2. Tag, Sonntag 29.Mai 2005, von Asiago nach Ferrara di Monte BaldoTag 1 <- Inhaltsverzeichnis -> Tag 2, Teil 2 Teil 6a: Asiago - Monte KaberlabaDa wir eine Unterkunft ohne Frühstück gebucht hatten, konnten wir unsere vortägigen „Essensüberbleibsel“ am Balkon unseres Zimmers schon sehr zeitig einnehmen. Alpenkönig als Vegetarier verspeiste diverse fleischlose Köstlichkeiten, „Kannibale“ Thomas unter anderem auch regionale Wurstspezialitäten. Anschließend wurde flott das Zimmer geräumt und allerlei Equipment im Auto verstaut – versprach doch der heutige Tag mit dem Monte Echar und Kaberlaba besonders spannend zu werden. Am Monte Echar hatte uns vor allem eine Anlage mit einem Knick neugierig gemacht. Ein Kurvenlift? Wenn ja, welcher Art? Oder letztendlich doch „nur“ zwei Anlagen? Fragen über Fragen, die gelöst werden wollten! Ganz zu schweigen von der „geheimnisvollen“ Sesselbahn, die uns am Monte Kaberlaba erwarten sollte …
L'Altopiano mit Asiago
Warum sich diese Hochebene besonders für nordische Sportarten eignet, sollte spätestens mit dieser Aufnahme geklärt sein. Trotz vieler Aufstiegshilfen spielt der alpine Schilauf eine sekundäre Rolle. Generell hatten wir den Eindruck, dass nicht wenige der vielen Schlepplifte rund um Asiago/Gallio und im Besonderen die Anlagen des Monte Echar LSAP waren, obwohl sie noch in der aktuellsten verfügbaren Panoramakarte (Stand 2003) eingezeichnet waren. Selbiges gilt natürlich auch für die Kaberlaba Sesselbahn. Eine endgültige Klärung dürfte wohl nur ein Besuch während der Wintersaison mit sich bringen …genau, und diesen Gefallen hat uns Starli im März 2006 getan …
Sein Winterbericht aus Asiago brachte endgültig Licht ins Dunkel. Demnach ist der Monte Echar … aber zuerst würden wir noch ein Lesen dieses und des folgenden Kapitels empfehlen.
Die sanften Hänge des Monte Kaberlaba, dessen höchster Punkt mit 1222 m nur durch die gleichnamige Sesselbahn erreicht wird. Ansonsten wird dieser Hügel mit dem sonderbaren Namen noch durch ein paar Schlepplifte erschlossen, die allesamt unterhalb des eigentlichen "Gipfels" bzw. der Bergstation der Sesselbahn enden.
Tellerlift Kaberlaba Baby. Wer hätte den Hersteller auf Anhieb erkannt?
Hersteller MEB und erst 2004 errichtet.
Der daneben liegende Schlepper ist ein Graffer - Kaberlaba Direttissima mit …
... Talstation. Der relativ gute Zustand lässt auf Winterbetrieb schließen.
Wie gesagt, sieht ansprechend aus.
Impressionen am Fuße des Monte Kaberlaba. Der Name dürfte ebenfalls ein österreichisch-ungarisches Kriegsrelikt aus dem ersten Weltkrieg sein.
Nächster Kaberlaba-Schlepper und wir haben tatsächlich kurz gerätselt, welcher Hersteller diesen wohl verbrochen haben könnte. Schnell vergisst man anscheinend im fernen Italien seine Wurzeln.
Natürlich ein Original Doppelmayr, eingebettet zwischen MEB und Graffer, … Anlagen!
Die Hauptattraktion war jedoch blau. Wer jetzt an Alkohol denkt, liegt allerdings falsch. Es handelt sich dabei schlichtweg um …
… blau gestrichene Stützen ohne Fahrbetriebsmittel. Die DSB Monte Kaberlaba mit ihrer zweiten und doch etwas sonderbaren Stütze.
Die Talstation mit der Lagerung der Betriebsmittel. Wir hatten insgeheim auf einen Sommerbetrieb gehofft. Leider vergebens, wie sich herausstellte.
Das Grübeln geht weiter – wer zum Teufel hat das verbrochen?
Das Innere der Talstation verhieß in Hinblick auf möglichen Betrieb nichts Gutes. Rost sprengt bereits die schöne, blaue Farbe ab und Spinnweben machen aus einer Talstation ein Gruselkabinett.
Die super bequemen Lattensessel im Detail.
Das Altopiano stellte sich immer mehr als ein wahres Raritätenkabinett heraus.
Auch hier kein Herstellerhinweis. Eines stand für uns aber definitiv fest: diese Sesselbahn musste wohl für immer ausgedient haben.
Die Umlenkscheibe im Detail. Aber irgendwie ist die Kombination von sattem Blauton und Rost schon wieder elegant.
Stütze Nr. 2. Ein nachträglich eingefügter Niederhalter in etwa der Hälfte der Strecke wurde massiv aus Stahlbeton ausgeführt. Ein Indiz für Graffer ?
Ein Reitplatz, wie er wohl nicht schöner hätte liegen können
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Spärlich sind die Informationen über die Kaberlaba Sesselbahn im Internet - desto interessanter ein Fundstück aus dem Bilderarchiv von Funivie: Kaberlaba in Form eines ESL! Abgesehen von den Einsitzern und den Querjochen scheinen die Unterschiede nicht so gravierend unterschiedlich zu sein. Im Zuge einer Alpinforumdiskussion kam es zu folgender Theorie:
Der Hersteller der ursprünglichen ESL war (vermutlich) Pavan aus Padova, der Aufnahme nach bereits Schalensitze verwendet hatte.
Nachdem man (möglicherweise) Kapazitätsprobleme festgestellt hatte, wurde die Anlage von Trojer in Form einer DSB in den 70iger Jahren erweitert, wobei die Stützen und die Stationen beibehalten wurden. Sicherlich auch eine Kostenfrage, denn der Skibetrieb in und um Asiago war – der Infrastruktur auf dem Bild zu urteilen – sicher nicht kostendeckend. Die Talstation dürfte ebenfalls massiv erweitert worden sein, wie unsere Bilder zeigen. Besonders krass fällt natürlich der „Stützenaufsatz“ von Trojer auf. Die ursprünglichen Stützenkorpusse wurden weiterverwendet und Trojer hat lediglich bei den Tragstützen seine Rollenbatterien samt Halterungen aufgesetzt. Auf dem historischen Bild sieht man noch die ursprüngliche Variante ohne die abgehängten Rollenbalanciers. Bei den neueren Trojerliften wurde der Rollenbatterieträger unterhalb des Stützenquerjoches montiert, bei älteren Varianten noch oberhalb, so auch am Monte Kaberlaba.
Ebenfalls Trojer zuzuordnen sind neben den Laufrollen auch die Sessel (Federklemmen, die typische aufgeschweißte Rundstahlverstärkung am Gehängekopf und die schwarze Lackierung des Gehängekopfes).
Pavan dürfte nur ganz wenige Lifte gebaut haben, wenn sich die Referenzen nicht gar nur auf diesen einen beschränken.
Eine Besichtigung der Bergstation wurde zwar angesetzt, leider aber abgebrochen, da wir uns von massiven Stacheldrahtzäunen und aggressiven Hundegebell abhielten ließen.
Erst ein paar Monate später schaffte es der unerschrockene LSAP Jäger Starli die Bergstation des Kaberlaba DSB im Alleingang zu erobern.
(
Bildquelle: http://www.alpengallery.at.tf) Die Bergstation des Kaberlaba im Zoom. Starli startete seine Expedition im Herbst. Dieses Bild bot sich auch uns aus der Ferne.
(Bildquelle: http://www.alpengallery.at.tf) Die Umlenkscheibe oben ist noch verrosteter als die im Tal.
(Bildquelle: http://www.alpengallery.at.tf) Die Strecke im oberen Teil von der Bergstation aus gesehen. Im oberen Bilddrittel ist der Wald erkennbar, in dem die Bergbahn auf dem historischen Bild verschwindet.
Starlis kompletten Bericht gibt es
hier zu begutachten.
Zum Schluss noch ein paar Eindrücke von unserer Fahrt auf den Monte Kaberlaba. Blick Richtung Monte Campomulon, einer unserer nächsten Ziele.
In der Bildmitte Asiago. Im Grunde genommen eine Ansammlung aus Streusiedlungen – respektive Dörfer. Allerdings birgt das Altopiano auch eine gewisse Schönheit in sich, das an diesem Morgen wahrlich zur Geltung kam.
Auf dem Weg zu neuen Zielen.
Ein letzter Blick auf die Ansammlung von Hotels, verfallenden Bauten und rostenden Liften am Fuße des Monte Kaberlaba.
Teil 6b: Monte EcharNachdem es – wie bereits vorher im Text angekündigt – uns nicht möglich war, den Kaberlaba von der Rückseite zu besteigen, brachen wir zum zweiten Rätsel von Asiago, dem „geknickten“ Lift auf der Rückseite des Monte Echars auf. Fahrweg gab es keinen, so blieb uns nichts anderes übrig, als unser Ziel zu Fuß zu erreichen. Laut unserer Wanderkarte sollte uns ein recht netter Wanderweg zum Kamm bringen. Allein, der Wanderweg war durch die hervorragende Arbeit des italienischen Alpenvereins (ja, es gibt einen und nennt sich CAI) nicht auffindbar. Nachdem wir einen Einheimischen um den weiteren Wegverlauf befragten, beschlich uns eher das Gefühl, dass der gute Mann erst durch uns erfuhr, dass an seinem Grundstück ein Wanderweg vorbeiführen sollte. Während die ansässige Bevölkerung zum Gottesdienst pilgerte, zogen wir es vor, bei kühler Morgenluft mit den Wanderschuhen aus der Not heraus querfeldein den Monte Echar zu erklimmen, um das Geheimnis des angeblichen Kurvenliftes zu lüften.
Am Beginn unserer Wanderung stand aber vorerst noch eine kurze Exkursion zu den Talstationen der beiden LSAP Schlepplifte Ekar 1200 und 1400 auf dem Programm. Diese beiden Lifte führten zum Echar Kamm, auf dessen Rückseite sich dann auch das Objekt unseres nächsten Zieles befinden sollte. Der Zustand dieser Anlage bedarf keiner weiteren Worte!
Das äußere der Talstation von einem der vielen LSAP Schlepper.
Gespenstisch ragen die nutzlos gewordenen Stützen in den Nachthimmel. Das Foto entstand am Vortag auf der Rückfahrt von Melette.
Die Trasse der beiden Schlepper, die recht ansprechende Länge aufweisen.
Der längere Ekar 1400 schafft gute 1500 Meter, wenngleich dabei auch nur 250 Höhenmeter überwunden werden, die wir etwas weiter links im Fußmarsch bewältigten müssen.
Die typische Landschaft südlich von Gallio und Asiago, etwa vergleichbar mit deutschen Mittelgebirgen, aber auch Teilen des ober- und niederösterreichischen Mühl- und Waldviertels. Selten sollte es auf der Reise wieder so grün werden. Über diese saftigen Wiesen kämpften wir uns querfeldein bergwärts.
Vorbei an der Bergstation des Ekar Baby I mit einem „LSAP Speicherteich“. In Wirklichkeit eine „Kloake“ – wir nennen das flüssige Zeug darin mal so – die als Tränke für Huftiere dient. Oder auch besser bekannt als Kühe.
Im Aufstieg vorbei an den Ekar Hängen. In westlicher Richtung die Fortsetzung Höhenzuges, nämlich der mittlerweile dem Leser bestens vertraute Monte Kaberlaba mit seinen bewaldeten sanften Hängen
Weitere Naturimpressionen von dieser wunderbaren Hochfläche.
Endlich! Die morgendlichen Mühen hatten sich ausgezahlt und wir standen vor der Bergstation des Schleppers Malagon Cima Echar. Aus dieser Perspektive verbirgt er noch sein eigentliches Geheimnis.
Und siehe da! Eine Zwirbelkurve aus dem Hause Graffer. Fast ehrfürchtig standen wir vor dieser Konstruktion, die wir in dieser Ausführung nicht erwartet hätten.
Cool!
Eine Exkursion zur Talstation und den weiteren Schleppern wurde aufgrund des zeitraubenden Aufstieges und des noch vor uns liegenden dichten Programms gestrichen.
Am Weg nach unten wieder über die saftig grünen Wiesen.
Doch bevor wir die Hochebene nun endgültig verlassen, noch etwas trockene LSAP Theorie:
Es scheint, dass das Altopiano de Sette Comuni noch wesentlich mehr Sesselbahnen beherbergte, wie dieser Ausschnitt aus Alpenkönigs berüchtigter Straßenkarte verdeutlichen soll. Neben der Ruine zum Croce di l’Ongara in Gallio und der Sesselbahn zum Monte Kaberlaba sind noch weitere fünf (!) Sesselbahnen in der Karte eingezeichnet, über die wir teilweise vor Ort (Kaberlaba, Gallio/Ongara und Bertigo) und bei den restlichen Verdächtigen im Zuge von Recherchen keine weiteren Informationen mehr auf deren Existenz gefunden haben.
Sicher ist, dass die beiden in Bertigo eingezeichneten Sesselbahnen längst Geschichte sind, denn an selbiger Stelle führen, wie bereits in diesem Kapitel beschrieben, nur mehr Schlepplifte auf Monte Echar, die wiederum selbst mittlerweile LSAP sind.
Bleiben noch die beiden Anlagen um die Ortschaften Rubbio und Biancoia übrig, die, wenn überhaupt jemals vorhanden, mittlerweile ebenfalls durch Schlepplifte ersetzt wurden – so zeigen es zumindest die Legenden der uns zur Verfügung stehenden Karten. Dasselbe gilt auch für die Sesselbahn, die in der Nähe des 1519m hohen Cima Fonti eingezeichnet ist. Außer ein paar eingezeichneten Schleppliften um das benachbarte Rifugio Monte Corno gibt es keinen weiteren Hinweis. Stellt sich nun die Frage, ob es sich um einen Kartographenfehler handelt oder es in dieser Region tatsächlich einmal eine wesentlich größere Anzahl an Sesselbahnen gegeben hat … wer weiß?
Noch einmal die offizielle Panoramakarte von 2003: Eingekreist, all jene Gebiete, die auf der Straßenkarte noch mit Sesselbahnen geführt werden.
Noch ein Detail am Rande: Von Schio führte ursprünglich eine Zahnradbahn nach Asiago, die jedoch auch seit etlichen Jahren aus allen Karten verschwunden ist
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