem Blick betrachtet.
In Chariande 2 wird auch nachher kaum jemand sitzen, vermutlich kommt die bald weg? Dann hat sich der Bereich stark verändert, wenn man bedenkt, dass man den Tete des Saix früher mit KSSL erreichen konnte. Oben geht es direkt weiter zum nächsten Pomaschen Klapperexpress, der 6KSB Vernant. Auch hier früher die KSSL Grand Vans, aber da muss man schon mindestens 20 Jahre zurückgehen.
Ich bin mit leichter Technik unterwegs und mache ausnahmsweise nur Bilder mit dem Handy - das gerne automatisch in den vorderen Bildbereich scharfstellt und so das eigentliche Motiv im Rauschen verschwindet. Die markante Spitze oben links bleibt den ganzen Tag über ein interessantes Motiv.
Auf der Rückseite schon länger ein Achtsitzer und wohl die Horrorpiste schlechthin. Sehr früh eisig abgefahren, weil am Vormittag brechend voll. Der KSSL Véret macht leider erst später auf, also geht es weiter nach unten.
Vorbei an einem weiteren kritischen Punkt, Schneilanze und Engstelle sei Dank. Optisch der Horror, aber die Fangzäune stehen hier zu Recht. Naiv wie ich bin, wird mir erst jetzt klar, dass hier nicht alles alt und klapprig ist. Statt direkt zum DMC zu fahren, halte ich am Korblift an und fahre damit nach unten. Man weiß ja nie.
Es folgt die erste kurze Warteschlange des Tages, weil ich den Express-Eingang verpasse. Kein Drama, wenige Minuten später stehe ich auf 2.480 m. Interessant, wie man die Technik an die Infrastruktur der Pendelbahn angepasst hat.
Die Aussicht hier oben ist fantastisch, ich atme erstmal durch und genieße die „Ruhe“. Den SL Colonney wäre ich jetzt gerne gefahren, wenn auch nur um die Stimmung zu genießen. Laut einer kleinen Tafel in der DMC-Bergstation wird Gers heute geöffnet, um 10 Uhr geht es los. Etwas Zeit bleibt mir noch.
Am Einstieg warten zwei Engländer, alle anderen fahren noch weiter. Ein weiterer Skifahrer hält kurz an, um uns zu sagen, dass der Lift heute nicht öffnet - und fährt lachend davon. Um kurz nach zehn kommt ein Mitarbeiter auf dem Skidoo angedüst und räumt die Absperrung zur Seite, Momente später stürzen sich ca. 30 Skifahrer die Hänge hinunter.
Erwartungsgemäß war die Abfahrt anstregend und skifahrerisch nicht wirklich mein Fall, aber landschaftlich ist es schon ein Erlebnis. Nun folgen fast 700 Höhenmeter Tellerlift, die weniger extrem ausfallen als erwartet. Der Trasse ist nicht allzu schwierig, da die Steigung relativ gleichmäßig ist und so das Gefühl der extremen Steilheit wegfällt.
Geschafft! Noch einmal fahre ich nicht runter, aber es war ein tolles Erlebnis. Also gleich wieder zurück in die Realität:
Bis zum Mittagessen möchte ich weitere Skilifte in dem weitläufigen Gelände fahren, also geht es weiter zum SL Lapiaz.
Die Vergangenheit als Pendelbahn ist unverkennbar
Weiter geht es zu den beiden KSSL Stade und Bois mit ihren kurvigen Waldtrassen. Die meisten Pisten sind jetzt bereits abgefahren und man muss etwas vorausschauend fahren, um nicht auf die eisigen Stellen zu kommen. Stade ist noch nicht in Betrieb, Bois bringt mich dafür weiter und hat auch die deutlich interessantere Trasse (2 Skibrücken und eine schwierige Spur, die viele Skifahrer überfordert).
Ab hier erwischt es viele, bei jeder Fahrt sehe ich jemand neben der Trasse aufsteigen.
Eine tolle Trasse
Direkt weiter mit dem Zwirbelkurven-SL Grand Grenier
Keine separate Umlenkscheibe, so habe ich das auch noch nicht gesehen
Die Ecke gefällt mir sehr gut, es ist etwas ruhiger als im restlichen Gebiet. Dazu natürlich schöne Schlepplifte und nette Abfahrten. Der KSSL Aujon ist der letzte Lift und liegt gefühlt schon deutlich weiter weg, auch wenn das Retortendorf noch sichtbar ist.
Gleich wird die Qualität der Piste wieder besser...
Hier hinten würde ich es noch länger aushalten, aber das Gebiet ist zu groß für mehrere Wiederholungsfahrten. Im „La Pente à Jules“ gehe ich zum Mittagessen - teuer, sehr gute Qualität, aber auch ziemlich unfreundlich. In einem Skiresort mit vielen internationalen Gästen würde ich erwarten, dass man Englisch spricht.
Nach dem Essen geht es mit der relativ neuen EUB Aup de Véran rauf zur DSB Lindars Nord und anschließend zum höchsten Punkt des Skigebietes. Die folgende Abfahrt führt mich direkt zurück ins Zentrum, nun ist der KSSL Véret an der Reihe. Da die KSSL Grand Balacha 1&2 und die DSB Pré nicht mehr da sind, habe ich die für mich interessanten Sachen gesehen.
Ich wunderte mich noch über die Skistöcke unterhalb der Trasse, als es auch in meinem „Korb“ klapperte und ich mein Paar nur knapp vor dem Absturz retten konnte.
Seitenblick aus der KSB, die präparierte Variante führt auf der Rückseite entlang
Mittlerweile erstaunlich ruhig, am Vormittag war die Piste kaum zu erkennen
Nichts los! Schade, dass nicht wenigstens eine Seite präpariert ist.
Schön steil
Blick zum SL Gers, der mittig links bis rechts oben verläuft (Tal- und Bergstation sind nicht zu sehen)
Gers ist links zu sehen, rechts die Bergstation der DMC
Tolle Aussicht
Nach drei Fahrten ging es weiter zu den restlichen KSSL und auf der Suche nach eher ruhigen Ecken, z.B. Plan Moulins und Kédeuse.
Vorbei an Tête des Saix...
Wo ist denn die DSB Airon?
Ich bleibe kurz am KSSL Vieille hängen. In diesem Bereich wird alles vom lauten Antrieb der schrottigen KSB Sairon übertönt. Ein kurzer Check des interaktiven Pistenplans zeigt, dass Plan Moulin heute nicht geöffnet ist. Also kann ich mir den langen Abstecher sparen und rutsche die eisige Piste zur lauten KSB runter.
Ich nehme die alte Klapperbahn Biollaires noch mit, um dann mit der neuen und fast 3 km langen KSB Coulouvrier zu fahren.
Lanche ist nicht mehr, also geht es weiter hinten zurück
Die neue Piste ist eine Katastrophe, vereist von oben bis unten. Reihenweise legt es die Skifahrer hin, einmal schießt ein Ski direkt an mir vorbei. Im Hintergrund ist die neue Bahn zu sehen.
Irgendwie ist die Anlage beeindruckend, die breit ausgeholzte Trasse aber auch erschreckend. Dazu die vereiste Piste... war man mit der Kombi Airon/Lanche nicht besser dran?
Noch ein KSSL - Soleil - auf dem Rückweg, dann geht es weiter zur 4SB Chariande 2. Wenn schon sonst niemand damit fährt.
Schade um (Gouilles) Rouges, gerade das Steilstück sieht interessant aus
Die Rückbringer wurden mittlerweile auch verändert, von einer GUB und DSB zur 6er Demoiselles, die wegen der vielen Skikurse mehr steht als fährt. Zum Schluss vergnüge ich mich noch am kurzen, relativ neuen DM-SL Plateau, der mit einer interessanten Bergstation aufwartet. Quasi ein Totpunktausstieg, aber das Gehänge ist schon schneller um den Steher rum und so schlägt der Bügel gegen eine aufgestellte Wand. Hätte ich doch nur ein Bild gemacht.
Die weißen Eier kommen wohl von der ehem. Aup de Véran. Wie viele unterschiedliche Varianten gab es eigentlich (Sitze, etc.)?
An der Stelle mit dem größten Spannfeld gab es einen abrupten Stopp, was so eine Fahrt doch erst richtig spannend macht. Da knarzte und quietschte es gleich noch mehr.
Die Mittelstation hätte ich gerne noch im Einsatz gesehen, aber auch der Sessellift hätte hier einen netten Hang erschlossen.
Ich stand noch ein wenig in der Talstation und beobachtete das Gerumpel, gerade beim Einfahren der Eier war man dem „hier fällt alles gleich auseinander“-Eindruck am nächsten. Tolle Anlage in einem Gebiet mit schönen Ausblicken und noch ein paar anderen interessanten Liften. Natürlich muss man dafür ein paar Sachen ausblenden, aber insgesamt war es ein super Tag.